Kapitel 24
Der Auftrag (Teil 2)
Auf dem Raumschiff Surenech:
Das Raumschiff Surenech war längst in den Gudami Quadranten eingetaucht.
Wie uns bereits bekannt ist, litt in letzter Zeit die gesamte
Gruppe unter enormen gefühlsmäßigen Schwankungen,
was Lyr, dem Androiden auffiel, der ja für den Zustand und die Stabilität,
also die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden seiner Gruppe
verantwortlich war, und damit große Sorgen hatte.
Lyr wollte nicht, dass sich dieser, ja fast sogar apathische Zustand
seiner Schützlinge, in einer seelischen und körperlichen
Krankheit verschlimmerte, die nun zu einer ernstzunehmenden Depression hin
ausarten könnte. Deshalb ließ Lyr seine Computer
in diesem Quadranten nach einem geeigneten bzw. betretbaren
Planeten suchen und wurde tatsächlich fündig. Auf diesem
Planeten der Bernea 9 hieß und seit langem nicht mehr
besiedelt war, wollte er eben mit seinen Schützlingen einen
ausgedehnten und für ihre Seelen erfrischenden Spaziergang
machen. Worauf die Gruppe hell begeistert war und es kaum abwarten
konnte, mit dem Shuttle auf Bernea 9 zu landen. Die gesamte Gruppe
befand sich augenblicklich im Computer- bzw. Freizeitraum, wo sie
gerade miteinander ein aufregendes und altbewährtes Kartenspiel spielten,
das man Poker nannte.
»Sagt mal, wie viel Stunden sind es eigentlich noch, bis wir mit dem
Shuttle nach Bernea 9 fliegen können?«, fragte Gregor nervend.
»Gregor, du nervst, außerdem bringst du mit deiner ewigen Fragerei das
gesamte Kartenspiel durcheinander.«, beschwerte sich Mary.
»Genau, das ist jetzt schon dass fünfte Mal, dass du uns das fragst. Ist ja nicht
zum Aushalten, dieses Plappermaul.«, ärgerte sich nun
Susanne.
»Mann, jetzt habt euch doch nicht so, man wird ja noch mal fragen dürfen,
oder? Ich frage mich ernsthaft, wie ihr so ruhig Poker spielen könnt.
Ja, freut ihr euch denn überhaupt nicht? Mann, wir werden
höchstwahrscheinlich auf einem uns völlig fremden Planeten
landen und einen wunderschönen Spaziergang machen. Erinnert euch
an Sinas. Ungeachtet des Missgeschickes, das wir dort miterleben
mussten, war es doch ein wunderschöner Planet, oder? Was glaubt
ihr, wie viele von den Raumfahrt-Behörden auf der Erde uns
beneiden würden, wenn sie davon wüssten?«, und Gregor
hörte und hörte nicht das Plappern auf, bis der Rest der
Gruppe die Schnauze gestrichen voll hatte und gleichzeitig
das selbe riefen.
»Halt endlich dein Maul!«, schrien wie schon angedeutet alle auf
einmal Gregor an, der natürlich völlig zerstreut nicht
einen Laut mehr von sich gab und sich nun gedemütigt fühlend
aus dem Staube machte.
Einen Augenblick lang sah sich die Truppe gegenseitig an.
»He, und was ist mit dem Kartenspiel?«, fragte nun Sarah.
Doch das schien keinen mehr zu interessieren.
»Sagt mal, waren wir nicht ein bisschen zu grob zu ihm?«, fragte
jetzt Sarah, sich nicht gut fühlend.
»Meinst du?«, fragte nun Peter.
»Ach was, der wird sich schon wieder beruhigen. Wurde ja auch mal Zeit,
diese Nervensäge in seine Schranken zu weisen. Ist ja nicht zum
Aushalten mit diesem Typen. Möchte nicht wissen was der für
ne, Kindheit hatte.«, sagte Stephan, worauf ihn alle
etwas böse anguckten.
»Ach so, jetzt soll wohl ich ein schlechtes Gewissen haben? Vergesst
nicht, ihr seid ja auch nicht gerade fair mit ihm umgegangen, nicht
wahr?«, erinnerte Stephan.
»Das stimmt, es war von uns allen nicht recht. Ich gebe zu, dass wir alle
in letzter Zeit ein bisschen aufgeregt sind. Kein Wunder, nach so
langer Zeit, mal wieder ne Chance zu bekommen, frische Luft zu
atmen.«, erklärte Norman.
Dann stand plötzlich Katja auf und ging Richtung Ausgang.
»Na, na, wo willst du denn so plötzlich hin?«, fragte Norman
sein Schwesterchen.
»Ich werde zu Gregor gehen und mich in unser aller Namen entschuldigen.«
Auch wenn er eine Nervensäge ist, gehört er doch genauso zu
uns, wie wir alle. Und wir sollten zusammenhalten.«, so machte
sich Katja zum Quartier von Gregor auf.
Mit einem Male standen alle auf und schlossen sich wortlos Katja an.
Nach einer Weile standen sie allesamt vor Gregors Quartier und klopften
an. Doch es folgte keine Antwort. Norman beschloss, einfach die Tür
unaufgefordert einen Spalt breit zu öffnen. Was er
ganz vorsichtig in die Tat umsetzte. Norman sah durch den
Türspalt, er konnte vom gesamten Raum zwar nur das Bett sehen,
doch das genügte ihm völlig, weil er Gregor sah, der auf
dem Bett lag und bitterlich weinte. Norman fühlte sich
schrecklich, als er Gregor zusammengekauert wie ein Häufchen
Elend auf dem Bett liegen sah. So ging er einfach hinein auf das
Bett zu, wobei der Rest der Gruppe ihm folgte und kurz vor dem
Bett innehielt. Dann setzte er sich auf die Kante des Bettes und legte
seinen Arm auf Gregors Schulter. Dabei streichelte er
ihn ganz sanft und sprach im Flüsterton, jedoch hörbar und
verständlich:
»Wir haben es doch nicht so gemeint, Gregor?«, sagte Norman und
musste schwer schlucken.
Mit einem Male richtete sich Gregor auf und umarmte Norman, mit einer
solchen Herzlichkeit, dass es keinerlei Worte mehr bedurfte, ja, dass
alles vergeben und vergessen war. So folgte, was nun folgen musste:
Allesamt umarmten plötzlich Gregor, der davon so berührt
war, dass er noch mehr weinen musste. Und, wie sollte es auch anders
sein, weinten plötzlich allesamt mit. Plötzlich, und wie
aus heiterem Himmel, stand Lyr mal wieder und wie aus dem Nichts im
Türrahmen.
»Wie süß, meine Lieblingsmenschen, äh, wie beliebt ihr
Menschen doch immer zu sagen? Ah ja, knuddeln. Ja, ihr knuddelt mal
wieder miteinander, na habe ich nicht Recht? Ach, wie schön muss
es doch sein, ein Mensch zu sein.«, stellte Lyr
überraschenderweise fest.
Sofort, von einer Sekunde auf die andere, löste sich die ineinander
gekeilte Gruppe wieder auf und warf, Lyr, dem Androiden einen Blick
zu, der alles auszusagen schien.
»Aber nicht doch, meine Lieben. Es war keine Absicht, euch in eurer
Privatsphäre zu stören.«, entschuldigte sich Lyr.
»Was willst du, Lyr?«, fragte Gregor im ernsten Ton.
Ich wollte euch nur sagen, dass wir in einer Stunde am Ziel sind und in
den Orbit des Planeten Bernea 9 einfliegen werden. Das Shuttle
steht schon bereit. Ich hole euch dann so in zirka vierzig Minuten, nach
eurer Zeitrechnung, hier vor euren Quartieren ab. Dann werden wir
geschlossen zu Hangar vier hinunterfahren und ins Shuttle steigen,
okay? Ist alles in Ordnung mit euch?«, fragte Lyr noch nach.
»Ja, keine Sorge, uns geht es gut.«, erwiderte Norman.
»Na, bis bald!«, und Lyr ging weiter.
Unterdessen begab sich Lyr wieder auf seine Kommandobrücke und begutachtete
mit androidischer Perfektion sämtliche Tätigkeiten seiner
goderijanischen Untergebenen. Dann wurde Lyr jäh unterbrochen:
»Kommandant Lyr?«, meldete sich sein Adjutant.
»Was gibt es denn so dringendes, dass du mich in meiner Handlung störst?«,
fragte Lyr nach.
»Es ist Montuh, der erste des Hohen Rates der Neunundzwanzig. Er bittet um eine
Unterredung auf dem Schirm.«, meldete sein Adjutant des
Weiteren. Wie wir auch wissen, gab es nicht nur einen Hohen Rat der
Vereinten Planeten, nein, auch auf jedem größeren Schiff der Goderijaner gab es einen Hohen Rat.
»Ich frage mich allen Ernstes, weshalb Montuh vom Hohen Rat nicht
selbst hier erscheint, es sind ja nur ein paar Decks, die er mit dem
Lift hochfahren müsste. Nun gut, auf den Schirm.«, befahl
er seinem Adjutanten.
Ich grüße dich, oh großer Montuh, des Hohen Rates der
Neunundzwanzig.«, wechselte Lyr mit einem Male in Höflichkeit.
»Auch wir grüßen dich, Kommandant unsers mächtigen Schiffes,
der Surenech.«, sagte dieser höflich.
»Was ist Euer Begehr, großer Montuh?«, fragte Lyr neugierig
nach.
»Es ist uns berichtet worden, dass Ihr mit den Erdenmenschen einen, nun
sagen wir einmal grob gesagt Ausflug, zum Planeten Bernea 9 hier im
Gurmida-Quadranten machen wollt?«, stellte Montuh
fest.
»Gewiss, das wollen wir. Ich habe mich dazu entschieden, weil die nervlichen
Belastungen der Erdenmenschen hier auf der Surenech, zu risikoreich
geworden sind. Die Menschen sind es nicht gewohnt und auch nicht dazu
geschaffen, für längere Zeit und in beständiger
Folge eingesperrt zu sein. Ich denke, dass Sie, oh großer
Montuh, dafür Verständnis aufbringen werden und dem
Ausflug mit nichts im Wege stehen werden. Ich appelliere an Ihre
Großmut!«, bat er das Mitglied des Hohen Rats der Neunundzwanzig.
»Lyr, wir, der Hohe Rat, haben nicht im Geringsten vor, deine Entscheidungen für die
Menschen in Frage zu stellen. Wir begrüßen
deine Sorgfalt und die ständige Aufopferung, die du an den Tag
legst, zum Wohle der Erdenmenschen. Der Heilige Xarmax und wir
begrüßen dies. Ich wiederhole, es muss alles nur
Erdenkliche getan werden, damit die Menschen, besonders Norman und
Katja, sich wohl und ausgeglichen fühlen. Wir alle sind uns der
enormen Wichtigkeit dieser Menschen bewusst und müssen alles
tun, um die Gesundheit, sowohl in der Psyche als auch
körperlich, aufrecht und im normalen Bereich so gut wie nur
irgend möglich zu erhalten. Bedenke, unser treuer Androide, wie
wichtig diese Menschen für unser heutiges Volk sind, und für die
nächsten Generationen, die noch folgen werden. Doch dies
war nun nicht der Grund für meine Unterredung mit dir. Wir
bekamen eine gesonderte Nachricht vom Heiligen Xarmax. Er bedauert es
sehr, dir diese Nachricht nicht über den normalen und codierten
Weg zusenden zu können. Zu groß erschien dem Heiligen
Xarmax die Gefahr, dass diese codierte Nachricht, von den Nohkui
vielleicht doch entschlüsselt würde und somit abgehört
werden könnte. Also sandte er eine kleine Sendeboje, die von
einem unserer Außenposten abgefangen wurde. Dieser Außenposten
sandte dann diese geheime Nachricht direkt an unser
Computersystem, wo wir sie dann hier an Bord entschlüsselt haben
und der Zugang zu eben dieser Nachricht vom Hauptsystem bewilligt
wurde.«, berichtete der große Montuh.
»Was, ich bin berechtigt, alles und jedes was an Informationen auf und aus
diesem Computer kommt bzw. gesendet wird, zu empfangen und diese
auszuwerten.«, ärgerte sich nun Lyr entschieden. Wobei er
aber nicht einmal so Unrecht hatte.
