Zu den Grenzen des Planeten Goderijan

Science Fiction Roman von Peter Althammer

Kapitel 24

Der Auftrag


Manulah ging langsam und auf sehr leisen Sohlen. Mal ging er zehn Schritte, wobei er auf jedes noch so kleine Hölzchen achten musste, das vor sich auf dem Boden lag oder sich seinen Schritten in den Weg stellte, um ja nicht draufzutreten und dieses verräterische knackende Geräusch zu verursachen. Und mal ging er in die Hocke und lauschte dem Geschehen um sich herum. Konnte er nichts hören, ging das gleiche Spielchen wieder von vorne los. Dies tat er so lange, bis er sich absolut sicher war, kurz vor den feindlichen Stellungen zu sein. Manulah ging erneut in die Hockstellung und harrte kurz der Dinge. Regungslos und in voller Konzentration lauschte er dem Treiben hinter den Linien der Nohkui. Dann legte er seinen Rucksack ab, also vor sich, und öffnete ihn. Er griff hinein und holte sich ein kleines Döschen heraus, das fettigen Tran enthielt und den Duft der Nohkui wiedergab, und schmierte sich etwas ins Gesicht und auf seine Handrücken.

Wow, ist das ein Gestank, nicht zum Aushalten, dieses Zeug, dachte sich noch Manulah, während er würgend schlucken musste, weiterhin jedoch hochkonzentriert seine Umgebung genau belauschte. Anschließend verstaute er dieses übelriechende Gel wieder in den Rucksack, wo sich auch der Behälter mit dem Strahlenmagnet befand, schloss ihn und legte ihn wieder auf seinen Rücken. Sofort ging er in die Schleichstellung über, wobei er sich auf den Bauch legte und wie eine kleine Eidechse in Stellung, förmlich in tiefste Stellung, überging und sich krabbelend vorwärts bewegte. Wobei er genau wie in aufrechter Haltung nach nur wenigen Metern innehielt und wiederum seine Umgebung belauschte. Dies war nach seiner Meinung unvermeidbar, da er ja während seiner Fortbewegung nicht allzuviel in seinem Lauschbereich wahrnehmen, bzw. hören konnte. Schließlich, nach einigen Minuten, konnte er so zirka acht Meter vor sich schon eine Teilbegrenzung, also eine der Stellungsbegrenzungen der Nohkui sehen. Diese Hindernisse, die jeden Feind, natürlich aus der Sicht der Nohkui, hätten fernhalten sollen, bestanden aus Metall-Latten, die in etwa zwanzig Zentimeter Abstand zueinander hatten und ragten fast zwei Meter senkrecht nach oben, wobei sie fest im Erdreich verankert waren. Manulah hielt sich dabei noch immer mucksmäuschenstill, um die Lage besser einschätzen zu können. Es folgte ein kurzes Aufhorchen. Plötzlich konnte er ein Geräusch vor sich hinter der Stellung, also im Bereich der Nohkui wahrnehmen.

Verdammt, das sind bestimmt Nohkui. Die Wachposten, jetzt nur nicht bewegen, dachte er sich.

Die Nohkui hatten ein unwahrscheinlich gutes Gehör. Selbst aus fünf bis sieben Metern, konnten sie eine schwer atmende Person wahrnehmen, und man stelle sich erst einmal vor, wenn sich jemand in diesem Bereich bewegen würde. Und tatsächlich konnte Manulah durch die Zwischenräume der Metall-Latten hindurchsehen und erkannte so zwei Nohkui, die anscheinend diesen Metalllattenzaun entlang gingen und kontrollieren mussten. Bis aufs Höchste angespannt verharrte Manulah regungslos wie eine Statue auf dem Bauch liegend, als wollte er gerade ein Nickerchen machen. Nach einer gewissen Zeit waren die Nohkui außer Sicht-, Hör- und Reichweite. Jetzt war der Augenblick gekommen, an dem er handeln musste. Denn eines war er sich sicher, dass diese zwei wieder zurückkommen würden. Er konnte nicht riskieren, noch länger zu warten.

Jetzt oder nie, dachte sich Manulah. Dann stand er auf und rannte was das Zeug hielt die acht Meter leichtfüßig auf den Metalllattenzaun zu und sprang gewandt wie eine Katze mit einem Satz hoch. Leicht, und eins mit den Gegebenheiten, griff er sich die Oberste Latte mit beiden Händen, zog sich hoch, wuchtete mit einem Schwung sein rechtes Bein ebenfalls auf die oberste Latte, zog sich nun ganz hoch und ließ sich auf die andere feindliche Seite herunterplumpsen, wobei er aber in gekonnter und akrobatischer Manier wieder auf seinen Beinen aufkam. Unmittelbar folgte eine Rolle nach vorn und, schwupps, landete er im nächstgelegenem Gebüsch, das sich vor ihm in etwa drei Metern Entfernung befand. Zwar außer Puste, dennoch zufrieden mit sich selbst, spitzte er durch das Gestrüpp und sah ungefähr fünfzig Meter vor sich auf einem aus Holz erbauten Gestell, welches ca. 1,50 m hoch war, diesen Detonator, den die Nohkui dort deponiert hatten. Für einen Augenblick hielt Manulah inne.

Ich muss aufpassen, dachte sich Manulah. Ruhig und gelassen verhielt er sich in seinem Versteck aus wild herausgewachsenem Gestrüpp. Doch was ihn am meisten wunderte, war die Tatsache, dass sich kein einziger Nohkui in der Nähe des Detonators aufhielt.

Mann, die müssen sich ganz schön sicher fühlen, wenn sie diesen Detonator so unbewacht lassen. Gefällt mir irgendwie nicht. Gefällt mir gar nicht, dachte er sich.

