Zu den Grenzen des Planeten Goderijan

Science Fiction Roman von Peter Althammer

Kapitel 15

Urlaub auf Sinas

Alle hatten einen schweren Tag hinter sich und alle hatten einen Bärenhunger und alle wurden so langsam aber sicher etwas wütend auf Sarah, selbst ihr Vater verdrehte die Augen, als Sarah wieder von vorne mit ihrer Fragerei begann. Mittlerweile musste sie doch wissen, dass Lyrs Lieblingsbeschäftigung, ja sogar sein Hobby war, nämlich zu reden und das meist ohne Unterlass.

»Durchaus nicht Fräulein Sarah, durchaus nicht. Zwischen einer konventionellen Küche, wie ihr sie aus eurer Heimat kennt, die viel Platz einnimmt und nicht selten Stunden in Anspruch nimmt und noch dazu sehr viel Energie verbraucht ja, da gebe ich dir in allen Punkten Recht. Wenn du dies als Küche deklarierst. Doch dieses mit unserer Verfahrensweise zu vergleichen, ist schlichtweg falsch. Denn jedes Menü ist bei uns schon Fix und fertig und hat eine Größe wie die eines Knopfes, wie sie Katja auf ihrer Bluse trägt. Egal welches Menü auch immer, es ist und hat die Größe von nicht einmal einem halben Zentimeter. Dieses auf einen Bruchteil seiner Größe dezimierte Menü wird anschließend durch ein kompliziertes Verfahren wieder in seine Ursprungsform zurück gebracht, ohne dabei an Qualität, Geschmack, Aussehen und Gewicht zu verlieren. Dadurch sind wir in der Lage, für zwei bis drei Jahrzehnte, natürlich in eurer Zeitrechnung, Lebensmittel platzsparend in den untersten Frachträumen zu lagern. Hätten wir nicht diese Technik, wären wir nicht in der Lage, mit einer Besatzung von insgesamt 2300 - oh ich vergaß euch dazu zu zählen, bitte entschuldigt diesen Fehler, ich wiederhole - währen wir nicht in der Lage, mit insgesamt 2308 Besatzungsmitgliedern mehrere Jahrzehnte in den Entferntesten Winkeln des Universums zu reisen. Trotz der enormen Größe unserer Raumschiffe hätten wir niemals soviel Platz, um für jeden einzelnen die überlebenswichtigen Nahrungsmittel unterzubringen. Und wenn es möglich wäre, davon nur ein Prozent auf dem Raumschiff unterzubringen, dann könnte ich ihnen exakt ausrechnen, für wie lange dieser Vorrat reichen würde, nach ein bis zwei Monaten wäre die Reise wegen Nahrungsknappheit beendet und von vorne herein zum Scheitern verurteilt gewesen, weil die Vorräte schon alle aufgebraucht wären. Wie sie nun erkennen müssen, Fräulein Sarah würden wir nicht sehr weit kommen, es wäre für uns unmöglich, in ferne Galaxien vorzudringen. Obwohl wir technisch natürlich in der Lage sind, um vieles mehr als die Lichtgeschwindigkeit durch den Raum und die Zeit zu reisen und dadurch in die entferntesten Winkel des so großen Universums vorzustoßen, würden wir kapitulieren müssen. Ich hoffe, ich konnte ihnen helfen, Fräulein Sarah. Zu guter Letzt noch eines, scheuen sie sich nicht, mich zu befragen, wenn Sie irgendetwas auf dem Herzen haben. Wenn es mir möglich ist, werde ich ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.«

»So und jetzt lasset uns zum Abendmahl schreiten. Ich darf doch voran gehen?« Und während allesamt geschlossen, Lyr den Androiden zum Abendmahl folgten, übernahm Lyr die Führung.

Während sie alle Lyr folgten, der in Richtung Lift ging, befand sich eine Person in dieser Gruppe in einem Gewissenskonflikt. Es war Sarah. Sarah fühlte sich nicht sehr wohl bei dem Gedanken, so unfair gegenüber Lyr gewesen zu sein. Auch das Misstrauen gegenüber Norman und Katja machte ihr schwer zu schaffen. Nach und nach und recht spät begriff sie Lyrs Versuch, zwischen ihr selbst und den anderen eine Freundschaft, ein Kollektives miteinander auf der Basis des Vertrauens in der Gemeinschaft aufzubauen. Ja, Sarah hatte ein schlechtes Gewissen. Ihr wurde klar, dass sie alle durchschaut hatten, dass alle ihre Versuche, Norman und Katja zu denunzieren (beschuldigen), durchschaut wurden und sie sie deswegen verurteilen und von nun an keines Vertrauens mehr würdigen würden. Und wie erst musste sich ihr Vater für ihr Handeln und Tun schämen. Natürlich wusste ihr Vater von ihrem Vorhaben. Doch glaubte er bestimmt nicht, dass seine niedliche kleine Sarah tatsächlich im Stande war, dieses Vorhaben zu realisieren. Sarah beschloss, während des Abendmahls bei der erstbesten Gelegenheit, sobald alle beisammen waren ohne zu lügen die Karten offen und ehrlich auf den Tisch zu legen und das ohne Wenn und Aber. Viele Fragen wurden während des Abendmahls gestellt und auch beantwortet. Pro und Kontra gab es in Hülle und Fülle. Es artete zu einer Diskussionsrunde aus. Nur Sarah hüllte sich noch in Schweigen. Es fiel ihr offensichtlich schwer, sich zu öffnen und sich vor allen Augen ihr Unrecht einzugestehen, bis Katja die heiße Diskussionsrunde abrupt beendete. Während des Abendmahls beobachtete Mary Sarah schon eine ganze Weile. Ihr fiel Sarahs trauriger Gesichtausdruck auf. Sie bekam das Gefühl, dass Sarah einen innerlichen Kampf mit sich selbst führen musste. Ja, dass Sarah etwas bedrückt. So beschloss Katja dem herzzerreisenden Anblick seitens Sarah, ein jähes Ende zu bereiten und schlicht und einfach einzugreifen. Noch befanden sich die Restlichen der Gruppe in wilder und ungezügelter Diskussion und waren daher kaum zu bremsen.

»He, Leute, hört mal her!«, doch diese zeigten keinerlei Reaktion auf Katjas bitten.

»So hört doch mal zu!«, doch es folgte wieder mal keine Reaktion. Katja wurde langsam aber sicher etwas Sauer.

»Verdammt noch einmal, haltet endlich die Klappeeeee.« Katja schrie offenbar so laut, dass nicht nur die Runde an ihrem Tisch völlig verdutzt keinen Ton mehr herausbrachte und innehielt. Nein, auch die restlichen 350 Dogon, die sich wegen ihrer Vielzahl stündlich und in Hundertschaften mit dem Abendmahl, also gruppenweise, abwechselten, waren völlig stumm geworden, ja regelrecht wie zu Statuen erstarrt saßen sie auf ihren Stühlen.

»Als Katja sich in dieser riesigen Kantine, also dem Essenssaal, in allen Richtungen umsah und in die erstaunten Gesichter der Dogon blickte und bemerkte, dass sämtliche Blicke der Dogon auf den Tisch, wo ihre Runde saß, richteten, lief ihr Gesicht knallrot wie eine Tomate an. Einige Zeit lang verharrte auch Katja wie alle anderen im Saal schweigend der Dinge. Dann stand sie ganz langsam und bedächtig von ihrem etwas quietschenden Stuhl auf, schluckte erst einmal und holte dann ganz tief Luft.

»Äh, da... das war eine Übung. Eine Übung zur Überprüfung der Reaktion. Das tun wir Menschen regelmäßig. Äh... lasst euch bitte nicht stören. Ihr könnt weitermachen, ich meine weiter futtern, ich meine weiter essen.« Dann herrschte plötzlich, wie auf ein Kommando hin, wieder reges Treiben und pausenloses Geschnatter im Saal.

»Katja, was sollte das eben? Eine Übung zur allgemeinen Reaktion?«

»Meine Güte, Norman, mir fiel halt in dieser peinlichen Situation nichts Besseres ein« erklärte sie ihm. Katja sah, wie einige in der Runde zu schmunzeln begannen, verziert durch ein kleines verstecktes Lächeln.

»Sag mal, Katja, du wolltest uns doch vorhin etwas sagen, oder irre ich mich da?«, wollte nun Peter wissen.

»Ja, hierbei geht es um Sarah.«

»Um Sarah?«, erkundigte sich Stephan aufhorchend. Nervös geworden zappelte er wie ein hyperaktives Kind auf seinem Stuhl herum.

»Ja, um Sarah.«, bekräftigte Katja nochmals eingehend.

»Wieso sprichst du in Rätseln, kannst du mir nicht gleich sagen, um was es dabei überhaupt geht. Ich glaube, dass ich ein Anrecht darauf habe, es ist schließlich meine Tochter und nicht die deine.«

»Jetzt mach mal halblang, Stephan, du musst doch nicht immer gleich mit dem Schlimmsten rechnen, wenn es um deine Tochter geht. Begreife doch endlich mal, dass sie kein kleines Kind mehr ist.«, denunzierte Katja Sarahs Vater, der aber, außer dumm aus der Wäsche zu gucken, anscheinend keine Lust hatte, sich zu verteidigen und es stattdessen lieber vorzog, den Mund zu halten.

»Sarah, es ist nicht gut, wenn du alles in dir hineinfrisst. Egal was für Probleme du hast, wir werden dich nicht damit alleine dastehen lassen. Also, lass es raus und mach dein schweres Herzchen ein bisschen leichter. Du wirst sehen, dass es dir dann viel besser geht. Nur noch eines, Sarah, eine Freundschaft zerbricht nicht von heute auf Morgen, es bedarf vieler kleiner Worte, bevor sie zerstört ist.«, da hatte Katja nicht einmal so unrecht. Natürlich wussten die meisten in der Runde, was Sarah bedrückte.

Denn, ganz zufällig, als Mary Sarah in deren Quartier besuchen wollte und schon ein, zwei Schritte im Gang vor deren Wohnung stand, bekam sie unweigerlich mit, wie sie ihrem Vater von ihrem Vorhaben gegen Norman und Katja erzählte. Selbst Lyr der Androide stand sozusagen auf ihrer Liste. Doch böse war ihr keiner, die von Mary eingeweiht wurden. Das einzige was sie von Sarah erwarteten, war eine ehrliche Aussage von ihr und zwar vor allen Augen in der Runde der Neun. Mittlerweile zählten die acht auch Lyr dazu.

Alle Augen waren nun auf Sarah gerichtet. Beschämt und leicht errötet hob sie ihren Kopf und erwiderte den Augenkontakt. Dabei sah sie von links der Runde bis hin nach rechts zum letzten der acht jeden einzelnen kurz aber intensiv in dessen Augen. Was ihr sichtlich sehr schwer zu fallen schien. Doch jeder, dem sie in die Augen sah, erwiderte Sarahs Blick mit einem freundlichen Lächeln. Damit beabsichtigten sie, ihr zu sagen, egal was du tatest oder gegen uns vorhattest, wir werden dir verzeihen und dein Problem in der Gemeinschaft gemeinsam lösen. Langsam, stotternd und zögernd, begann Sarah ihr Vorhaben dem Rest in der Runde zu beichten. Dann folgte ein herzzerreißender und hoffender, in Tränen getränkter Blick von Sarah. Um es ihr ein wenig leichter zu machen, legten allesamt und ohne ein Wort darüber zu verlieren, ihre Hände auf die ihren, die flach und verschwitzt vor Aufregung auf dem Tisch lagen. Langsam aber dennoch zögerlich verzogen sich ihre Mundwinkel erleichtert und mit einem befreienden Blick zu einem süßen Lächeln. Sarah begriff in diesem Moment, dass sie sich nicht zu bedanken brauchte, noch auf irgendeine Weise Stellung beziehen musste. Es war nämlich alles gesagt und getan. Sarah hatte das Vertrauen und die Freundschaft der Runde wiedererlangt.

Als nun das Abendmahl beendet war, standen alle auf und nahmen zur Bestätigung ihrer wiedergewonnenen Freundschaften Sarah ganz fest in ihre Arme. Nach dieser herzlichen Geste, begab sich die Runde langsam aus dem Essenssaal hinaus und warteten geduldig auf Lyr den Androiden, der sich gerade mit einem der höhergestellen Dogon auf goderijanisch unterhielt. Die höhergestellten Dogon trugen im Allgemeinen orangefarbene kuttenähnliche Gewänder. Tiefrote Gewänder jedoch trugen nur die Mitglieder des Hohen Rates. Jeder Dogon musste ihnen, wenn sie sich begegneten, stets an jedem Ort und zu jeder Zeit die Ehre erweisen, indem er oder sie stehen blieben. Dann folgte ein sehr kurzes Ritual, vor dem sich kein einziger, ja selbst die höhergestellten der Dogon mit den orangefarbenen Gewändern entziehen durfte. Als nächstes, unmittelbar nach dem stehenbleiben, mussten sie kurz die Augen schließen. Dann folgte ein gedanklicher Austausch während des Vorbeigehens des Mitgliedes oder der Mitglieder des Hohen Rates und zwar in der Sprache der Goderijaner, man konnte es auch mit Telepathie vergleichen. Dabei transferierte der betreffende Dogon gedanklich folgenden Satz:

"Baacheme ech fuchet Mahi Schibachee Xarmax, ischtu Schibachee ochtuchu Foch ischtu chiptach, Schehet Bochwaae Techeth."

Was soviel heißt, wie: "Gesegnet seid ihr vom Heiligen Xarmax, seine heiligen Kräfte und sein Antlitz leuchte über euch." Dieses Ritual dauerte im Allgemeinen nicht länger als 2 bis 3 Sekunden.

Noch immer wartete die Runde auf Lyr den Androiden. »Seht nur, wie Lyrs Augen wieder leuchten, manches Mal leuchten sie wie funkelnde blaue Diamanten, findet ihr nicht auch?«, schwärmte Sarah für Lyr.

»Hört, hört, da scheint doch jemand tatsächlich für diesen Blechhaufen zu schwärmen?«, alberte Peter im Flüsterton.

»Ach was, Peter, wenn es hier eine Sonne gäbe, dann könnte man tatsächlich meinen, du wärst zu lange darunter gelegen.«, konterte Sarah mit Wonne.

»Sarah, ich hatte doch nur Spaß gemacht.«, verteidigte sich Peter.

»Schon gut, Peter, ich hab es auch nicht so gemeint.«, gab Sarah ihm zu verstehen.

»Ich gebe zu, dass ich jetzt ein kleines bisschen ungeduldig werde.«, kam jetzt von Mary.

»Ja, ich finde auch, dass sich Lyr ganz schön lange Zeit für sein Gespräch lässt.«, bestätigte nun auch Norman.

»Mann, dieser Androide, das muss man ihm schon hoch anrechnen, der hat die Ruhe weg!«, tadelte nun Stephan den Androiden.

Kaum hatte Stephan seinen Tadel ausgesprochen, da kam endlich Lyr auf sie zu.

»Ah, wie ich hörte, bekam ich mal wieder eine wörtliche Rüge von einigen in der Runde der Menschen?«, stellte Lyr fest.

Was, das hast du aus dieser Entfernung gehört?«, vergewisserte sich Katja erstaunt.

»Aber gewiss doch, ich bin für euch verantwortlich. Es ist mein höchstes Bestreben, zu jeder Tages- und Nachtzeit für euch da zu sein.«, verkündete Lyr voller Lieblichkeit und Stolz.

»So, Lyr, gehört das Lauschen auch dazu? Norman versuchte nun, Lyr ein wenig zu ärgern.

»Mein Bester, ich beschränke mich eher auf die Worte Überwachung, Betreuung und zu guter Letzt, psychische Festigung durch seelische Unterstützung durch meine Wenigkeit.« Lyr übertraf sich selbst mit seinem Kontra. Als er dann auch noch in die baffen Gesichter seiner Runde guckte, war es um ihn geschehen. In Anmut und Grazie fing er an, sich vor Freude tänzelnd um die eigene Achse zu drehen.

»Kinder, jetzt ist es soweit, Lyr dreht durch.«, stellte Mary fest.

»Nicht doch, vielleicht ist ihm ja nur ein Kabel oder einer seiner Mikrochips durchgebrannt?«, neckte Stephan mal wieder Lyr.

Als sich Lyr wieder etwas beruhigt hatte und die Runde zur Aufmerksamkeit aufforderte, war es still vor der Kantine geworden.

»Also, ich muss noch zum Hohen Rat und für euch etwas aushandeln. Katja und Norman können euch die Aufenthaltsräume zeigen, wo ihr eurem Drang zum Spielen nachkommen könnt. Doch darf ich euch noch vorher bitten, euch bis spätestens 9 Uhr 30 gemeinsam in einem euerer Quartiere einzufinden, damit ich euch den eventuellen Verhandlungserfolg mitteilen kann.« Allen war klar, dass Lyr etwas zum Wohle der Runde vorhatte, doch was es war konnte natürlich keiner erahnen. Deshalb fragte keiner danach. Sie wussten, dass sie von Lyr sowieso nichts herausbekommen würden.

Nach einer kleinen Abstimmung waren sich alle einig.

»Okay Lyr, wir haben uns für Marys Quartier entschieden.«, verkündete Norman.

»Fabelhaft, dann, meine Lieben, sehen wir uns exakt um 9 Uhr 30 in Marys Quartier.« Kaum hatte Lyr seinen Satz beendet, da war er schon von Dannen (Verschwunden).

»Sag mal, Katja, ist dieser Androide eigentlich immer so eitel?«, wollte Mary wissen.

»Was? Das ist ja noch gar nichts, ihr müsst ihn erst einmal erleben, wenn er beleidigt ist.«, verkündete sie mit Schmunzeln.

»Ein Androide, der beleidigt sein kann? Unglaublich!«, konnte Gregor kaum glauben, in dem er fragend auf seiner Brille kaute.

» He, Leute, lasst noch eine Sicherung in Lyr heile. Ich weiß, dass er einem so manches Mal ganz schön auf die Nerven gehen kann. Doch ansonsten ist Lyr, wenn es um unser Wohlbefinden geht, ausgesprochen penibel, trotz so mancher Unbeholfenheit ist er doch stets bemüht, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Ein wahrer Hauptgewinn ist dieser Androide, das könnt ihr mir ruhig glauben.«, verteidigte Katja nun Lyr.

Im nächsten Augenblick machte sich die Runde geschlossen auf den Weg zu Marys Quartier, wo sie sich sofort an jedem freien Platz, den das Wohnzimmer bot, in Wartestellung begaben. Gespannt und voller Ungeduld wartete die Runde der Acht auf den Androiden. Obwohl Lyr immerhin noch 45 Minuten Zeit hatte und obwohl alle wussten, dass Lyr ein sehr pünktlicher Androide war, der es lieber vorzog, pünktlichst genau, und das auf die Sekunde, zu jeder Verabredung zu erscheinen. Viele Fragen standen nun zur Diskussion in der Runde in Marys Quartier.