»Gewiss, Lyr, so beruhige dich doch. Sicherlich hast du alle deine Privilegien
und Zugänge, was das Computersystem hier auf der Kommandobrücke
betrifft. Dennoch haben wir, als der Hohe Rat, ein eigens gespeistes,
vom Heiligen Xarmax befohlenes System, das unabhängig von
sämtlichen weiteren Systemen arbeitet, die sich hier an Bord befinden.«,
erklärte der große Montuh, etwas verlegen.
»Aha, wie soll ich hier auf der gesamten Surenech für
absolute Sicherheit sorgen, wenn ihr eurem eigenen Kommandanten in
den Rücken fallt, ihn quasi narrt, könnt ihr mir das
mal erklären?«, forderte Lyr, und bemerkte dabei nicht,
dass er zu weit ging und zudem vergaß, dass er im eigentlichen Sinne
für den Hohen Rat nur eine Maschine war. Eine intelligente
elektronische Maschine. Die nur in Anführungsstrichen die
Beschaffenheit bekam, selbstständig dazuzulernen, sich selbst
zu perfektionieren.
»Wir haben gesagt, was wir zu berichten hatten. Nicht mehr und nicht
weniger. Bedenke, dass du ein Androide bist. Du bist zwar einmalig in
deiner Beschaffenheit, obwohl es einen zweiten deiner Bauart gibt,
bist du das Gelungenste an künstlicher Intelligenz, was jemals
von uns erschaffen wurde. Eine künstliche Intelligenz, die sich
zudem auch noch selbständig und ohne Zutun unserer
Elektroniker und Techniker wie von selbst verbessert, sich
genialisiert. Wirf dieses künstliche Leben und deine damit
verbundenen Privilegien nicht einfach wegen Ungehorsamkeit weg. Es
wäre schade um dich. Ich hoffe inständig, diesen Vorfall an
Respektlosigkeit und Meuterei nicht als Tadel in deinen Bericht
schreiben zu müssen. Mein lieber Lyr, wir müssen doch nicht
diesen Tadel in deine elektronische Akte eintragen?«,
vergewisserten sie sich.
»Nein, verzeiht meinen Ungehorsam, Hoher Rat der Neunundzwanzig. Ich vergaß, wer ich
wirklich bin. Eine Maschine, nicht mehr und nicht weniger.«,
offenbarte sich Lyr zutiefst traurig.
»Na, jetzt untertreiben Sie aber. Sie sind etwas Besonderes, warum, glauben
Sie, haben wir Ihnen so viel Verantwortung übergeben, zudem ein
riesiges Raumschiff anvertraut. Glauben sie uns, bestimmt nicht,
wenn sie nur ein minderwertiger Klasse-C3-Androide wären
(Klasse C3 sind einfache Arbeitsroboter).
Sie sind uns kostbar. So werden Sie, wie wir hoffen, weiterhin Ihre
Pflicht als Kommandant dieses Schiffes tun. Und zudem werden Sie sich
weiterhin um diese acht Menschen kümmern, um ihnen die Reise so
angenehm wir möglich zu gestalten. Aber jetzt zu meinem
eigentlichen Grund, weshalb ich dich sprechen wollte. So höre:
Der Heilige Xarmax befiehlt die sofortige Rückkehr nach
Goderijan. Dieser Befehl hat oberste Priorität. Die Schlacht auf
Sinas, so laut Bericht des Heiligen Xarmax, wird im Verlauf des
morgigen Tages entschieden werden. Nach seinen eingehenden
Informationen stehen die Verbündeten kurz vor dem Sieg. Jedoch,
so der Heilige Xarmax, gibt es eine Wahrscheinlichkeit, die zwar
gegenüber der jetzigen Lage prozentual sehr geringfügig zu
sein scheint, dennoch ausreichend, um eine Niederlage seitens der
kämpfenden Verbündeten in Betracht zu ziehen.
Aus diesem Grunde befahl seine Heiligkeit, bis zur zweifelsfreien
Bestätigung des Sieges über die Nohkui auf Sinas seitens
der Verbündeten, den Rückflug nicht so wie gewohnt, mit
Hypersuptinar-Geschwindigkeit, sondern mit der herkömmlichen
Impulsenergie zu fliegen.«, berichtete er weiter.
»Was, wir sollen mit Impulsenergie nach Goderijan zurückfliegen? Das
ist ausgeschlossen, dafür würden wir mehr als sechs Quendons
(Monate) brauchen. Wie soll ich das den Menschen meiner Gruppe
sagen, zudem versprach ich ihnen einen ausgiebigen Spaziergang auf
Bernea 9. Wollen Sie es ihnen sagen, ich jedenfalls möchte es
nicht.«, protestierte Lyr entschieden.
»Lyr, zum ersten Mal muss ich dir zustimmen. Ich fühle mit dir. Doch
Befehl ist eben Befehl, der unter allen Umständen ausgeführt
werden muss. Bedenke, die Zeit drängt. Es geht hierbei nicht nur
um diesen Krieg, nein es geht um das gesamte Volk der Goderijaner.
Erst vor kurzem starben weit über achthundert aus unserem
Kollektiv. Die innenruhende Macht, welche die zwei Menschen Norman und
Katja in sich tragen, müssen so bald wie nur möglich, sich
mit der Macht des Heiligen Xarmax vereinigen. Doch ist es derzeit ein
zu großes Risiko, während dieses schrecklichen Kampfes auf
Goderijan heimzukehren. Deshalb diese Verzögerung, deshalb der
langsame und zögerliche Flug. Zudem Versicherte uns seine
Heiligkeit, dass, sobald der Konflikt hoffentlich zu unseren Gunsten
beendet sei, er augenblicklich nach der eingehenden Bestätigung
seitens der verbündeten Generäle und Kommandeure der
Flottenverbände, dich persönlich zu kontaktieren. Lyr,
danach wirst du mit Sicherheit wieder auf
Hypersuptinar-Geschwindigkeit übergehen dürfen, so dass der
Rest des Weges schnell und sicher fortgesetzt werden kann. Ich
glaube, wenn du unseren Gästen, den lieben Menschen, die
derzeitige Lage, in der wir uns nunmal befinden, erklärst,
werden sie uns und dein Handeln gewiss verstehen, dass deine Befehle,
die du von seiner Heiligkeit erhältst, viel wichtiger sind, als
auf irgendeinem Planeten spazierengehen zu können. Lyr höre:
Der Heilige Xarmax möchte dir folgende Worte zum Geschenk
machen: Er sagt, du solltest lernen, dass es immer wieder Situationen
geben wird, an denen man trotz größten
Aufopferungen nichts verändern kann und wenn doch, dann
bestimmt nicht so, wie man es sich wünschte. Dass selbst du und
deine Genialität nicht ausreichen werden, um mit bestimmten Folgen
verschiedenster Handlungen, die ein jedes Geschöpf stets
heimsuchen werden, immer einen Sieg zu erringen. Auf
eine Handlung folgt immer die nächste und stellt einen Teil
deines Selbst dar. Das Ergebnis wird nie gleich sein, es bietet dir
ein Wirrwarr, das einem Mosaik gleichzustellen ist und doch steckt ein
geordnetes System dahinter. Das verlangt, in
richtiger Folge zusammengesetzt zu werden. Dies zu erlernen und zu
erkennen, vermag nicht eine jede Spezies, da sie sich in dieser
Anordnung nur Treiben lässt, anstatt ihre Möglichkeiten zu
nutzen. Doch jener, welcher es in sich trägt, nichts unversucht
zu lassen, ständig seinem Inneren Herr zu werden, vermag
sich mit jener Macht, die seinen Schicksalsweg formt, zu arrangieren,
sich ihm zwar nicht gänzlich zu entziehen, doch immerhin zu
verändern. So viel zu den Worten seiner Heiligkeit.«,
übermittelte er Lyr.
»Ich bin zutiefst beschämt, Großer Montuh des Rates der
Neunundzwanzig.«, senkte Lyr sein Haupt.
»Nicht doch, Lyr. Freue dich über so viel Mitempfinden seiner
Heiligkeit für dich. Ach, übrigens, uns kam zu Ohren, dass
der Rat der Vereinten Planeten vor kurzem eine Sitzung abhielt. Dort
wurde eine erstmalige und außerordenliche Beförderung
eines Androiden zu einem General verlautbart. Es ist zwar noch
nicht offiziell, dennoch, in den Hohen Kreisen in aller Munde. Nach
unserem Wissen kämen von den künstlichen Intelligenzen
nur zwei Androidenformen in Frage.«, erwähnte Montuh so
ganz nebenbei.
»So, das freut mich, wurde auch mal Zeit, dass uns Andoriden mal eine
Anerkennung unserer bisherigen Leistungen zu Teil wird. Ja, großer
Montuh, weiß man denn schon, zu welcher Klasse oder Typ diese Androiden
gehören?«, fragte Lyr, natürlich versteckt neugierig, nach.
»So viel uns zu Ohren gekommen ist, soll es sich um den Typ der Klasse
A-J1 handeln und von diesem Androiden-Typ gibt es nur zwei.«,
erklärte Montuh mit einem Lächeln auf seinen Lippen.
»Aha, was? Der Klasse A-J1, aber ich bin diese Klasse A-J1.«,
bestätigte Lyr nun völlig zerstreut.
»Das ist uns bekannt. Aber mache dir nicht allzuviele Hoffnungen, denn
außer dir gibt es ja schließlich noch einen deiner Art.
Es ist der Adjutant seiner Heiligkeit, eben dem Heiligen Xarmax,
Mandileih höchstpersönlich.«, auch er hat sehr gute
Aussichten, diesen Hohen Rang zu erreichen.«, erklärte der
große Montuh weiter.
»Gewiss, wenn nicht gar mehr. Doch macht es mich stolz, dass ein Androide
meiner Klasse zum ersten Mal, seit unserer Erschaffung der
künstlichen Intelligenzen ein so hohes Amt antreten darf.«,
sagte Lyr.
»Es spricht für dich, eine solche ehrenwerte Einstellung in sich zu
tragen. Du machst große Fortschritte, getreuer Lyr. Mache deine
Sache weiterhin so gut, und wir, der Rat der Neunundzwanzig, sehen eine große
Zukunft für dich voraus. In diesem Sinne.«, dann
verdunkelte sich der Hauptschirm auf der Brücke.
Lyr bekam zwar eine leichte Rüge des Rates, die ihn auf den Boden
der Tatsachen zurückholte, doch war er gleichermaßen von
einem Glücksgefühl durchdrungen, wie er es nie vorher
fühlen durfte. So langsam profitierte Lyr von seinem neuen
Emotionschip, den er nach großem Zögern in sich einsetzte.
Erinnern wir uns, dass Lyr, als er sich diesen Chip
einsetzte, das erste Mal so etwas wie Angst, Freude, Ekel, Trauer, ja,
sogar das Gefühl der Freundschaft empfand. Mit all diesen Gefühlen,
die sein System regelrecht überfluteten, konnte er zu Beginn
überhaupt nichts anfangen. Er war so weit, dass er diesen
Emotionschip wieder entfernen wollte. Doch mit der Zeit lernte er
damit umzugehen. Und nun konnte er sich ein künstliches Leben
ohne diesen Chip, ja, ohne diese Gefühle, gar nicht mehr
vorstellen. Er lernte zudem, sich nicht von den Emotionen, die dieser
Chip bei bestimmten Situationen hervorrief, leiten oder gar
kontrollieren zu lassen, sondern sie gezielt einzusetzen und
wahrzunehmen.
Doch Lyr war deprimiert. Wie sollte er seinen Schützlingen beibringen,
dass aus diesem Ausflug auf Bernea 9 so kurz vor dem Ziel und wo sie
sich doch so sehr darauf gefreut hatten, nun doch nichts wird.