Manulah hatte ein ungutes Gefühl. War es vielleicht doch eine Falle? Erwarteten die Nohkui vielleicht schon jemanden aus seinen Reihen? Trotz dieser Vermutung drängte die Zeit. Auf feindlichem Gebiet war er ja nun bereits und der Ionenplasmareaktionsdetonator befand sich praktisch zum Greifen nahe. Krampfhaft überlegte er, wie er am besten feststellen konnte, ob die Nohkui irgendwo in der Nähe des Detonators auf der Lauer lagen. So sah er sich in seinem Versteck ein bisschen um. Nach kurzer Zeit fand er hinter sich einen etwas größeren Stock. Doch dieser war zu leicht, als dass er ihn diese fünfzig Meter weit hätte schleudern können. Nach intensivem Suchen fand er endlich einen geeigneten Stock, der noch nicht morsch war. Innerhalb dieses Verstecks, so war er sich im Klaren, konnte er nicht so weit ausholen, dass der Stock bis hin zum Detonators geflogen wäre. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als kurz aus seinem Versteck hervorzukriechen, um dann zu einem wuchtigen Wurf auszuholen. Ihm war klar, dass dies sehr riskant ist und er unter Umständen entdeckt werden könnte, doch was blieb ihm übrig. Er musste einfach herausfinden, ob sich die Nohkui in der Nähe des Detonators versteckt hielten. Langsam und äußerst vorsichtig kroch er aus dem Gesträuch, um sich wenigstens in seiner Nähe nach Nohkui umzusehen. Doch nichts dergleichen konnte er ausfindig machen. Es folgte ein kurzes und tiefes Einatmen.

So, jetzt oder nie, dachte er sich. Mit einem Satz schoss er buchstäblich aus seinem Versteck, in seiner rechten Hand den schweren Stock und holte zum Wurf aus. Kaum ließ er im vollen Schwung den Stock los, sprang er wieder mit einem Hechtsprung in sein Versteck. Sehen konnte er nicht, ob der Stock auch dahin flog, wo er gezielt hatte. Doch hören konnte er, dass der Stock zumindest laut krachend auf das hölzerne Gestell knallte, auf dem der Detonator abgelegt und vermutlich befestigt und gesichert war. Manulah wagte kaum zu atmen. Er hatte Angst, irgendein Geräusch seitens der Nohkui, die sich vielleicht irgendwo in der Nähe versteckt hielten, zu überhören. Er horchte auf. Doch es folgte keinerlei Reaktion, keinerlei Gegenwirkung seitens der Nohkui. Er überlegte und beschloss, noch etwas zu warten. Er gab sich selbst eine Frist von exakt fünf Minuten. Wenn er bis dahin noch immer keinen Nohkui entdecken konnte, würde er, mag da kommen was da wolle, einfach in schnellen Schritten zum Detonator hinübersprinten, den Strahlenmagneten ungefähr in der Mitte des Detonators, unterhalb auf der metallenen Außenhaut, wo sich der Zündschaltkreis befand, anbringen. Da der Strahlenmagnet durch seine Strahlen zudem alles Metall anzieht, brauchte Manulah keinerlei Hilfsmittel zum Befestigen des Magneten an dem Detonator, da er wie von alleine an der Außenhülle haften bliebe. Drei Minuten waren schon vergangen und nichts war zu hören oder gar zu sehen. Er lag auf dem Bauch zwischen kratzenden und stechenden Dornen, die sich in seiner schwarzen und engen Kleidung, förmlich wie Kletten festkrallten. Die fünf Minuten waren nun bis auf wenige Sekunden abgelaufen und Manulah ging in die Hocke, befreite sich von dem mit Dornen bespickten Gestrüpp und wollte gerade losrennen. Halt, plötzlich vernahm er ein Geräusch, begleitet von Stimmen, die er aber nicht verstehen konnte. Was aber für ihn nicht zählte. Im Nu ging er wieder in die Liegestellung über und senkte, so tief es ihm nur möglich war, seinen Kopf. Denn der feindliche Grenzweg verlief vielleicht nur einen Meter von ihm, also auch vom Gebüsch entfernt. Sein Herz raste. Er versuchte das Atmen so zu kontrollieren, dass selbst er es nicht hören konnte. Angst machte sich in ihm breit, was ihn noch vorsichtiger werden ließ. War er nun entdeckt worden? Oder waren es diese zwei Nohkui, die schon vor Minuten hier vorbeikamen. Manulah rührte sich keinen Deut. Er vernahm die schleifenden Schritte dieser beiden Bestien. Sie hörten sich nicht wie die Schritte von den Apaloss, seinen Volk, oder den Goderijaner an, da sie andere Fußformen hatten. Ihre Schritte, also ihre Fortbewegung hörte sich eher wie ein Schleifen, vermischt mit leichten Getrabe an. Es war soweit. Er konnte ihre insektenartigen Füße aus seinem linken Blickwinkel sehen. Dann hielt er den Atem an. Während die beiden Nohkui gemächlich, ja, nicht einmal den metallenen Lattenzaun beobachtend immer näher kamen. Mit einen Male blieben sie direkt neben dem Gestrüpp, in dem Manulah sich versteckt hielt, stehen.

Verdammt! Jetzt haben sie mich doch entdeckt. Dachte er sich, innerlich Bebend.

Manulah machte sich innerlich zum Kampf bereit. Er lag zwar auf dem Bauch, doch sein linkes Bein an sich heranzuziehen, um seinen kleinen Fünfzehn-Zentimeter-Faserdolch aus dem linken Stiefel zu ziehen, reichte es allemal. Instinktiv wusste er, dass er gegen diese beiden Nohkui keinerlei Chancen hatte. Doch, ohne sich zu wehren, würde er sich nicht töten lassen. Einen dieser Bestien wollte er zumindest verletzen, wenn nicht gar töten. Von seiner linken Hand wechselte er den Faserdolch in die rechte. Krampfhaft und unter großen Ängsten, umklammerte er den Faserdolch so fest er konnte in seiner rechten Hand.