»Was er wohl für uns aushandeln will?«, äußerte Norman ganz vorsichtig in sich hinein.

»Norman, tu doch nicht so, als würdest du Selbstgespräche führen. Sag doch einfach, was du gerade denkst.«

»Und ihr? Seht euch doch mal an? Ihr sitzt da, wie bestellt und nicht abgeholt. Sagt bloß die Warterei macht euch nicht auch so langsam wahnsinnig? Also, mich nervt es gewaltig.«, gab Norman offen zu.

»Ja, du hast ja Recht, Norman, uns allen doch auch.« Stumm aber bejahend nickten alle mit dem Kopf. So langsam wurde für die acht das Warten zur Qual. Jeder versuchte so gut es ging, sich mit irgendetwas abzulenken oder zu beschäftigen. Und wenn es nur sei, auf den Fingernägeln zu kauen. Oder gar, sich seine Männlichkeit zu beweisen, sich am Eichentisch mit Armdrücken zu versuchen, usw. Mit Ausnahme von Sarah, sie wurde nämlich zur Türeguckerin befördert und musste schon im Vorfeld das Ankommen des Androiden verkünden.

»Noch zwei Minuten, dann ist Lyrs Ultimatum abgelaufen.«, erinnerte nun Gregor.

»Keine Sorge, der kommt pünktlich, und zwar auf die Sekunde. Ihr werdet es schon erleben.«, gab nun Katja zu verstehen, die Lyr ja um einiges besser kannte, ausgenommen natürlich Norman.

»Und, kommt Lyr schon?«, fragte Mary Sarah, die noch immer ihr Näschen durch den Türspalt steckte, um Lyrs ankommen besser sehen zu können.

»Nein, noch nicht, ich sage es euch schon, wenn er in Sicht ist.«, murrte Sarah zurück. Ja, auch Sarah erging es auch nicht anders als den anderen. Auch sie konnte es kaum erwarten. Dann war es so weit. Da kam Lyr fast schlendernd wirkend, ohne Hast und Eile, natürlich wie immer pünktlich wie eh und je wie eine Kirchenmaus angetanzt

»Achtung Leute, er kommt, Lyr kommt.« Dann rannte Sarah von der Tür wie ein Sausewind zum nächsten freien Platz und schmiss sich förmlich darauf, nahm ein neben sich auf dem Tisch liegendes Magazin und blätterte darin, als wäre ihr nichts wichtiger, als darin zu lesen. Jedoch war sie so aufgeregt, dass sie nicht bemerkte, dass sie das Magazin verkehrt herum in ihren Händen hielt. Langsam öffnete sich die Tür und Lyr blieb im Türrahmen stehen.

»Willst du denn nicht hereinkommen, Lyr?«, forderte Katja ihn auf.

»Gerne doch.« Und Lyr trat ein und schloss hinter sich die Tür.

»Ich, Lyr, habe euch eine frohe Botschaft zu verkünden.« In der Tat, Lyr hatte wirklich eine große Überraschung sozusagen in seinem Ärmel.

»Lyr, bitte, spann uns doch nicht auf die Folter!«, beschwörte Katja nun Lyr.

»Geduld, meine Liebe, Geduld, so hüllt euch in Schweigen und lasset mich die frohe Kunde verkünden. Lyr übertrieb natürlich mal wieder, wie meistens, und das machte sich auch in den Gesichtern der anderen bemerkbar, die wie schon des Öfteren genervt ihre Gesichtsmimik zum Spielen brachten.

Warum in Gottesnamen muss er immer so übertreiben, dachten sich einige der acht.

»Wir, die Dogon, sind uns bewusst, wie schwer es für euch freiheitsliebenden Menschen sein muss, Tag ein und Tag aus immerzu in diesem Raumschiff sozusagen eingesperrt zu sein. Was unser Heiliger Xarmax, der Hohe Rat und natürlich meine Wenigkeit verstehen können, dass ihr großen nervlichen Belastungen ausgesetzt seid.«

Doch plötzlich wurde Lyr durch das Raunen (Geflüster) der acht jäh unterbrochen.

»Bitte, meine Lieben, so lasst mich doch die frohe Botschaft verkünden?«, bat Lyr seine Schützlinge, die sich nun bemühten, seinen für ihn so wichtigen Worten zu lauschen.

»Wie dem auch sei. Mein Bestreben ist nicht nur eure körperliche Gesundheit, sondern auch eure psychische, mentale, seelische und zu guter Letzt eure geistige Verfassung, die mir allerdings in letzter Zeit sehr zu denken gaben. Wie euch bereits im Vorfeld vor geraumer Zeit gesagt wurde, dauert unsere Reise noch einige Zeit, zwei Jahre, zehn Monate und sechzehn Tage. Für euch Menschen eine verdammt lange Zeit. Da es mein Bestreben und natürlich auch meine Aufgabe ist, alles in meiner zur Verfügung stehenden Macht zu unternehmen, euch das Leben mit uns so leicht und angenehm wie nur irgend möglich zu machen, ging ich zum Hohen Rat, um ihm folgenden Vorschlag zu unterbreiten: Ich bat den Hohen Rat, sich nach meinem Vorschlag sogleich mit unserem Heiligen Xarmax in Verbindung zu setzen um ihm auch diesen Vorschlag zu unterbreiten und forderte sogleich eine Entscheidung. Was sogleich geschah. Ich kann mit Stolz verkünden, dass sowohl der Hohe Rat als auch der Heilige Xarmax meinem Vorschlag zustimmten. Der Heilige Xarmax wünscht euch seelisch erholsames und friedliches Miteinandersein in der Zeit des Erholens und der geistigen Genesung.«

»Was für eine Zeit des Erholens denn?«, fragten jetzt einige fast gleichzeitig.

»Auf dem Weg zu unserem Planeten Goderijan passieren wir dass Quatany-System. Und das in genau in zwei Tagen, also in genau 96 Stunden nach eurer Zeitrechnung. Dort angekommen, werden wir unser Mutterschiff in Warteposition bringen. Das bedeutet, dass die nächsten vier Tage das Raumschiff auf uns warten wird.« Lyr zog beabsichtigt die ganze Sache ein wenig in die Länge, um den Überraschungseffekt noch steigern zu können und natürlich auch ihre Gesichtsausdrücke auf einer Art Film zu verewigen. Die er ihnen dann im Nachhinein mit Wonne vorführen konnte.

»Ja, aber, gehen wir denn fort?«, stellte, kreidebleich geworden, nun Mary Lyr die entscheidende Frage.

»Gewiss, das tun wir. Wer mit auf die Reise darf, ist natürlich auf das Genaueste festgelegt. Alle Menschen hier an Bord, also, wie ihr euch denken könnt, seid ihr damit gemeint, dann natürlich meine Wenigkeit, und zu guter Letzt zwei Dogon aus dem Kollektiv.« Lyr genoss sichtlich deren Verhalten.

»Verreisen? Ja, aber wohin denn?«, bemerkte Sarah theatralisch.

»Wie schon angesprochen, werden wir in zwei Tagen das Quatany-System erreichen. Wir müssen durch dieses System, weil, zum Ersten, dies der kürzeste Weg zu unserem Planeten Goderijan ist, und zum Zweiten, weil uns am Rande dieses Systems die Zeitschleife erwartet. Ihr Menschen nennt diese kosmischen Urgewalten Schwarze Löcher. Da meine Überraschung so gut wie fast auf dem Weg liegt kam ich auf diese Idee. Nachdem wir in eines unserer Shuttles umgestiegen sind, werden wir dann unser Ziel mit Quanten-Geschwindigkeit ansteuern. Dieses Ziel ist nur lächerliche 50 Millionen Kilometer von unserem Raumschiff entfernt.«

»Sag mal, Lyr, wie lange werden wir wohl mit diesem Shuttle bis hin zu diesem Ziel brauchen?«, fragte Gregor nicht gerade begeistert klingend.

»Das ist eine kluge Frage, die ich dir gerne beantworte, Gregor. Wir brauchen exakt, eine Stunde und elf Minuten bis hin zu unserem Ziel.« Gab Lyr zu Antwort.

»Lyr, willst du uns denn nicht endlich erklären, wie dieses Ziel aussieht?«, drängte Katja in Lyr ein. Und auch die anderen der Runde begannen, Lyr mächtig Druck zu machen und schrien kopflos durcheinander. Das ging eine ganze Weile so, bis Lyr schließlich klein bei gab.

»Ist ja gut. Schreit doch nicht alle durcheinander, ich sage es euch ja. Aber nur, wenn ihr euch jetzt und sofort beruhigen werdet.« Im nächsten Augenblick herrschte Totenstille in Marys Quartier. Und Lyr dachte noch so ganz nebenbei, wenn sie doch immer so gehorsam wären. Gespannt wie kleine Kinder, die ungeduldig auf ihre Weihnachtsgeschenke warteten, saß die Runde starr und mit einem durchdringenden Blick auf ihren Plätzen. Einen Augenblick brachte Lyr keinen einzigen Ton heraus, als er in diese gespannten Gesichter sah. So viel Neugier, die doch die Menschen in ihren Herzen trugen. Würde mich nicht wundern, wenn diese Spezies eines Tages das gesamte Universum erobert. Die gefährlichste Waffe des Menschen ist und bleibt seine Neugier, dachte sich noch Lyr.

»Lyr, was ist mit dir? Wir warten.«, forderte Gregor im Namen aller.

»Oh, verzeiht mir, ich war kurz abgelenkt. Also, unser Ziel ist ein Planet, auf dem wir sozusagen vier Tage Urlaub machen werden.« Dieses mal war es Lyr, der aufgeregt auf die Reaktion seiner Schützlinge wartete.

»Wow! Ein Planet?«, sagte Norman gepresst.

»Lyr, um was für einen Planeten handelt es sich hier eigentlich und wie ist sein Name?«, fragte Katja, mit runzelnder Stirn.

»Eines nach dem anderen, meine Liebe. Da wir als erstes diesen Planeten entdeckten, nahmen wir natürlich unser Recht wahr und nahmen ihn auch sogleich in Besitz. Fortan tauften wir diesen Planeten Sinas, was soviel wie "Paradies" heißt.«, verkündete Lyr bestimmend und sichtlich stolz.

»He, Lyr? Du sagtest eben, dass er unbewohnt ist. Soll das bedeuten, wenn wir dort angekommen sind, dass wir die einzigen auf diesem Planeten Sinas wären?«, fragte Mary leise, fast ängstlich, während der Rest der Runde nun hellwach geworden aufhorchte.

»Ihr müsst euch nicht im Geringsten über irgendetwas Sorgen machen. Dort wo wir residieren, also wo wir uns aufhalten, sind wir absolut sicher.«, sagte Lyr ruhig und tröstend.

»He, Lyr? Gibt es denn auf Sinas überhaupt Leben?«, fragte Peter scharf.

»Mit dem Wort 'Leben', mein Freund, meinst du wohl, ob sich auf Sinas irgendwelche Lebewesen, also eine Zivilisation befindet? Dies muss ich zu meinem größten Bedauern leider verneinen. Als wir vor genau 700 Jahren, natürlich in eurer Zeitrechnung, diesen Planeten entdeckten und das erste Mal betraten, begannen wir natürlich gleich, den gesamten Planeten zu erforschen. Wir sandten sogleich unsere Tschabtachs, das sind eigens dafür hochentwickelte Roboter, die in kürzester Zeit, also in zirka zehn Stunden imstande waren, die gesamte Oberfläche des Planeten Sinas nach irgendeiner Art organischen Lebens abzutasten.«

»Und, Lyr, sind diese Tschabtachs, wie ihr sie beliebt zu nennen, sind die auch fündig geworden?«, unterbrach nun Gregor mit leicht ironisch verzogenen Lippen.

»Durchaus, wir entdeckten mehrere Arten von tierisch organischen Kreaturen. Von jeder Art nahmen wir jeweils zwei von diesen Tierarten mit auf Goderijan, ein Männchen und ein Weibchen. Dort mussten wir sehr bald und mit Bedauern feststellen, dass wir mit diesen Tieren in keinerlei Hinsicht etwas anfangen konnten. Wir stellten auch fest, dass ihre Gehirne sehr klein und unterentwickelt waren. Ihre Intelligenz reichte gerade mal, um Nahrung aufzunehmen und um sich zu vermehren. Zur Zucht, also als Nahrungsmittel konnten wir sie auch nicht halten, denn ihr Fleisch entpuppte sich als ungenießbar. Wir stellten fest, dass durch ihre besondere Nahrung, die sie bevorzugten, in ihrem Fleisch und ihren Knochenstrukturen hochkonzentrierte Pflanzengifte sich ablagerten, gegen die diese Tierarten immun waren, wir hingegen jedoch nicht.«

»Du willst uns damit sagen, dass diese Tiere reine Pflanzenfresser sind?«, fragte Peter mit gerunzelter Stirn.

»Ja, Peter, gut erkannt, das sind sie, nämlich reine Pflanzenfresser. Das sind so ziemlich die einzigen negativen Seiten auf Sinas, mit Ausnahme einiger sehr heftiger Unwetter, die aber auf jedem Planeten immer wieder mal auftreten.« Lyr tat sein Bestes, um seine Schützlinge auf den kommenden Erholungsaufenthalt auf Sinas mental vorzubereiten.

»Lyr, und was tun wir, wenn ausgerechnet bei unserem Aufenthalt auf Sinas plötzlich so ein heftiges Unwetter über uns hereinbricht?«Schien Susannes Groll berechtigt?

Ehrlich gesagt, halte ich das für unwahrscheinlich. Sinas ist sehr beständig (unveränderlich), wenn es sich um die Schlechtwetterzonen handelt. Wie schon einmal angesprochen, nahmen wir Sinas vor 700 Jahren in unseren Besitz. Seit dieser Zeit wird Sinas kontinuierlich von Generation zu Generation und das von Tag zu Tag, von uns auf seiner gesamten Oberfläche überwacht und beobachtet. Das ermöglicht uns, jede noch so kleine Veränderung, sei es in seinem Klima, was ja auch die Unwetter und die Temperaturen beinhaltet, oder sogar die Möglichkeit einer Invasion fremdartiger und intelligenter Spezies in unserem Territorium, ermöglicht, zu einhundert Prozent zu entdecken. Worauf ich hinaus möchte, ist, euch zu bestätigen, dass es in all den Jahrhunderten nicht einmal, vorerst was diese heftigen, ja sogar orkanartigen Unwetter betrifft, ich wiederhole mich, nicht ein einziges Mal vor Ende des Jahres vorzeitig ein solches Unwetter ausgebrochen ist. Nun, ich kann euch versichern, dass ihr auf keinen Fall in ein solches Unwetter geraten werdet.«

»Und warum nicht, Lyr? Was macht dich denn da so sicher?«, unterbrach Susanne Lyr, die es jetzt unbedingt wissen wollte.

»Weil wir schon vor längerer Zeit auf Sinas eine Station erichteten. Eine sehr große und überdimensionale unterirdische Stadt. Diese Stadt hat ein Fassungsvermögen von mehr als fünfzig Millionen Personen und sichert uns ein gutes Versteck vor eventuellen Feinden, natürlichen Katastrophen und natürlich den Erhalt unserer Spezies. Diese Stadt ist mit allem Komfort ausgestattet, den man für so einen langen Zeitraum von immerhin dreißig Jahren benötigt, und natürlich einem das Leben in so einer Lage enorm erleichtert.«, und Lyr protzte mal wieder vor Stolz.

»Wow, Lyr! ihr habt auf Sinas wahrhaftig eine unterirdische Basisstation errichtet?«, vergegenwärtigte sich Norman.

»Ihr Menschenvolk würdet, und dessen bin ich über jeden Zweifel erhaben, genauso handeln, wenn ihr dazu in der Lage wärt, ich meine technisch gesehen, um euch die Hoffnung auf eine weitere Zukunft zu erhalten und somit eure Spezies vor dem Untergang und dem Aussterben zu bewahren. Wir, unser Volk wurden in der Vergangenheit, schon zweimal mit dieser Erfahrung konfrontiert und hätten beinahe alle unser Leben verloren, ja unser gesamtes Volk befand sich in größter Gefahr. Damals, bei dem allerersten Angriff kamen 400 Millionen unseres Kollektivs ums Leben. Nach diesem so schrecklichen Ereignis waren sich alle im Kollektiv einig, dass sich so etwas nie wiederholen durfte. Der Hohe Rat schloss sich unserem Vorhaben an. Was wir nun gegen den zweiten und bis heute den letzten Angriff dieser so gewalttätigen Spezies taten, kann ich euch auch erzählen.«

»Sag mal, Lyr, wie hieß denn dieses feindlich gesinnte Volk?«, unterbrach Peter Lyr neugierig.

»Ah... richtig, ich Dummerchen, ich habe euch dieses bösartige Wandervolk ja noch gar nicht vorgestellt. Nun, von wo sie genau herkamen, konnten wir bis heute nicht herausfinden, da sie ja stetig unterwegs sind und von System zu System reisen. Doch bei dem zweiten Angriff auf unser Volk konnten wir sie, und das auch nur per Zufal, bei einem Kontaktgespräch zwischen zwei Raumgleitern ihrer Flotte, abhören. Anfangs konnten wir mit diesen Worten nichts anfangen, da wir ja ihrer Sprache nicht mächtig waren. Doch dann, als wir diese Chiffre in den Hauptcomputer eingaben, konnte dieser die Worte innerhalb von nur fünfzehn Sekunden entschlüsseln und in unsere Sprache übersetzen. Dabei erfuhren wir, dass dieses Volk sich die Nohkui nannten.«, erklärte Lyr der Runde.

»Na wie finde ich denn das? Was, die Nohkui? Na, ich finde, dieser Name passt doch optimal zu diesen Missgeburten, zu dieser Ausgeburt der Hölle. Oder etwa nicht?«, sagte Katja, nun vollgestopft mit Emotionen.

»Mann, für wen halten sich diese Monster überhaupt, für Gott oder so etwas ähnliches? Nehmen die sich doch so einfach das Recht heraus, ganze Völker dahinzumorden und noch dazu deren Planeten zu plündern. Ich jedenfalls würde diesen Hundesöhnen den Garaus machen und das, koste es, was es wolle. Ja, ich würde sie bis an den Rand des Universums, ja bis ans Ende der Galaxien jagen. Ich würde sie von einem Eck der Quadranten bis ins andere Eck wie ein Rudel räudiger Hunde vor mir herhetzen. Das würde ich so lange tun bis ihnen der Arsch auf Grundeis geht, ihnen keine Gelegenheit mehr lassen, bis ihre Nahrungsvorräte sich dem Ende neigen, ja so lange, bis sie anfingen, sich selbst aufzufressen, wie elendes Getier. Und wenn dann die letzten noch übrig gebliebenen am Ende sind, ja dann würde ich die letzten dieser Brut, dieser Saat des Teufels, in tausende von kleinen Stückchen mit eurer stärksten Waffe, dem Impuls-Implosions-Reaktionsdetonator, pulverisieren.«, sagte Sarah finster.