Ja, der Rat der Neunundzwanzig hat leicht reden. Sie kannten kaum die
Menschlinge und ihren jetzigen seelischen Zustand. Es folgte ein
schwerer Gang zu seiner Gruppe. In diesen Momenten wünschte
sich Lyr, diesen Emotionschip auf den Müll. Doch es half alles
nichts, da musste er durch. Als sich Lyr vor den Quartieren befand,
zögerte er und hielt einige Zeit inne. An welcher Tür
sollte er nun anklopfen. Lyr rief seinen Hauptspeicher ab, um zu
prüfen, von wem aus seiner Gruppe er bisher die allermeisten
positiven Reaktionen in Sachen Verständnis erhalten hatte. Und da
kam Katja in die engere Wahl. Also ging er auf Katjas Quartier zu
und klopfte zaghaft.
»Herein!«, hallte es durch die Tür.
Doch Lyr ging nicht hinein, sondern hielt es für höflicher, zu
warten, bis Katja selbst öffnen würde. Doch
zunächst schien seine Rechnung nicht aufzugehen. Lyr klopfte
erneut, doch diesmal etwas entschlossener.
»Ich sagte doch: Herein.«, rief Katja erneut, aber nun deutlich
lauter geworden.
Auch diesmal öffnete er die Tür nicht, sondern ging einen
Schritt zurück und wartete erneut.
Lyr ging wieder an die Tür heran, hob seinen rechten Arm, um zu
einem erneuten Klopfen auszuholen, da riss Katja die Tür, die
sich nach innen zum Quartier hin öffnen ließ, mit einem
mächtigen Ruck auf, so dass Lyr ins Leere klopfte.
»Verdammt nochmal, ich sagte doch 'herein'.«, schrie Katja Lyr förmlich
ins Gesicht. So dass Lyr als Reaktion, und das in einem Bruchteil von
einer Sekunde, einen mächtigen Satz zur rechten Seite machte.
»Lyr, du hier? Entschuldige bitte, dass ich dich so Erschrak, es war
wirklich nicht meine Absicht. Dennoch, warum bist du denn nicht
hereingekommen, ich habe mehrmals gerufen. Na, Schwamm drüber.
Lyr, was ist mit dir, du verhältst dich so komisch. Deine
Schaltkreise sind doch wohl in bester Ordnung, oder?«,
erkundigte sie sich nun etwas ängstlich. Was Lyr natürlich
auffiel.
»Du brauchst dich vor mir nicht zu fürchten, meine Liebe. Mit mir
ist alles in Ordnung, wenn du meine Funktionsfähigkeit
ansprichst. Ich kam, weil ich ein Problem habe, das ich gerne mit dir
besprechen würde, natürlich nur, wenn du Zeit hast.«,
fragte Lyr vorsichtig an.
»Für dich doch immer, mein Freund. Na, dann leg los. Um was handelt es
sich?«, fragte Katja ganz unbekümmert. Doch in ihrem
Innersten wusste Katja, was Lyr auf dem Herzen hatte. Sie sah es an
Lyrs Verhalten. Und sie wusste, dass es mit dem Ausflug auf Bernea 9
nichts werden würde. Doch sie ließ sich zunächst
nichts anmerken und beschloss, erst mal Lyr zuzuhören. Ihm ein
klein wenig seine elektronisch-bionische Seele zu entlasten.
Und Lyr erzählte von dem Wunsch seiner Heiligkeit, dem Heiligen
Xarmax, und dass der Krieg bald sein Ende finden würde. Dass sie
erst mal mit Normaler Impulsgeschwindigkeit in Richtung Goderijan
fliegen sollten, zumindest so lange, bis der Sieg der Verbündeten
über die Nohkui von sämtlichen Generälen und
Kommandeuren bestätigt wurde.
»Auweia, Lyr, in deiner bionischen Haut möchte ich jetzt nicht
stecken.«, wies Katja, auch enttäuscht, darauf hin.
»Lyr warf Katja einen Blick zu, der zum Herzzerreißen ihr Mitgefühl
hervorrief. In diesem Augenblick, konnte Katja ihm einfach nicht mehr
böse sein.
»Na schön. Ist ja doch nicht zu ändern, oder?«, fragte
Katja vorsichtshalber nach. Was Lyr mit einer klaren und deutlichen
Geste verneinte.
»Dachte ich's mir doch.«, erwiderte Katja scharfzüngig.
»Katja, ich kann diese Befehle nicht einfach ignorieren.«, sagte Lyr
hart betonend.
»Nun lass mal gut sein. Ich, und mit Sicherheit auch Norman, können
dich ja verstehen. Ich werde gleich zu meinem Brüderchen gehen,
um ihm den aktuellen Stand zu berichten. Es wird ein ganz schönes
Stück Arbeit werden, den Rest der Gruppe zu überzeugen,
dass es nicht zu ändern ist, was ja nicht einmal gelogen ist. Es
wäre taktisch geschickter von dir, wenn du nicht dabei bist. Am
besten wird es sein, dass du wieder deinen Pflichten nachgehst. Lass
Norman und mich ruhig machen, wir werden das Kind schon schaukeln.
Übrigens, Lyr, auch eine Redensart von uns Menschen. Nur, falls du
wieder mal von Neugier geplagt werden solltest.«, wies Katja
hin.
»Katja, ich stehe nun in deiner Schuld. Zum ersten Mal seit meiner Existenz,
meiner Erschaffung, kam ich zu der Überzeugung, dass ich nicht
vollkommen bin. Ja, ich bin fehlerhaft, halbwertig.«, gestand
Lyr offen.
»Ach, Lyr, erzähl doch keinen Unsinn. Durch deinen Emotionschip
überlegst und handelst du vorsichtiger als sonst. Das macht
dich auf irgend eine Weise sogar menschlicher. Es formt sich
langsam aber sicher ein eigener, auf dich abgestimmter Charakter.
Das bedeutet, dass du nicht mehr exakt und ohne Fehler nach deinen
gespeicherten Informationen gehst. Du beginnst allmählich, über
dein Tun und Handeln nachzudenken. Erinnere dich, wie oft hast du
ohne deinen Emotionschip Dinge gesagt, die einigen aus unserer
Gruppe wehgetan haben, ja, die du mit deinen unbedachten Worten oder
Gesten verletzt, ja sogar gekränkt hast. Und vergleiche dich
jetzt: Du machst dir ernsthafte Sorgen, weil du eben weißt, dass das,
was du heute und hier uns sagen müsstest, uns nicht gefallen, ja,
uns ärgern und traurig machen wird. Es
ist dir nicht mehr egal, wie wir denken, wie wir fühlen. Zudem,
ob wir glücklich oder traurig sind. Weil du dank dieses
wunderbaren Emotionschips nun fähig bist, aus emotionalen Fehlern
zu lernen, zu lernen, niemanden, gleich aus welchen Gründen auch
immer, nach deinem strikten und logischem Denken zu formen, zu
glauben, als Androide stets klüger, ja allen Wesen weit
überlegen zu sein. Sie nicht mehr als unterstufig
anzuprangern. Stell dir nur mal vor, wie du mir das ohne deinen
Emotionschip, wenn überhaupt, gesagt hättest, dass zum
Beispiel der Ausflug auf Bernea 9 ausfällt. Ich weiß es, ich
kann es dir sagen: Du wärst einfach zu jedem einzelnen ins
Quartier gekommen, schon mal ohne Anzuklopfen und ohne Rücksicht
auf Privatsphäre, hättest deinen einfachen Spruch
abgelassen, dass der Ausflug ausfällt, weil der Heilige Xarmax
es befahl und währest wieder deinen Pflichten nachgegangen. Es
hätte dich einen Dreck geschert, ob wir von dieser Nachricht
traurig, ärgerlich oder gar nervlichen Anspannungen ausgesetzt
gewesen währen. Und nun guck dich doch an, wie es dich traurig
macht, uns so enttäuschen zu müssen. Du kannst nichts dafür,
und trotzdem fühlst du dich mies. Das ist es, was einen
Menschen, eine echt gute und mitempfindende,
einfühlsame Spezies ausmacht. Denke stets daran: Auch,
wenn es noch so weh tut, verhindern kannst du solche Augenblicke als
fühlender Androide nicht. So, Lyr, sag jetzt bitte nichts dazu.
Du sollst nur eines wissen: Ich kann dich verstehen und weiß was du
alles in deiner neuen und dir fremdartigen Gefühlswelt
mitmachen musst. Doch mit der Zeit wirst du lernen, besser damit
umzugehen, diese Massen an Gefühle, die dich nun ständig
überfluten, zu kontrollieren und sie wenn nötig gezielter
einzusetzen. Zum Wohle uns aller, die dich heute und in ferner
Zukunft umgeben werden. Nun geh, wir sehen uns später beim
Abendmahl.«, sagte Katja.
Ja, Katja musste ab und an Lyr in seiner Position bestärken. Sie
wusste, wie schwer er es doch hatte, seit er diesen Emotionschip in
sich trug. Doch sie war guten Mutes, dass aus Lyr einmal ein
richtiger, zwar ein künstlicher, zudem bionischer, doch ein
guter Mensch werden würde. Dessen war sich Katja sicher. Und Lyr
tat, was Katja ihm aufgetragen hatte.
Natürlich regelten Katja und Norman Lyrs Botschaft, wovor Lyr so maßlose
Angst hatte, seine über alles geliebte Gruppe, diesmal nicht
enttäuschen zu müssen. Und zum Erstaunen von Katja und
Norman kam es, dass der Rest der Gruppe Lyr den Androiden überhaupt
nichts übelnahm. Doch folgte, was folgen musste, nämlich
das altbewährte Prozedere, dass unbedingt jemand hermusste,
über den man sich gewaltig ärgern, also seinen Frust
auslassen konnte. Und das war natürlich, und das auch noch
berechtigt, der gute alte Heilige Xarmax. Denn nach knapp einer
halben Stunde gezieltem Stressabbauen ging die Gruppe wieder in
ihren gewohnten Alltag über und alles war wieder vergeben und
vergessen. So flog die Surenech mit nur normalem
Impulsantrieb, fast schleichend, in Richtung ihres Heimatplaneten, dem
Planeten Goderijan.
*
Zur gleichen Zeit, jedoch einige Lichtjahre entfernt, auf dem
Schlachtfeld der Schattenseite des Planeten Sinas:
Wie uns bereits bekannt ist, gelang es Zortekans Agent Manulah, ein
ungewöhnlich und kluger Meister seines kämpferischen
Faches, den so immens gefährlichen Ionenplasmareaktionsdetonator
der Bestie von Nohkui so bald wie nur irgend möglich außer
Gefecht zu setzen. Dazu schlich sich der tapfere Manulah in die
feindlichen Stellungen dieser überaus gefährlichen und
grausamen Spezies. Die Nohkui planten nämlich, diesen hochgradig
und immens gefährlichen Detonator gegen die Streitkräfte
der Vereinten Planeten, den Verbündeten, einzusetzen. Dabei
würden nicht nur die Verbündeten, nein
auch die Nohkui selbst, vollständig vernichtet werden. Den Nohkui war es offenbar
egal, sich selbst zu opfern, wenn sie auf diese Weise ihre Feinde, was
ja für sie die Verbündeten darstellten, ausnahmslos
vernichten konnten. Deshalb hegte Kommandant Zortekan auch den
Verdacht, dass es niemals die gesamte Streitmacht der Nohkui
sein konnte, die sich in diesem Tal auf der Schattenseite des Sinas aufhielt. Denn das oberste Ziel der
Nohkui war ja, selbst zu überleben. Natürlich
wollte jedwede Spezies überleben, das war keine Frage, doch
nicht auf diese grausame und widerliche Art, wie diese
verdammten Bestien von Nohkui es tun bzw. handhaben. Doch was konnte
Zortekan im Augenblick tun, um diese These stichhaltig beweisen zu
können? Natürlich nichts. Zortekan hatte im Augenblick
ganz andere Sorgen. Sein Ziel war es, nicht nur seine noch vom letzten
Krieg übrig gebliebenen Männer heil und ohne größere
Verluste durch diesen Entscheidungskampf zu bringen, nein auch die
anderen tapferen 170 000 Krieger, die ihm von Kommandeur Miwar
unterstellt worden waren, musste er für den nächsten Morgen
um 9 Uhr 15 so gut es nur ging koordinieren. Nicht sehr viel Zeit,
das war ihm auch klar. Doch es half alles nichts. Deshalb hatte er
schon im Vorfeld sämtliche Kommandeure und Offiziere zur
Nachtsitzung in seinen Stellungsabschnitt befohlen, währenddessen
nun Zortekan sämtliche Truppen, ausgenommen die Wachposten, die ja eigentlich am nächsten Tag nicht
kämpfen mussten, endlich zum gerechten
und verdienten Zapfenstreich (Schlafenszeit) befahl, bevor sie am
nächsten Tag in ihren Stellungsabschnitten in
Wartelinien ausharren mussten. Sie durften so lange nicht die
feindlichen Stellungen angreifen, bis General Eltier das Feuer auf
die diese beendet hatte. Gleich im Anschluss, sobald
General Eltier Miwar das verabredete Signal gibt, folgte
unmittelbar danach der Beschuss mit den selbstgesteuerten
Druckstreufaser-Implosionskernen, die Miwar direkt von seinem
Schiff, von den noch intakten Hangars aus, per Computer auf
sämtliche Ziele der Feinde, und das flächendeckend,
abfeuerte, um sie dort implodieren zu lassen. Obwohl auch alle
Kommandeure in ihrem Rang um einiges höher waren, schien diese
militärische Unordnung niemanden von diesen Offizieren im
eigentlichem Sinne zu interessieren, zu kränken oder gar einen
öffentlichen Protest auszulösen. Nein, niemand hatte etwas
dagegen, von einem rangniedrigeren kommandiert zu werden. Und
Zortekan wusste auch warum: Keiner dieser hohen Herren, die natürlich
aus den feinsten Familien stammten, wollte diese enorme
Verantwortung in dieser Schlacht des Jahrtausends im Falle einer
Niederlage auf sich nehmen. Dennoch kamen sie alle, ja sie kamen
alle in das notdürftig von seinen Truppen aufgebaute
Großraumzelt, das Zortekan errichten ließ, um seinen
engstirnigen Kommandeuren ein bisschen Flair zu verpassen. Zudem
ließ er noch wasserdichte Decken auf den sumpfig-schlammigen Boden
auslegen. Dort sollten es sich alle 340 zusammengemischten Kommandeure,
bestehend aus Apaloss, Chasquiana und Dilliks, bequem machen.