Doch es folgte nur ein Zischen und ein Wirrwarr an Worten, die er natürlich nicht verstand. Manulah blieb fast das Herz stehen und er ärgerte sich, dass er keinen dieser Dekitanoren (Übersetzungs- und Aufzeichnungsgerät) mitgenommen hatte. Vielleicht hätte er ja was Nützliches für seinen Kommandanten in Erfahrung bringen können. Doch alles innerliche Jammern half ihm auch nicht weiter. Er hatte sein Ziel vor Augen. Aus all seinen Aufträgen ging er stets erfolgreich hervor und das sollte sich auch an diesem Tage nicht ändern. Er war sich bewusst, dass dieser Auftrag einer seiner gefährlichsten sein würde. Koste es was es wolle, er würde niemals aufgeben. So langsam konnte er keine Geräusche oder gar Stimmen von den beiden Nohkui mehr hören. Also ging er wieder in die Hockstellung über, um sich so weit wie nur irgend möglich hinauszubeugen, so dass er einen großen Teil des Grenzweges rechts von sich überblicken konnte. Weit, weit hinten bewegten sich die Nohkui nun, bis sie an eine Biegung kamen und gänzlich verschwanden. Das war für ihn die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Er war sich nämlich sicher, dass diese beiden nach gewisser Zeit wieder zurückkommen würden. Und genau in dieser Zeit musste der Auftrag erledigt sein. Manulah raffte allen Mut zusammen, legte den Rucksack ab, öffnete ihn und holte den Strahlenmagnetenbehälter heraus. Sogleich öffnete er diesen Behälter und entnahm diesen Magneten. Als nächstes krabbelte er aus dem Gebüsch und richte sich auf. Noch eben in panische Angst und im nächsten Augenblick stellte er sich doch tatsächlich rotzfrech vor dem Gebüsch ins Freie, mit dem Strahlenmagneten in seiner Linken Hand.

Na dann, dachte er sich. Atmete ganz tief durch und begann zu rennen, als wäre der leibhaftige Teufel hinter ihm her. Wie wir bereits wissen, musste Manulah zirka fünfzig Meter bis zu diesem Gestell laufen, worauf sich ja der Ionenplasmareaktionsdetonator in etwa 1,50 Meter Höhe befand. Er rannte, was das Zeug hält. Er hatte keine Zeit, sich nach weiteren Nohkui, die sich vielleicht in der Nähe aufhielten, umzusehen. Ja, er setzte alles auf eine Karte. Es gab nun für ihn, kein Wenn oder Aber mehr. Mach das Ding, so sagte sein Kommandant. Ja er wollte mit all seiner körperlichen und geistigen Kraft diesen Auftrag erledigen und wenn es sein Leben kosten würde.

Es war soweit: Manulah kam an dem Gerüst an. Bis dahin ging es ja gut. Er kroch in das Geflecht des Gerüstes hinein und konnte sich innen gleich aufrichten. Einen Vorteil hatte er nun, er brauchte nur noch seine Arme auszustrecken und den Magneten anzudocken. Er stand nämlich genau unter dem Detonator. Was er auch gleich in die Tat umsetzte. Mit beiden Händen hob er den Strahlenmagneten an und dockte ihn genau dort an, wo der Zündschaltkreis laut Kommandant Zortekan sich befinden sollte.

Geschafft, dachte er sich. Anschließend kroch er wieder aus dem Gerüst heraus ging wieder in die Hocke, hielt kurz nach dem Feind Ausschau und rannte wie von einer Tarantel gestochen den gleichen Weg, den er gekommen war, zurück in das Gebüsch. Völlig verschwitzt und außer Atem verblieb er nun eine zeitlang, um sich kurz zu erholen und wieder Kräfte zu sammeln. Als er sich wieder einigermaßen erholt hatte, schlich er sich wieder auf die Seite des Gesträuchs, von wo er den Grenzweg nach beiden Seiten überblicken konnte. Nichts war von den beiden Nohkui zu sehen. Eigentlich wären die beiden längst wieder fällig und müssten wieder an Manulah vorbeikommen. Doch so sehr auch Manulah auf den Grenzweg nach ihnen Ausschau hielt, konnte er sie nicht entdecken. Er wusste, dass er nur noch über den Grenzweg und hinüber über den metallenen Lattenzaun zu klettern hatte und es war vollbracht. Doch wollte er nun nicht noch mehr riskieren. Also vergewisserte er sich lieber noch einmal und hielt erneut Ausschau nach den beiden Nohkuis. Doch nichts und niemanden konnte er entdecken. Also beschloss er, es zu wagen.

Hoffentlich entdeckt mich so kurz vor dem Ende niemand, dachte er sich noch leicht aufgeregt. Dann nahm er noch einmal seinen gesamten Mut zusammen und rannte, ja sprang fast, wie, ja fast wie eine Raubkatze mit zwei mächtigen Sätzen in Richtung des Lattenzaunes und ergriff die oberste Latte, zog sich genau wie vorher schon mal, hoch. Ein letzter Sprung, und er landete geschickt auf seinen Füßen. Sofort ging er wieder in die Hockstellung und horchte auf. Doch wiederum konnte er nichts vernehmen. Im nächsten Augenblick und wie ein geölter Blitz rannte er ein kleines Stück in Richtung seiner eigenen Stellungen, die sich ungefähr zwei Kilometer von ihm entfernt befanden. Es folgte ein Hechtsprung auf den Boden. Sofort kroch und rollte er sich hinter einen Busch und harrte erst einmal aus. Dann folgte wieder ein Aufhorchen. Doch noch immer war alles ruhig.

Hätte nicht gedacht, dass ich so schnell rein und wieder raus komme. Meine Güte, sind die Nohkui so was von sich überzeugt, dass sie es nicht einmal für nötig halten, ihre mächtigste Waffe, die vielleicht ihren Sieg hätte bedeuten können, zu bewachen. So was von arrogant und von sich selbst überzeugt. Na ja, ich muss schleunigst machen, dass ich hier verschwinde und sehen, dass ich in unser eigenes Gebiet komme, dachte er sich noch.