Alle aus der Runde sahen nun Sarah mit weit aufgerissenen Augen an. Sie konnten nicht glauben, was sie da aus ihrem Munde zu hören bekamen. Was sie anscheinend aus tiefster Seele sprach. Sarah war die Jüngste der Gruppe und wie wir längst wissen, erst ganze fünfzehn Jahre alt, doch mit ihrer Wortwahl verhielt sie sich eher wie eine Fünfundzwanzigjährige. Manche in der Runde waren begeistert, andere wiederum sehr erschrocken. Doch wie dem auch sei, alle spürten insgeheim, dass Sarah Recht hatte und damit zu sagen versuchte, solange diese Nohkui, ja dieses plündernde Mörder-Weltraum-Wandervolk durch die Galaxien streifte, keine einziges Spezies, egal auf welchem Planeten es siedelte, sich ihrem Heimatfrieden niemals sicher sein konnten.

»Früher oder später, so könnte es ja sein, würden diese grausamen Wesen vielleicht sogar unsere Heimat, die Erde, heimsuchen. Mann, ihr müsst euch das mal vorstellen! Wenn ein so hochentwickeltes und uns in jeder Hinsicht überlegenes Volk, das uns um Jahrtausende voraus ist, ich meine euch Dogon, trotz alledem einen Verlust von hunderten Millionen Bewohnern zu beklagen hatte. Wie viele Menschen würden dann bei einem Angriff der Nohkui auf unsere Erde überleben? Na, kann jemand von euch bis drei zählen?«, wandte nun Sarah, sehr erregt ein.

»Mit größter Wahrscheinlichkeit nicht sehr viele. Und wenn doch, dann würden diese Überlebende vermutlich als Sklaven von dem Volk der Nohkui gehalten.«, kam nun von Norman.

»Ich kann deine Reaktion gut verstehen, Sarah, und dies spricht für dich. Dies spricht für euch Menschen. Doch ihr Menschen sinnt immer gleich nach Vergeltung. Ihr solltet endlich begreifen, dass wir ein friedliches Volk sind und kein Volk der Gewalt und des Krieges. Wir respektieren und achten die Lebensweise der bisher von uns entdeckten Völkerwelten. Wir haben kein Recht, ihre Lebensräume, also ihre Welten, sowie es dieses Volk der Nohkui im ständigen Eifer seines Glaubens tut, zu zerstören oder mit einer Vergeltungsmaßnahme sich ihrer zu entledigen und somit zu werden, was sie verkörpern, nämlich das Böse. Wären wir denn nicht sogleich mit dem Bösen eins? Und wären wir denn nicht sogleich auch Brüder der Gewalt? Würden wir durch dieses Handeln, denn nicht selbst die Erlöser verkörpern und somit uns das Recht nehmen, ganze Völker mit ihren Welten zu zerstören, mit unserer Präsenz oder gar Besetzung zu verletzen und uns in ihre Lebensweise einzumischen oder sie gar zu verändern? Nein und nochmals nein, wir werden unsere oberste Direktive nicht und niemals verletzen. Die einzige Maßnahme, die uns aber noch heute schwerlich in unseren Herzen lastet, war, die Verminung munseres Territoriums, zu unserem Recht und Schutze, zur Selbstverteidigung zu nutzen.«, verkündete Lyr, fest entschlossen.

»Ja, aber Lyr, es wird bestimmt irgendwann der Tag kommen, da es nicht mehr genügt, sein Territorium, also seinen Quadranten zu verminen. Ihr werdet so nah eurem Feinde gegenüberstehen, dass ihr seinen hasserfüllten Atem riechen könnt. Und dessen müsst ihr euch im Klaren sein: Er wird gegen euer Volk kein Mitleid zeigen. Er wird auch eurem Volk keinerlei Möglichkeiten geben, zu eurem geheimen Planeten Sinas zu fliehen. Weil, wenn er kommt, wird er gut vorbereitet sein. Wenn das einst geschehen sollte, will dann euer Hoher Rat tatenlos zusehen, wie das ganze Kollektiv abgeschlachtet wird, nur weil er der festen Überzeugung ist, dass es falsch ist, sich und sein Volk zu verteidigen? Und was ist mit eurem Heiligen Xarmax, war er nicht jener, der, als euer Planet Goderijan angegriffen wurde und vierhundert Millionen des Kollektives ihr Leben lassen mussten, tapfer bei dem Angriff mit all den anderen, die nicht vom Hauptcomputer auserwählt wurden und somit keinen Platz auf irgendeinem der Schiffe oder Shuttles fanden, ausharrte und sie nicht im Stich ließ. Gerade er als euer Oberhaupt hätte zu jeder Zeit die Flucht zum Planeten Sinas antreten können. Er tat es aber nicht. Und soll ich dir sagen, warum? Weil er ein weiser und tapferer Mann ist. Weil er bereit war, mit seinem Volk zu sterben und nicht zu flüchten, nur der Überzeugung eines Glaubens wegen. Sich zu erwehren ist kein Mord. Das ist das Gesetz der Natur. Da gibt es kein Wenn oder Aber. So kann es mit euch nicht weitergehen. Ich frage mich nur, wie euer Volk all diese Jahrtausende überhaupt überleben konnte. Es gibt Situationen, da bleibt nur das Kämpfen übrig, um dem sicheren Tod zu entgehen, um eure Spezies zu retten.«

Peter konnte nicht begreifen, dass die Dogon lieber sterben wollten, als sich handfest und egal gegen welche Feinde auch immer, zur Wehr zu setzen. Auch die anderen der Runde dachten sich ihren persönlichen Teil. Und Lyr, ja Lyr spürte und konnte genau an ihrem Verhalten feststellen, dass sie das Volk der Dogon für Feiglinge hielten. Nur zwei in der Runde dachten da ein bisschen anders, die beiden mussten es ja wissen. Sie kannten Lyr und das Volk der Dogon schon um einiges länger als der Rest der Runde. Ja, natürlich wissen wir, dass es sich hierbei nur um Norman und Katja handeln konnte. Jedoch, in ein paar Argumenten stimmten Norman und Katja dem Rest der Runde zu. Die Dogon mussten lernen, sich besser zu verteidigen, sei es auch mit Gewalt, wenn es nötig wäre. Denn irgendwann in ferner Zukunft, würden die Feinde besser vorbereitet sein, als bei dem vorherigen Versuch seitens der Nohkui, ins verminte Territorium einzudringen. Denn die Dogon begingen einen entscheidenden Fehler: Sie hätten die restlichen fünf Prozent niemals entkommen lassen dürfen. Denn wo diese feindlich gesinnte Spezies ursprünglich herkam, bevor sie zu einem räuberischen mordenden Weltraumwandervolk wurde, gab es bestimmt noch sehr viele mehr. Doch wie dem auch sei. Die gesamte Runde, Norman und Katja inbegriffen, hatten nicht das Recht sich in die Überzeugung der Dogon einzumischen. Dem käme gleich, die Dogon würden versuchen, uns Menschen den Glauben an Gott abzusprechen.

»Ach, könnten wir nicht das Thema ein andermal besprechen?«, forderte nun Peter eindringlich?«

»Ja, genau, und würdest du uns nun endlich sagen, ob es einigen Nohkui gelang, beim zweiten Angriff mit ihren Raumschiffen in euren Sektor einzudringen?« fragte Katja.

»Das kann ich sehr wohl. Kein einziges Raumschiff dieses Volkes.« Irgendwie konnte man da ein bisschen Stolz aus Lyr heraushören, doch Lyr damit zu konfrontieren wollte keiner von ihnen.

»Wir wussten schon, dass diese Waffen enormen Schaden anrichten konnten, doch zogen wir nicht die Sprengwaffen der Nohkui und ihre verheerende Vernichtungskraft in Betracht, die natürlich durch unsere Impulswaffen mit zerstört wurden. Dadurch wurde die Kraft der Zerstörung vervielfacht, was unweigerlich dazu führte, dass durch diese Urgewalt an Reaktionen mit einem Schlag 95% ihrer mächtigen Flotte sofort zerstört wurde.«

»Und was ist mit den noch verbliebenen 5% der Nohkui geschehen?«, wollte nun Mary wissen.«

»Da die restlichen in etwa 5% der Nohkui in unser Territorium nicht eindrangen, ließen wir sie ziehen. Wie schon erwähnt, kamen dabei bedauerlicherweise Millionen von Nohkui ums Leben.«, sagte Lyr trotz allem mit einer ruhigen und sanften Stimme. »Lasst mich noch auf den ersten Angriff der Nohkui zurückblicken: Als der Tag des ersten Überfalls auf uns hereinbrach, waren wir nicht vorbereitet. Viele Jahrtausende lebten wir in Frieden und Abgeschiedenheit. Es kam natürlich auch vor, dass wir bei unseren Forschungen und Erkundungsflügen im unendlichen Raum des Universums auf besiedelte Planeten stießen, die sogar von intelligenten Wesen bevölkert waren. Dennoch, mehr als diese Wesen aus einer sicheren Entfernung ein bisschen zu studieren, kam uns nicht in den Sinn. Dabei interessierte uns vor allem, wie sie lebten, von was sie lebten, wie sie aussahen, und wie sie sich fortpflanzten. Immer achteten wir peinlichst darauf, nicht Einfluss auf ihre Kultur oder Religionen auszuüben. Wir wollten diese entdeckten fremdartigen Spezies auf ihren Welten nicht dem Aussetzen, was uns widerfahren war.

»Sag mal, Lyr, wie habt ihr euch denn diese Art Konfrontation vom Halse halten können, wenn, wie ihr sagt, ihr doch kein Volk des Krieges seid?«, fragte Norman nun Lyr. Gespannt und mit offenem Gehör warteten die restlichen der Runde auf Lyrs Antwort.

»Jeder von uns wird mit Schrecken an jenes heimtückische Unglück zurückdenken, sollte er daran erinnert werden. Doch bin ich, Lyr, gewillt, bei euch eine Ausnahme zu machen. Es ereignete sich vor 2007 Jahren und 6 Tagen, im dritten Monat. Wie so viele Male befand sich eine von uns ausgesandte Expeditions-Crew, auf Erkundungsflug im äußersten Gürtel des Lypanichu-Systems. Lypanichu bedeutet soviel wie 'Licht des Todes'. Als wir vor ungefähr 3000 Jahren das erste Mal in diesen Quadranten eindrangen, wurde das Expeditionsraumschiff mitsamt seiner Crew in dieses unheilbringende und wirbelartige Licht förmlich hineingesogen, ja sozusagen verschluckt und sie kehrten nie mehr zurück. Doch zum Glück im Unglück konnten uns noch rechtzeitig einige der Crewmitglieder vor ihrem Verschwinden den genauen Standort vom Beginn des Lichtsoges und die genauen Koordinaten des Ursprungs der Quelle übermitteln. Seither mieden wir diesen Sog des Lichts, des Todes und reisten mit sicherem Abstand darum herum. 294 Jahre später, vor 2007 und 6 Tagen des dritten Monats, natürlich wieder in eurer Zeitrechnung, sandten wir eine Expeditionscrew, wie schon berichtet, eben in diesen Quadranten des äußeren Gürtels des Lypanichu-Systems, die aber trotz festgelegtem Zeitpunkt ihrer Rückkunft nicht mehr zurückkehrte. Zuerst dachten wir, dass die Expeditionscrew sich trotz exakter Koordinaten und eingehender Warnung vor diesem Lichtsog vielleicht aus reiner Neugier und Missachtung der eigentlichen Order an den Berührungspunkt des Soges zu nah heranwagte. Fortan dann erfasst wurden und somit für immer in den Tiefen des uns Unbekannten verschlungen wurde. Auf die Anweisung des Hohen Rates, sandten wir noch eine sehr viel kleinere Crew mit einem Raumkreuzer in diesen besagten Lypanichu-Quadranten, um eventuell eine Rettungsaktion durchführen zu können. Doch als sie dort ankamen, eindeckten sie eine ganze Flotte, ja eine ganze Armada von ungeheuren riesigen Raumschiffen, die um einiges größer und mächtiger erschienen, als die der unseren. Unsere Sensoren stellten bei einer Abtastung ihrer Ladung und Bewaffnung und der Anzahl der Besatzung fest, dass diese Spezies vollgepackt mit vernichtend gefährlichen Waffen jeglicher Art waren. Unsere Expeditionscrew konnte uns noch rechtzeitig alles Wichtige aufs Genauste melden, bevor sie angegriffen und gnadenlos zerstört und somit vernichtet wurde. Ein Drama, wahrlich ein Drama. Doch anhand dieser Koordinaten blieben uns nur noch wenige, so ungefähr vier bis sechs Wochen, bis der Feind in unseren Gebietsraum und schließlich in den Orbit unseres geliebten Planeten Goderijan einfallen würden.«

Weiterhin und tief versunken horchte die Runde Lyr dem Androiden gespannt, entsetzt und zugleich mitfühlend, zu.

»Weiter, Lyr, was geschah dann?«, unterbrach Sarah nun sehr wissbegierig geworden.

»In einem Notstandseilverfahren verfügte dann der Hohe Rat die Evakuierung von je 2900 Mitgliedern des Kollektives pro Großraumschiff, und wir besaßen seinerzeit immerhin schon 350 davon. Dann je 400 mal 75 Personen auf unseren schnellen Raumkreuzern, 50 Personen pro Schiff auf unseren insgesamt 150 Forschungsschiffen, 320 pro Schiff, gemischt, bestehend aus Lasten- und Versorgungsschiffen, wo je Schiff nötigenfalls auch bis zu 1200 Personen des Kollektives untergebracht werden konnten. Zu guter Letzt, hatten wir noch unsere Shuttles. Vier Millionen vierhunderttausend an der Zahl, die in den größeren Städten genutzt wurden. In jedem einzelnen dieser Shuttles konnte man bis zu 20 Personen unterbringen. Auch diese Shuttles waren natürlich für die Reise nach Sinas voll und ganz tauglich. Die genaue und exakte Anzahl der Evakuierten betrug somit 49 Millionen, 406 Tausend und Fünfhundert Dogon (Goderijaner), jene welche die Gnade erhielten, einen neuen Anfang auf einem Planeten beginnen zu dürfen. Na, kann sich von euch schon jemand denken, was für einen Planeten ich damit meine?«, fragte nun Lyr, mal wieder in seinem Element.

Jeder, aber auch wirklich jeder der Runde, hoben fast gleichzeitig den Finger. Natürlich zur Freude von Lyr. Mit so viel Gehör und Interesse seitens seiner Schützlinge, die ja meistens an seinen Gesprächen oder Erklärungen nur herumnörgelten, hatte Lyr natürlich nicht gerechnet.

»Mary du darfst mir die richtige Antwort geben.« Ja, das war es, was Lyr liebte und brauchte, ja wonach seine Schaltkreise förmlich lechzten, nämlich Gehör und Anerkennung zu finden.

»Du meinst den Planeten Sinas, stimmt es Lyr? Na sag es schon, habe ich Recht?« Ja, Mary war sich ihrer Antwort hundertprozentig sicher, dass es Sinas war. Und wartete natürlich dementsprechend und ungeduldig auf Lyrs Bestätigung.

»Ganz genau, Mary, du hast gut aufgepasst, prima.«, lobte Lyr.

»Lyr, darf ich dir mal eine Frage stellen?«, forderte nun Norman.

»Aber gerne doch, Norman.«

»Nach deiner Aussage erhielten 49.406.500 Millionen Dogon die Gnade, einen neuen Anfang auf dem Planeten Sinas zu beginnen. Ja, aber, was ist denn mit den anderen, ich meine mit den restlichen Bewohnern. Eure Einwohnerzahl bestand doch schon damals aus mehreren Hunderten von Milliarden.«, ging Norman hart mit Lyr ins Gericht. Doch Lyr zeigte keine Gefühlsregung, was Norman sichtlich irritierte.

»Was glaubst du denn, Norman, was damals bei dem Überfall mit meinen Brüdern geschehen ist?«, konterte Lyr. Doch Norman fiel es schwer, auf diese Frage eine Antwort zu geben, also beschloss Norman, überhaupt nichts zu sagen und Lyr dass Wort zu überlassen.

»Wie ich sehen kann, ist es am besten, dass ich darauf antworte. Nun, die Evakuierung fand tatsächlich statt. In nur drei Wochen schlossen wir die nötigen Vorbereitungen ab und die Auserwählten machten sich auf Geheiß unseres Heiligen Xarmax, auf die lange Reise von etwa drei Jahren. Während unser Heiliger Xarmax bei jenen blieb, die zurückbleiben mussten. Im übrigen überließ der Hohe Rat mit Absprache des Heiligen Xarmax die Auswahl, wer mitreisen durfte oder nicht, dem Hauptcomputer, der wiederum diese Entscheidung per Mischung aus Qualifikation und Zufall ermittelte. Als alle auserwählten auf dem Wege zum Planeten Sinas waren, beschloss unser Heiliger Xarmax, mit diesem fremden feindlichen wandernden Volk Friedensverhandlungen aufzunehmen. Doch alle Versuche, sich auf einer friedlichen Ebene zu treffen, scheiterten zu anfangs kläglich. Mit allen nur erdenklichen und technischen Mitteln versuchten wir, Kontakt zu diesem fremden Volk aufzunehmen. Eines war klar, die Nohkui verweigerten sich und beabsichtigten tatsächlich, unser gesamtes Volk mit Waffengewalt zu vernichten oder gar zu versklaven, um alsdann seelenruhig unseren Planeten plündern zu können. Doch am dritten Tage wurden wir mit etwas Glück gesegnet. Nach unerlässlicher Mühe und dank unseres Hauptcomputers fanden wir endlich die richtigen Signale, um uns in den Computer der feindlich gesinnten Art einzuloggen. Dann kam eine Reaktion der Feinde, die nun auf unsere Rufe antworteten. Diese Art Wellensignale, die der Feind wiederum als Antwort zurücksandte, konnten wir allerdings nicht deuten oder gar entziffern. Doch das sollte bald keinerlei Problem mehr darstellen. Wir fütterten unseren Hauptcomputer mit den empfangenen Signalen, der sie alsgleich in eine für uns verständliche Sprache umwandelte. Dann begannen die Verhandlungen. Dennoch spürte und war sich unser Heiliger Xarmax absolut sicher, dass, wenn dieses weltraumreisende Wandervolk plötzlich, und das nach einigem Zögern, zu Verhandlungen bereit war, dass dies nur eine Art Ablenkung dieser feindlichen Seite war. Dieses feindlich gesinnte Volk würde mit absoluter Sicherheit bei der erstbesten Gelegenheit, und das mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Waffen, angreifen und uns vernichten wollen.

