Kapitel 19
Angriff auf den Planeten Sinas (Teil 5)
Auf der Oberfläche bei Offizier Frapeeh,
der immer Ungeduldiger wurde:
»Verdammter Mist noch mal, wo bleiben die
denn nun. Das gibt es doch nicht!«, murrte er im ständigen
Takt. Ja, Offizier Frapeehs Nerven lagen blank. Sollte Kommandeur
Miwar und seinen Kollegen wirklich etwas passiert sein, dann musste
er sich wie befohlen alleine bis zur Rettungskapsel durchschlagen und
sofort, ja umgehend dem Flottenkommando von diesem Unglück
berichten. Und ob er es bis dahin schaffen würde, war auch
dahingestellt. Sicher würden die Nohkui bereits von der
Rettungskapsel wissen und er würde dann mit Sicherheit in eine
Falle tappen. Offizier Frapeeh stand im Zwiespalt seiner Gefühle.
Sein Gefühl sagte ihm, er solle noch länger warten, als er
sich vor gut einer halben Stunde vorgab. Andererseits sollte er
nicht zu lange warten, um nicht doch noch letztendlich entdeckt und
gefangengenommen zu werden. Frapeeh dachte auch schon des Öfteren
darüber nach, selbst durch das Einstiegsloch in den Tunnel
hinunter zu steigen um dann nach ihnen zu Suchen. Doch das wäre
eine eindeutige Verletzung eines Befehls und könnte auf seinem
Planeten wenn nicht gar mit dem Tod, dann doch zumindest mit dem
sicheren Ende seiner Karriere geahndet werden. So oder so wäre
er der Dumme. Dennoch, irgendwie, dessen war er sich sicher, musste
er Maßnahmen ergreifen. So, glaubte er, konnte es nicht weitergehen.
Na dann, wenn es denn schon sein soll, dann
wenigstens auf meine Art und Weise. Wenn ich schon meine Karriere
als zukünftiger Kommandeur aufs Spiel setzen muss, dann soll es
sich auch gelohnt haben. Dachte sich Offizier Frapeeh voller Mut und
Eifer. So begann er, seine gesamte Ausrüstung wieder anzulegen
und die Spuren, die er im Unterholz gemacht hatte, einigermaßen
zu verwischen.
Wieder und noch unter Tage in den Tunnelschächten der
Unterirdischen Stadt:
»Beeilt euch, wir müssen schleunigst
hier raus!«, drängte Miwar seine Offiziere, die anscheinend
diese ganze Sache nicht sehr ernst nahmen. Von weitem sah Kommandeur
Miwar schon den Einfall der Sonnenstrahlen durch die Öffnung des
Einstiegsloches verursacht.
»Los, macht schon! Schneller, Jungs, es
geht um unser Leben.«, sagte Miwar zu seinen Offizieren.«,
als sie das hörten, rannten sie gleich doppelt so
schnell und überholten ihren Kommandeur wie nichts. So kam es
dann, dass sie endlich unterhalb des Einstiegsloches ankamen. Völlig
fertig und außer Puste blieben sie nun stehen und guckten auf
das Einstiegsloch hoch.
»Es scheint oben alles in Ordnung zu
sein, das Seil hängt noch.«, gab Miwar seinen völlig
aufgebrachten Offizieren zu verstehen.
»Warum senden sie nicht eine codierte
Nachricht an Offizier Frapeeh. Er könnte uns doch bestätigen,
ob bei ihm auf der Oberfläche noch alles in Ordnung ist?«,
eine durchaus sinnvolle Frage, die da Offizier Pilch seinem
Kommandeur stellte.
»Zu gefährlich, mein Bester, zu
gefährlich.«, gab Kommandeur Miwar zurück.
»Aber wir haben doch schon einige Male zu
Offizier Frapeeh gesendet, oder?«, gab Offizier Pilch nicht
nach.