Manulah kroch noch eine Weile wie eine Eidechse, zumindest so lange, bis er von den Nohkui nicht mehr gesehen werden konnte, in Richtung seiner Stellungen. Im nächsten Moment stand er auf und ging ganz gemächlich und äußerst zufrieden mit sich selbst seines Weges. Und wie er so ging, dachte er noch, was er doch für ein pfiffiges Kerlchen ist und musste anschließend wegen seines Selbstlobes herzlich lachen.


*

Zur Gleichen Zeit:
 

Wie versprochen nahm Kommandant Zortekan, nachdem er Manulah in die feindlichen Stellungen schickte, Kontakt mit Kommandeur Miwar auf. Dabei besprachen beide die genaue Lage. Sie waren sich beiderseitig einig dass, wenn Obergefreiter Manulah seinen Auftrag tatsächlich erfüllte, sie dann eine reale Chance hätten, diese Nohkui in einem effektiven Entscheidungsschlag zu vernichten. Zortekan stand längst wieder bei einem seiner Beobachtungsposten, die sich auf den Dächern sämtlicher Transporter verschanzt hatten und spähte nach seinem Schützling.

»Und, Posten sechs, sehen Sie etwas?«, fragte er ihn, mit großer Sorge.

»Leider nein, Herr Kommandant.«, erwiderte dieser.

»Hoffentlich schafft er es, den Strahlenmagneten an dem Detonator anzubringen. Und hoffentlich kommt er wieder heil und gesund zurück. Beobachtungsposten, machen sie mir sofort Meldung, wenn sie ihn zu Gesicht bekommen, ist das klar?«, befahl er den Beobachtungsposten murrend.

»Natürlich, Herr Kommandant.«, erwiderte er gehorsam.

Zortekan wollte gerade die Stufen vom Transporter heruntergehen, da meldete, und das nicht gerade leise, sein Beobachtungsposten Nummer sechs, dass er jemanden durch sein Sichtgerät entdeckt hatte. Sofort kehrte Zortekan mit einem schwungvollen und gekonnten Dreh um und sauste die Stufen nach oben, als gäbe es dort etwas umsonst. Mit einem Griff entriss er dem Posten sein Sichtgerät und begutachtete die gesamte vor ihm liegende Gegend. Und tatsächlich, eine Gestalt kam direkt auf sie zu.

»Und, Herr Kommandant, ist es Manulah?«, fragte er neugierig seinen Kommandanten dringlich.

»Kann ich noch nicht sagen, diese scheiß Technik, wenn man sie mal wirklich dringend braucht, taugt sie nichts. Dann aber bekam er endlich diese Person deutlicher zu sehen.

Dieser verflixte Bengel, dieser Gauner, der hat es doch tatsächlich geschafft! Ich bin mir sogar sicher, dass er es geschafft hat!«, gab Zortekan freudig an.

»Was macht Sie da so sicher, Herr Kommandant?«, fragte sein Posten ihn.

»Na, weil er ein Lächeln zu seinem Besten gibt. Darum bin ich mir sicher. Würden sie lächeln, wenn sie einen enorm wichtigen Auftrag erhielten und ihn nicht ausführen konnten?«, eine kluge Frage, die da Zortekan seinem Beobachtungsposten mit der Nummer sechs stellte.

»Sicherlich nicht, Herr Kommandant.«, erwiderte dieser sehr smart.

»Na, sehen Sie. Mann, wie abgebrüht muss man denn sein, um in einem Feindgebiet einfach so mir nichts dir nichts ganz lässig spazieren zu gehen?«, schlussfolgerte der Beobachtungsposten mit der Nummer sechs.

»Glauben Sie mir, junger Mann, das hat mit 'abgebrüht' nichts zu tun.«, stellte Zortekan fest.

»Na, ich weiß nicht, wonach sieht es denn dann aus, was Manulah da veranstaltet?«, fragte der Beobachtungsposten.

»Das mein Bester, sieht für mich nach einem professionellen Verhalten aus. Der Mann da unten weiß genau, ab wann er in die tiefste Gangart übergehen muss. Und wenn dieser Mann da unten in oder außerhalb des vor ihm liegenden Feindgebietes aufrecht geht, dann nur deswegen, weil er schon vorher die Gegend, in der er sich bewegt, erkundet hat. Das, mein Lieber, schreiben Sie sich am besten hinter die Ohren und jetzt möchte ich keinen Mucks mehr von Ihnen hören. Dieser Mann da unten hat für uns alle sein Leben riskiert. Ich bitte mir mehr Respekt ihm gegenüber aus!«, rügte er den Posten, der nun sprichwörtlich und plötzlich sehr kleinlaut wurde.

»Verzeihen Sie mir bitte, mein Kommandant, es war von mir nicht so gemeint.«, entschuldigte sich der Posten mit der Nummer sechs.

»Ach, schon gut, vergessen Sie's.«, vergab er ihm.

Gespannt warteten beide, der Posten und Kommandant Zortekan auf Manulah, der jeden Moment kommen musste. Dann war es soweit: Langsam aber dennoch wachsam und stetig schleppte sich Manulah die Eisentreppen hoch. Kommandant Zortekan freute sich wie ein kleines Kind, das das Christkind erwartet. Mit seinen himmelblauen Augen sah er seinen Schützling an, als wolle er alleine durch seine Gedanken sämtliche Informationen aus ihm heraussaugen. Was natürlich von vorne herein zum Scheitern verurteilt war. Also blieb Zortekan nichts anderes übrig, als zu warten. Manulah ging in Spalier über und machte seine Meldung.

»Melde mich gehorsamst zurück. Auftrag ist ausgeführt.«, meldete er.