Unser Heiliger Xarmax hatte einen, wie sagt ihr Menschen doch, einen Trumpf im Ärmel. Er wusste ganz genau, dass er nur noch wenige Tage Zeit hatte, das Blatt zum Wohle seines Volkes zu wenden. Der Heilige Xarmax begriff sehr schnell, dass dieses fremde Volk sich in großen Schwierigkeiten befinden musste. Und er wusste, dass dieses weltraumreisende Wandervolk einen langen Weg hinter sich hatte. Ja, dass dieses Volk viele, viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte ziellos durch den unendlichen Raum unterwegs war, immer auf der Suche nach neuen Welten, die sie dann plündern konnten. Dieses Volk reiste nicht gezielt, was uns und unseren Heiligen Xarmax klar war. Nein, vielmehr wanderten sie einfach, wie man so schön sagt, der Nase nach in die unendlichen Weiten des Universums, um irgendwann per Zufall durch ihre einigermaßen weitreichenden Sensoren auf irgendeiner Welt, ja auf einem oder gar mehreren Planetensystemen etwas zu entdecken. Dabei haben sie es höchstwahrscheinlich nur auf Planeten abgesehen, auf denen es intelligentes und kultiviertes Leben gab. Doch dieses eine Mal schien dem Feind seine eigene Rechnung nicht aufzugehen.«

»Und weshalb ging dem Feind seine Rechnung nicht auf, Lyr.«, fragte Susanne mit leisem Ton.

»Nun, das ist ganz einfach zu erklären. Weil wir uns schon im Vorfeld, also schon vor vielen Jahrhunderten gegen eine solche, sagen wir mal Invasion, vorbeireitet hatten.

Da wir es nicht mit der Feuerkraft dieser gigantischen Kampfgroßraumschiffe aufnehmen konnten, blieb uns als Alternative nur noch die Verteidigung. Da wir kein Volk des Krieges im üblichen Sinne sind, haben wir unseren gesamten Quadranten, in den der Feind sehr bald eindringen wird, schon vor langer Zeit komplett vermint, mit Impuls-Implosion-Reaktionstetonatoren infiziert, sozusagen im gesamten Quadranten verteilt, die selbst dieses kriegerische Volk mit keinen noch so intelligenten Such- und Abtastmechanismen oder -arten von Scannern erfassen und somit entdecken und vernichten könnten. Nur uns ist die genaue Route bekannt, in der man ohne großes Risiko passieren kann.«

»Ja, dann ist ja alles in bester Ordnung, oder etwa nicht? Warum dann die Evakuierung und der Versuch durch euren Heiligen Xarmax, Verhandlungen anzustreben, wenn sich doch dadurch euer Problem von ganz alleine zu lösen schien? Das verstehe ich nicht.«, unterbrach nun Gregor Lyr in seinem Bericht.

»Gregor, nach dem ersten Angriff, war unser Volk gezwungen, etwas zum Schutze aller zu tun, ohne jedoch selbst in den Kampf ziehen zu müssen und somit wieder einmal unser gesamtes Kollektiv zu gefährden. Wir verabscheuen rohe Gewalt gegen jegliche Art von Leben. Nach langem hin und her in unserem Innersten, spürten wir, dass uns nichts anderes übrig blieb, als unsere Spezies zu retten. Wir haben das gleiche Recht, in Frieden zu leben wie alle anderen Völker im unendlichen Mosaik des Universums. Wir entschlossen uns dann, die gefährlichste Waffe, die wir besaßen, in Betrieb zu nehmen. Wir begannen unverzüglich, diese Waffe - Wie würdet ihr sagen? - scharf zu machen. Lass mich einen Vergleich ziehen. Wenn ihr eure gesamten atomaren Waffen alle auf einmal auf eurem Planeten einsetzen, also zur Kernspaltung bringen würdet, dann wäre dies, wenn man eure Sprengkraft mit unseren Impuls-Implosion-Reaktionstetonatoren vergliche, ja dann wäre eure Sprengkraft im Vergleich gegenüber der unseren nur ein Knall aus der Hand eines Kindes, das gerade einen Knallfrosch zu Boden warf.

Doch lasst mich weiter berichten:

Während die Auserwählten längst unseren Orbit verlassen hatten und sich schon einige Tage auf dem Weg zum Planeten Sinas befanden, konnte es sich nur noch um Stunden handeln, bis die Eindringlinge unseren Quadranten passieren würden. Doch wie ihr bereits wisst, kam es nicht dazu, unser Plan ging auf.«

»Und was wurde aus den Auserwählten, die sich auf dem Weg zum Planeten Sinas befanden?«, fragte Susanne betont.

»Die wurden natürlich sofort wieder zurückbeordert, es gab ja nun keinen Grund mehr sie, auf Sinas umzusiedeln.«, bestätigte Lyr.

»Lyr, auf unserem Planeten geht es teilweise auch nicht anders zu. Bei uns wird oft gekämpft. Warum dies so sein muss, wissen meist nur die Mächtigen. Politiker oder Industriebosse, die sich einen Dreck um das Fußvolk scheren und nur ihre Machtpositionen vertreten, koste es, was es wolle. Diese Machtkämpfe hat es schon seit jeher auf unserem Planeten gegeben. Das wird sich auch in der Zukunft nicht ändern, dessen bin ich mir sicher.«, erklärte Mary fest.

»He, Leute, anstatt sämtliche kostbare Zeit mit Gesprächen wie Krieg zu verplempern, sollten wir uns lieber mal Gedanken über unsere bevorstehente Reise zum Planeten Sinas machen?«, erinnerte nun Sarah jungenhaft und doch zugleich adrett.

»Nun, Sarah, ich befürchte fast, dass du mit deinem Vorschlag gar nicht einmal so im Unrecht liegst.«, gab Lyr der Androide zum Erstaunen aller zu.

»Gut, hat irgendjemand einen Vorschlag bezüglich des Ausflugs nach Sinas zu machen?«, fragte Lyr und wartete auf eine Antwort seitens der Runde. Doch außer einem ermüdeten Blick und einem gekonnten Achselzucken schenkte keiner der Runde Lyr einen Vorschlag.

»Na, dann werde ich mich, wie ihr beliebt zu betonen, auf die Socken machen. Wenn euch irgendetwas auf dem Herzen liegt, wisst ihr ja, wie ihr mich erreichen könnt. Bis zur Abreise sind es noch etwas über 90 Stunden. In dieser Zeit kann sich jeder einzelne von euch psychisch, also mental, auf unseren gemeinsamen Ausflug vorbereiten. Und versäumt bitte nicht, für die vier Tage die passende Kleidung einzupacken?«, schlug Lyr vor.

»Was ist denn die geeignete Kleidung für diesen Trip?«, fragte Gregor mit gerunzelter Stirn.

»Was tragt ihr denn im Allgemeinen auf eurem Planeten, wenn ihr hinaus in die Natur geht?«, erkundigte sich Lyr.

»Na, das kommt ganz auf das Wetter an.«, gab Katja dazwischenredend und bestimmend an.

»Wenn ihr damit das allgemeine Klima auf Sinas ansprecht, dann könnt ihr ganz beruhigt sein. Denn das dortige Verhalten der Tages- und Nachtzeiten ist meist kontinuierlich, außer, dass auf Sinas alle 6 bis 8 Wochen in einem Zeitraum von bis zu 5 Tagen eben dieses regnerische Unwetter zum Ausbruch kommt, ist dieser Planet allen Lebens wohlgesinnt.«, erklärte Lyr.

»Ich würde Vorschlagen, dass wir vorsichtshalber von jedem etwas einpacken, falls das Unwetter es sich doch noch kurzfristig anders überlegt. Schaden kann es ja weißgott nichts, oder was meint ihr dazu?«, schlug Norman vor.

Alle in der Runde nickten zustimmend.

»So, dann werde ich mich mal auf den Weg machen und schon mal den für uns vom Hohen Rat zugewiesenen Raumgleiter überprüfen.« So ging Lyr langsam, ruhig und gemächlich aus Marys Quartier.

Da saßen sie nun allesamt wie angewurzelt, ja wie bestellt aber dennoch nicht abgeholt. Es machte den Anschein, als würde jeder der Runde auf irgendetwas warten. Bis schließlich Katja das nervenaufreibende Schweigen brach.

»He, was ist denn mit euch los? Freut ihr euch denn überhaupt nicht auf den Ausflug? Ich jedenfalls bin heilfroh, endlich mal wieder aus dieser Konservenbüchse herauszukommen.«, erklärte Katja feststellend.

»Doch schon, natürlich freuen wir uns, dennoch, und ich glaube, da spreche ich für alle in der Runde, dass wir am liebsten zu Hause wären.«, erwiderte Mary etwas traurig.

»Sinas soll ein Paradies an einzigartigen Biotopen sein. Wenn das zutrifft, wird uns Sinas bestimmt an unsere gute alte Mutter Erde erinnern.«, seufzte Sarah innerlich.

»Ich und Norman können ja verstehen, dass euch die Heimat fehlt. Uns erging es anfangs auch nicht anders. Noch heute, nach so vielen Jahren in dieser Zeitdimension, verspüren wir noch eine sehr große und innige Verbundenheit zur Erde und unseren Liebsten, die wir zurücklassen mussten, sie fehlen uns sehr, das könnt ihr uns ruhig glauben. Dennoch solltet ihr nicht den Kopf in den Sand stecken und lieber nach vorne schauen, einfach das Beste aus dieser Lage zu machen, in der ihr euch gezwungenermaßen befindet. Es nützt euch rein gar nichts, wenn ihr euch gegenseitig zur Traurigkeit und somit in eine tiefe depressive Gefühlslage aufstachelt. Ich kann euch versichern, bessere Beschützer und Hüter wie die Dogon, die stetig um unser Wohlergehen besorgt sind, gibt es nicht. Nicht im gesamten Universum und auch nicht auf unserer Mutter Erde. Ihr solltet endlich begreifen lernen, dass die Dogon keine andere Wahl hatten als so zu handeln. Es geht hierbei nicht um irgendwelche Profitgierigen Handlungen der Dogon. Vielmehr geht es hier ums nackte Überleben, ja, um das Überleben einer Spezies, die am Abgrund steht.«

Einige aus der Runde guckten etwas beschämt, weil sie fühlten, wie Recht doch Norman und Katja letztendlich hatten. Und irgendwie, so schien es, sahen die meisten der Runde mit Achtung zu Norman und Katja auf. Wie tapfer sie sich verhielten und wie lebenskundig die beiden doch waren. Die Runde unterhielt sich an diesem Abend noch sehr lange, über dies und jenes, über die Vorbereitungen der bevorstehenden Abenteuerreise zum Planeten Sinas, die ihnen von dem Volk der Dogon geschenkt wurde. Die Zeit, ja die Stunden bis hin zu jener Stunde, zu der der Start des Raumgleiters stattfinden sollte, zogen sich schleppend hin. Doch dann war es so weit. Noch eine Stunde bis zum Countdown (Start). Wie immer trafen sich alle vor ihren Quartieren, um auf Lyr zu warten, der sie dann zum Frühstück geleitete. Und als sich alle im Essenssaal einfanden und an ihrem gewohnten Stammtisch Platz nahmen, kamen zwei Dogon aus ihren Reihen an ihren Tisch, eingehüllt in farbenprächtigen Gewändern. Durch das Tragen von Kapuzen konnte man kaum ihre Gesichter erkennen. Mit Argwohn bemusterte die Runde die beiden Dogon, die zunächst nur dastanden und sich ausschwiegen, bis schließlich einer der beiden zu reden anfing.

»Seid gegrüßt, ihr Menschen des Planeten Erde. Unseres Wohlwollens seid euch gewiss.« Worauf von den beiden eine graziöse Verbeugung vorausging. Was die Runde natürlich erwiderte.

»Aber bitte, so nehmt doch Platz und an unserem Frühstück teil.«, forderte Norman herzlichst auf. Als sie dann in der Runde Platz nahmen und ihre Kapuzen ganz langsam abstreiften, verschlug es Norman und Katja die Sprache.

»Norman, siehst du, was ich sehe? Wir kennen doch die beiden, oder etwa nicht?«, vergewisserte sich Katja, bei Norman.

»Klar, Katja, und ob wir die beiden kennen?« Im Nu rannten Norman und Katja um den halben Tisch herum. Dann folge eine stürmische und herzliche Umarmung der vier. Der Rest der Runde staunte nicht schlecht. Als sich dann die Wiedersehensfreude der vier etwas gelegt hatte und alle wieder auf ihrem Platz saßen, begann das Vorstellen der beiden Dogon.

»He, Leute, darf ich euch vorstellen, der Dogon zur linken Seite neben Mary ist unser Freund, Scha Bacheme Te, was soviel wir der Gutmütige heißt, und der Dogon zur Rechten ist Schah Sachote Te, was soviel wie der Weise bedeutet. Dann stellte Norman jeden einzelnen mit seinem Vornamen vor.«

»Ja, sagt mal, ihr beiden, wie kommen wir zu dieser Ehre?«, wollte nun Katja wissen.

»Hat euch denn euer Androide Lyr nichts davon berichtet?«, erkundigte sich Scha Bacheme Te, genannt der Gutmütige.

»Nein, nicht im Geringsten?«, erwiderte Katja etwas erstaunt. Katja warf Lyr einen Blick zu, der in diesem Moment alles aussagte.

»Katja, das sollte eine Überraschung für dich und Norman sein.«, rechtfertigte sich sogleich Lyr.

»Was dir im Übrigen auch gelungen ist. Aber sagt doch mal, ihr beiden, was für ein Grund führt euch zu uns in die Runde?«, fragte nun Norman betont fröhlich.

»Nun, der eigentliche Grund liegt doch auf der Hand, wir sind die beiden Dogon, die euch zum Planeten Sinas begleiten dürfen. Im übrigen verdanken wir das eurem Androiden Lyr, der sich beim Hohen Rat für uns sehr lobenswert aussprach. Wofür wir ihm sehr dankbar sind.«, erklärte nun der Weise, Scha Sachote Te, freudig. Und bei Lyr begannen seine Augen voller Stolz zu rollen, als er so viel Lob hörte.

»Aber nicht doch, das war doch nicht die Rede wert. Jedoch freue ich mich natürlich, euch damit eine Freude gemacht zu haben, bekundete Lyr leicht beschämt und dennoch entzückt.

»Mann, das ist ja ein Ding.«, bekundete Norman freudig.

»Sagt mal, ihr beiden, seid ihr schon mal auf Sinas gewesen?«, fragte nun Gregor neugierig.

»Gewiss, der kommende Flug inbegriffen, sind es exakt 23 Aufenthalte auf Sinas. Ihr braucht euch wirklich keine Sorgen zu machen. Es ist ein wunderschöner Planet. Ihr werdet den Aufenthalt genießen und die vier Tage werden euch viel zu kurz vorkommen. Ihr werdet gar nicht mehr zurück wollen. Es ist wirklich ein Paradies.«, sagte der Weise.

»Und wie, wenn ich fragen darf, sieht das Programm aus?«, wollte nun Stephan wissen.

»Nun die vier Tage beinhalten eine Wandertour, die einen ganzen Tag in Anspruch nehmen wird, wobei wir uns die dort herrliche Natur eingehender ansehen und erleben werden und eine festgelegte Tour, mit der wir uns die unterirdische Stadt ansehen. Übrigens, dort werden wir uns auch gleich einquartieren, usw. Aber alles möchten wir jetzt im Vorfeld nicht verraten. Ich würde sagen, lasst euch überaschen.

»So, es sind noch genau 15 Minuten bis zum Start, ich hoffe doch, dass niemand von euch etwas in seinem Quartier vergessen oder liegenlassen hat?« Alle verneinten kopfschüttelnd, folgten Lyr zum Lift und fuhren direkt zu den untersten Starthangars, von wo sie starteten. Dort angekommen, staunte die Runde nicht schlecht.

»Wow! Mann, ist das ein riesiges Geschoss.«, ergänzte Sarah ihre Gedanken vor Begeisterung.

»Ja, wahrlich, Sarah, da muss ich dir Recht geben. Es ist wirklich enorm groß. Wenn ich mir vorstelle, dass wir mit diesem Ding durch den Raum gleiten, und auch noch auf einem Planeten landen sollen, wird mir ganz anders.«, gab Gregor ängstlich und zweifelnd zu seinem Besten.

»Keine Sorge, Gregor, das Ding, oder wie du es beliebst zu nennen, ist sicherer als ein Spaziergang in deinem Quartier.«, beruhigte nun Scha Bacheme Te, genannt der Gutmütige, Gregor.

»Meinst du?«, vergewisserte sich Gregor, noch immer zweifelnd.

»Ganz gewiss, Gregor. Zudem müsstet ihr Menschen doch das Fliegen gewohnt sein, obwohl eure Flugmaschinen sehr anfällig für Abstürze sind und schon viele den Tod kosteten.«, begutachtete der Gutmütige mit seiner beweiskräftigen Aussage.

»Ja, ja, willst du mir etwa weismachen, dass eure Flugmaschinen niemals defekt sind oder gar abstürzen könnten?«, maulte Gregor zurück.

»Das mit Sicherheit nicht. Dennoch, in den letzten 500 Jahren gab es keinen einzigen Vorfall hinsichtlich dieser Probleme an unseren Flugmaschinen.«, verteidigte Scha Bacheme Te, genannt der Gutmütige, seine Erkenntnisse.

»Na ja, Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.«, lästerte Gregor im Nachhinein. Was aber Scha Bacheme Te, genannt der Gutmütige, nicht im Geringsten störte.