»Pilch, dein Eifer in allen Ehren. Noch
wisst ihr nicht, was ich gesehen habe. Wir müssen jetzt erst mal
raus hier. Magbur du kletterst als Erster am Seil hoch und lässt
das Seil gleich wieder herunter. Wir hängen dann die Ausrüstung
daran. Wenn dann die Ausrüstung oben ist, folgen wir im
Nachhinein. Alles klar soweit?«, fragte noch Miwar, ob er auch
wirklich alles verstanden hatte.
»Jawohl, mein Kommandeur!«,
erwiderte der und kletterte, zwar noch erschöpft aber dennoch
wie ein Äffchen, hoch.
Tja, die Angst, die gute alte Angst gibt einem
doch manches Mal auch ungeahnte Kräfte, dachte sich Miwar noch
im Nachhinein als er seinen tüchtigen Offizier Magbur beim
Hochklettern aufs Genaueste zusah.
Kaum war der oben angelangt, folgte Schritt
für Schritt der nächste Zug, bis schließlich alle
heil die Oberfläche erreichten.
»Pilch und Bhonds, ihr sammelt auf die
Schnelle Gebüsch und Reisig aus dem Unterholz und deckt das
Einstiegsloch zu. Und hurtig, meine Herren Offiziere. Wir wollen noch
beizeiten hier weg!«, befehligte er sie.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«,
erwiderten sie und liefen, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen
und ihrem Leben her ins Unterholz am Rande des angrenzenden Waldes.
»Sagt mal, Herr Kommandeur, müsste
denn nicht so langsam, Offizier Frapeeh aus seiner Deckung kommen?«,
erinnerte Offizier Magbur daran.
Ja, Magbur, ich halte schon die ganze Zeit
Ausschau nach ihm.«, erwiderte Miwar seinem Offizier.
»Glauben Sie, dass ihm etwas passiert sein
könnte? Ich meine, er hatte doch die Aufgabe, nach den Feinden
und dem Einstiegsloch Ausschau zu halten, oder?«, bekundete
Offizier Magbur seinem Kommandeur.
»Gewiss, ich glaube jedoch nicht, dass ihm
etwas geschehen ist, ich glaube eher, dass er ein kleines Schläfchen
hält.«, sagte Kommandeur Miwar zu Magbur.
»Was macht Sie denn da so sicher, Herr
Kommandeur?, fragte ihn Offizier Magbur, der sich darüberhinaus
wunderte, dass sein Kommandeur bei dieser Vermutung so ruhig und
gelassen blieb.
»Beantworten Sie mir mal eine Frage,
Offizier Magbur:«, fragte ihn Miwar lächelnd.
»Aber gerne doch, Herr Kommandeur.«,
erwiderte der.
»Sehen Sie vielleicht den Feind hier
oben?«, fragte Miwar und sah sich dabei um.
»Nein, Herr Kommandeur, ich sehe nichts und
niemanden.«, antwortete Magbur.
»Sehen Sie, ich nämlich auch nicht.
Wenn hier in der Nähe die Nohkui auf uns lauern würden,
hätten sie uns schon kurz nach dem Betreten der Oberfläche,
also beim Herausklettern aus dem Einstiegsloch getötet, unter
Beschuss genommen oder zumindest gefangen genommen. Folglich kann
Frapeeh höchstens eingeschlafen sein.«, schlussfolgerte
Kommandeur Miwar, was Offizier Magbur absolut überzeugte.
»Herr Kommandeur, darf ich Ihnen eine
Frage stellen?«, fragte er nach.
»Später, später, mein Lieber.«,
lehnte er zunächst ab.
Währendessen, gar nicht allzu weit
entfernt, so etwa dreißig Meter weiter hinten im Unterholz von dem
Einstiegsloch entfernt, wo sich nun auch der Rest der Gruppe aufhielt, um das
Einstiegsloch mit Büschen und Reisig abzudecken. Frapeeh ist
tatsächlich, wie es sein Kommandeur vermutete, eingeschlafen.