»Ich wusste es, ich wusste es. Mein lieber Manulah. Du bist der Beste, nein du bist ein Genius, ein Genie.«

Kommandant Zortekan konnte sich kaum beruhigen, so sehr war er von ihm angetan.

»Aber, aber, Herr Kommandant. Ich tat doch nur meine Pflicht.«, erwiderte und wunderte sich Manulah.

»Ja, wissen Sie denn nicht, was Sie uns allen mit ihrem Erfolg ermöglicht haben? Wir haben nun eine reale Chance, den Krieg mit einem Schlage zu gewinnen. Begreifen Sie nicht die Tragweite ihres Erfolges. Und wenn wir durch Ihren Einsatz und Erfolg den Krieg für uns entscheiden, wie viele Leben und zudem, wie viele Welten sie damit gerettet haben?«, wahre Worte, die da der Kommandant sprach.

»Ehrlich gesagt, Herr Kommandant, habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht.«, gab er zu verstehen.

»Na, hör sich das einer an, bescheiden ist er auch noch. Nun gut, sei es drum. Stehen Sie gerade, Obergefreiter Manulah.«, befahl der Kommandant nun ganz ernst geworden, worüber sich Manulah keinen Reim daraus machen konnte.

Na, egal, dachte er sich, kann ja nichts schaden.

So ging er in Spalier über.

»Ich als Kommandant, mit der Befugnis, ernenne Sie mit sofortiger Wirkung zum Leutnant. Rühren sie sich, Leutnant Manulah.«, dann ging der Kommandant einen Schritt vor und reichte Manulah die Hand, die er kräftig zu schütteln wusste.

»Leutnant, ich?«, sein Schützling konnte es kaum fassen, übersprang er doch gleich mehre Ränge auf einmal.

»Ich weiß, dass Sie als Leutnant einiges dazulernen müssen, doch das können sie nach dem Krieg nachholen. Ich werde Sie intensiv unterstützen. So, Herr Leutnant. Sie sind bestimmt sehr hungrig und müde. Sie haben nun bis morgen früh so gegen acht Uhr frei. Sie können nun wegtreten.«, befahl er seinem Leutnant. Der natürlich gleich wieder in Spalier überging und sich alsgleich auf den Weg zum Essenstransporter machte. Zortekan sah ihm noch nach und war sichtlich stolz, in seiner Einheit einen solch fähigen gewandten Krieger zu haben.

»Tja, Beobachtungsposten mit der Nummer sechs, wir bräuchten mehr Männer dieses Schlages und wir hätten in der Vergangenheit einige Kriege weniger verloren, bei denen so viele tapfere Krieger ihr Leben lassen mussten. Na, Schwamm drüber. Und vergessen Sie nicht, ihre Aufgabe hier ist genauso wichtig. Denn, wenn wir euch nicht hätten, wären wir blind wie ein Nabbu (ein nachtaktives und blindes Tier der Chasquiana vom Planeten Nartahu), also weitermachen, Posten 6.«, wies Kommandant Zortekan an.

»Jawohl, wie Sie befehlen, mein Kommandant.«

Dann ging auch er in Spalier über.

Zortekan ging langsam, gemächlich und schleppend in Richtung des Kommunikationstransporters, um sofort seinen Freund, Kommandeur Miwar, zu kontaktieren bzw. ihm die frohe Kunde zu präsentieren. Er ging hinein und klopfte dem Kommunikator auf die rechte Schulter und bat um eine Verbindung mit Miwar, was natürlich sofort erledigt wurde. So wartete Zortekan vor dem Bildschirm auf das Erscheinen von Miwar. Natürlich blieb er nicht lange vor dem Schirm stehen. Zortekan war kein sehr geduldiger Mann, so begann er, vor dem Bildschirm hin und her zu gehen. Schließlich war es dann soweit und Miwar erschien auf den Schirm:

»Wie ist die Lage, Zortekan? Ist dein Spion schon zurück und hat er den Auftrag erfüllt oder nicht?« Fragen über Fragen, die da Miwar stellte.

»Geduld, mein Freund, Geduld, ich werde dir alles berichten: Nun zu deiner ersten Frage, Miwar. Ja, mein Spion, wie du es so schön zu formulieren weißt, ist wieder zurück. Und zu deiner zweiten und letzten Frage: Er hat seinen Auftrag zu einhundert Prozent erledigt. Na, was sagst du nun, ich hatte dir doch gesagt, dass dieser Mann was ganz besonderes ist und dass er ein Meister seines Faches ist.«, berichtete Zortekan voller Stolz.

»Wau, weißt du, was das bedeutet, mein Bester?«, wies Miwar freudig darauf hin.

»Und ob ich das weiß. Wir haben nun eine echte und reale Chance, diese Mistviecher auszurotten, und das endgültig.«, gab er mit einem machtgierigen Blick Miwar zu verstehen.

»Höre genau zu, Freund Zortekan: Nach unserem Gespräch werde ich umgehend General Eltier kontaktieren und ihm die freudige Nachricht persönlich berichten. In dieser neuen und guten Situation denke ich, dass wir morgen so gegen 8 Uhr 30 angreifen und alles was wir zu bieten haben, in dieses verdammte Nest von Nohkui reinwerfen werden.«, berichtete Miwar.

»So gegen 8 Uhr 30? Also, warum so spät?«, eine hinweisdienliche Frage, die er da stellte.

»Ja, ich weiß, dass es recht spät ist. Aber ich habe meine Gründe. Zum Ersten möchte ich, dass unsere Truppen wenigstens ein paar Stunden mehr an Schlaf bekommen, sie haben ihn, so denke ich, verdammt nötig. Eine halbwegs ausgeschlafene Truppe nützt uns mehr, als Truppen, die fast nicht mehr stehen können. Und zum Zweiten, wenn die Nohkui mit einem Angriff rechnen, dann bestimmt viel eher, als wir es morgen tun werden. Falls das mit dem Detonator wieder einer ihre zahlreichen Tricks sein sollte. Wir können in diesem Bezug nicht vorsichtig genug sein. Nichts gegen deinen Spion, er hat seine Sache gut gemacht. Aber mittlerweile weiß doch ein jeder, was ja auch die Vergangenheit bewiesen hat, dass die Nohkui stets eine blutige Überraschung parat hatten. Du pflichtest mir doch hinsichtlich dieser Erkenntnis bei, nicht wahr, mein Freund?«, vergewisserte sich Miwar.