Auch Katja und Norman sahen sich mit wechselnden Gefühlen diesen Raumgleiter etwas genauer an. Viele Jahre sind nun schon vergangen, als Katja und Norman auf dieses Raumschiff gezwungenermaßen entführt wurden. Natürlich in die Zeit der Zukunft. Dennoch, als die beiden diesen Raumgleiter sahen, dachten sie insgeheim das Gleiche: Wie es wohl wäre, diesen Raumgleiter einfach zu Kidnappen, in die Zeitschleife bis hin zu ihrem Sonnensystem zu fliegen und wieder nach Hause zu ihren Liebsten, zu ihrer gewohnten Umgebung zu kommen. Doch beiden war klar, dass dies Vorläufig nur ein Traum blieb. Sie konnten nicht fliehen, auch wenn sie noch so viele Gelegenheiten bekämen. Sie gaben diesem Volk ihr Wort. Sie gaben ihr Wort, diesem Volk auf dem Planeten Goderijan mit aller Kraft ihres Geistes beiseite zu stehen. Um sie von dieser schrecklichen und aufzehrenden Seelenkrankheit, die sie einst von der Erde zu sich nach Hause, nach Goderijan, einschleppten, zu befreien. Immer und immer wieder, sprachen die Mitglieder des Hohen Rates von einer innewohnenden, ja ruhenden Macht, die in Katja und Norman bis jetzt ungenutzt verweilte. Diese Macht sollte, so der Hohe Rat, ein ganzes Volk von ihrem Seelenleiden befreien, einem Seelenleiden, das sogar zum Tod führen konnte. Nun gut. Norman und Katja fanden sich mit ihrem Schicksal schon seit langem, ja schon seit Jahren, ab.

»He, ihr beiden, träumt ihr mal wieder?«, bemerkte Mary so nebenbei und tippte Norman und Katja leicht an den Schultern, wobei die beiden erschraken.

»Was ist los?«, fragte Norman. Und auch Katja war etwas leicht irritiert.

»Seht ihr? Lyr steht schon vor der Eingangsluke oder wie dieser Eingang genannt wird. Er winkt uns zu, dass wir endlich kommen sollen. Also lasst es endlich hinter uns bringen. Klar?«, gab Mary nun nervös geworden an.

»Ist ja schon gut, wir kommen gleich nach.«, sagte Katja. Die beiden gingen ganz langsam und gemächlich immer näher auf den Raumgleiter zu. Umso näher sie herankamen, umso größer wurde der Gleiter. Er war offengestanden sehr schön anzuschauen. Ein Wunder der Technik war er gewiss. Und die Farbe seiner Außenhaut konnte man fast nicht definieren. Wenn man beim Näherkommen seinen Blick am Bug zu einer anderen Stelle wandte, veränderte diese ihr Schimmern und Glänzen, als passe sie sich den Gegebenheiten eines jeden Entdeckers an. Dabei wechselte die Außenhaut ihre Farbe in vielen Gegebenheiten des Betrachters, der dann jenen Gleiter nicht als Flugobjekt zu definieren vermochte, sondern eher als einen leuchtenden Stern identifizierte. Der Bug war mit zahlreichen positionsähnlichen Lichtern bestückt. Eigenartigerweise konnte man dort keinerlei Fenster oder Ausgucksluken erspähen. Seine Form, die er repräsentierte, wenn man den Raumgleiter von unten und der Seite betrachtete, glich eher einer glatt glänzenden und abgerundeten Pyramide. Als Norman und Katja sich unmittelbar vor dem Eingang des Raumgleiters befanden, blieben sie kurz vor Lyr dem Androiden stehen, der ja bereits ungeduldig auf die beiden seitlich neben dem Eingang wartete.

»Darf ich nun bitten, es ist Zeit, eure Freunde sind bereits an Bord.«, drängte nun Lyr die beiden. Als Norman und Katja sich im Innenteil des Gleiters befanden, entpuppte sich jener als sehr komfortabel. Dieser eine Raum bot eine Größe, schätzungsweise von etwas mehr als 100 qm. Es standen darin mehrere Tische mit den zugehörenden Stühlen die ein Sitzvermögen von ungefähr 20 bis 25 Personen hatten. An den Wänden des Raumes und fest eingebaut befanden sich Bildschirme, die ein merkwürdiges Licht ausstrahlten. Auch gab es Regale, die ringsherum fest an der Wand angebracht waren und auf denen eigenartige Figuren in Reih und Glied fest positioniert standen. Was für eine Bedeutung sie hatten, wagte keiner Lyr zu fragen, da die Befürchtung nahestand, dass der Gute wieder einmal, statt nur zu antworten eine minutenlange Rede daraus machte. Lyr beobachtete seine Schützlinge aufs Genaueste. Er verfolgte die Neugier eines jeden einzelnen seiner Gruppe, die gierig den Innenraum mit ihren Blicken und weit aufgerissenen Augen abforsteten. Da standen sie nun, sich hartnäckig umsehend im Innenteil des Gleiters und es schien so, als suchten sie etwas, was Lyr und den beiden Dogon sehr wunderte.

»Kann ich euch vielleicht mit irgendetwas dienlich sein?«, fragte Lyr etwas hinten herum.

»Äh, Lyr, das kannst du tatsächlich. Wo sind denn die Sitzplätze für die Passagiere?«, fragte Sarah nach.

Lyr und die beiden Dogon sahen sich verdutzt an, als wüssten sie nicht einmal, was Sarah damit nur meinen konnte.

»Was für Passagiersitzplätze denn?«, fragte nun Scha Bacheme Te, genannt der Gutmütige.

»Was? Da gibt es doch tatsächlich etwas, was die schlauen Dogon nicht wissen?«, gab Gregor mal wieder lästernd von sich.

»Na, das ist ein Raum, wo sich alle in spezielle Sitzplätze setzen und mit Gurten angeschnallt werden. Beim Starten und auch wieder beim Landeanflug.«, erklärte Sarah.

»Ich bin hoch erfreut, dass du dir Gedanken um die Sicherheit machst, Sarah. Doch in diesem Gleiter ist das natürlich nicht nötig. Auf diesem Raumgleiter gibt es keinerlei Rückstöße oder gar Vibrationen, so dass sich einer von euch verletzen könnte. Außer jemand verletzt sich beim Hinfallen oder dergleichen. Doch dafür können wir natürlich keine Garantie geben.«, erklärte Lyr seinen Schützlingen.

Und während Lyr weiter und weiter berichtete, sah sich Norman noch etwas genauer um und entdeckte sogleich hinter einer durchsichtigen glasartigen Türe einige Stufen, die nach oben zu führen schienen.

»He, Lyr? Komm doch mal her.«, rief Norman. Lyr beendete sein Gespräch abrupt, als er Normans Ruf vernahm und ging zu ihm nach hinten, worauf der Rest ihm folgte.

»Warum ist mein Freund Norman denn so erregt?«, wollte der Androide sogleich wissen.

»Ach, nichts Schlimmes, ich sah eben durch diese Glastüre...«

»Panelium-Sulfite und kein Glas.«, unterbrach Lyr, was eigentlich gar nicht seine Art war.

»Was, Panelium-Sulfite? Na egal. Was ich wissen wollte, das sind doch Stufen, die nach oben führen, nicht wahr?«, bekräftigte Norman nochmals.

»Sicher führen sie nach oben, und?« Lyr schien nicht zu begreifen, was Norman damit zu sagen beabsichtigte.

»Wahrscheinlich glaubt Norman, ihr verbergt etwas vor uns.«, sagte Gregor, natürlich mit Hintergedanken.

»Verbergen? Was sollten wir vor euch verbergen wollen? Dort oben befinden sich die Ruhestätten. Diese Räumlichkeiten werden aber nur bei längeren Reisen benützt. Was für uns natürlich nicht in Frage kommt, da wir in einer Stunde und zehn Minuten auf Sinas landen werden.«, informierte Lyr seine Schützlinge.

»Natürlich.«, stimmte Norman zu.

»Aber bitte, wenn ihr euch gerne die Räumlichkeiten ansehen möchtet?«, bot Lyr der Runde an, die aber verneinten.

Dann beschloss die Runde, sich an die Tische zu setzen. So saßen sie da und kauerten gelangweilt vor sich hin. Sagt mal, habt ihr vielleicht etwas zu trinken hier an Bord?«, wollte nun Peter wissen.

»Aber natürlich, was darf ich euch denn anbieten?«, fragte Lyr die Runde.

»Äh, mir ein schönes großes und eiskaltes Glas Bier bitte?«, scherzte Gregor und lachte laut mit einem Gefühl des Triumphes, Lyr mal wieder eins ausgewischt zu haben. Doch er sollte sich irren.

»Sehr wohl. Und was darf ich dem Rest der Runde servieren?«, fragte Lyr sehr galant.

Mit einem Male brach die Runde in einem Schweigen aus. Besonders Gregor, der sich schon als Sieger sah, verschlug es den Atem.

»Sag bloß, Lyr, ihr habt hier tatsächlich Bier an Bord?«, erkundigte sich Gregor noch immer etwas zweifelnd.

»Aber natürlich, warum sollten wir kein Bier an Bord haben?«

»Weil... Ach vergiss es, Lyr?«, schmollte nun Gregor.

So bestellten alle ihr Getränk und plötzlich verflog die Langeweile wie nichts. Und als alle einige Schluck Alkohol intus hatten, wurde die Runde lockerer und begann, Lieder aus ihrer Heimat Deutschland zu singen. Selbst die zwei Dogon, Scha Bacheme Te, genannt der Gutmütige und Schah Sachote Te, genannt der Weise, sangen in allen Tönen mit. Nur Lyr der Androide konnte sich nicht so recht begeistern für die etwas laute Folklore. Er zumindest übte sich mal wieder in Sachen Beobachtung seiner Schützlinge. Dieses ständige Beobachten tat er nicht um sie auszuspionieren, nein, im Gegenteil, er lernte dadurch die Menschen besser kennen. Jedes noch so kleinste Handeln oder Tun, speicherte er exakt auf seinem Speichermedium, wie er immer beliebte zu sagen. Jedes Wort und die genaue Tonart, also auch der genaue Tonfall wurde von ihm erfasst. Jede Emotion, Ängste, Hass, Freude, ja, wirklich alles konnte er gebrauchen. Wie andere auf der Erde Briefmarken oder dergleichen aus Leidenschaft sammelten, so sammelte Lyr sämtliche Verhaltenweisen und emotionale alltägliche Begebenheiten der Menschen. Irgendwie bekam man bei Lyr das Gefühl, als würde er gerne wie ein Mensch sein.

Die Zeit verging wie im Fluge und ehe man sich versah, setzte der Raumgleiter bereits zur Landung auf dem Planeten Sinas an.

»Alles mal herhören, meine Lieben. Wir sind eben gelandet. Vergesst bitte euer Gepäck nicht, und was ihr sonst so eingepackt habt.«, verkündete Lyr.

»Wir sind wirklich schon da? Aber ich habe ja gar nichts davon gemerkt?«, stellte Stephan und natürlich auch die anderen fest.

»Ich sagte euch bereits, dass es keinerlei Vibrationen oder Vor- und Rückstöße in diesem Raumgleiter gibt.«, protzte Lyr zurück.

Wie eine kleine Schar Entenküken stellte sich die Runde mit ihrem Gepäck in den Händen hintereinander. Einer nach dem anderen, voran natürlich Lyr der Androide und die zwei Dogon. Als sie dann den leicht lehmigen Erdboden auf Sinas berührten, reagierte jeder der Runde anders. Gregor versuchte, auf Zehenspitzen zu gehen, um ja nicht seine glänzend polierten Ausgehschuhe zu verschmutzen.

Stephan und seine Tochter Sarah, benahmen sich schon eher interessierter als Gregor, der noch immer umherjammerte. Die beiden sahen sich den Himmel an, der ein leichtes Rosarot wiederspiegelte und seinem Betrachter ein wohliges Gefühl gab. Mary kniete auf der lehmigen Erde und strahlte eine Begeisterung aus, dass man meinen konnte, sie würde, wie Christoph Kolumbus Amerika, diesen Planeten als Erste betreten. Susanne nahm diese ganze Sache wie immer von der gelassenen Seite und frischte ihre Lidschatten etwas auf. Und was tat Peter, ja Peter stand nur da, starr wie eine Säule aus Marmor. Über was er sich wohl in diesem Augenblick Gedanken machte, wusste natürlich nur er allein. Norman und Mary beobachteten hingegen die Umgebung aufs Genaueste. Vor allem hatten die beiden den angrenzenden Wald, der sich so 400 m Entfernung in ganzer Breite des Augenwinkels erstreckte, im Visier. Nach all dem bisher erlebten wurde dies allmählich zur Gewohnheit, sich ständig in ihrer Umgebung umzusehen, um auf etwaige Überraschungen vorbereitet zu sein. Lyr und die beiden Dogon beobachteten das Treiben und Verhalten der Menschenrunde.

»So, seid ihr soweit? Dann können wir ja weitergehen.«, forderte Lyr auf.

»Wo ist denn diese Stadt, von der du sprachst, Lyr?«, fragte Gregor.

»Aber nicht doch, Gregor, die kannst du doch nicht von hier aus sehen. Außerdem ist diese Stadt unterirdisch erbaut worden, so dass man sie weder zu Lande noch zu Wasser oder geschweige denn aus der Höhe sehen kann.«, erklärte Lyr.

»Und wie lange müssen wir mit unserem Gepäck durch den Wald marschieren?«, fragte nun Sarah nach.

»Keine Sorge, es ist nicht einmal 15 Minuten Fußweg von hier entfernt. So, dann lasset uns ein Wanderlied singen und frohen Mutes weiterschreiten.« Mit dem Gepäck in den Händen und dem heulenden Gesang von Lyr und den zwei Dogon konnte keine gute Laune in der Runde aufkommen. Trotz alledem stapfte die Runde tapfer Lyr und den zwei Dogon hinterher. Als sie nach ein paar Minuten den Wald erreichten, verschlug es ihnen wie schon so oft den Atem. So etwas schönes gab es nicht einmal auf der ganzen Erde anzusehen. Sie sahen Pflanzen und Blumen in einem solch prächtigen Farbenspiel harmonieren, dass es eine Wonne war, sie überhaupt nur anzusehen. Man konnte diese Pracht an Pflanzen und sonderbaren Früchten, die überall hangen, nur mit dem Garten Eden vergleichen. Ein Wunder der Evolution, ein Wunder der dortigen Natur.

»Du, Lyr? Kann man denn diese Früchte überhaupt Essen?«, eine berechtigte Frage, die da Katja stellte.

»Ich würde keinem dazu raten, sie sind zwar für das Auge wunderschön anzuschauen, dennoch sind sie hochgiftig.«, belehrte Lyr seine Schützlinge.

Siehst du, Katja, auch die Schönheit vermag ihr Inneres zu verbergen und durch List zu trügen.«, versinnlichte Norman.

Immer weiter und weiter drang die Gruppe in das nur leicht lichte Waldstück hinein. Ein paar Minuten waren sie unterwegs, als ein bis ins Mark durchdringender Schrei eines für die Runde unbekannten Tieres durch das Waldstück hallte.

»He, Leute, habt ihr das auch gehört?«, fragte Gregor ängstlich.

»Keine Angst, meine Lieben, das war nur ein Quorlok, der ist, wie alle Tiere hier in diesem Gebiet, ein Pflanzenfresser. Er ist absolut harmlos.«, beruhigte Scha Bacheme Te, genannt der Gutmütige.

»Und wie sieht denn so ein Quorlok aus?«, wollte nun Susanne wissen.

»Nun, er gleicht eher einem Milinn. Oh, verzeiht, ich vergaß, dass ihr das erste mal hierseid. Also, wenn man es mit irgendeinem Tier auf eurem Planeten Erde vergliche, dann würde ich eher sagen, dass es mehr einem eurer schon längst ausgestorbenen Saurierarten gleichkommt, so wie dieser Brontosaurier, nur nicht so groß.«, erklärte Schah Bacheme Te, genannt der Gutmütige.

»Und wie groß ist 'nur nicht so groß'?«, fragte Gregor jetzt mit zitternder Stimme. Dann sah Scha Bacheme Te seinen Kollegen Scha Sachote Te, genannt der Weise, an, um ihm dass Wort zu überlassen.

»Ich würde seine gesamte Größe auf die Hälfte des euren Brontosaurus schätzen. Aber wie schon gesagt ist er sehr scheu und würde sich nur aus dem Trieb der Selbsterhaltung verteidigen oder gar angreifen.« Das war für alle in der Runde und besonders für Gregor kein sonderlicher Trost, den Gedanken hegen zu müssen, dass da draußen, tief im Wald, irgendein Monstrum von einer halben Größe eines Brontosaurus frei herumlief. Wie dem auch sei, blieb Lyr mit einem Male abrupt stehen.

»Was ist, Lyr? Warum hält du an?«, kam es aus der Runde.

»Weil wir angekommen sind.«, sagte Scha Sachote Te, genannt der Weise.

»Wo sind wir angekommen?«, erkundigte sich Mary, die sich durch die Runde schlängelte und ihren Kopf über Normans Schulter streckte um besser nach vorne sehen zu können. Doch etwas entdecken konnte sie nicht. sie sah nur diese ihr unbekannten Pflanzenarten, die sich in allen erdenklichen Formen und Farben darstellten.

»Entweder brauche ich ne neue Brille oder ihr wollt euch mit mir einen Spaß erlauben. Habe ich Recht?«, fragt Mary nach.

»Aber nicht doch. Im Augenblick kann niemand von uns etwas sehen, geschweige denn etwas deuten.«, sagte Scha Sachote Te, genannt der Weise.

»Ja, aber woher weißt du dann, dass wir da sind?«, auch wieder eine berechtigte Frage, die da Sarah stellte.

»Dann seht euch doch mal euren Androiden an?«, deutete nun Scha Bacheme Te, genannt der Gutmütige, an.

Alle Blicke richteten sich nun auf Lyr den Androiden. Und tatsächlich, Lyr stand nur da, regungslos und starr. Nach einer klitzekleinen Weile begannen Lyrs azurblaue Augen zu Rollen und gaben ein pulsierendes und immer helleres Leuchten ab.

»Was tut denn Lyr da?«, fragte Peter zurückhaltend.

»Er kommuniziert.«, gab Schah Bacheme Te, genannt der Gutmütige, zur Antwort.

»So, er kommuniziert also? Und darf ich erfahren mit wem er kommuniziert?«, drängte Gregor hart.

»Lyr kommuniziert mit dem Mutterschiff.«, gab diesmal Scha Sachote Te Antwort.

» Du meine Güte, lasst euch doch nicht immer alles aus dem Munde ziehen und sagt mir, was da nun wirklich vor sich geht.«, sagte Gregor nun mit jetzt festem Ton.