Frapeeh hörte im Unterbewusstsein hallende Stimmen die ihn
aufwachen ließen.
»Was, was ist los?«, sprach er laut
im Halbschlaf aus.
Ach du meine Güte, bin wohl eingeschlafen!
Dachte er sich noch und guckte so ganz nebenbei zum Einstiegsloch
hinüber.«
Als er dann seinen Kommandeur und seine
Kollegen in großer Eile das Einstiegsloch abdecken sah, traf
ihn fast der Schlag. Sofort und wie ein geölter Blitz sprang er
auf und stolperte förmlich aus dem Unterholz hervor, so dass der
Rest der Gruppe sich auf den Boden schmiss, seine Faserwaffen zog und
auf ihn zielte.
»Verdammt noch mal, Frapeeh! Herr
Kommandeur, es ist Offizier Frapeeh.«, schrie Offizier Pilch,
obwohl er direkt neben seinem Kommandeur auf der Erde lag.
»Das sehe ich selbst, deswegen brauchen
Sie doch nicht gleich so zu schreien!«
Wie ein kleines Hundchen trat Offizier Frapeeh
vor seinen Kommandeur. Ergeben und treu und mit einem Gesichtsausdruck,
der eigentlich alles an Entschuldigungen aufzuweisen schien, dass es
Kommandeur Miwar wirklich schwer fiel, ihn noch zu rügen. Doch
Pflicht war eben Pflicht.
»Aha, wie ich sehe, geruht unser Herr
Offizier Frapeeh höchstpersönlich in unserer ach so
netten Runde aufzukreuzen. Wie kommen wir zu einer solchen Ehre?«, fragte
Miwar ihn höhnisch. Beide Seiten wussten, dass sie sich zu
hundert Prozent aufeinander verlassen können mussten und dass so
etwas, einfach einzuschlafen, in höchstem Maße schändlich
war.
»Herr Kommandant, ich...«
»Schweig, elender Wicht. Sei froh, dass
ich dich nicht einfach ins Einstiegsloch werfen lasse. Es gibt dafür
keine Entschuldigung. Einfach einzuschlafen und uns dem Schicksal zu
überlassen. Was wäre geschehen, wenn diese Nohkui gekommen
wären und sie hätten das Einstiegsloch entdeckt? Und das,
ohne dass wir davon gewusst hätten? Wir wären doch glatt in
ihre Fänge gelaufen. Nicht auszudenken, was die mit uns gemacht
hätten. Nun gut, es ist ja, Manus sei Dank, (einer ihrer
Gottheiten) nichts geschehen. Last euch ein für allemal gesagt
sein: Wenn so etwas noch einmal vorkommt, werde ich höchstpersönlich
dafür Sorge tragen, dass für diesen Zeit seines Lebens im Dienste der
Flotte keinerlei Platz mehr zu finden sein wird. Habe ich mich
hiermit klar ausgedrückt, Herr Offizier Frapeeh?«,
konstatierte Kommandeur Miwar.
»Jawohl, Herr Kommandeur!«
»Dann lasst uns aufbrechen, wir
marschieren in gleicher Aufstellung wie auf dem Herweg.«,
befahl Kommandeur Miwar.
»Herr Kommandeur, darf ich Sie noch etwas
fragen?«, äußerte sich noch Magbur.
»Na gut, aber machen Sie schnell, wir
dürfen nicht so viel Zeit verlieren.«, gestattete Miwar
seinem Offizier.
»Was haben Sie denn gesehen, als Sie
alleine dort unten weitergingen, Herr Kommandeur?«, fragte nun
Offizier Magbur.«
»Ich hatte euch nichts erzählt, weil
ich eine Katastrophe verhindern wollte. Ihr wäret vermutlich
durchgedreht, was ja in eurer Unerfahrenheit ganz natürlich
gewesen wäre.«, sagte noch Miwar. Nach dieser berechnenden
Feststellung guckten seine Untergebenen nicht gerade fröhlich
drein.