»Gewiss, Miwar, du hast ja Recht, wir können bei diesen Bastarden nicht vorsichtig genug sein. Doch ich hoffe inständig, dass wir unbedingt morgen früh und in der Zeit wie verabredet, endlich die Entscheidungsschlacht führen können.«, hoffte Zortekan inständig.

»Wir werden es erleben. Wir setzen alles auf eine Karte. Entweder gewinnen wir diese letzte Schlacht, oder wir gehen mit ihr unter. Es wird morgen keinen Rückzieher seitens unserer Kampfmaschinerien oder gar den Bodentruppen geben. Zortekan, ich hatte vor kurzem ein intensives Gespräch mit dem Heiligen Xarmax höchstpersönlich, du weißt ja, von dem Volk der Goderijaner. Er erinnerte sich an dich und das mit einem positiven Gedanken. Du hattest ja bereits das Vergnügen, ihn persönlich kennenzulernen. Er, und das solltest du wissen, hat die absolute Befehlsgewalt von den Vereinten Planeten erhalten. Das heißt im Klartext, was er befiehlt, ist Gesetz. Und der Heilige Xarmax, aber auch der Rat der Vereinten Planeten, wünscht sich nun ein sehr baldiges Ende dieses Konflikts. Er wünscht morgen eine endgültige Entscheidungsschlacht, koste es, was es wolle. Er sagte mir auch, dass sein Volk seit langer Zeit von einer unheimlichen Krankheit befallen ist. Diese Krankheit schwäche zunehmends das Kollektiv. Er sagte auch weiter, dass sich bereits jene Menschen in der Nähe unseres Quadranten befinden, die eine in sich ruhende Macht besitzen und mit dieser und seiner Macht er sich unbedingt vereinigen müsste und das schon sehr bald. Nur so könnte endlich sein Volk, also das gesamte Kollektiv, geheilt werden. Doch so lange die Nohkui nicht vernichtet seien und stets die Gefahr auf einen wiederkehrenden Angriff auf Goderijan besteht, wäre es ihm unmöglich, diese letzte Hoffnung einer solchen drohenden und realen Gefahr namens Nohkui auszusetzen und somit einen todsicheren Untergang seiner Spezies zu riskieren. Wie du hören kannst, Zortekan, morgen geht es nicht nur um uns, sondern auch um ein ganzes Volk. Wir müssen morgen siegreich hervorgehen. Wir müssen! Zortekan, was sagt dein Gefühl? Werden wir morgen den Sieg über diese Bestien als den unseren verbuchen können?«, fragte Miwar seinen Freund mit leicht feuchten Augen.

Einen Augenblick hielt Zortekan inne. Dann folgte eine Mimik seitens Zortekans, die seinesgleichen suchte und hinsichtlich dieser Frage keinerlei Worte mehr bedurfte. Miwar kannte die Antwort und lächelte zurück.

»So, mein Bester, morgen früh um genau 8 Uhr 30 machst du deine Männer kampfbereit und um genau 9 Uhr 15 wird General Eltier aus dem Sicherheitsbereich alles was er hat auf die Stellungen der Nohkui abwerfen. Wie schade, dass ich nicht dabei sein kann. Dennoch, mein Bester, werde ich ein kleines bisschen mitwirken. Ich werde sämtliche intakte Stellungen oder deren noch schussfähige Impulskanonen von diesen Mistviechern mit meinen automatischen und selbstgesteuerten DruckstreufaserImplosionskernen den Rest geben.«, erklärte er.

Diese hochsensiblen automatischen selbstgesteuerten Druckstreufaser-Implosionskerne suchen ihren Weg selbstständig, nachdem ihr Ziel vom Computer eingegeben wurde. Dann Steuern sie genau auf den Punkt zu. Jedoch werden diese Art von Geschosskernen nicht ihr Ziel direkt anpeilen, so dass sie auf ihrem Ziel einschlagen und dann implodieren. Sie bleiben, sobald sie ihr Ziel erkannt haben, ungefähr auf einer Höhe von zirka 400 Metern stehen und entladen dann viele kleine Faserimpulse und Implosionskerne, die in einer Höhe von zirka 100 Metern gewaltig Implodieren. Die daraus entstehenden Faserimpulsstrahlen verstreuen sich nun auf das Gesamtziel und implodierten erneut, gefolgt von einer gewaltigen Explosion.

Danach könnt ihr einschreiten. Wenn wir alles niederdetoniert haben, wirst du dich mit sämtlichen Bodentruppen zusammenschließen und diesen Bestien den Rest geben. Ich befürchte aber, dass für euch nicht viel übrigbleiben wird. Sollten noch einige von diesen Ungeheuern herumirren, kennt ihr ja die vorgegebenen Regeln. Wir machen bei dieser hochgradig gefährlichen Spezies keine Gefangenen. Kein Mitleid wird gezeigt, auch nicht mit ihren Jungen. Vergesst nicht die Vergangenheit. Wie so viele Welten und deren arme Völker diese Mörderbande schon auf dem Gewissen hat. Kein Mitleid. Das ist ein Befehl. Jeder der sich diesem Befehl widersetzt und den Heiligen spielen will, den kannst du gleich zu den Nohkui stellen und erschießen. Denkt daran, diese Bestien brauchen keinen Partner, um sich zu vermehren. Also, sollte nur einer von ihnen entkommen, geht nach einigen Monaten das gleiche mörderische Spiel von vorne los. In nur zwei bis drei Jahren steht wieder eine Armee von ihnen vor unseren Haustüren. Ich hoffe, mein Freund, dass ich mich klar und deutlich ausgedrückt habe?«, befehligte er.