Die Dilliks bildeten den Hauptanteil an Truppenverbänden, die
von General Eltier schon im Vornherein zur Verfügung gestellt
wurden. Aus der Sicht unserer Zeit wären 170 000 Soldaten bei
einem größeren Krieg eine nicht sehr große
Kampfschlagkraft, sicherlich. Doch bedenkt man, mit was für
Waffen diese 170 000 Krieger kämpften, bedeutete dies, dass
jeder einzelne Krieger von ihnen eine Kampfschlagkraft von ungefähr
fünfzig Soldaten hatte. So würde ein einziger dieser Krieger und zudem perfekt ausgebildeten Soldaten der
Verbündeten der Vereinten Planeten über eine
Schlagkraft von fünfzig Soldaten unserer heutigen modernen Armeen verfügen.
Das wäre
natürlich ein ungleicher Kampf. Da waren die Nohkui
von einem ganz anderen Schlag. Zortekan wartete bereits in dem
provisorisch und notdürftig aufgestellten Grosraumzelt und
betrachtete argwöhnisch das eigens für ihn zirka zwei Meter
hoch aufgebaute Holzpodest, von wo er mit seinen ihm
unterstellten Kommandeuren die aktuelle Lage und den morgigen
Angriff auf die Stellungen der Nohkui besprechen wollte. Tja, Not
macht eben erfinderisch.
Zortekan stieg also äußerst langsam und misstrauisch zugleich
die hölzernen Stufen hoch, die nun bei jedem aufgesetzten Schritt
ein sonderbares lautes Knirschen und zugleich quälendes, bis ins
Mark erschütterndes Quietschen von sich gaben. Dann, oben
angekommen, Musterte er auch noch argwöhnisch die in etwa
fünf Quadratmeter große Plattform des schon sehr bedenklichen
Podests. Auf diesem stand auch noch ein hüfthohes
Pult, zu dem er äußerst langsam und
vorsichtig zuschritt. Nach der Prüfung des nun
doch eigentlich stabilen Podestes betrachtete er mit scharfem
Blick die Gesamtheit der zur Verfügung stehenden Fläche des
Zeltes und setzte ein zufriedenes Lächeln auf. Es war ihm
äußerst wichtig, dass alle Kommandeure ihn gut sehen
und vor allem gut hören konnten. Zudem befand sich auf dem Pult
ein Gerät, das holographische Aufzeichnungen, darstellte. Es
vermittelte in groben Zügen Informationen über die jetzigen, also die nun aktuellen
Gegebenheiten der feindlichen Stellungen, die Leutnant Manulah, als
er sich in die feindlichen Stellungen begab, mit dem Dekitanor
aufzeichnete. Dieses holographiesche Programm, das vom Pult
aus in einer Höhe von vier Metern über den Köpfen der
Kommandeure projiziert wurde, konnte daher von jedem bequem vom Sitzen aus
studiert werden. Da stand nun Kommandeur Zortekan auf dem Podest,
wartend und seine Hände streng nach hinten im Gesäßbereich
zusammen gefaltet, steif und regungslos mit einem scharfen und
prüfenden Blick, der sich zum Eingang hinwendete. So vergingen ein
paar Momente und so langsam aber sicher trotteten endlich gemächlich
die ersten Offiziere ein, scherzend und sich natürlich wie gewohnt
gegenseitig neckend. So verfolgte Zortekan das heitere Treiben
seiner Kommandeure.
»Meine Herren, ich bitte um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit!«, bat
er die Kommandeure höflich.
Doch irgendwie schien es die werten Herren von Offizieren nicht im
Geringsten zu interessieren, was Zortekan so von seinem Podest aus
daherstammelte, sodass Zortekan seine Bitte wiederholen musste:
»Meine Herren, ich wiederhole mich nur ungern. Ich bitte daher um ihre
Aufmerksamkeit!«, schrie er im unfreundlichen Ton durch das
gesamte Zelt, so dass von einem auf den nächsten Augenblick
absolute Totenstille in dem Zelt herrschte. Und als er begann, einige
Kommandeure, und das intensiv, mit einem ernsten Blick zu fixieren,
wurden diese zunehmend nervöser und senkten zum größten
Teil ihre Häupter. Besonders einer war Zortekan gleich am
Anfang besonders negativ aufgefallen. Ihm war klar: Um jetzt und
hier nicht den Respekt von diesen Kommandeuren zu verlieren, blieb
ihm nichts anderes übrig, als ein kleines Exempel zu statuieren.
»Sie da unten in der ersten Reihe ganz links, stehen Sie bitte auf und
geben sie mir ihren Rang und Namen.«, befahl Zortekan im harten
Ton.
Im Nu stand dieser Offizier auf und schaute Zortekan fassungslos, stramm,
ja, in manierlicher Haltung, an.
»Na, was ist nun mit ihrem Rang und Namen?«, fragte er ihn.
»Jawohl, Herr Kommandant. Mein Rang: Kommandeur erster Klasse. Mein Name:
Anon.«, gab er verständlich und kurz zusammengefasst zu
verstehen.
»So, Herr Kommandeur Anon erster Klasse: Mir ist aufgefallen, dass Sie
unsere Lage, in der wir uns alle befinden, nicht ernst zu nehmen
scheinen. Liege ich da richtig?«, fragte ihn Zortekan.
»Aber nicht im Entferntesten, Herr Kommandant.«, gab Kommandeur Anon
beleidigt wirkend zu verstehen.
»Nun, Kommandeur Anon, dann belehren Sie uns alle hier eines Besseren. Wir
sind ganz Ohr.«, beschämte er den Kommandeur.
»Ich weiß nicht, was sie damit meinen, Herr Kommandant.«, deutete er
nun errötend.
»Na, jedenfalls hatte ich, als Sie das Zelt betraten, den unmittelbaren
Eindruck, dass Sie diese Lagebesprechung nicht sehr ernst nehmen
würden. Ich kann mich aber auch getäuscht haben. Habe ich
mich denn hierbei getäuscht, Herr Kommandeur?«, fragte
Zortekan ihn.
Zortekan nahm sich vor, sollte dieser Kommandeur seine Frage mit 'nein'
beantworten, würde er ihn kurzerhand aus dem Zelt verweisen.
Sollte dieser aber wenigsten die Courage haben, seine Frage mit 'ja'
zu beantworten, so beließe er es bei einer mündlichen
Rüge. Sein Ziel hatte er in beiden Fällen erreicht. Denn es
gibt für einen Kommandeur nichts schlimmeres, als die
Bloßstellung vor seinen Kameraden. Der Rest der hier anwesenden
Kommandeure, so dachte sich Zortekan, würde sich in diesem Krieg hüten,
ihn nicht ernst genug zu nehmen, dessen war er sich sicher. Sicher
deswegen, weil er diesen Rat, sollte es einmal zu solch einem Disput
kommen, von keinem geringeren als Miwar bekommen hatte.
»Ja, Herr Kommandant. Sie haben sich nicht getäuscht.«, gab
Anon kleinlaut geworden zu.
»Dachte ich es mir doch. Nun gut, Sie können sich wieder setzen,
Kommandeur Anon erster Klasse. Ist hier in diesem Zelt noch jemand,
der glaubt, sich mir widersetzen zu müssen, der glaubt, meine
Autorität auf so schändliche Art in Frage zu stellen, aus
welchen Gründen auch immer?«, fragte Zortekan im ernsten
Ton an sämtliche Kommandeure gerichtet. Doch keiner
antwortete mehr und Zortekan fühlte sich stolz, seine Autorität und den nötigen Respekt
der Kommandeure bewahrt zu haben.
»So, dann können wir ja endlich mit der geplanten Lagebesprechung
beginnen.«
Dann schaltete er das Hologramm, das vor sich auf den Pult befand, ein.
»Meine Herren, wie Sie hier aus dem Hologramm ersehen können, haben
sich die Nohkui auf der Nordseite besonders verstärkt in ihren
Stellungen eingegraben. Zudem kommt noch erschwerend hinzu, dass der
Feind seine Stellungsgräben mit aktaniumgepanzerten
Platten ausgelegt hat. Wie hart dieses Metall ist, brauche ich
Ihnen ja wahrlich nicht zu erklären. Es wird
also nötig sein, bei einem Truppenfrontalangriff, sofern er
überhaupt stattfindet, die absolut und sehr gut geschützten
Stellungen dieser verdammten von Nohkui mit unseren vorrätigen
panzerplattenbrechenden Geschossen zu bombardieren, noch bevor Sie mit
ihren Truppenverbänden in die feindlichen Stellungen einbrechen
werden. Ich weiß, dass es bei einigen Verbündeten ein lang
gepflegter Brauch ist, ich nenne hier keine Namen dieser Krieger,
dass diese Kommandeure von einem sicheren Abstand aus ihre
Kampftruppen befehligen. Dieser Brauch ist hiermit aufgehoben. Ich
finde, dass ein fähiger Kommandeur auch in einer Gefahrenzone,
also bei unmittelbarer Gefahr, bei seinen Kriegern zu sein hat. Das
hört hiermit auf! Ich kann und will es nicht dulden, dass sich
gewisse Kommandeure däumchendrehend in einer sicheren
Stellung verstecken, während ihre Krieger auf dem Schlachtfeld
um den Bestand der Vereinten Planeten kämpfen. Gut, so viel
dazu. Dann habe ich eine Frage an euch. Hat von den Herren
Kommandeuren einen Vorschlag, welche panzerplattenbrechende Waffen
die besten und effektivsten sein würden, um diese elenden
Aktaniumplatten zu zerstören?«, erkundigt er sich.
Einen Moment lang beherrschte Stille die Szene. Bis sich jemand nun
schon bekanntes meldete.
»Sie, Herr Kommandeur Anon? Gut, ich bin ganz Ohr.«, bekundete
Zortekan sein Interesse.
»Jawohl, Herr Kommandant, ich hätte da einen äußerst
effektiven Vorschlag.«, bekräftigte er sein Streben.
»Ja, dann Erklären Sie mir doch Ihren Vorschlag.«, forderte
Zortekan drängend.