»Guckt nicht so enttäuscht, mir
erging es in meiner Anfangszeit auch nicht anders. Nun hört
kurz zu: Diese verdammten Insektengehirne sind nicht tot. Sie leben
alle noch und soviel ich sehen konnte, wussten sie schon im
Vorfeld von unserem Anschlag Bescheid.«, berichtete
Kommandeur Miwar.
»Ja, aber woher kannten sie denn unseren
Plan?«, fragte Offizier Magbur.
»Tja, woher, das weiß ich auch nicht. Ich
habe mich nur gefragt, warum trugen sie alle Schutzkleidung? Ich kann
es euch sagen, weil es ihnen jemand verraten hat. Weil sie wussten,
dass es einen Giftanschlag auf ihr Leben geben wird.«,
kommentierte ihr Kommandeur.
»Sie meinen, aus unseren eigenen Reihen?«,
stellte Offizier Magbur fest.
»Genau, wir haben also einen oder gar
mehrere Verräter in unserer Flotte. So frage ich mich, wer hätte
Interesse daran, dass die Nohkui den von uns ausgeführten
Giftgasanschlag überleben? Das ergibt doch überhaupt
keinen Sinn? Ich meine, die Nohkui hatten bisher niemals verhandelt
und das würden sie auch in Zukunft nicht. Verhandeln, meine
ich.«, stellte Miwar fest.
»Um Himmelswillen. Wir sind verloren!«,
jammerte Offizier Bhonds aufgeregt.
»Das wird sich noch herausstellen. Wir
können hier nicht länger herumstehen und diskutieren, wir
müssen schleunigst zur Rettungskapsel zurück. Die Flotte
warnen.«, drängt nun Kommandeur Miwar seine Offiziere.
»Ja, Sie haben Recht, Herr Kommandeur.
Endlich weg von diesem Planeten.«, murmelte Offizier Bhonds
kleinlaut in sich hinein.
»Schluss jetzt mit der ständigen und
nervenden Fragerei, marschieren wir los!«, befahl nun Kommandeur
Miwar seinen Offizieren und führte sie zum Rückweg
an.
Insgeheim ärgerte sich Miwar immens. Es
war sein erster Auftrag, den er nach so vielen gelungenen Einsätzen nicht
erfüllen konnte. Es würde zwar keine Konsequenzen seitens
General Godurus mit sich ziehen, dennoch würde es das Vertrauen,
das er bei einigen der Obrigkeiten genoss, doch etwas schmälern.
Nichts Desto Trotz konnte er sich angesichts dieser misslichen Lage,
in der sie sich befanden, überhaupt nichts unternehmen, denn sie
wären ausnahmslos den Nohkui unterlegen gewesen. Immer flotter
wurden sie in ihrem Schritt, so dass sie, wenn sie das Tempo halten
würden, in etwa zwanzig Minuten an der Rettungskapsel ankommen würden,
und so strebte jeder, vor allem die jungen Offiziere, in Gedanken
versunken ihrem Ziel entgegen. Und während sie sich durch das
schon vorher auf dem Hinweg zur unterirdischen Stadt
niedergetrampelte Gestrüpp stapften, dachte Miwar mit Grauen an
den Anblick der Nohkui, die er im Tunnelsystem in einem Nebenarm
gesehen hatte. So viele sah er davon. Es müssten mindestens
sechs- bis achthundert gewesen sein. Und wer weiß, da sie ja
eine Art kurzweiliger Zeitreise in Verbindung mit der Technik
der Transformation, also des Beamens beherrschten, sollten es
bestimmt, nicht die letzten gewesen sein. Denn eines war Kommandeur
Miwar klar: Da wo diese Nohkui herkamen, musste es mehr geben, ja
vielleicht sogar Tausende, oder wenn es ganz schlimm kommen konnte,
gar Millionen. Dann konnte es nicht stimmen, dass dies die letzten
ihrer Rasse sein sollen. Deshalb musste er so schnell wie nur irgend
möglich mit seinen Jungs zur Flotte zurück. Er musste
General Goduru davon überzeugen, dass sich nicht nur Verräter
in der Flotte aufhielten, sondern dass sich die Nohkui aus nur einem
einzigen Grund in der unterirdischen Stadt einnisteten, nämlich
um von dem perfektesten Punkt aus eine Invasion zu starten. Eine
Invasion des Planeten Sinas. Sie hätten klare Vorteile, das lag
auf der Hand. Von Sinas aus war es nicht mehr weit zu ihrem
eigentlichen Ziel, nämlich den Planeten Goderijan, der reich an
allen Ressourcen war, die sie begehrten. Außerdem war dieser
Quadrant der einzige in dieser Galaxie, in der es unzählige von
verschiedensten Arten von Lebewesen besiedelten Planeten gab.