»Entschuldigt, natürlich. Lyr befindet sich jetzt mit der Kommandostelle in Kontakt, die wiederum ein verstärktes Signal zu Lyr zurück sendet. Dieses Signal, müsst ihr wissen, ist wie ein Schlüssel oder sagen wir mal, ein Code. Wenn nun Lyr diesen Code empfangen hat, wird dieser Code erst einmal von Lyr überprüft. Er wird auf seine Vollständigkeit, auf seine Richtigkeit der Kombination hin, überprüft werden. Dann folgt eine weitere Überprüfung seitens Lyr, ob der Sicherheitscode auch wirklich vom Mutterschiff gesendet wurde. Wenn das geschehen ist, dann folgt die gleiche Sicherheitsprüfung noch einmal, nur in umgekehrter Reihenfolge. Wenn nun auch diese Sicherheitsüberprüfung seine Richtigkeit hat, wird nun das letzte Hauptsignal zum Öffnen der Schleusen freigegeben und somit der Eintritt zum Vorderportal gewährt. An diesem Vorderportal muss ein weiterer Code, und das wiederum von Lyr, eingegeben werden. Ist nun dieser Code auch richtig, steht dem Eintreten in die unterirdische Stadt nichts mehr im Wege. Sonst noch Fragen? Hat das auch jeder von euch mitgekriegt?«, fragte Scha Sachote Te, genannt der Weise, nach. Mit erstaunten Gesichtern sah die Runde den weisen Dogon an. Sprach- und fassungslos gleichermaßen warf die Runde Scha Sachote Te einen Blick zu, der alles aussagte. Nämlich, dass sie nur Bahnhof verstanden haben.

»Ach du Grundgütiger, was um Himmelswillen erzählt uns dieser Dogon denn da? Habt ihr vielleicht irgendetwas von diesem Code-Gequatsche überhaupt verstanden? Also, ich nicht. Das ist vielleicht ne Riesensauerei, die da diese verdamm...«

»Halt endlich deine verdammte Klappe!«, brüllte der Rest der Runde Gregor an, der wie ein ängstliches Hündchen vor Schreck zusammenzuckte und fortan, zwar etwas beleidigt, aber dennoch, schwieg. Plötzlich konnten alle etwas hören, es begann der Erdboden zu zittern, ja quasi zu vibrieren. Es hörte sich an, wie aus einer Mischung von Geröll und einem rauschenden Wasserfall. Was sie dann allesamt zu Gesicht bekamen, überstieg bei Weitem ihr Wahrnehmungs- und Vorstellungsvermögen. Eine unglaubliche Szenerie spielte sich vor allen dort anwesenden Augen ab. Vor ihnen tat sich die Erde auf. Helles, von dichtem Nebel und Rauch umschlungenes Feuer entwich, langsam und schleichend kroch der Rauch aus dem schwarzen Schlund der Tiefe empor, begleitet von einem Licht, das sich in nur allen erdenklichen Farben präsentierte und sich schließlich in den Weiten der Himmelssphären verlor. Katja bekam das Gefühl, als täte sich in diesem Augenblick vor ihr der Schlund der Hölle auf und entließ mit diesem entsetzlichem Getöse den Geruch aus seiner unterirdischen und von Glut umgebenen Gruft des Teufels Knechtschaft. Den einst Gott unser himmlischer Vater den abgrundtiefen des Bösen, dorthinein auf ewig verdammte. Als plötzlich wieder Ruhe einkehrte, tupfte einer der Runde an Katjas linke Schulter, worauf sie sich schrecklich erschrak und zusammenzuckte.

»Mann, Norman, musst du mich denn so erschrecken?«,beschwerte sich Katja.

»Entschuldige, Schwesterchen, war doch keine Absicht.

»Mann, du bist ja genauso erschrocken, wie wir auch!«, stellte Norman fest.

Katja war heilfroh, als sie erkannte, dass sie ihrer Phantasie nur etwas zu viel freien Lauf ließ und somit ein klein wenig überreagierte.

»So beruhigt euch doch, es kann euch nichts geschehen. Lyr hat nur soeben den Zugang zur unterirdischen Stadt geöffnet.«, verkündete Scha Bacheme Te, genannt der Gutmütige.

»Wo ist überhaupt Lyr?«, wollte die Runde wissen, die ihn aus den Augen verloren hatte, während sich allesamt, vor Angst und dem ohrenbetäubenden Lärm in die Büsche schlugen.

»Lyr ist schon voraus, um alles vorweg zu analysieren.«, erklärte Scha Sachote Te, genannt der Weise.

»Na endlich, wurde ja auch langsam Zeit, hab nen Bärenhunger.«, muckte Gregor mal wieder auf.

»Was will er denn im vorweg analysieren? Ich dachte, dass alles in bester Ordnung sei, oder?«, sagte Norman nun etwas nervöser geworden.

Hoffnungsvoll richteten allesamt ihre Blicke auf Lyr, der sich, wie aus dem Nichts, wieder in Sichtweite befand und darüber hinaus sich irgendwie merkwürdig verhielt.

»Was ist denn mit dem los, warum kommt er nicht her?«, sagte Sarah ängstlich.

Auch die beiden Dogon verbreiteten nicht gerade eine freudige Miene. Irgendetwas schien in der Luft zu liegen. Dessen waren sich alle in diesem Augenblick bewusst. Der Runde war bereits bekannt, dass die Dogon telepathische Fähigkeiten besaßen und auch mit Lyr, obwohl er künstlich erschaffen wurde, also ein Androide war, auf diese Art kommunizieren konnten. sie wussten bereits, dass etwas nicht stimmte und sie deshalb ihre Gesichter zu einer Mimik verzogen, die schon mit einem Trauerspiel zu vergleichen war.«

Also, heraus mit der Sprache, Scha Bacheme Te, was ist mit Lyr los und vor allem, was geht dort vor sich.« Norman ließ nicht locker, er drängte, setzte die beiden Dogon mächtig unter Druck, bis einer der beiden Dogon schließlich klein beigab.

»Es tut mir leid, euch das sagen zu müssen. So etwas ist noch nie vorgekommen. Ich bin ganz verworren.«

»Ja, ist ja schon gut, ich will jetzt endlich wissen, was passiert ist?«, unterbrach Norman Scha Bacheme Te, genannt der Gutmütige.

»Lyr hat während der Analyse festgestellt, dass sich das Portal im Inneren, also das dahinter liegende Tor nach dem Außenportal, trotz des Hauptsignals, das gesendet wurde, sich nicht geöffnet hatte. Zunächst entschied Lyr direkt vor Ort, das System manuell, also selbst zu überprüfen, was er auch sogleich tat. Doch mit größtem Bedauern musste er feststellen, dass in diesem Fall nichts mehr zu machen war. Seine Diagnose lautete: System defekt, System zerstört.«, erklärte Scha Bacheme Te allen, die nun sichtlich nervöser wurden.

»Was heißt hier 'zerstört', wie konnte denn das überhaupt geschehen?«, schrie nun Peter, der in seiner Aufregung wie ein kleines Hühnchen hin und her lief und sich die Hände über dem Kopf schlug.

Und was bedeutet das?«, fragte Gregor ängstlich auf seinen Fingernägeln kauend.

»Nicht so ungeduldig, meine Freunde!«, forderte Scha Bacheme Te von der Runde.«

»Es bedeutet, dass Lyr mit absoluter Sicherheit feststellen konnte, dass das System absichtlich manipuliert wurde. Im Klartext, es wurde von irgendwem oder irgendetwas vorsätzlich zerstört.« Scha Bacheme Te fiel es sichtlich schwer, zugeben zu müssen, dass seine eigene Rasse doch nicht so vollkommen zu sein schien, als er glaubte.

»Und was folgt jetzt, ich meine, was wird nun aus unserem viertägigen Urlaub?«, fragte Gregor mit heiserer Stimme.

»Es wird das Beste sein, ihr fragt ihn das selbst.«, gab nun Scha Sachote Te, genannt der Weise, zur Antwort. Und in der Tat kam Lyr unbeeindruckt, so schien es zumindest, einhergeschlendert.

»Aufgeregt und Hilfe suchend, lief die ganze Runde dem Androiden entgegen. Sie drängten nun nach Antworten, und sprachen aufgeregt durcheinander. Doch Lyr war trotz allem für seine Selbstbeherrschung allseits bekannt. Einer musste ja seine Nerven behalten. Geduldig wartete er so lange, bis es seinen Schützlingen allmählich bewusst wurde, dass es bei ihm überhaupt keinen Sinn hatte, wild und durcheinander zu quengeln, anstatt sich gezielt und sinnvoll einem Plan zu widmen, einen Weg aus diesem Dilemma zu finden. Nach einer weiteren Minute legte sich so langsam die Aufregung. Dann war es still geworden in der Runde. Da standen sie nun alle nebeneinander, ja fast in Reih und Glied formiert, dazu noch schmollend, in sich die Hoffnung tragend, dass Lyr nun ein Wunder geschehen ließe. Doch statt tröstende Worte zu verteilen, schien er es für wichtiger zu halten, jedem einzelnen von der Runde aufs genaueste zu be-gut-äugen, was die Herrschaften allmählich, sehr nervös machte.

»Wie ich bereits weiß, hat euch schon Scha Bacheme Te einen Teil von diesem, na sagen wir mal Verhängnis, erzählt. Doch das ist, oh Heiliger Xarmax hilf uns, leider erst der Anfang unserer missligen Lage.«, musste Lyr nun eingestehen.

»Was meinst du mit dem Satz, dass es erst der Anfang wäre?«, bangte mal wieder Gregor um sein Wohlbefinden.

»Nun, um es verständlicher zu machen, werde ich es euch in eurer Ausdruckweise klarmachen.«

Daraufhin folgte ein kurzes Schweigen, bevor Lyr mit dem Stand der Situation herausrückte.

Wir sitzen ganz schön tief in der Scheiße!«, stellte Lyr fest.

»Und was machen wir nun?«, fragte Peter.

»Das Beste wird sein, dass wir zum Raumgleiter zurückkehren und Sinas verlassen. Wir müssen zwar zügigen Schrittes gehen, aber dennoch sehr wachsam sein. Es wäre ja möglich, dass sich hier und außer Reichweite meiner Sensoren doch noch einige Saboteure versteckt halten.«

»Moment mal, sagtest du uns denn nicht, dass es hier auf Sinas nichts gäbe, wovor wir Angst haben müssten und dass wir hier vollkommen sicher wären?«, erinnerte Sarah nochmals.

»Natürlich, das sagte ich, es traf ja auch jahrhundertelang zu. Dies war auch viele Jahrhunderte ein Ort des Friedens, ein Paradies seines Gleichen. Und es tut mir auch leid, dass ich mich diesbezüglich geirrt habe. Es ist nun mal so, dass sich die Dinge stetig ändern und das, ohne dass man was dagegen tun könnte. Wir müssen jetzt standhaft sein und zusammenhalten, denn der- oder diejenige wussten genauestens was sie da taten. Aus irgendeinem Grund wollten sie oder wollte 'es' uns von der unterirdischen Stadt fernhalten. Ich weiß nur nicht, warum. Doch eines ist sicher, dieses 'Es' muss demnach Intelligenz besitzen.«, stellte Lyr fest.

»Wie kommst du darauf, dass dieses Etwas Intelligenz besäße?«, wollte nun Susanne wissen.

»Wir Dogon sind, falls ihr es noch nicht bemerkt habt, ein sehr vorsichtiges Volk, wenn es um fremdartige Spezies geht. Außerdem lassen wir an Sicherheiten nur äußerst selten etwas aus. Daher wurde es uns zur Gewohnheit, schon vorher auf dem Weg und bei jeder Landung auf fremdeartigen Welten, so auch auf Sinas, mit unseren hochempfindlichen Sensoren die Oberfläche auf Leben abzutasten. Und auf Sinas eben, fanden wir nichts, außer tierischem und pflanzlichem Leben. Natürlich abgesehen von den mikroskopischen Kleinstwesen. Unsere Sensoren fanden bei keinem Male irgendwelche Anzeichen von einer intelligenten Spezies. Als wir dann hier ankamen, wie wir gerade feststellen mussten, war ja unser Hauptportalsschleusensystem mutwillig zerstört worden. Was mich dann schlussfolgern lässt, dass mit größter Wahrscheinlichkeit Sinas schon eine längere Zeit von jener Intelligenz beobachtet und ausgekundschaftet wurde, die dann die unterirdische Stadt entdeckt und eben unser Hauptportal sabotiert hat. Trotzdem, es ist mir ein Rätsel, wie sie die unterirdische Stadt überhaupt finden konnten?«, bemerkte Lyr noch nebenher.

»Na, vielleicht sind diese Wesen im Besitz eines Ortungssystems, das ihr nicht kennt, das vielleicht weitaus leistungsfähiger ist als das eure?«, sagte Norman.

»Ja, daran hatte ich auch schon gedacht, und ich befürchte, Norman, dass du in dieser Hinsicht Recht behältst.«

»Also, ich glaube, dass ich nochmal in die Schule muss, ich verstehe nämlich nur Bahnhof, Lyr?«, gab Gregor leicht ironisch zu.

»Das ist doch ganz einfach zu schlussfolgern, Gregor. Wenn dieses Etwas, das unser Hauptportal zerstört hat, sich nicht mehr auf Sinas aufhält, dann muss es fähig sein, wann immer es auch nur wollte, diesen Planeten zu betreten oder zu verlassen. Ist doch logisch, oder? Und nun frage ich euch, wie war es dieser Spezies möglich, quasi zu kommen und zu gehen, wann es ihr beliebt und das auch noch, ohne dabei von unseren Sensoren entdeckt zu werden?«, fragte Lyr seine Schützlinge.

»Ach du meine Güte, mit einem Raumschiff natürlich.«, kam Katja die Erleuchtung.

»Ganz genau, aber das wäre natürlich nur eine der zwei Möglichkeiten die ich in Betracht zog, sozusagen in Verdacht hatte.«, stellte Lyr seine These vor.

»Und was vermutest du als die zweite Möglichkeit?«, fragte Mary neugierig.

»Eine Zeitreise.«, kam trocken von Lyr.

»Eine Zeitreise, Lyr?«, wiederholte Mary erstaunt.

»Ja, eine Zeitreise. Nehmen wir einmal an, diese Spezies wäre von einem ihrer Raumschiffe auf die Sinasoberfläche gebeamt worden. Dabei werden ihre Körper in sämtliche Atomteilchen zerlegt, durch Zeit und Raum transferiert, und am gewünschten Zielort wieder zusammengesetzt, als Ganzes in ihrer Ursprungsform. Wenn sie wie wir mit einem Shuttle-Gleiter oder ähnlichem hier auf Sinas gelandet wären, müssten wir zumindest mit unseren Sensoren auf Plasmaspuren oder eines ihrer körpereigenen Konsistentien gestoßen sein, was ja nicht der Fall war. Also kommt eigentlich nur eine, noch übrig gebliebene Möglichkeit in Betracht. Sie sind fähig, wann immer sie wollen, in der Zeit vor- oder zurück zu reisen. Eine andere Möglichkeit gibt es meines Wissens nicht.«, berichtete Lyr und fühlte sich wie Sherlock Holmes.

Aber Lyr, das könnt ihr doch auch! Das stimmt doch, oder? Ich meine, wie wären wir denn sonst hier?«, stellte nun Peter fest.

»Da muss ich euch, und besonders dir, Peter, eine herbe Enttäuschung bereiten. Es stimmt schon, dass ihr durch Raum und Zeit gereist seid. Aber auf natürliche Weise, indem wir uns die enorme und überdimensionale, dadurch raumverzerrende, verschiedene Geschwindigkeiten der Gravitation/nen von einem der von uns entdeckten Schwarzen Löcher zu Nutze machten. Worauf anscheinend diese Spezies nicht angewiesen ist. Sie können, und dessen bin ich mir sicher, durch irgendeine Technik an irgendeinem Ort, natürlich mit der Voraussetzung genauer Koordinaten, durch ihre, sagen wir einmal, Zeitmaschine reisen.«

»Sag mal, Lyr, wäre es denn möglich, dass diese Spezies durch ihre Fähigkeit der Zeitreise direkt in den Bunker, entschuldige, ich meinte in die unterirdische Stadt hinein gereist, sozusagen erst gebeamt und anschließend transferiert worden sind?«, eine äußerst berechtigte und kluge Frage, die da Katja stellte.

»Auch das, meine Liebe, hat mein System schon ausgearbeitet und als eine weitere Möglichkeit in Betracht gezogen. Wir können daher annehmen, dass sich diese Spezies bereits in der unterirdischen Stadt befindet.«, bestätigte Lyr.

»Aha, und darum die Sabotage?«, meldete sich nun Sarah.

»Richtig, gut erkannt, Sarah.«, belobigte Lyr sie.

Lyr, und was, nach deiner Meinung, könnten sie denn in eurer unterirdischen Stadt wollen?«, fragte jetzt, auch neugierig geworden, Susanne.

»Ich denke, dass sie es auf unsere Rohstoffe und Lebensmittel abgesehen haben. Immerhin lagern dort enorme Mengen, und das für mehrere Millionen von Dogon, die damit weit über zwanzig Jahre auskommen könnten, wenn es denn sein müsste.«, frönte Lyr.

»Lyr, eines noch: Sagen wir einmal, dass sich diese Spezies tatsächlich in eurer unterirdischen Stadt eingenistet hat, warum haben dann eure Sensoren sie bislang nicht entdeckt?«, wollte nun Susanne genauer wissen.

»Auch diese und entscheidente Frage ist berechtigt, Susanne. Wir konstruierten diese unterirdische Stadt so, dass, wenn wir sie bewohnten, keinerlei Signal oder gar Peilungen welcher Art auch immer, uns entdecken konnten. Und das ist einhundert Prozent erwiesen, worauf ich aber in diesem Augenblick nicht näher eingehen möchte. Wir halten uns sowieso schon zu lange hier auf. Deswegen müssen wir sofort aufbrechen und zum Gleiter zurückgehen. Am besten wird es sein, das schwere Gepäck vorerst hier zu lassen, es würde uns nur behindern. Versteckt es irgendwo in den Büschen. Und dann lasst uns aufbrechen.«, gab Lyr freundlich Order.

Sag mal, Lyr, wie mir bekannt ist, kannst du dich doch jederzeit in den Hauptcomputer einloggen. Ich meine, auch von hier aus?«, fragte Norman nach.

»Normalerweise schon, aber seit den letzten zwei Überfällen in den vergangenen Jahrhunderten, ist es strengstens untersagt, egal von welchem Punkt aus, jeglichen Gebrauch von Signalen zu führen, die die genaue Position des Mutterschiffs verraten könnten. Mit Ausnahme, das Signal wird direkt vom Mutterschiff her gesendet. Dort stehen uns technische Mittel zur Verfügung, die eine Anpeilung oder gar Abtastung seitens jeder uns feindlich gesinnten Spezies gegenüber dem Mutterschiff verhindern.«, erklärte Lyr.

»Ja, aber um Himmelswillen, Lyr, das ist doch ein Notfall. Du musst ein Notsignal zum Mutterschiff senden!«, forderte Gregor, wobei er dieses eine Mal gar nicht so Unrecht hatte.