»Oh ja, das war mehr als deutlich. Es wird Vorfälle dieser Art in meiner Armee nicht geben. Doch will ich dir auch etwas mitgeben: Wage es niemals wieder, mit mir in so einem Ton zu reden. Du hast nicht irgendeinen Anfänger vor dir. Ich kenne meine Aufgaben und nehme diese sehr ernst. Ich kenne meine Pflichten. Du brauchst mich deswegen nicht zu belehren. Ich Hoffe, auch ich habe mich klar und deutlich ausgedrückt, Freund Miwar?«, konterte Zortekan, jedoch mit einem leichten Lächeln auf seinen Lippen...

...Was Miwar bemerkte. Trotz alledem, das hat gesessen! Miwar wusste in diesen Moment nicht, was er sagen sollte, so eine Reaktion kannte er nur von Generälen, die sich meist ihrem Rang bewusst waren und das natürlich zu nutzen wussten. Aber nicht von einem Kommandanten. Dennoch, ihm gefiel Zortekans Courage. Vielmehr konnte er ihn ja verstehen, dass er als Kommandant seine Stellung und seinen Ruf zu wahren hatte. Ja, Miwar mochte diesen hartgesottenen Chasquiana, der nach seiner eigenen Meinung einen der mutigsten Verbündeten darstellte, den er je kennenlernen durfte. So beschloss Miwar, Zortekan auf seine Art wieder zu beruhigen.

»Gut, mein Freund Zortekan, ich kapituliere. Lass von mir noch was übrig. Ich hoffe, dass du mir das nicht übel nimmst? Ich habe, genau wie du, zu wenig geschlafen, kaum etwas gegessen und dann der Kampf morgen, das ist ein bisschen zu viel des Guten.«, gestand Miwar ein.

»Ach, Miwar, vergiss es, glaubst du, mir und meinen Männern geht es hier anders? Ich war wohl auch etwas daneben. Wollen wir nicht unser kleines Missverständnis beiseitelegen?«, fragte er.

»Klar, schon vergessen. Dann verbleiben wir so: Der Angriff findet also um exakt 9 Uhr 15 statt. Wir bleiben dann solange in unseren Stellungen, bis ihr das Feuer auf die Stellungen dieser Bastarde beendet habt. Erst dann Rücken wir mit sämtlichen Truppen aus. Na, die können was erleben. Ich werde mir einen dieser Biester schnappen und ihn ausstopfen lassen.«, checkte er die Lage humorvoll.

Miwar musste nach dem Wort 'Ausstopfen' mal wieder herzhaft lachen.

»Also Zortekan, du bist mir ja einer. Morgen steht uns der Kampf des Jahrtausends bevor, dass ich mir sprichwörtlich fast in die Hosen vor Sorgen mache, und du, du bringst es doch tatsächlich fertig, mich zum Lachen zu bringen, unglaublich, aber wahr. Nun, ich hoffe, lieber Freund, dass ich es wenigstens noch meinen Nachkommen erzählen kann.«, sagte Miwar etwas betrübt.

»Das wirst du, ja, das wirst du, mein Freund.«, gab er ihm Mut.

»Zortekan, ich hasse es, mich zu verabschieden, und ich denke, dir geht es auch nicht anders. So wünsche ich dir und deinen Männern gutes Gelingen. Macht sie fertig, Miwar, Ende.«

»Worauf du dich verlassen kannst. Zortekan, Ende.

Und beide verschwanden von den Schirmen.


*

Im Orbit auf dem Raumschiff Aloriha, wieder auf der Brücke:
 

Miwar ließ sich gerade eben, von seinen Waffentechnikern, wie schon mit Kommandant Zortekan besprochen, die verhehrenden automatischen selbstgesteuerten Druckstreufaser-Implosionskerne scharfmachen. Sie werden in den noch intakten Hangars bzw. in den riesigen Start- und Landehallen auf den gesamten noch vorhandenen Flächen verteilt aufgestellt werden. Per Computersignal, das Kommandeur Miwar von der Brücke aus geben wird, starten diese Streufaser, selbstständig und unbemannt und fliegen zu ihren angepeilten Zielen, programmiert und auf vollständige und flächendeckende Zerstörung ausgelegt.

Miwar lief mal wieder die Brücke auf und ab.

»Mann, Magbur, diese ständige Warterei, die macht mich nochmal wahnsinnig. Bis morgen früh vergehen noch etliche Stunden.«, bemerkte er so ganz nebenbei.

»Ja, Herr Kommandeur, Sie haben Recht. Diese Warterei kann einen ganz schon fertig machen.«, erwiderte er seinem Kommandeur.

Oberleutnant Magbur, überprüfen Sie mal unsere Abtastsensoren, ob in ihrem Bereich irgendeine Anomalie gegeben ist.«, befahl er seinen Oberleutnant. Der sich flink wie ein Wiesel geschwind über sämtliche Überwachungsbildschirme hermachte.

»Melde Ihnen, Herr Kommandeur, gehorsamst, keine Anomalen oder dergleichen festzustellen.«, erwiderte Magbur etwas aufgeregt.

»Na, wenigstens eine gute Nachricht am heutigen Tag. Tja, morgen geht es um Alles oder Nichts. Genau um 9 Uhr 15 greift General Eltier mitsamt seinen größeren Kampfgleitern die Stellungen der Nohkui an. Hoffentlich macht er und sein Geleit ganze Arbeit.«, machte sich Miwar Sorgen.

»Und wenn nicht, ich meine, wenn er versagt?«, fragte Magbur etwas unsicher wirkend.