Abgesehen davon besaßen sie eine ähnliche Technik des
Hypersuptinar-Antriebes. Wie sonst kämen sie von Quadrant zu
Quadrant, um ganze Welten zu plündern. Sie mussten folglich
über so etwas ähnliches verfügen. Zu groß waren
doch die Strecken von Quadrant zu Quadrant, geschweige denn,
durch gesamte Galaxien zu reisen, dachte sich noch Miwar. Aber was,
wenn wie schon so oft diese Dickköpfe von Oberhäuptern an
seinem Verdacht zweifeln würden und, statt zu handeln, diese
ernstzunehmende und neue Lage durch ihre unendlichen, also, durch
ihre nicht enden wollenden Debatten und Verhandlungen, die am Ende
sowieso zu nichts führen würden, eskalieren sollte. Nicht
auszudenken, wenn dieses intelligente insektenartige Wandervolk zu
viel Zeit bekäme, sich in diesem Quadranten wieder kampffähig
zu vermehren. Daran getraute sich Kommandeur Miwar fast nicht zu
denken. So schrecklich war der Gedanke daran. Und es ging weiter, die
zwanzig, genauer gesagt waren es einundzwanzig Minuten, vergingen wie
im Fluge und schon sah die kleine Kampfgruppe etwa zweihundert
Meter vor sich die so heißerstrebte Lichtung, auf der sie mit
ihrer Rettungskapsel gelandet waren.
»Herr Kommandeur, da ist die Lichtung, auf
der wir gelandet sind.«, zeigte Offizier Magbur richtig
erkannt seinem Kommandeur.
»Ja, ich sehe sie auch. Alles halt!«,
befahl plötzlich so kurz vor dem Ziel Kommandeur Miwar.
»Nehmt Aufstellung an!«, befahl er
des Weiteren.
Und als sie schön brav vor ihrem
Kommandeur Spalier standen, guckten sie mit Recht etwas dumm aus der
Wäsche. Doch ahnten sie schon bei seinem fragenden Blick auf die
Lichtung, dass er mal wieder aus seinem Gefühl handelte.
Dementsprechend, und worüber auch Miwar Verständnis hatte,
verzogen die Herren Offiziere und Kommandeursanwärter ihr
Gesicht zu einem unermesslichen und enttäuschten Trauerspiel.
»Na, na, Jungs, jetzt fangt nicht gleich
zu heulen an! Ich kann euch ja verstehen? Dennoch, die Sicherheit
geht vor. Was nützt euch das Ankommen auf der Lichtung,
wenn ihr dort eventuell in eine Falle geratet?«, fragte er
seine Offiziere.
»Natürlich nichts, Herr Kommandeur.«,
erwiderte Offizier Magbur.
»Genau. So, ihr könnt euch nun ein
paar Minuten ausruhen. Ich packe derweil schon mal den Abtastsender
aus und checke mal die Gegend hier ab.«, gab Miwar zu
verstehen.