»Glaubt ihr denn allen ernstes, wenn ich diese Möglichkeit hätte, dass ich sie nicht schon längst in Betracht gezogen und genutzt hätte?«, musste Lyr eingestehen.

»Und was ist der Grund dafür?«, fragte Stephan.

»Weil der Hauptcomputer im Mutterschiff jegliche Art von Signalen noch vorher abfängt und in eine andere Richtung ablenkt. Aus Sicherheitsgründen beschloss der damalige Hohe Rat, dass jedes Signal, das trotz ausdrücklichen Verbotes, von außerhalb in Richtung Mutterschiff gesendet wurde, egal aus welchem Quadranten oder welcher Galaxie es auch kommen mag, sofort durch unseren Hauptcomputer, der dies im Übrigen selbstständig übernimmt, eine Modulation, also einem Abweichungs-Gegensignal ausgesetzt wird. Wodurch wiederum das von außen kommende Signal sofort erfasst und in eine andere Richtung gelenkt wird. Somit wird jedem Feinde vorgetäuscht, dass sich in diesen Galaxien, Quadranten und deren Bereichen keinerlei Raumschiffe oder dergleichen aufhielten. Auch ich kann dies nicht ändern.« Lyr bedauerte seine diesbezügliche Unfähigkeit. Es gab für Lyr den Androiden nichts Schlimmeres, als auf irgendeine Art und Weise zu versagen. Es drang wie reines Gift in seine künstlichen Schaltkreise. Wie dem auch sei, zog sich Lyr wieder in die Realität der Wirklichkeit zurück und erinnerte seine Schützlinge an den Rückweg zur Lichtung, wo sie mit dem Raumgleiter gelandet waren. Dann machte sich die Runde, mit Lyr an der Spitze, und als Schlusslicht den beiden Dogon, auf den Rückweg zum Raumgleiter. Schritt für Schritt lief die Runde Lyr hinterher, der so alle fünfzig Meter kurz stehen blieb um sich einmal um seine eigene Achse zu drehen. Das tat er, um die gesamte Gegend in einem Radius von bis zu zweihundert Metern auf feindlich gesinnte Arten mit seinem in ihm eingebauten Scanner zu durchleuchten. Diese fünfzehn Minuten betrachtete die Runde als die längsten ihres Lebens. Pure Angst machte sich nun in allen breit. Mit jedem Geräusch, das sie von links oder rechts, von hinten, vorne oder gar noch tiefer aus dem Walde hörten, wuchs in ihnen der Zweifel, je wieder die Lichtung zu erreichen, wo sich der ersehnte rettende Raumgleiter befand.

»Nur weg von hier, nur weit, weit weg von hier.«, brummelte Gregor vor sich hin und bemerkte nicht einmal, dass er mit seinem Gejammer die ganze Gruppe in noch mehr Ängste versetzte und in ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit hineintrieb. Nach weiteren langatmigen Minuten lichtete sich allmählich der Wald. Das Gelände gab mit nur noch einzelnen Büschen und Bäumen das Tageslicht frei. Und je näher sie dieser Lichtung kamen, desto schneller begann die Runde ihre Schritte zu häufen. Bis Lyr plötzlich mit einem Winken seines linken Armes Einhalt gebot.

»Wartet mal, so geht das nicht, ihr müsst vorsichtiger sein.«, rügte nun Lyr seine Schützlinge.

»Was ist denn mit dir los, Lyr? Dort, sieh doch hin, es sind vielleicht nur noch 50 Meter bis zur Lichtung. Wir brauchen also nur noch diese Anhöhe hinauf zu flitzen, rein in den Gleiter und ab durch die Mitte, oder etwa nicht?«, quengelte mal wieder Gregor.

»Menschenskind, Gregor, halt doch endlich mal deinen vorlauten Mund. Lyr wird schon wissen, was er macht.«, regte sich diesmal Peter auf, der ja im eigentlichen Sinne Gregors Chef und Vorgesetzter auf der Erde war. Sogleich zollte Gregor seinem Chef Respekt, indem er alsgleich klein beigab und sich sofort nach dieser öffentlichen Rüge vor einem Busch auf die Erde setzte und erstmals keinen Ton mehr von sich gab. Was wiederum einige in der Runde in echtes Erstaunen versetzte.

»Beruhigt euch doch, ihr dürft jetzt nicht die Nerven verlieren. Lasst mich erst den Raumgleiter scannen, in Ordnung?«, versuchte Lyr Ruhe in die Runde zu bringen.

»Lyr, was erwartest du eigentlich auf der Lichtung, ich meine, befürchtest du etwas ganz bestimmtes?«, fragte Katja leise nach, die schon seit längerem einen schrecklichen Verdacht mit sich trug.

»Es ist nur eine reine Vorsichtsmaßnahme.«, gab Lyr etwas zu kleinlaut zurück.

»Ach, komm schon, Lyr, ich kenne dich doch, im Schwindeln warst du noch nie ein Meister. Ich finde, du solltest uns in dieser Situation, in der wir uns nun mal alle befinden, auf keine Weise schonen. Wir müssen uns aufeinander einhundertprozentig verlassen können. Einer muss über den anderen Bescheid wissen, das ist unerlässlich. Und zudem, was am wichtigsten ist, dass wir im Notfall zusammenhalten. Wir müssen jeden Fehler, den wir machen, eingrenzen und wenn möglich sofort und bedingungslos im Keim ersticken, wenn die Kacke am Dampfen ist. Verzeihung, ich meinte natürlich, wenn es gefährlich werden sollte. Und noch etwas: Ich kann mir gut vorstellen, dass du in solchen Notfällen darauf programmiert bist, dein künstliches Leben zu Opfern. Wenn du dies in Erwägung ziehen solltest, rate ich dir, uns alle gleich mitzunehmen. Glaubst du im Ernst, wenn du dich opfern würdest, dass wir hier auf Sinas überlebensfähig wären? Es klingt hart, aber du musst dir im Klaren sein, dass du für uns lebendig mehr wert bist als tot und in all deinen Einzelteilen auf irgendeinem Schrotthaufen zu liegen. Ich weiß auch, dass der Raumgleiter per Automatik zurück zum Mutterschiff fliegen könnte. Sei es drum, doch kannst du mir mal sagen, wer von uns im Stande wäre, die Koordinaten, die dafür nötig wären, überhaupt einzugeben? Ich kann es bestimmt nicht. Und der Rest hier, dessen bin ich mir sicher, auch nicht. Du bist der einzige, der so gut wie alles technische beherrscht und wenn nötig auch wieder reparieren kann. Was ich damit sagen will, ist, und da spreche ich nicht nur für mich, nein ganz bestimmt auch für alle anderen hier: Wir können es uns nicht leisten, dich zu verlieren. Und lass dir gleich eines klar werden, sollten die Eindringlinge erneut auf Sinas zurückkommen, haben wir mit Sicherheit sehr schlechte Karten. Zudem stellt sich doch die alles entscheidente Frage, wo wir uns denn eigentlich hätten, verstecken sollen. In die unterirdische Stadt können wir nicht, das ist klar. Faktum: Diese Möglichkeit, uns dort für eine gewisse Zeit, zumindest die vier Tage bis die Rettung vom Mutterschiff kommt, uns zu verschanzen, fällt hiermit ins Wasser. Dann kommt noch erschwerend hinzu: Sollte diese Spezies im Besitz von ähnlichen Geräten zum Aufspüren von organischem Leben sein, kämen wir nicht sehr weit.«, eine harte Konfrontation, die da Katja dem Androiden Lyr entgegenwarf.

Zum ersten mal gab Lyr trotz seiner künstlichen Eitelkeit keinerlei Widerspruch zurück. Er begriff insgeheim, wie recht doch Katja in diesem Fall hatte.

»Und ich für meinen Teil kann mich nur meinem Schwesterchen Katja anschließen. Doch noch eines vorweg: Entweder wir gehen alle, und zwar geschlossen, das heißt, jetzt und gleich auf diese verdammte Lichtung, und machen uns auf dem schnellsten Weg vom Acker, oder...«

»Oder was, Norman?«, kam jetzt von Susanne.

»Oder es geht kein einziger auf diese Scheiß Lichtung. Dafür werde ich sorgen, wenn es denn sein muss. Dass schwöre ich bei meiner Ehre.«, sagte Norman fest entschlossen.

Worauf alle, ein bisschen von Norman ermutigt, kopfnickend bejahten. Selbst Lyr fand Begeisterung an Normans Worten. Ja, Lyr war fasziniert von dem Mut seiner Schützlinge, jedoch machte er sich große Sorgen um sie. Es gab nämlich noch eine Vermutung, die Lyrs Empfindungsmatrix in seinem Speicherzentrum aufs höchste beanspruchte. Klar, Lyr würde jederzeit sein künstliches Leben für seine Schützlinge geben, darauf war er ja vorprogrammiert. Er ahnte, etwas auf der Lichtung zu sehen, was seine Vermutung bestätigte, was jedem einzelnen zutiefst schockieren würde, wenn sich sein Verdacht erhärten würde. Doch trotz ihrer Lage blieben alle relativ gefasst. Ausgenommen mal wieder jener, der nun aufgeregt und verzweifelt wie ein Nervenbündel hin und her zappelte und immer wieder das Gleiche, zwar sehr leise, aber dennoch für jeden verständlich in sich hinein murrte:

»Oh Gott, was sollen wir nur tun, oh mein Gott, wir werden auf diesem Scheiß Planeten verrotten müssen.« Ja, es war mal wieder Gregor, der wie immer die Haltung verlor.

Keiner sagte mehr etwas dazu, sie waren es leid, immer und immer wieder Gregor abzumahnen. Und offengestanden wuchs auch dem Rest der Runde die ganze Sache über den Kopf. Was auch Katja bemerkte.

»Wir sind bereit, ja bereit, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Wir sind bereit, diese verdammte Lichtung wie knallharte Soldaten zu erstürmen. Nichts und niemand wird uns unser Recht auf die Heimkehr zum Mutterschiff verweigern können und in unserem Vorhaben aufhalten. Stimmt es, Leute, oder nicht?« Norman versuchte, seinen Freunden ein wenig Mut einzuflößen und sie anzutreiben, den leicht ansteigenden Hügel bis zur Lichtung hochzustürmen.

»Norman hat Recht, lasst es uns tun, jetzt gleich!«, schrie Gregor von Normans Worten aufgeputscht wie ein Besessener. Gerade als sie alle auf die Lichtung losstürmen wollten, um danach geschwind in den Raumgleiter zu flüchten, setzte Katja dem Ansturm auf die Lichtung ein jähes Ende.

»Ich kenne da ein paar Worte, die ich mal von einem Menschen hörte, der im Sterben lag. Ich möchte euch diese Worte noch sagen, bevor wir auf die Lichtung laufen.« Dann begann Katja die Worte des angeblich einst Verstorbenen vorzutragen, und noch hinzuzufügen, ihm zu gedenken. Ein kluges Verhalten, wusste Lyr um Katja. Denn Lyr bemerkte die kleine Spitzfindigkeit, die da Katja an den Tag legte. Lyr begeisterte sich für Katja und ihre Idee, die anderen in ihrer Runde zur Raison zu bringen und zu verhindern, dass die ganze Gruppe nicht doch noch beim Ansturm auf die Lichtung eventuell in eine Falle geraten. Oder plagte Katja, genau wie Lyr, ein ganz bestimmter Verdacht? War es wirklich nur ein Verdacht oder war es schlicht und einfach Intuition, die da Katja und Lyr empfingen?

Nun, das sollte sich bald, sehr bald, herausstellen. Wie schon angekündigt begann Katja die letzten Worte des Verstorbenen vorzutragen, während alle sich in ihren Emotionen einigermaßen beruhigt hatten und nun einer nach dem anderen begann, Katjas Worten zu lauschen.

»In diesem tapferen Gefühl, das aus jener Lebensquelle entsprang, die keiner je in sich vermutete, vertiefte sich eine Mischung aus allem, in sich ruhend, zwischen dem guten Glauben und der Macht des Verderbens und dennoch das Richtige zu tun, um zu erkennen, in seinem Seelenheil doch noch dafür bestimmt zu sein, sich das wahre Innere zu bewahren.« Katja sah genau, dass kein einziger in der Runde etwas davon verstand. Dass irgendeiner überhaupt irgendetwas damit anzufangen wusste. Sie guckten wie geistig verkümmerte Individuen, die in nichts einen Sinn sahen und in dieser Entwicklung stehen blieben. Einigen sah man ganz genau an, dass sie begannen, darüber nachzudenken, ja darüber nachzudenken, den dahinterliegenden Sinn zu finden. Herauszufinden, was diese Worte mit ihrer jetzigen Lage überhaupt zu tun hatten.

Spätestens in diesem Augenblick sahen Katja, Lyr und besonders Norman, dass ihre Mühe, die Runde vor dem zu voreiligen Ansturm auf die Lichtung abzuhalten, vergebens war.

Plötzlich lief der ganze Rest der Runde hinterdrein, sogar Schah Bacheme Te, genannt der Gutmütige, und Scha Sachote Te, genannt der Weise, wie eine wild gewordene Herde Rinder, ja wie von Sinnen, als hinge ihr Leben daran, diese Lichtung zu erreichen, an Lyr, Katja und Norman vorbei, und ließen die drei quasi im Staube stehen. Lyr wusste um das Handeln seiner Schützlinge, die im Ernstfall nun bereit waren, sich für Norman und Katja, vor denen sie so große Achtung hatten, zu opfern. Selbst Gregor in seiner panischen Angst, den sie mittlerweile als Feigling abstempelten, war bei dem Ansturm auf die Lichtung sozusagen an vorderster Front dabei. Lyrs Empfindungsmatrix beschoss regelrecht seinen künstlichen Speicher, eine Flut der Gefühle überkam ihn. Ein Gefühl, das er bis dahin noch nicht kannte.

Auch Norman und Katja, die in ihrem Versuch scheiterten, konnten vor Begeisterung kaum mehr einen klaren Gedanken fassen. Dieses mutige Treiben der Runde auf die Lichtung zu, fest entschlossen, bis zum Letzten zu gehen. Die Angst zu überwinden, koste es was es wolle, bot ein wahrlich großes Heldentum. Unglaublich, was sich da vor den dreien abspielte.

»Wie wunderbar doch manche Menschen sind. So aufopferungsvoll, findet ihr beide denn nicht auch?«, fragte noch Lyr. Lyr sah noch kurz Norman und Katja in die Augen und er wusste, was in diesem Augenblick zu tun war. Sie drehten sich um, alle drei mit dem Blick auf die Lichtung gerichtet. Und mit einem Male sausten sie wie auf Kommando den Hang hoch. Sie rannten wie noch nie in ihrem Leben. Genau wie die Vorausstürmenden, ja genau so in einem wirren todesmutigen Aufschrei. Und in diesem Augenblick wollten die drei bei ihren Freunden sein, um mit ihnen der Wahrheit ins Auge zu sehen. Seite an Seite vereint und wenn nötig bis zum letzten Atemzug.

Norman, Katja und Lyr befanden sich erst auf der Hälfte des Hanges unmittelbar unterhalb der Lichtung, während die anderen schon nicht mehr zu sehen waren und folglich die Lichtung erreicht hatten, schleppten sich die drei weiterhin der Lichtung entgegen. Während bei der Überwindung der Anhöhe schon die Siegesschreie der anderen zu hören waren, wurde es auf einen Schlag still da oben auf der Lichtung. Was die drei veranlasste, inmitten der Anhöhe kurz stehen zu bleiben um zu lauschen. Doch nichts war zu hören, rein gar nichts mehr. Eiskalt lief es Katja den Rücken hinunter, als sie zu Norman und Lyr sah, die sich ungefähr zwei bis drei Meter unter ihr positionierten und anscheinend die gleiche Befürchtung hatten wie sie. In diesem Augenblick wäre keiner, so ihre Motivation, in der Lage gewesen, sie aufzuhalten. Dann endlich war es soweit, der Augenblick der Wahrheit nahte.

Die letzten Meter. Katja blieb stehen, um auf Norman und Lyr zu warten, die noch immer einige Meter hinterherhingen. Als sie sich nun auf gleicher Höhe sahen, reichten die drei sich die Hände und gingen das letzte Stück hinauf, der Lichtung entgegen. Schritt für Schritt stapften sie mit schwerem Gang, wobei sich ihr Schuhwerk durch ihr Eigengewicht immer mehr in den lockeren Erdboden eingrub, was auch ihr schnelles Vorankommen um einiges lähmte. Doch endlich war es fast geschafft. In Kopfhöhe konnten sie schon die verhasste und doch ersehnte, ja scheinbar rettende Lichtung erkennen. Um mit jedem weiteren fast zögerlichen Schritt der Wahrheit ein bisschen näher zu kommen. Dann offenbarte sich den Dreien ein niederschmetternder Anblick. Durch ihre neue Erkenntnis veränderte sich Norman und Katjas Gesicht schlagartig zu einer Bleiche, die einem Leichentuch gleichzusetzen war. Ihr Atem stockte, als die drei sich genauer auf der Lichtung umsahen. Ihr erster Blick galt ihren Kameraden, die schockiert und enttäuscht zusammengekauert auf der lehmig feuchten Erde saßen und auf den Fleck der Lichtung starrten, auf dem einst etwas stand. Etwas stand, was ihnen die Chance gewährt hätte, diesem schrecklichen Albtraum entfliehen zu können. Es war verschwunden, es war weg! So mir nichts, dir nichts, einfach nicht mehr da, nicht existent, der Raumgleiter. Lyrs, Katjas und Normans Vermutungen hatten sich wie schon so oft einmal mehr bestätigt. Da standen sie nun, stumm und in ihrem Gemüt geschwächt. Und die anderen saßen auf dem lehmigen Erdboden. Fassungslos und entkräftet starrten sie auf die nun leere Lichtung, wo einst der Raumgleiter stand. Was nun, was für Möglichkeiten bliebe ihnen denn noch? Sicherlich, die Rettung vom Mutterschiff würde früher oder später kommen. Ihnen war in diesem Augenblick klar und deutlich geworden, dass sie nun vier, wenn nicht gar mehr Tage in diesem anscheinend himmlischen Paradies unter freiem Himmel verweilen mussten. Einem Paradies, das durch einen Schatten verdunkelt wurde, dem eine Macht zuzuordnen war, die sich nun als Besatzer und Saboteur entpuppte. Ja, wahrlich, ihre jetzige Lage sah gar nicht gut aus.

»Was machen wir denn nun, Lyr?«, fragte Gregor kleinlaut und sichtlich nervös.

»Wenn ich ehrlich sein soll, müsste ich erst noch alle Möglichkeiten, die uns in dieser prekären Lage überhaupt noch bleiben, auswerten. Eines jedoch vorweg: Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren. Und wir müssen zusammen bleiben.«, sagte Lyr um Mut machen.