»Das kann ich dir schon sagen, Oberleutnant. Wenn Eltier wirklich versagt, es ihm also nicht gelingen sollte, die Stellungen der Nohkui so weit zu zerstören, dass diese Bestien trotz dieses Beschusses sich noch in der Lage befinden, mit ihren Impulsfaserkanonen zu feuern, sehe ich schwarz.«, erklärte Miwar seinem Oberleutnant sehr ernst.

»Wirklich?«, fragte Magbur kindlich.

»Nun, wie ich schon andeutete, dann können unsere Flottenverbände einpacken und sich auf eine Niederlage vorbereiten.«, bestätigte er seinem Oberleutnant.

»Ja, aber, was ist denn mit unsern Streufasern. Ich meine, die sind ja auch nicht ganz ohne und haben eine enorme Sprengkraft und das zudem auch noch flächendeckend. Oder etwa nicht, Herr Kommandeur.«, erinnerte er.

»Sicher, Magbur, ich gebe ja zu, dass diese neuen Streufaser eine gute Wirkung zeigen, zudem großen Schaden anrichten können. Dennoch, ihre tatsächliche Sprengkraft ist eben nicht mit Impulsfaserkanonen zu vergleichen. Klar, ich hätte ja diese Streufaserkerne sowieso eingesetzt. Doch diente dies nur zur Unterstützung unserer danach angreifenden Bodentruppen. Sie sollten eigentlich nur noch den letzten der aufgeriebenen und versprengten Nohkui den Rest gegeben. Jetzt stell dir mal diese Katastrophe, dieses Desaster, dieses Dahin-Gemetzel vor, wenn unsere Bodentruppen, statt nur ein paar Gruppen von Nohkui eben eine noch zur hälfte intakt agierende und kampffähige Armee von diesen Bastarden vorfinden. Ich würde auf keinen Fall meine Bodentruppen verheizen lassen. Krieg hin und Nohkui her. Ich schicke doch nicht tausende von Männern in den sicheren Tod.«, erzählte er sehr ernst.

»Gewiss, mein Kommandeur. Das würden Sie niemals. Es liegt nun alles an General Eltier, nicht wahr?«, fragte er nach.

»Ja, alles liegt nun an seiner Genialität, an seiner Strategie, Taktik und schnellem Handeln. Möge er Morgen einmal mehr siegreich hervorgehen.«, wünschte Miwar sich.

»Ist der Herr General ein guter Stratege?«, fragte Magbur kleinlaut.

»Ja, er ist ein glänzender Stratege. Ich habe ihn schon einmal im Kampfe erlebt. Ich jedenfalls wäre nicht gerne sein Gegner gewesen.«, sagte Miwar offen und ehrlich.

»Na, dann brauchen wir uns ja eigentlich keine Sorgen zu machen. Oder haben Herr Kommandeur ein ungutes Gefühl?«, fragte Magbur, nun neugierig geworden, nach.

»Das ist es ja gerade, ich empfinde weder ein gutes, noch ein ungutes Gefühl. Es ist zum Haare ausraufen. Ich bin es gewohnt, stets im Kampfe dabei zu sein. Stattessen muss ich hier verweilen, mich verkriechen wie ein stinkender Duwats (eine Art kleiner Käfer, der bei Bedrängnis, ein übel riechendes Sekret auf seinen Feind verspritzt), unglaublich. Es ist das erste Mal, dass ich dieses Schiff hasse, das mich gefangenhält.«, gab Miwar leicht erregt von sich.

»Herr Kommandeur, ich kann Sie gut verstehen. Aber bedenken Sie, dass niemand hier an Bord dieses Schiff besser im Griff hat als Sie.«, versuchte Magbur seinen Kommandeur zu beruhigen. Was ihm schließlich gelang.

»Magbur, du hast wie meistens Recht und die Gabe, mich immer wieder aufs Neue zu ermutigen. Dafür danke ich dir. Nun denn, Magbur. Du kannst dir bis morgen früh um 6 Uhr frei nehmen. Tue in dieser Zeit, was du möchtest. Und melde dich morgen pünktlich wieder zurück. Wir haben noch genug Vorbereitungen zu treffen.«, sagte er mit festem Ton.

»Wenn Sie es wünschen, mein Kommandeur, bleibe ich auch bei Ihnen hier auf der Brücke.«, schlug ihm Magbur vor.

»Das ist zwar eine nette Geste von dir, aber diesmal war es ein Befehl. Nun gehen Sie schon und vergnügen Sie sich etwas in der raumschiffeigenen Bar, aber betrinke dich nicht zu sehr, ich brauche dich morgen früh dringend in aller Frische. Ist das klar, Oberleutnant Magbur?«, gab er in dekadenter und tiefer Stimme zu verstehen.

»Jawohl, mein Kommandeur. Dann eben bis morgen früh. Ich werde pünktlich um 6 Uhr zu den Vorbereitungen zurück sein. Dann ging mal wieder Magbur in gekonnter Manier in Spalier über, drehte sich um und ging mit stolzierenden Schritten aus der Kommandobrücke. Außer den Überwachungselektronikern und eine kleine Ärzteschaft, dem eigentliche Techniker, Navigatoren und zwei Sicherheitsagenten, die sehr mit ihren Aufgaben beschäftigt waren, befanden sich alle im Schlachtfeld. Er fühlte sich müde und alleine gelassen und, was noch schlimmer war, nutzlos. Wie sollte es anders sein, diente sein Kommandositz mal wieder als Schlafplatz. Miwar schlief, völlig mit den Nerven herunter, ein.



 Kapitel 24, Der Auftrag (Teil 2)

 Anfang und Kapitelübersicht
© 2012 by Peter Althammer

Sollten Sie als Verlag Interesse an einer Veröffentlichung in Buchform haben, nehmen Sie bitte Verbindung auf:
 Kurze Vita des Autors, Kontakt

Ein Liebesroman von Peter Althammer im Internet:
 Du, mein Licht in dunkler Nacht!

Hauptverzeichnis Reiseberichte mit Bildern, Interessantes und Kurioses aus aller Welt:
 www.panoptikum.net