»Außer der Abtastsonde, die ja nur
einmal benutzt werden konnte, hatten sie noch ein weiteres
Abtastgerät dabei. Es konnte zwar nicht fliegen und hatte auch
nicht eine Reichweite von zirka sechs Kilometern, dennoch war sie
sehr vorteilhaft. Mit einer Reichweite von bis zu dreihundert Metern
konnte sie auch jegliches Leben aufspüren und sogar die Konturen
des Objekts anzeigen, das in die Abtaststrahlen gelangte. Auf
diese Weise konnte man klar und eindeutig erkennen, ob es sich
hierbei um ein Tier oder um einen der besagten Nohkui handelte. Oder
gar um weitere Spezies, die sich eventuell hier verborgen hielten.
Wie schon gesagt, ruhten sich Miwars Offiziere etwas aus, während er das
Ersatzabtastgerät klar machte. Unbeschwert Pause zu
machen kam den Offizieren erst gar nicht in den Sinn, viel zu viel
Respekt hatten sie vor den Nohkui gewonnen, nach dem Vorfall im
Hauptturbinenschacht, wo ihr Kommandeur gezwungenerweise einen
dieser so grausam schrecklich anzusehenden Nohkui töten musste.
Miwar konnte an seinen Offizieren bemerken, dass sie zwar in
Sitzstellung gingen, dennoch ihre Umgebung um sich herum keinen
Augenblick aus den Augen ließen, was Miwar natürlich sehr
stolz zu machen schien, da man ein Schmunzeln auf seinen Lippen
erkennen konnte. Miwar wurde gerade mit dem Aufbau des Abtastgerätes
fertig und schaltete es ein.
»Kommt alle mal her und seht euch dieses
Gerät an, da könnt ihr noch etwas dazulernen.«,
forderte Miwar seine Offiziere auf.
Da standen sie nun alle um
das Abtastgerät herum und starrten es interessiert an. Es
war nicht einmal so groß wie ein Buch und auf dem
winzig kleinen Bildschirm konnte man nichts weiter als ein paar
Punkte sehen, aus denen sich die Offiziere überhaupt keinen Reim
machen konnten.
»Tja, dachte ich es mir doch, mit so
etwas umzugehen hattet ihr auf eurer Offiziersschule natürlich
nicht gelernt. Sei es drum. Ich werde es euch ein anderes Mal
erklären. Jetzt vielmehr müssen wir uns beeilen.«,
erklärte Miwar seinen tapferen Offizieren, während er den
Bildschirm aufs Genaueste beobachtete.
»Und, Herr Kommandeur, ist etwas auf dem
Schirm zu sehen?«, fragte Offizier Magbur neugierig nach.
»Nein, außer ein paar
Kleinstlebewesen ist nichts zu sehen, scheint alles friedlich zu
sein.«, sagte Kommandeur Miwar.
»Na, dann könnten wir ja
theoretisch zur Lichtung hinübergehen und die Rettungskapsel
zum Start klarmachen, oder etwa nicht?«, fragte ihn Offizier
Frapeeh, der sich von der Rüge, die er von seinem Kommandeur
bekommen hatte, erholt hatte.
»Theoretisch ja, was wir auch gleich in
die Praxis umsetzen werden. Doch lasst euch gesagt sein: Äußerste
Vorsicht und absolute Ruhe bitte ich mir aus. Man kann nie vorsichtig
genug sein.«, nach den warnenden Worten und dem Verstauens des
Abtastgerätes ihres Kommandeurs machte sich die kleine
Kampfgruppe natürlich in gewohnter Reihenfolge auf dem Weg zur
Lichtung, wo sie unmittelbar am Waldesrand ihre Rettungskapsel
versteckt hatten. Immer dichter schien das Geäst und Gestrüpp
neben und vor ihnen zu werden. Doch zum Glück hatten sie auf dem
Hinweg schon einiges niedergetrampelt und beiseitegeräumt, so
dass sie eindeutig den Weg wieder erkannten und es doch ein bisschen
leichter war, die Lichtung zu erreichen. Dann war es soweit. Sie
hatten es geschafft, die Lichtung ohne besondere Zwischenfälle zu
erreichen.