»Das Beste wird sein, wir gehen erst einmal unser Gepäck wiederholen, das wir in der Nähe der unterirdischen Stadt versteckt haben.«, forderte Katja.

»Das ist eine prima Idee, Katja.«, sagte Lyr.

»Ich nehme doch an, dass wir in dieser Gegend unser Lager aufschlagen, oder?«, fragte Norman.

»Und wieso gerade hier?«, wollte nun Mary von Norman wissen.

»Das liegt doch auf der Hand, dass wir hier in der Nähe übernachten. Zum einen wären wir vorgewarnt, falls einige dieser Saboteure auf der Lichtung landen würden. Und zum anderen befänden wir uns nach den vier Tagen gleich in der Nähe, wenn unser Rettungsteam mit seinen Sensoren den Landeplatz, also die Lichtung und deren Umgebung nach uns abtastet.«, stellte Norman einleuchtend fest.

»Da ist schon was dran.« Aber hoffentlich landen die Saboteure nicht schon vor unserem Rettungstrupp auf dieser Lichtung?«, warf nun Gregor mal wieder ein.

»Deshalb müssen wir unser Lager möglichst gut tarnen, auch wenn sie Ortungsgeräte haben. Ich glaube, wo wäre denn der einzige und einigermaßen sicherste Ort, ausgenommen, die unterirdische Stadt, die wir ja sowieso nicht nutzen können. Ja, am besten wir bleiben hier in der Nähe des Landeplatzes. Wenn sie uns hier nicht vermuten, warum sollten sie dann ihre Ortungs-Scanner einsetzen?«, kam Sarah in den Sinn.

»Genau, Sarah hat Recht, dort in der unterirdischen Stadt haben sich ja einige dieser Saboteure eingenistet, wie Lyr und Katja behaupten.«, lästerte mal wieder Gregor.

»Anscheinend kann dein verkümmertes Spatzenhirn eine solch große Vermutung an Datenmengen gar nicht erst verarbeiten, oder?«, konterte Katja, die so langsam aber sicher wirklich sauer auf Gregors Sticheleien wurde und ihm am liebsten gehörig den Marsch geblasen hätte.

»Beruhigt euch doch wieder, lasst uns nun aufbrechen und das Gepäck holen gehen, einverstanden?«, fragte Lyr den Rest. Alle waren einverstanden, bis auf eine Person, die sogleich den Finger hob, um auf sich aufmerksam zu machen.

»Ja, Peter, du hast noch Einwände vorzubringen?«, fragte Lyr nach.

»Einen Einwand? Das ist so nicht ganz richtig. Ich meine eher einen Vorschlag.«, warf Peter ein.

»Also, dann lass mal hören, wir können, wie ihr beliebt zu sagen, weiß Gott jeden Vorschlag gut gebrauchen.«, machte Lyr bekannt.

»Ich dachte mir nämlich, dass wir uns in zwei Gruppen teilen könnten. Die erste geht zurück und holt das Gepäck und die zweite bleibt hier und geht auf Beobachtungsposten. Denn die Truppe, die hier bleibt, kann von einem sicheren Abstand aus, die Lichtung beobachten, um eine eventuelle Landung seitens der Saboteure auszumachen. So sind wir vorgewarnt und können uns, wenn sie wirklich hier auf der Lichtung landen, geschwind und außer Reichweite ihrer Sensoren verstecken. Damit schlagen wir auf alle Fälle zwei Fliegen mit einer Klappe. Zudem könnte es ja sein, dass aus irgendeinem Grunde einer unserer Raumgleiter vorzeitig hier landet. Dann wäre Gruppe zwei imstande, auf sich aufmerksam zu machen.«

Peters Vorschlag war sprichwörtlich gar nicht mal von schlechten Eltern, obwohl er wusste, dass Lyr eigentlich die gesamte Runde zusammenhalten wollte, und das um jeden Preis.

»Peter, dein Vorschlag könnte uns durchaus gewisse Vorteile verschaffen, dennoch muss ich ihn leider ablehnen. Ich werde es nicht zulassen, auch nur einen einzigen von euch in irgendeine Gefahr durch eine Fehlentscheidung meinerseits zu manövrieren. Aber ich bedanke mich für deinen Vorschlag. Eines noch vorweg: Es wird auch niemanden, ich wiederhole, niemanden hier gelingen mich auf irgendeine Weise zu überreden. Entweder wir gehen alle und das geschlossen, oder gar keiner. Das ist mein letztes Wort dazu.«

Mann, da staunten aber seine Schützlinge, so entschlossen und kompromisslos hatten sie ihren Androiden seit ihrer Bekanntschaft noch niemals erlebt. Und man merkte ihnen an, dass Lyrs Entschlossenheit allmählich Wirkung zeigte. Mit einem Male standen alle auf und zeigten durch ihre Mimik, dass sie zum Aufbruch bereit waren. Lyr wartete noch einen Augenblick, bis sich alle zu einer geschlossenen Gruppe formiert hatten. Dann ging es los und die gesamte Gruppe, eingeschlossen Lyr und die zwei Dogon von elf Personen marschierten in Richtung zu der unterirdischen Stadt, wo sie vor gar nicht langer Zeit ganz in der Nähe ihr Gepäck versteckt hatten, das sie nun dringend brauchten. Diese kurze Route von zirka 15 Minuten Fußmarsch gingen mal wieder schweigend vonstatten und unter größtmöglicher Vorsicht. Als sie endlich ankamen, fand auch gleich ein jeder sein Gepäck wieder, in dem alles Notwendige eingepackt war.

»So, wir müssen uns beeilen und uns sofort wieder auf den Rückweg machen.«

Keinem war es so nah an der unterirdischen Stadt in diesem Waldstück nunmehr geheuer. Und wieder einmal marschierte die ganze Truppe schweigend zurück bis zur Lichtung hin.

»Hört mal alle her! Lasst uns einen Kreis bilden und die nächsten Schritte besprechen. Wir müssen uns beeilen. Es wird hier in zirka dreieinhalb Stunden dunkel sein. Bis dahin müssen wir ein geeignetes Fleckchen für unser Lager finden. Heute werden wir wohl oder übel unter freiem Himmel schlafen müssen, da die Zeit einfach nicht ausreichen würde, um uns eine Geeignete Behausung zu schaffen. Dennoch, wir werden das morgen in aller Frühe nachholen.« beschloss Lyr.

Lyr hatte sich weiß Gott zu einem nüchternen und feldmarschallähnlichen Vorgesetzten mutiert. Doch jeder begriff warum. Er verhielt sich so, wie er sich in Notzeiten eben verhalten musste, um seine Schützlinge zusammenzuhalten und schützen zu können.

»Ja, und mit was sollen wir uns, wie du sagtest, eine Behausung errichten?«, außer regenfeste Kleidung und Klamotten zum Wechseln für die vier Tage hat sich doch keiner von uns etwas eingepackt.«, beschwerte sich Gregor mal wieder.

»Das ist jetzt nicht böse gemeint, Gregor, dennoch frage ich mich wirklich, aus welcher Ahnenreihe du kommst und wie diese bis in die heutige Zeit überhaupt überleben konnte. Ich meine, bei so wenig Verstand, den dein Gehirn produziert, schon beachtlich!«, lästerte dieses mal Mary, die Gregor sowieso auf dem Kieker hatte.

»Hört doch endlich auf zu Lästern! Schlimm genug, dass wir in dieser Scheiße sitzen müssen, also machen wir doch lieber das Beste draus, oder etwa nicht?«, wandte Norman ein. Dann kehrte wieder Ruhe ein.

»Wir werden uns aus Baumstämmen und viel Gestrüpp eine Art Unterschlupf bauen.«, kündigte Lyr an.

»Und wie, wenn ich mal fragen darf, sollen wir etwa die Bäume, mit den Händen schlagen?«, kam wieder von Gregor, der dem voraussichtlichen Sieg frönte.

»Das, meine Lieben, überlasst ihr ruhig mir. Ich schneide sie mit meinem, nun sagen wir einmal, eine Art Laser, den ich in meiner Ausrüstung mitführe.«, sagte Lyr.

»Eine Frage hätte ich auch noch, Lyr?«, signalisierte noch Sarah.

»Ich bitte darum!«, entgegnete Lyr.

»Was wollen wir überhaupt in den vier Tagen essen? Die Tiere hier sind ja, wie du sagtest, nicht essbar, weil sie hier das giftige Grünzeugs fressen. Eine berechtigte und durchaus wichtige Frage, die Sarah stellte.

»Darüber solltet ihr euch keinerlei Sorgen machen. Für gewisse Notfälle bin ich natürlich vorbereitet. In meiner Ausrüstung befindet sich Nahrung in Pillenform, die euch mindestens 40 Tage reichen würden. In diesen Pillen befindet sich alles, was euer Körper braucht. Sogar das Sättigungsgefühl mitgerechnet. Zudem, wenn jemand Durst verspüren sollte, habe ich hochkonzentriertes und komprimiertes wasserartiges Gel, das sich in Verbindung mit Sauerstoff, also mit der Luft, die ihr atmet, in reines Trinkwasser formt, das ihr dann getrost trinken könnt. Hat sonst noch jemand Fragen?«, fragte Lyr seine Schützlinge.

Wie von einem telepathischen Gefühl geleitet, hoben allesamt ihre Hand.

»Gut, gut, einer nach dem anderen bitte! Norman, du möchtest auch etwas sagen?«

»Ich würde zu gerne mal wissen, in wie viele Liter Wasser sich denn dein gesamtes Gel formen kann?«, wollte Norman nun wissen.

»Insgesamt beläuft sich unsere derzeitig gesamte Wassermenge auf 150 Liter. Das wären dann auf zehn Personen hochgerechnet 15 Liter. Das wiederum auf vier Tage aufgeteilt, 3,75 Liter pro Person und Tag.

»Klar, Lyr, will ich das! Könnten wir denn nicht gleich etwas von deinem Wunder-Gel, und vielleicht dazu noch eine deiner Wunderpillen haben? Ich weiß ja nicht, wie es um die anderen steht, ich jedenfalls habe Durst und einen Bärenhunger.«, forderte Norman.

»Aber natürlich, ich vergaß, entschuldigt bitte.«, gestand Lyr, öffnete seine Ausrüstungstasche, entnahm das Wasser-Gel und aus einem Behältnis zehn Pillen, und verteilte sie sogleich in der Runde. Norman, Scha Bacheme Te, genannt der Gutmütige, und Schah Sachote Te, genannt der Weise, nahmen ohne jegliche Bedenken sofort ihre Ration in Pillenform mit einem kräftigen Schluck Wasser ein. Während der Rest der Runde sich verwundert diese Pillen nur ansahen.

»Keine Sorge, ihr könnt sie beruhigt schlucken, sie können euch nicht schaden?«, wies Schah Sachote Te darauf hin.

»Na, dann wollen wir mal. Mehr als nen heftigen Dünnschiss kann es ja wohl nicht geben.«, gab Gregor von sich, der seine Pille hastig mit einem Wurf in die Luft wirbelte, sie dann mit weit geöffnetem Mund wieder auffing und hinunterschluckte. Gespannt beobachteten sie Gregor, der plötzlich nach seinen melancholischen Anfällen wieder übers ganze Gesicht lachen konnte.

»Wow! Das gibt es doch gar nicht, ich bin ja schon satt! Das ging aber schnell.«, stellte Gregor zu seinem Erstaunen fest, während er sein Sättigungsgefühl mit einem Lauten und abstoßendem Rülpser bekräftigte.

Im Nu schluckte der Rest der Runde auch seine Ration.

»So, nun lasst uns ein Stück von der Lichtung verschwinden und uns hier in der Nähe ein geeignetes Fleckchen Erde suchen, um uns auf die kommende Nacht vorzubereiten.«, sagte Lyr.

»Genau, hier sitzen wir ja wie auf einem Präsentierteller serviert.«, gab Mary kühl und dennoch besonnen zurück.

»Gut beobachtet, Mary.«, lobte Norman sie, die daraufhin errötete und sich mit einer gekonnten Drehung aus seinem Blickfeld wandte.

Wie beschlossen machten sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Lagerplatz, um dort gezwungenermaßen zu übernachten. Sie beschlossen, nicht mehr als nur drei bis vierhundert Meter von der Lichtung entfernt im Waldstück zu lagern. So hatten sie den Vorteil, eine eventuelle Landung eines Raumgleiters der Saboteure noch sehr gut hören und somit mehr Vorwarnzeit zu ergattern, um sich schneller aus dem Ortungs- und Sensorenbereich der Feinde zu entfernen.

Alle elf der Truppe, bildeten beim Eintauchen in den Wald eine Front im Seitenabstand von jeweils zehn Metern, was eine Seitenlinie von insgesamt einhundert Metern ergab, so dass noch jeder den anderen im Blickfeld hatte also sehen konnte. Schritt für Schritt tauchten sie in den immer undurchdringlicher werdenden Wald ein. Bis sie schon etwas mehr als zirka dreihundert Meter hinter sich gelassen hatten und plötzlich einer der Runde ein Pfeifsignal von sich gab.

»He, hast du vielleicht ne Ahnung, welcher Trottel hier durch die Gegend pfeift? Da können wir ja gleich eine Leuchtkugel in den Himmel schießen und den Feinden ein herzliche Willkommens-Liedchen singen.«, machte sich mal wieder Gregor wichtig, der als neunte Person vom linken und äußersten Anfang an gerechnet Norman förmlich anbrüllte, der sich als zehnter durchs Dickicht schlug.

»Gregor, kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«, fragte Norman nunmehr Gregor und obwohl diese Fragestellung seitens Normans mit der Gregors nicht im Geringsten zu tun hatte. Worauf Gregor antwortete:

»Sicher, Norman, aber klar doch, für dich doch immer.«, schleimte sich Gregor mal wieder ein.

»Ich auch.«, antwortete Norman mit einem schadenfrohem Lächeln und verließ die Frontlinie, um in Richtung Mitte zu gehen, wo sich schon so langsam alle versammelten.

»Nicht übel, dieser Standort. Im Freien liegend, ungefähr einhundert Quadratmeter freier Platz, umgeben von sehr dichten Büschen und Bäumen, und was noch sehr wichtig ist, ein einigermaßen trockener Erdboden. Sarah, da hast du ein sehr schönes Fleckchen Erde für unser kommendes Lager gefunden. Alle Achtung auch, das hast du gut gemacht.«, lobte Lyr Sarah.

Hört mal alle her, sammelt so viel Gestrüpp und Blätter, wie ihr nur könnt. Auf die Blätter könnt ihr euch dann legen, sie gewissermaßen als Unterlage benützen. Und das Gestrüpp werdet ihr ringsherum auftürmen, als Windschutz eben.«, gab Lyr die Order.

»Und worauf sollen wir das Gestrüpp, denn türmen?«, fragte Peter.

»Auch das dürfte uns keine Probleme bereiten, habe mir schon eine Lösung erdacht. In einer Stunde wird es erst dunkel, bis dahin schaffe ich es, noch ein paar Baumpflöcke anzufertigen, die wir dann ringsherum in den Boden rammen werden. Wenn sie fest im Erdboden eingebracht sind, spannen wir das mitgebrachte Seil von Pflock zu Pflock, woran ihr das Gestrüpp ringsherum befestigen könnt. So, ihr könnt schon mal für die Pflöcke acht bis zehn Löcher um das Lager herum buddeln, jedes Loch etwa 30 Zentimeter tief.« Emsig machten sich alle ans Werk, ohne noch ein Wort vorzubringen. Denn der Gedanke, dass sie die Nacht ungeschützt, ohne eine Lagerstätte verbringen müssten, ließ alle erschaudern. Langsam wurde es finster um die kleine Schar, das Lager war den entsprechenden Bedürfnissen aller errichtet und einigermaßen windgeschützt. Als sich nun alle darin einfanden und es sich so gut es ging bequem machten, fehlte nur noch eines, ein gemütliches und wärmendes Lagerfeuer.

Lyr, ich kann schon fast meine Hand nicht mehr vor den Augen sehen. Warum also machen wir denn nicht ein wärmendes kleines Feuerchen. Seht ihr, ich habe dafür extra eine Feuerstelle in der Mitte angebracht?«, fragte Gregor.

»Ich bedaure außerordentlich. Das Feuer würde uns mit Sicherheit bei einer eventuellen Landung der Saboteure verraten. Doch seid beruhigt, auch dafür gibt es eine Lösung. Ich kann mein Lasergerät auf eine maximale Wärmestufe stellen die euch allen eine Wärme von mindesten 20 Grad garantiert. Darüber hinaus wird das Gerät eine Lichtquelle erzeugen, die nicht aus dem Lager entweicht und somit von außerhalb nicht gesehen werden kann.« Ja da staunten seine Schützlinge erneut, wozu Lyr alles im Stande war. Lyr konnte natürlich im Vorfeld bei der Landung hier auf Sinas nicht wissen, was für Schwierigkeiten sie ereilen würden. Dennoch zog er im kühnen und klugen Vorausdenken diese Möglichkeiten in Betracht. Das konnte man an den vorhandenen Mitbringseln an Geräten ersehen, die sich nun als sehr nützlich erwiesen. Langsam löste die Nacht den heutigen so bewegenden Tag ab und es kehrte Ruhe im Lager der Runde ein. Das umfunktionierte Lasergerät spendete eine mollige Wärme, so dass die Runde eingehüllt in ihren Mänteln und Jacken mit den Köpfen auf ihren Gepäckstücken liegend wie kleine Kinder, die nach dem Spielplatzbesuch erschöpft sind, einschliefen.

Nur einer fand in dieser Nacht keine Ruhe. Es war Lyr, der keinen Schlaf des Gerechten brauchte. Er war ja ein Androide, der solche lebenswichtigen Eigenarten, wie die Menschen oder Dogon brauchten, nicht an sich hatte. Obgleich er schon neugierig wurde, wie es wohl wäre, ein Gefühl der Müdigkeit zu bekommen. Oder ein Gefühl des Hungers zu verspüren, zu weinen, eben alles was einen Menschen oder Dogon ausmachte. Noch beim Beobachten seiner Schützlinge, wachsam und seine Sensoren auf Empfang, schaltete sich Lyr auf Sparflamme, um seine Speichermedien um einiges zu entlasten. So sparte er enorm an Energie, die er normalerweise alle fünf Tage auf dem Mutterschiff auflud. Doch durch seine heutigen Aktivitäten musste er mit seiner Energie sehr sparsam haushalten.





 Kapitel 16, Die Rettung

 Anfang und Kapitelübersicht
© 2012 by Peter Althammer

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Ein Liebesroman von Peter Althammer im Internet:
 Du, mein Licht in dunkler Nacht!

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