»Wir, das Volk der tapferen Dilliks, haben aktaniumbrechende
Explosivgeschosse, aber diese
Kanonen aufzustellen und funktionstüchtig zu machen ist sehr
aufwändig.«, erklärte Anon.
»So, sehr aufwändig, sagen Sie?«, unterbrach er Anon.
»Jawohl, Herr Kommandant.«, bestätigte er.
»Wie lange würde es denn nun dauern, bis uns diese Kanonen zur
Verfügung stehen würden, wenn wir sie einsetzen würden?«,
fragte Zortekan Kommandeur Anon.
»Nun, wenn wir sie unmittelbar nach der Lagebesprechung von General Eltier
anfordern, könnten sie bis morgen Abend einsatzbereit sein.
Eher auf keinen Fall.«, erklärte Anon.
»Verdammt nochmal auch, das ist zu spät. Um 9 Uhr 15 morgen früh
geht General Eltier, unterstützt von seinen Flottenverbänden,
zum Angriff über. Da ist nichts mehr dran zu rütteln.
Die Sache steigt auf jeden Fall. Ich möchte zu gerne wissen,
woher diese Bestien überhaupt so viel Aktanium haben, dieses
Metall ist doch eher selten, ja, und zudem sehr schwer zu bearbeiten,
und kostet zudem Unsummen an Sul-Einheiten.«, erklärte
er laut vor allen Kommandeuren.
Es folgte ein Getuschel unter den Offizieren.
»Aber, aber, meine Herren, wir wollen doch gemeinsam eine Lösung für
unser Problem finden, nicht wahr? Wenn ich mir jetzt und hier ihr
Verhalten ansehe, gewinne ich doch zunehmend den Eindruck, dass
nicht wenige von Ihnen sich um ihre zugewiesenen Truppen einen
verdammten Dreck scheren, ob sie morgen als Kanonenfutter zu den
Stellungen der Nohkui befohlen werden. Sie sollten, und das niemals,
vergessen, dass ihre Truppenverbände morgen bereit sein müssen, ihr
Leben zu geben, ja bereit sind, für den Bestand der Vereinten
Planeten, ja für den Frieden unseres gesamten Quadranten zu
kämpfen. Keines einzelne Leben, das morgen im Kampf fallen
wird, ist dieser Krieg, ist kein Krieg wert.
Das leichte Gelispel nahm von einem Augenblick auf den nächsten ab,
außer ein leises Räuspern hier und ein Hüsteln da,
schien die Stille in diesem Zelt überhand zu nehmen. Alles
wartete nun auf Zortekan und wie es weitergehen sollte.
»Nun denn, hat noch jemand von den hier anwesenden Offizieren eine Idee,
wie wir morgen unseren Truppen den Angriff etwas sicherer machen
könnten? Wir müssen einen Weg finden, dieses verdammte
Aktinium zu zerstören.
Dann meldete sich einer seiner eigenen Leute:
»Ja, Dorenth vom Stamme der Galunnis, du möchtest einen Vorschlag
machen?«, freute sich Zortekan.
»Jawohl, Herr Kommandant. Wir könnten es doch mit Kampfgas versuchen.«,
schlug er vor.
»Klar, wäre auch eine Möglichkeit, dennoch nicht durchführbar.
So einen Auftrag hatten vor gar nicht allzu langer Zeit euer
Kommandeur Miwar und vier weitere Offiziere. So viel ich mich erinnern
kann, waren es die Offiziere Magbur, Pilch, Bhonds, und wie hieß
doch gleich wieder der vierte? Ach ja, jetzt fällt es mir wieder
ein, es war Offizier Frapeeh. Sie drangen dabei in die unterirdische
Stadt hier auf Sinas ein. Im Übrigen befindet sich diese Stadt
gar nicht allzu weit von hier. Wie gesagt, drangen sie also in diese
unterirdische Stadt ein setzten in den Hauptbelüftungsschächten,
die die gesamte Stadt mit Frischluft versorgen, dieses Gas Zepin ein.
Übrigens, ich freue mich, einige Kommandeure der Apaloss unter uns begrüßen zu dürfen.
Doch die absolute Wirkung des Giftgases auf die Nohkui blieb aus
folgendem Grund aus. Sie waren längst vorgewarnt. Denn aus
irgendeinem Grund, den wir bis jetzt noch nicht herausgefunden haben,
besitzen die Nohkui entweder einen perfekten Spionagering, der sich
stetig unter unsere Allianz mischt und somit die Nohkui immer auf
dem Laufenden hält, so dass sie stets eine sehr gute
Vorwarnzeit bekommen, oder sie haben ein perfekt abgestimmtes
Vorwarnsystem, welcher Art auch immer. Sie sind uns also in diesem
Bezug stets ein oder zwei Schritte voraus, sich einem
Gasangriff zu entziehen. Ich kann nur sagen: Das Risiko ist mir zu
hoch. Wir können es uns nicht leisten, irgendwelche Experimente
zu machen und somit zu riskieren, den Krieg zu verlieren, den Nohkui
noch mehr Zeit zu geben, sich neu zu formieren bzw. sich einen neuen
Plan auszudenken. Soweit zu Ihrem Vorschlag. Ich kann mich daher nur
wiederholen: Wir brauchen einen Plan, der perfekt und zudem absolut
und todsicher auszuführen ist. Einen sicheren Plan, der unseren
Bodentruppenangriff sicherer macht, nachdem General Eltier und Kommandeur Miwar die
Stellungen des Feindes beschossen haben. Ich will auf
jeden Fall unnötige Opfer unserer Truppenverbände
verhindern. Ich möchte keinen einzigen unserer Krieger in eine
Stellung des Feindes befehlen müssen, wenn diese noch sehr starke
Gegenwehr leistet. Wir alle müssen uns vor Augen halten, dass
wir keinerlei Chancen haben werden, wenn wir nicht zumindest
80 Prozent ihrer Impulsfaserkanonen außer Gefecht gesetzt haben.
Wenn wir Glück haben, erledigen diese Aufgabe, wie schon gesagt,
General Eltier und Kommandeur Miwar. Doch ich bin kein Träumer,
ich bin Realist und somit nur zufrieden, wenn etwas Hand und Fuß
hat.
Sonst noch jemand eine Idee?«, fragte Zortekan seine Kommandeure.
Zortekan wartete auf neue Vorschläge seitens der Kommandeure. Doch
niemand fiel etwas ein.
»Nicht? Na dann werden wir uns wohl oder übel auf General Eltier,
Kommandeur Miwar und die Schlagkraft unserer Flottenverbände
verlassen müssen, was? Meine Herren, ich bitte Sie, ist das
unsere Elite, die hier anwesend ist? Ich glaube es nicht. Kein
Wunder, wenn die Vereinten Planeten, den Nohkui in ständiger
Folge unterlegen sind und aus diesem Grund schon viele Kriege
verloren haben. Ich möchte Sie nicht beleidigen, dennoch 340
Kommandeure, von denen nur zwei Vorschläge kommen. Ich muss Ihnen
ehrlich sagen, dass ich enttäuscht bin. Nun gut, Sie können
nun wegtreten, doch halten Sie sich für alle Fälle bereit.
Und noch etwas: Lassen sie ihre Männer schlafen, keine
Extratouren und keine Übungen, keine Machtspielchen heute Abend.
Unsere tapferen Krieger brauchen ihren Schlaf.«, dann traten
alle Kommandeure aus dem Zelt und Zortekan ärgerte sich maßlos
über so wenig Gehorsamkeit, die diese Kommandeure an den Tag
legten.
Faules und impertinentes Pack! Das grenzt ja schon an Meuterei, das
gleicht ja fast einem Verrat. Wartet nur, wenn der Krieg vorbei
ist. Ich werde euch eines Besseren belehren. Auf meinem
Heimatplaneten hätte sich eine solche Frechheit niemand oder höchstens
einmal erlaubt, dachte sich noch Zortekan.
Da stand er nun, genau so klug wie vor der Lagebesprechung. Er
jedenfalls dachte nun intensiv nach, wie er die morgige Angriffswelle
seiner Truppen so sicher wie nur irgend möglich anführen
könnte. Er konnte es einfach nicht begreifen, wie so viele
Kommandeure auf einem Haufen so gleichgültig und kaltblütig
sein konnten und bereit waren, ihre Truppen als Kanonenfutter in die
Stellungen der Feinde zu schicken. Doch allen Frustes
zu Ehren, er konnte sich nicht auf die faule Haut legen. Er beschloss,
Miwar zu kontaktieren, vielleicht fand sich in diesem Gespräch
eine Lösung. So stieg er äußerst vorsichtig das
provisorisch erbaute Holzpodest wieder hinunter und machte sich auf den
etwa zweiminütigen Weg zum Kommunikationstransporter. Dort
angekommen verlangte er gleich von seinem Adjutanten eine sofortige
Verbindung zu Kommandeur Miwar, der natürlich nicht lange auf
sich warten ließ.
»Mein guter Zortekan, du verlangst nach mir? Ich hoffe, dass es nichts
unangenehmes ist. Du weißt ja, wir haben schon genug Probleme, nicht
wahr, mein Bester?«, fragte Miwar.
»In der Tat, die haben wir.«, gab er ihm Recht.
»Und, Zortekan, wie verlief die Lagebesprechung? Habt ihr nun eure
Angriffs-Formationen für morgen im Griff?«, fragte Miwar nach.
»Woher weißt du denn davon? Das ist ja ein Ding, ich wollte dir gerade
darüber Bericht erstatten.«, staunte Zortekan nicht
schlecht.
»Na, weißt du, befände ich mich sonst in der Position der Führung?
Es ist eine meiner wichtigsten Aufgaben hier, alles zu wissen. Aber
mache dir deswegen kein Kopfzerbrechen, mein Guter. Ich habe auch von dem
skandalösen Verhalten seitens unserer Kommandeure erfahren.
Dieses Verhalten hat nach dem Kampf noch ein Nachspiel, darauf
kannst du dich verlassen, Zortekan.«, versprach er ihm.
»Ach, lass es gut sein, solange sie sich nicht im Kampf gegenseitig
erschießen oder gar meutern, werde ich sie schon vorwärts
treiben, darauf kannst du dich verlassen.«, sagte Zortekan ermutigend.
»Du musst Wissen, hierbei geht es nicht um nur ein kleines Vergehen.
Das ist Missachtung seines Vorgesetzten gegenüber.«,
ärgerte sich Miwar.
Na ja, du magst ja vielleicht sogar Recht haben. Vielleicht sahen sie sich
in ihrem eigenen Stolz verletzt, denn man stelle sich vor, von einem
um mehreren Ränge niedrigeren Kommandanten Befehle entgegenzunehmen,
ist nicht gerade jedermans Sache. Oder was meinst du, Miwar?«, fragte Zortekan.
»Das kann schon sein. Dennoch, sie müssten auf mich sauer sein und
nicht auf dich. Ich gab dir dieses Kommando über die gesamten
Bodentruppen. Das ist schon mal der erste und entscheidende Punkt.
Zum Zweiten bist du keinesfalls ein paar Ränge niedriger, da du
zum Zeitpunkt dieser von mir erhaltenen Aufgabe zum Obersten der
Bodentruppen ernannt wurdest. Rang hin oder her. Und zum
Dritten: Wenn sie deine Befehle als lächerlich empfinden oder
gar missachten sollten, missachten sie auch die meinen und zeigen mir somit,
dass sie keinen Respekt vor mir haben. Sie haben ohne Wenn oder Aber
meine Befehle oder deine Entscheidungen in keinster Weise in Frage
zu stellen. Das ist für mich ganz nah an einer
Befehlsverweigerung. Ich könnte, wenn ich wollte, diese ganze
Bande von Kommandeuren an die nächste Wand stellen lassen.