»Das wäre auch geschafft, meine
Herren!«, stellte Kommandeur Miwar fest. Während er sich
ringsherum genauer umsah.
»Frapeeh und Pilch, ihr beide werdet
hinüber zur Rettungskapsel laufen und sie vom Gestrüpp
befreien, aber hurtig, wenn ich bitten darf.«, befahl er seinen
Offizieren.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«,
antworteten die beiden im gleichen Ton und sausten zu dem etwa
fünfzig Meter entfernten Waldesrand, wo sie im Unterholz die
Rettungskapsel mit allerhand Gestrüpp und Geäste abgedeckt
und versteckt hatten.
»Offizier Bhonds?«, rief ihn Miwar
zu sich, der etwas abseits stand und die Gegend beobachtet hatte.
Sofort nach dem Ruf seines Kommandeurs kam er im Sausewind
angerannt.
»Ja, Herr Kommandeur, Sie wünschen?«,
fragte er im Spalier stehend seinen Kommandeur nach weiteren
Befehlen.
»Sie sind sehr gut im Beobachten, das
erfreut mein Gemüt, Offizier Bhonds!«, belobigte er seinen
Offizier, der natürlich gleich freudig strahlte.
»Ich schätze Selbstinitiative sehr
hoch an. Machen sie weiter so und aus ihnen wird einmal ein großer
Kommandeur.«, lobte er Bhonds weiterhin.
»Danke sehr, Herr Kommandeur!«,
erwiderte Bhonds.
»Na, dann gehen sie mal wieder auf ihren
Beobachtungsposten.«, befahl Miwar des Weiteren. Wieder im
Sauseschritt lief Bhonds zu seinem Beobachtungsplatz zurück.
Währendessen kamen auch schon die beiden Pilch und Frapeeh vom
Nahe gelegenen Waldesrand zurück, ja sie rannten fast. Was
Kommandeur Miwar komisch vorkam, quasi gar nicht gefiel.
»Sehen Sie, Herr Kommandeur, Offizier
Frapeeh und Offizier Pilch kommen ja schon zurück. Die waren
aber ganz schön schnell fertig, finden sie nicht auch?«,
wies Offizier Magbur darauf hin.
»Zu schnell! Ich glaube da stimmt etwas
nicht!«, sagte Miwar mit Sorgenfalten auf der Stirn.
»Meinen Sie?«
»Hoffen wir es nicht!«, meinte noch
Magbur im Nachhinein. Völlig außer Puste kamen sie vor
ihren Kommandeur und Offizier Magbur zum Stehen und gingen gleich in
Spalier, um Meldung zu machen.
»Was ist denn geschehen?«, fragte
Miwar seine zwei Offiziere sorgenvoll.
»Die, ... die Rettungskapsel ist ... sie ist ...«,
brachte Offizier Pilch vor lauter Aufregung keinen Ton mehr heraus.
»Man, reißen sie sich am Riemen, was ist
mit der Rettungskapsel?«, fragte Miwar nun sehr laut geworden
Offizier Pilch.
»Verzeihen Sie, Herr Kommandeur, die
Rettungskapsel ist nicht mehr da, verschwunden, einfach weg.«,
gab er verzweifelt von sich.
»Was, das gibt es doch gar nicht.
Verdammt noch einmal.«, brüllte Miwar seinen Offizier an.