Dennoch, ich bin trotz meiner Befugnisse kein Schlächter oder
Richter. Dies lasse ich vom Rat der Vierungsechzig der Vereinten
Planeten entscheiden, was wir später mit diesen
widerspenstigen Offizieren machen werden. Doch vorerst solltest
du dir noch vor Augen halten, dass wir das Wissen auch diese Feinen Herren
von Offizieren morgen für den
Kampf brauchen. Ohne sie sähe es nicht gut aus. Wie könnten
wir sonst 170 000 tapfere Krieger halbwegs und das koordiniert zum
Kampf anführen. Und auf die Schnelle einfache Krieger ohne
jegliche Ausbildung zu befördern, käme in der
Schlacht einem Fiasko gleich. Also, lass dir nichts anmerken und
drücke hier und da ein Auge zu. Ich weiß, dass es dir schwer
fallen wird, doch es muss eben sein. Zortekan, ich brauche dein
Einverständnis, es würde mir sonst großes
Kopfzerbrechen bereiten und das möchtest du doch nicht, oder?«,
vergewisserte sich Miwar.
»Na schön, weil du es bist, aber glaube mir, am liebsten würde
ich diesen erbärmlichen Haufen komplett austauschen und nach
Hause schicken, das kannst du mir ruhig glauben, Miwar.«,
wies Zortekan verärgert darauf hin.
»Natürlich, Zortekan, aber es geht halt nun nicht anders, also mach das Beste
draus. So, in wenigen Stunden geht es ja los. Du solltest nun etwas
schlafen, und das ist ein Befehl, mein Freund. Ich brauche für
den morgigen Kampf einen einigermaßen ausgeschlafenen und
nicht einen nervlich angespannten Führungsoffizier.«,
dann verschwand Miwar vom Bildschirm.
Schlafen, ich soll schlafen gehen? Einfacher gesagt als getan. Aber vielleicht
hat Miwar ja Recht. Schaden kann es ja nicht, dachte er sich und ging
gemächlich in seinen Führungscontainer, wo sich nicht nur
ein Schreibtisch, sondern in einem extra mit großen Laken abgetrennten
Fleckchen auch eine Feldliege befand.
Dort angekommen, befahl er noch schnell seinem Adjutanten, nur
gestört zu werden, wenn quasi der Feind vor den eigenen
Stellungen stünde. Vor seiner Feldliege stehend zog er dann
seine Uniformjacke aus und ließ sich völlig erschöpft
darauf fallen. Es folgte nun ein Seufzer der Erleichterung. Als er so
dalag und eben noch über dieses und jenes nachdachte, dauerte
es nicht lange, bis Zortekan erschöpft einschlief.
Einige Stunden später:
»Herr Kommandant Zortekan, wachen Sie auf! Es ist Zeit.«, rief und
zupfte zugleich sein Adjutant Dokwei, aber ganz sachte, am
rechten Ärmel seines Hemdes. Mit einem Satz sprang Zorekan im
Halbschlaf hoch und ging in Nahkampfhaltung über, so dass sein
Adjutant vor Schreck einen gewaltigen Satz nach hinten vollführte.
Kreidebleich stand sein Adjutant plötzlich einige Meter von
seinem Kommandanten entfernt und hielt Maulaffenfeil.
»Oh, entschuldigen Sie bitte, es ist eine Reaktion, gegen die ich nichts
tun kann.«, erklärte er sich peinlich fühlend.
»Aber das macht doch nichts, Herr Kommandant. Ich wollte nur sagen, dass es
Zeit ist. Sie wollten doch rechtzeitig geweckt werden.«, gab er zu
verstehen.
»Was, ach ja. Wie spät haben wir es denn?«, fragte er ihn.
»Es ist eine Stunde vor Kampfbeginn, Herr Kommandant.«, erwiderte er.
»Was, schon so spät, warum haben Sie mich nicht wie befohlen um Punkt
sechs Uhr geweckt? Sind die Truppen wenigstens planmäßig in
ihren Stellungen und in die Formationen übergegangen?«,
fragte Zortekan mit zittrigen und hochgezogenen Sorgenfalten.
»Natürlich, mein Kommandant. Es ist alles so, wie Sie es befohlen haben, zu
ihrer Zufriedenheit erledigt worden. Ich habe es selbst überprüft.
Und auf Ihre Frage zurückzukommen, warum ich Sie nicht wie
befohlen um Punkt sechs Uhr geweckt habe: Das liegt nunmal daran, dass ich
einen über Ihnen stehenden Befehl erhalten habe.«, sagte
sein Adjutant ein bisschen ängstlich wirkend.
»Was, einen noch höheren Befehl? Ja, aber von wem denn?«, eine
berechtigte Frage, die er da stellte.
»Es war Kommandeur Miwar, der mir den Befehl gab. Sie sollen mich dafür
nicht rügen, betonte der Herr Kommandeur zudem.«
»Ach was, Sie können doch letztendlich nichts dafür. Trotzdem,
das nächste Mal wird unter allen Umständen mein Befehl
vorgezogen. Ich werde dafür die volle Verantwortung übernehmen.
Ich hoffe, ich habe mich in diesem Bezug klar ausgedrückt, mein
Bester?«, forderte er eine Antwort.
»Klar und deutlich, mein Kommandant.«, antwortete er.
»Sagen Sie mal, Dokwei, hat Kommandeur Miwar sonst noch etwas ausrichten
lassen?«, fragte er ihn so ganz nebenbei.
»Ach ja, er sagte, dass es besser wäre, erst wieder nach dem Kampf
Kontakt aufzunehmen. Aus Sicherheitsgründen. Und er wünschte
viel Glück und dass er sich mal wieder auf einen Becher Soch
mit Ihnen freue.«, berichtete Dokwei lächelnd.
»Gut, ich danke Ihnen. Sie können sich nun zurückziehen.«,
befahl er.
Nachdem sich sein Adjutant zurückgezogen hatte, ging er aus dem
Führungscontainer in Richtung seiner Stellungen. Als er so kurz
vor einer seiner 14 Frontstellungen vorüberkam, kam ihm ein Jubelschrei
entgegen, als könnte man durchaus glauben, man befände sich
in einem Olympiastation und ein Sportler hätte gerade eben einen
neuen Weltrekord aufgestellt. Er bemerkte schamrot sehr schnell, dass
diese Jubelschreie ihm galten. Doch wofür, dachte er sich noch
insgeheim. Und er fragte sich, als er durch die Reihen der Krieger
ging, ob er vielleicht nicht doch irgendetwas versäumt
hatte. Doch dem war nicht so. Dieser Jubel galt einzig und alleine
ihm. Von diesem Zeitpunkt an wusste er, dass die gesamten
Bodentruppenverbände von insgesamt 170 000 Mann auf seiner Seite
waren. Ja, dass sie mit ihm, und nur mit ihm, in den Tod gehen würden,
wenn es denn sein müsste. Bereit, bis zum bitteren Ende zu
kämpfen. Dessen war er sich sicher. Und es machte ihn stolz. Es
machte ihn so stolz, dass ihm Tränen in den Augen standen. Er
schluckte schwer.
Zortekan hob seinen rechten Arm und gab das verabredete Zeichen, indem er
nun eine gelbe Fahne hoch nach oben hielt und wedelte. Während
die Beobachtungsposten das selbe an die nächsten Truppen
weitergaben. Es deutete die Bereitschaft an, sich darauf vorzubereiten,
zum baldigen Angriff überzugehen. Wenn Zortekan eine rote Fahne
hoch nach oben wedelte, bedeutete dies den sofortigen Angriff auf
die ungefähr zwei Kilometern entfernten Stellungen der Nohkui zu
stürmen. So bald General Eltier sein Bombardement beendete,
folgte Miwar mit seinen selbstgesteuerten Druckstreufaser-Implosionskernen,
die, wie wir ja bereits wissen, dem noch übrig
gebliebenen Feind den Rest geben sollten. Sollte dies nicht ganz
gelingen, kam es dann auf die Bodentruppenverbände an. Es lag
auf der Hand: Je genauer General Eltier und auch Kommandeur Miwar,
die Stellungen von den Feinden säubern würden, desto
sicherer und ungefährlicher würde es dann für die
Bodentruppen von Zortekan sein. Sollte der Plan nicht aufgehen, würde
es mit Sicherheit ein ungleicher und höchstwahrscheinlich
sinnloser Angriff auf die Stellungen der Nohkui werden. Die dann mit
größtmöglicher, also mit genauer Präzision,
ihre noch intakten Impulsfaserkanonen einsetzen würden. Was
dies aber zur Folge hätte, würde man sich nicht einmal in
seinen kühnsten Träumen vorstellen können.
Höchstwahrscheinlich gäbe es dann ein Massaker, das seinesgleichen
suchte. Noch fünf Minuten, dann sollte General Eltier mit dem
Beschuss auf die Stellungen der Nohkui beginnen.
Sämtliche Kampfraumschiffe und Jägermaschinen der Nohkui waren plötzlich
und wundersamerweise abseits ihrer Stellungen, von den Nohkui in
Sicherheit gebracht worden. Was die Nohkui nicht wussten, war, dass sie General
Eltiers Späher schon im Vorfeld entdeckt hatten. Sie befanden sich
nämlich noch mit sämtlichen dafür notwendigen
Besatzungen in Wartestellung. Auf diese Verstärkung wollten die
Nohkui mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zurückgreifen.
Zudem kam erschwerend hinzu, dass diese Bestien Nohkui nicht etwa
als Ersatz gegen die Verbündeten der Vereinten Planeten hier
kämpften, nein, aus einem ganz bestimmten Grund eben: Sie waren
sich nämlich sicher, diesen Kampf auf Sinas auf eine ganz
andere Art und Weise zu gewinnen. Sie würden nämlich, und
das ohne nachzudenken, den noch intakt geglaubten
Ionenplasmareaktionsdetonator einsetzen. Ja, diese Truppen ihrer eigenen
Spezies in den Stellungen sollten nur durch
ihre Präsenz die Bodentruppen von Kommandant Zortekan aus
ihren Stellungen herauslocken. Sie dienten lediglich als
Kanonenfutter. Wenn dann der größte Teil der Bodentruppen
der Vereinten Planeten vernichtet wäre, würden dann die
versteckten Großraumkampfschiffe, begleitet von ihren
Jägerkampfmaschinen, sich umgehend auf den Weg zum Planeten
Goderijan machen. Dort hätten sie dann leichtes Spiel, denn wer
würde sich dort verteidigen und vor allem, mit was und von wem.
Die Goderijaner sind kein kämpfendes Volk und würden sich
niemals wehren. Der Hauptteil von den Flottenverbänden der
Verbündeten befand sich ja auf Sinas. Natürlich wussten
die Nohkui nicht, dass, und wie wir wissen, Kommandant Zortekan schon
längst Vorbereitungen traf, und im Vorfeld von einem
Spezialisten mit dem Namen Manulah diesen hochgradig gefährlichen
Ionenblasmareaktionsdetonator entschärfen bzw. seine
hochempfindliche Implosions-Elektronik mit einem
Strahlenmagneten zerstören ließ. Noch dazu ließ General Eltier,
worüber er aber weder Kommandeur Miwar noch Kommandant Zortekan in
Kenntnis setzte, Spezial-Einheiten die dort nur sehr leicht bewachten
Nohkui-Großraumkampfschiffe und deren Kampfjägermaschinen
so sehr beschädigen, dass ein Start und somit
ein Angriff gegen was auch immer nicht mehr möglich war.
Zudem wurde diese Flotte schon im Vorfeld mit einem
Störfrequenzpulsarfeld umringt, so dass es ihnen unmöglich
wurde, ihresgleichen zu verständigen und somit vorzuwarnen.
Zortekan sah naserümpfend gen Himmel und sichtete schon General Eltiers
mächtiges Kampfraumschiff über die Stellungen der Nohkui
fliegen. Fast schwebend glitt es langsam aber stetig herab. Dann war
die Zeit verstrichen. Und General Eltier eröffnete das Feuer.
Eine schier furchterregende Feuersbrunst feuerte, ja entfachte, der
General auf die gesamten Stellungen der Nohkui. Ob zu diesem
Zeitpunkt diese elenden Bestien Nohkui schon versucht hatten, ihren
nun defekten Ionenplasmareaktionsdetonator einzusetzen, konnte
natürlich keiner wissen. Doch bestimmt war dem so. Ein Einschlag
folgte dem anderen und es schien so, als wollte der General diesmal
auf Nummer sicher gehen. Er feuerte alles, was er an Kampfmitteln zur
Verfügung hatte. Meter für Meter schlugen die gebündelten
Fasergeschosse auf alles, was da stand und sich bewegte. Immer härter
bzw. wuchtiger wurden die Einschläge, die der General punktgenau
abfeuern ließ. Zortekan stand fassungslos da, er konnte, so
sehr wütete General Eltier auf die Stellungen ein, nichts und
niemanden mehr sehen bzw. erkennen. Der gesamte Radius an feindlichem
Gebiet war von den Geschossen total eingenebelt. Doch dann war es
soweit: Der Beschuss hörte, so wie er begonnen hatte, wieder auf.
Es herrschte Totenstille. Doch nicht für lange. Ein heulendes und
bis ins Mark zischendes Pfeifen kündigte nun Kommandeur
Miwars abgefeuerte selbstgesteuerten Druckstreufaser-Implosionskerne an.
Diese Geschosse bohrten sich flächendeckend
und ungefähr einen Meter tief in die Erde ein um dort zu
Implodieren. Es zeichnete sich eben nicht wie eine Explosion aus,
wobei die explodierende Kraft sich stark nach außen hin
ausdehnte, und in den meisten Fällen einen Krater an der
Einschlagstelle bildete, nein, das Gegenteil war der Fall. Es zog
sich nach innen und riss dabei gewaltig, die Erdmasse in sich
hinein, presste diese mit einer ungeheuren Kraft vielfach
zusammen. So als wolle man eine Dose zusammendrücken, so
drückte diese Implosion alles sich in einem Radius von zirka acht
Metern befindliche, unter und an der Oberfläche, um ein
Vielfaches zusammen. Was hierbei noch übrig blieb, konnte man
sich ja gut vorstellen. Zortekan griff schon nach dem Roten Tuch. Er
wusste, dass auch Miwar alles was er zur Verfügung hatte,
bald aufgebraucht haben würde. Und tatsächlich, das Zischen
und Pfeifen hörte langsam auf, das war das Zeichen für
Zortekan. Auch die Truppen in seiner Nähe guckten schon nach ihm
und verhielten sich nervös. Zortekans Mimik verdunkelte sich zu
einer einheitlichen Starre. Er war nicht mehr er selbst, genau wie
seine Kameraden, wie jedermann, der jeden Augenblick in den Kampf
schreiten musste. Das unterschied eben einen Krieger von einem
Zivilisten. Sie konnten sich wie eine Kamera ein- und
ausschalten. Sie verkörperten in solchen Augenblicken reine und
gefühllose Kampfmaschinen, die zu allem bereit und willens
waren. Nur noch der Tod konnte jene Krieger aufhalten. Dann war es
erneut still im Tal des Kampfes geworden. Es war für Zortekan
Zeit. Er atmete noch einmal tief durch. Langsam, aber mit eisernem
Willen, bereit für seine Kameraden, bereit für die Sache zu
kämpfen und zu sterben, hob er das rote Tuch. Mit einem
gewaltigen Getöse und lautem Geschrei von 170 000 Kriegern, dass
die Erde unter allen tapferen Kriegern begann zu zittern, stürmten
alle Soldaten der Vereinten Planeten den noch übrig
gebliebenen Stellungen der Nohkui entgegen. Es folgten zwei harte
Kilometer an Hingabe und auch Aufopferung, der Ungewissheit entgegen.
Ganz vorneweg der eisere Kommandant Zortekan. Natürlich waren
noch einige Nohkui am Leben, die nun ihre aussichtlose Lage
erkannten. Jene Überlebende starteten verzweifelt den Versuch,
die noch intakten Impulsfaserkanonen zu bedienen, was ihnen auch
schließlich gelang. Doch gegen die nun übermächtigen
und immer näher heranstürmenden, wutentbrannten Armeen
von Kriegern der Vereinten Planeten hatten sie keinerlei Chancen
mehr.
Zortekan rannte und rannte, in seinen Händen in Vorhaltung natürlich
ein Fasergewehr, das er ohne überhaupt einen Feind zu sehen,
einfach, wahrscheinlich aus Verzweiflung, gegen die immer näher
rückenden Stellungen feuerte. Plötzlich spürte er
einen dumpfen Druck neben sich und er wurde zu Boden geschleudert. Da
lag er nun, auf dem Rücken liegend. Schmerzen verspürte er
jedoch nicht. So dachte er sich, dass es immer so sei, bevor man
stirbt. Zortekan biss sich auf die Lippen, bis er sein warmes Blut an
seinem Kinn herunterlaufen fühlte. Bevor er sich versah, wurde
er von mehreren kräftigen Händen nach oben gehoben, bis er
schließlich wieder die Erde unter seinen Füßen
spüren konnte. Sogleich sah er sich von oben bis unten an. Er
konnte keinelei Verletzungen an sich spüren. Vermutlich
erwischte ihn die Druckwelle eines in seiner Nähe detonierten
Impulsfasergeschosses. Zortekan begann geistesgegenwärtig, aber
auch aus Gewohnheit, seinen durch den Sturz verschmutzten Kampfanzug
auszuklopfen und während er das tat, suchte er mit seinen
dankbaren Blicken seine mutigen Retter. Was er da zu sehen bekam,
verschlug ihm doch glatt den Atem. Stand da, fest seinen linken Arm
stützend, tatsächlich und leibhaftig sein Adjutant Dokwei.
»Sagen Sie mir mal, sind sie von Sinnen, was suchen Sie denn hier?«,
schrie er ihn an.
»Verzeihen Sie mir, mein Kommandant. Aber dachten Sie im Ernst, dass ich Sie
alleine in den Kampf ziehen lasse? Sie können mich nach diesem
Krieg vors Gericht der Vereinten Planeten bringen. Doch jetzt
bleibe ich so lange an ihrem Arsch kleben, bis dieser verdammte Kampf
vorbei ist oder eben einer von uns beiden fällt.«, sagte
er unmissverständlich.
»Mann, ist ja schon gut. Doch, was mache ich bloß ohne Sie? Was ist,
wenn Ihnen etwas zustößt? Wie könnte ich ohne Sie
auskommen? Nicht auszudenken wäre das. Haben Sie schon mal
daran gedacht?«, fragte Zortekan ihn mit einem Lächeln
übers ganze Gesicht. Ja, er war mächtig stolz auf seinen so
tapferen Adjutanten, was er sich natürlich nicht anmerken ließ.
»Na, sich einen anderen Adjutanten zulegen.«, gab er witzig von
sich. Diese kleine Ablenkung, gewürzt mit ein bisschen Spaß,
überdauerte nicht sehr lange.
Sämtliche Truppenverbände der Vereinten Planeten verteilten sich nun über
das gesamte gegnerische Arial. Auf diese Weise verhinderten sie, dass
die nun verzweifelt kämpfenden Nohkui sich neu in
Truppenverbände formierten, um so leichter ihre noch intakten
Impulsgeschosse abfeuern zu können.
Und sie rannten weiter, mal in Duckhaltung und mal in Kriechform, wenn
sie das abscheulich ohrenbetäubende Heulen und Pfeifen der
verschiedensten Geschossarten, die der Feind abfeuerte, in ihrer Nähe
wahrnehmen konnten. Doch das Schlimmste für die Truppen war
das Einschlagen der noch intakten Impulsfasergeschosse der Nohkui,
die beim Aufprall explodierten und nach und nach in einem Radius von
20 bis 30 Metern im Umkreis etwa zehn Sekunden lang ihre tödlichen
Faserstrahlen freischossen. Dabei und in diesem Radius überlebte
so gut wie keiner. Die Faserstrahlen zerschnitten förmlich die
Leiber der Krieger, die sich unglücklicherweise in dem
Strahlenbereich befanden.
Zortekan musste zusehen, wie ein Krieger nach seinem Kameraden griff, der von einem
dieser Faserstrahlen im Rückenbereich erfasst wurde.
Jener bückte sich, um ihm aufzuhelfen, jedoch mit einem Male nur
noch seinen Oberkörper in seinen Blutverschmierten Händen
hielt. Jener welcher es noch gar nicht bemerkte und immer und immer
wieder das gleiche schrie, dass er sich nicht so gehen lassen soll,
ja, dass sie es bald geschafft hätten. Und als dieser es
schließlich bemerkte, sich die Seele aus dem Leibe kotzte.
Zortekan musste würgen, doch es half alles nichts. Jeder
einzelne dieser so tapferen Krieger hatte nunmal seine Aufgabe und
musste diese unter allen Umständen versuchen in die Tat
umzusetzen, sein Ziel zu erreichen. Nur in dieser Form der
Gehorsamkeit und der Gemeinschaft konnten die noch intakten
Stellungen der Nohkui eingenommen werden. Dessen war sich jeder
einzelne bewusst und so kam es, dass die meisten der Krieger die
verletzten und schreienden Krieger einfach liegen lassen mussten. Es
war einfach keine Zeit dafür, sich um diese armen Seelen zu
kümmern. Nach dem Kampf sähe das natürlich ganz
anders aus. Doch bis dahin brauchte es noch viel an Tapferkeit.
Zortekan und sein Adjutant liefen einer kleinen Gruppe einfach hinterher, die einige
Meter vor ihnen lief. Sie waren insgesamt fünf Mann.
Plötzlich hielt einer aus dieser Gruppe inne und ging in
Hockhaltung über, während er Zortekan zu sich herbeizuwinken
schien. Zortekan folgte dieser Anweisung des Kriegers, der
sich, wie es Zortekan auffiel, so flink wie ein Wiesel durchs
schlammige zum Teil sumpfige Feld bewegen konnte. Dieser Krieger
war, so dachte sich Zortekan, ein Draufgänger seltenster Art.
Doch für ein längeres Gespräch war nunmal keinerlei
Zeit. Trotzdem war es ein Genuss, diesem verrückten Typen bei
seinem anschleichenden Verhalten zuzusehen. Zortekan und sein Adjutant
liefen fortan einfach diesem Teufelskerl hinterher, denn sie hatten
beide, als sie sich kurz in die Augen sahen, das ganz bestimmte
Gefühl, als würde ihnen, so lange sie sich nur in seiner Nähe
befinden, nichts Schlimmeres widerfahren. So stießen sie
zu diesem scheinbar einmalig verrückten Krieger und gingen neben
ihm in die Hockstellung.
»Ich grüße Sie, Kommandant Zortekan. Man nennt mich Mardass, den
Kühnen.«, pries er sich freudig an.
»Ja, Mardass, das dürfte der richtige Name für Sie sein. Und
Sie, woher kennen Sie mich denn?«, fragte er neugierig. Während
wieder eines dieser gefährlichen Impulsgeschosse über ihre
Köpfe hinweg doch zur allgemeinen Beruhigung etwa zweihundert Meter
weiter vor ihnen einschlug.
»Aber, Herr Kommandant, das war für mich ganz einfach festzustellen.
Kommandeure haben wir hier zur Genüge, doch Kommandanten nur
einen. Ich habe auf Ihre Rangabzeichen geguckt, die sie hier auf Ihrer
linken Brustseite tragen. Ich hoffe, dass Sie mich nicht allzusehr für
aufdringlich halten?«, wies er daraufhin.
»Aber nicht doch. Übrigens, was wollten Sie denn von mir?«,
fragte Zortekan ihn.
»Natürlich. Sehen sie dort, Herr Kommandant, etwa fünfzig Meter entfernt, die ersten
noch intakten Stellungen dieser Bastarde. Mann, ich kann es kaum
abwarten, diesen Nohkui ihre Fühler zu verdrehen. Dies ist
übrigens ihre schwächste Stellung.«, deutete Mardass
mit einem hämischen Gesichtsausdruck. Als konnte er es gar nicht
abwarten, in diese Stellung der Nohkui einzufallen.
»Was macht Sie da so sicher?«, wiederum eine berechtigte Frage, die
da Zortekan stellte.
»Was mich da so sicher macht, fragen ausgerechnet Sie mich? Na, weil die
meisten Stellungen von General Eltier und Kommandeur Miwar bereits im
Vorfeld vernichtet wurden, das bestätigten auch unsere Späher.
Es gibt also nur noch vier intakte Stellungen, leider sind diese
Stellungen mit Impulsfaserkanonen und dazu noch anderen ihrer
grausamen Waffen bestückt und das nicht gerade wenig an ihrer
Zahl. Kommandant, wir sollten, und das ohne zu zögern, jetzt
einen direkten und schnellen Frontalangriff wagen, bevor unsere
Truppen zu stark dezimiert sind und wir nicht mehr dazu im Stande
sind. Glauben Sie mir, in wenigen Minuten setzen wir diese Stellungen
und ihre Kanonen außer Gefecht.«, machte er den
Vorschlag.
»Sicherlich könnten wir das, was glauben Sie denn, weswegen wir alle hier
sind?«, entgegnete Zortekan ein bisschen ärgerlich.
»Dann sind sie also damit einverstanden, dass wir augenblicklich diese
Stellungen angreifen. Gut, sehr gut! Es sind ja nur noch etwas über
fünfzig Meter. Mit einem Spurt würden wir sie in nur zwei bis drei
Minuten erobern können.«, gab Mardass zu verstehen,
während er immer zappeliger wurde. Was nun Zortekan ganz
verrückt machte.
»Mann, bleiben Sie doch mal ruhig, das macht mich ganz nervös. In
Ordnung, wie ich sehe, haben Sie eine Angriffsleuchtbombe dabei. Wir
warten noch, bis sich etwas mehr als die Hälfte der Truppen auf
unserer Höhe in einer geraden Linie versammelt haben. Dann, wenn
ich Ihnen das Zeichen gebe, schießen Sie diese Leuchtkörper
hoch. Dann gilt es, tapfer zu sein und erbarmungslos zu stürmen.
Koste es, was es wolle. Ich will hier, jetzt und heute diesen
verdammten Krieg beenden und für uns entscheiden. Plötzlich
wurden sie jäh in ihrer kleinen Lagebesprechung unterbrochen.
»Sagt mir mal, hört ihr auch, was ich höre?«, fragte
Zortekan mit weit gespitzten Ohren.
Ja, es klingt wie Jägermaschinen. Doch von wem?«, fragte sich
nun sein Adjutant ängstlich geworden.
»Seid doch endlich mal still, wies Zortekan an. Während nun auch die
anderen Truppen lauschend hinhorchten. Urplötzlich beherrschte
Stille das gesamte Tal. Nur das immer lauter werdende Geräusch
von dem Antrieb der Jägermaschinen konnte man wahrnehmen.
Selbst die Nohkui stellten ihr Feuer ein und schienen genauso
verwundert zu sein, wie die Truppen der Vereinten Planeten.
Plötzlich waren die Jäger über den Truppen und flogen mit
schwenkenden Flügeln in Richtung der noch intakten Stellungen
der Nohkui. Mit einem Male brach ein Jubelschrei aus, der mit nichts
zu vergleichen war. Man muss sich vorstellen, wenn tausende von
Kriegern so arg sie auch nur konnten aus ihren Kehlen brüllten!
Alle wussten nun, dass es ihre eigenen Jäger waren, die nun bei
jedem wiederkehrenden Anflug auf die Stellungen der Nohkui feuerten,
was ihre Bordkanonen hergaben.
»Herr Kommandant, ich glaube, der Ansturm auf die feindlichen Stellungen hat
sich nun erledigt, verdammt noch mal, da bleibt doch wieder mal
nichts mehr für mich übrig, ich wollte doch so gerne
wenigstens einen dieser Nohkui im Nahkampf erledigen. Verzeihen Sie
mir, Kommandant, aber diese Kreaturen haben meine gesamte Familie auf
dem Gewissen.«, ärgerte sich Mardass maßlos.
»Ich kann Sie gut verstehen. Doch bedenken Sie, dass durch dieses
Einschreiten unserer Jäger viele Ihrer Kameraden
hier überleben werden. Denn Sie können mir beruhigt
glauben: Beim Erobern dieser Stellungen wären noch sehr
viele gefallen.«, beruhigte ihn der Kommandant.
»Gewiss, Sie haben bestimmt Recht, mein Kommandant.«, sagte er in
betrübter Stimmung.
»Ich frage mich nur, wo unsere Jäger so urplötzlich herkommen?«,
grübelte sein Adjutant berechtigteweise.
»Ich kann mit vorstellen, nein, ich weiß genau, von wem sie geschickt
wurden. Es ist General Eltier, dieser Teufelskerl. Diese Jäger
hat er bestimmt zurückgehalten, falls die Nohkui doch noch
einen Trumpf im Hinterhalt parat haben.«, freute sich
Zortekan. Doch als er aufstand und sich auf dem Schlachtfeld umsah,
spiegelte sich ihm das Grauen entgegen, das ein Krieg nunmal
erschuf. Überall lagen seine Kameraden, blutüberströmt
und zum Teil nur noch von ihren Uniformen zusammengehalten. Manche
glichen nur noch Bündeln von Fleisch. Das schlammige und
sumpfige Feld, das vorher von brauner und teils grüner Farbe
geprägt wurde, war nun rot getränkt und eingefärbt
von Blut. Überall lagen Teile ihrer Körper herum und
Zortekan musste sogar über einen Torso steigen, um weitergehen
zu können. Zortekan weinte und fiel vor Trauer auf seine Knie.
So auf dem Boden kniend sah er plötzlich mit verzweifelter
Miene, die sich hin bis zum blanken Hass verzehrte, gen Himmel und
schrie, so laut er nur konnte. Einige aus den Truppen hielten kurz
inne, sahen Zortekan traurig und verständnisvoll schweigend an
und senkten ihre Gesichter zu Boden.
Als die letzten Stellungen der Nohkui von den Ersatzjägern
vernichtet worden waren und diese schließlich zurückflogen, war es
getan. War es vollbracht. Die Nohkui fielen ihrem eigenen Hinterhalt
zum Opfer. Und als Zortekan das Wort 'Sieg' aus vollster Kehle
schrie, war die Euphorie der Truppen nicht mehr im Zaum zu halten.
Sie umarmten sich, sie rannten wie wild hin und her, so dass man
durchaus den Eindruck gewinnen konnte, sie hätten nun gänzlich
den Verstand verloren. Zortekan ließ sie machen. Diese Freude hatten
sich seine Truppen redlich verdient. Und er beschloss, seine
Truppen zwei ganze Tage mal so richtig ausruhen zu lassen. Als sie
dann endlich in ihre eigenen Stellungen heimkehrten, befehligte
Zortekan den sozusagen 'Aufräumdienst', der schon längst in
Spalier, also in Reih und Glied bereitstand.
So ließ schließlich Kommandant Zortekan, die gesamten
Truppen vor ihren jeweiligen Transportern, die als kurzfristige
Unterkunft dienten, Aufstellung nehmen.
»Herr Kommandant, Sie können jetzt zum Schirm, der Kontakt zu Ihren
Truppen steht.«, wies sein Adjutant darauf hin. Natürlich
konnte er nicht alle Krieger auf einem Platz strammstehen lassen.
Dies wären viel zu viele gewesen und nur die Hälfte seiner
Männer hätte ihn verstanden. Deswegen sprach er durch die
so vielen im Lager verteilten Bildschirme zu ihnen.
»Meine tapferen Krieger, wieder einmal, und wie so viele Male davor, habt ihr
tapfer euer Leben riskiert, um für den Frieden in unserem
Quadranten zu kämpfen. Ihr habt heute und hier das seit langer
Zeit für unmöglich gehaltene möglich gemacht. Nämlich
diesen Bestien von Nohkui einen vernichtenden Schlag zu versetzen.
Doch seid gewarnt: Es hieß im Rat der Vierundsechzig, dass dies die
letzten ihrer Gattung, also ihrer Art seien. Doch, so sage ich euch,
dass es falsch ist, zu glauben, mit diesem Sieg hätten wir
diese Spezies endgültig vernichtet. Sicherlich
haben wir die Nohkui für eine lange Zeit aus unserem Quadranten
getilgt. Doch sage ich euch, wird irgendwann einmal der Tag kommen,
wo die Nohkui wieder einmal in unseren Quadranten eindringen werden.
Und sie werden noch mächtiger sein, als sie es hier waren. Doch
sollte dieses Wissen uns nicht belasten oder gar ängstigen. Nein,
im Gegenteil, wir werden sie dann erneut und mit aller Härte in
die Schranken weisen. Entweder werden wir sie erneut vernichtend
schlagen oder wieder einmal mit aller uns zur Verfügung stehenden
Macht aus unserem Quadranten verjagen. Dieser Kampf ist beendet.
Wir werden diesen Tag zu einem unsrer Gedenktage machen.«,
erschöpft, dennoch glücklich, wedelte er mit seiner blauen
Siegesfahne und ein Jubel brach unter seinen Kriegern aus. Dann, als
er bemerkte, dass seine Worte unter der hallenden Freude seiner
Krieger unterging, beließ er es dabei.
»Sie sind der größte Kommandant aller Zeiten. Ich darf ihnen
die Hände schütteln und mich bedanken, dass ich unter Ihnen
dienen durfte.«, bedankte sich händeschüttelnd sein
Adjutant bei ihm, der ihm ja nur für die Zeit des Krieges
unterstellt wurde.
»Danke, mein getreuer Dokwei.«, erwiderte er seine Sympathie.
»So, Herr Kommandant. Ich schätze, das war es dann vorerst. Ach ja,
hätte ich es doch fast vergessen: Sie sollten umgehend
Kommandeur Miwar von unserem Sieg berichten, so dass er gleich seine
Heiligkeit, den Heiligen Xarmax, über unseren errungenen Sieg
Bericht erstatten kann. Er wartet ja so sehnsüchtig darauf.«,
erinnerte Dokwei daran.
»Ja, natürlich, ich werde Kommandeur Miwar gleich benachrichtigen.
Trotzdem, dieser Heilige Xarmax kann ganz schön eine Nervensäge
sein, nicht wahr, mein lieber Dokwei?«, fragte er ihn.
»Sicherlich, mein Kommandant. Dennoch kann ich sein Drängen gut verstehen.
Ihnen dürfte ja auch mittlerweile bekannt sein, dass die
Goderijaner, also ihr Kollektiv, seit Ewigkeit an einer genetisch
verursachten und bisher unheilbaren Krankheit leiden und schon von
Generation zu Generation viele Tausende starben und noch sterben
werden, wenn seine Heiligkeit nicht bald seine Macht mit der der
Menschen vereinigt.«, erzählte er Zortekan.
»Ja, ich hörte auch schon kürzlich von diesen Menschen. Sie sollen
eine in sich ruhende Macht besitzen, die diese abscheuliche Krankheit
der Goderijaner auf wundersame Weise heilen kann. Wird echt
Zeit, dass ich diese Menschen mal kennenlerne, oder was meinst du,
mein lieber Dokwei.«, wollte er seine Bestätigung.
»Gewiss, Herr Kommandant, das werden Sie bestimmt auch. Der Heilige Xarmax
hat schon vor diesem Krieg, natürlich nur im Falle eines Sieges,
was ja nun endlich eingetreten ist, eine riesige Feier auf Goderijan
geplant. Und dorthin sind alle der Verbündeten, also die Hohen
Räte mit allen Kriegern, herzlich eingeladen.«, berichtete
er des Weiteren.
»Ja, aber, Goderijan? Ich meine, die gesamte Stadt Bonchach ist doch fast
zerstört worden?«, sagte er.
»Ja, natürlich, das wissen ja bereits alle. Deswegen findet diese
gigantische Feier im Untergrund statt. Und dort werden auch diese
Menschen anwesend sein, die von einem weit entfernten Planeten, den sie die Erde
nennen, herkommen.«, erzählte er weiterhin.
»Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich ganz schön neugierig auf diese
Menschen, wie sie aussehen und was für eine Sprache sie
sprechen, du weißt schon, wie ich es meine, oder?«, frage er
seinen Adjutanten.
Natürlich weiß ich das. Ich habe gehört, dass sie so wie wir alle aussehen
sollen. Na wir werden es ja auf dieser Siegesfeier erleben.«,
äußerte sich Dokwei dazu.
»Gewiss werden wir das. So, und nun stell mir schnellstens eine Verbindung
zu Miwar her.«, befahl er seinem Adjutanten, der
sich sofort an die Arbeit machte.
Kapitel 24, Der Auftrag (Teil 3)
Anfang und Kapitelübersicht
© 2012 by Peter Althammer
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