Im nächsten Augenblick:
»Magbur, du kommst mit mir, ich muss mich
selbst davon überzeugen. Pilch und Bhonds, ihr werdet euch in
Stellung legen und die gesamte Gegend checken. Nehmt eure Faserwaffen
und macht sie scharf. Es wird aber nur auf meinen Befehl gefeuert,
ist das klar?«
Dann rannten Kommandeur Miwar und Offizier
Magbur wie von einer Meute Hunde gehetzt zu dem ungefähr
fünfzig Meter entfernten Waldesrand hinüber. Dort
angekommen staunten sie nicht schlecht.
»Das gibt es doch alles überhaupt
nicht. Wie konnte denn das passieren?«, jammerte Offizier
Magbur seinen Kommandeur die Ohren voll.
»Mann, Magbur, beherrschen Sie sich
gefälligst!«, tadelte er seinen Offizier.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«,
antwortete Offizier Magbur.
Miwar stand nun genau auf dem Fleck, wo sich noch vor geraumer Zeit
die Rettungskapsel befand. Er schüttelte den Kopf und fasste sich
ans Kinn. Er ging hin und her, während Offizier Magbur ihn aufs
genaueste beobachtete.
»Ich begreife das nicht. Anscheinend
wurde die Rettungskapsel nicht weggeschoben. Keine Schleifspuren,
die uns dies bestätigen könnten. Was sagen Sie, Offizier
Magbur?«, fragte ihn Miwar und wartete gespannt auf eine
Antwort von ihm.
»Tja, soweit hatten Sie bestimmt Recht,
dass sie nicht weggeschoben wurde. Na, vielleicht wurde sie mit
einer Art Transportstrahl von einem Gleiter geborgen und
fortgeschafft?«, riet Offizier Magbur.
»Genau das, was ich auch vermutete.
Verdammt, dann weiß diese Brut des Teufels, dass wir hier sind. Es
gibt also doch noch ein Nest, wo sie sich in aller Ruhe vermehren
können.«, seufzte Miwar schwerfällig.
»Und was machen wir nun, Herr
Kommandeur?«, fragte ihn Offizier Magbur.
»Das ist hier die alles entscheidende
Frage, mein Bester. Gerade aus Sicherheitsgründen, um bei einer
Gefangennahme unsere Flotte nicht verraten zu können, konnte
man nur außerhalb des Planeten Sinas also im Orbit des Planeten
und nur in dieser Rettungskapsel mit der Flotte kommunizieren. Mann,
ich könnt mich jetzt selbst ohrfeigen. Aber jammern hilft nun
auch nichts mehr. Trotz alledem glaube ich, dass diese Teufel die
Rettungskapsel nicht vom Planeten weggeschafft haben. Nein, sie haben
sie irgendwo im Umkreis der unterirdischen Stadt vor uns versteckt.«,
war sich Miwar absolut sicher.
»Was macht sie da so sicher, Herr
Kommandeur?«, fragte ihn Offizier Magbur erstaunt.
»Na, das liegt doch auf der Hand. Unsere
Flotte liegt auf der Schattenseite des Planeten. Wenn sie nun mit der
Rettungskapsel aus der Atmosphäre in den Orbit des Planeten
gekommen wären, dann hätte unsere Flotte sie auf jeden
Fall mit ihren Spionagesonden entdeckt.«, entgegnete Miwar.
»Das stimmt, daran hatte ich nicht
gedacht, Herr Kommandeur?«, bestätigte Magbur seinem
Kommandeur.
»Macht doch nichts, Magbur. Sie können
ja nicht alles wissen.«, warf Miwar ein.
»Und wenn wir nach der Rettungskapsel
suchen würden? Glauben Sie, dass wir eine Chance hätten, sie
überhaupt zu finden?«, fragte Offizier Magbur leise, fast
ängstlich.
»Nicht im Entferntesten, ich sehe da
keine Chance, Offizier Magbur.«, gab Miwar ganz offen zu
verstehen.
»Auf jeden Fall, hier noch weiter herumzustehen
und uns den Mund fusselig zu reden, hilft uns auch nicht
weiter.«, stellte Miwar fest.
»Aber was machen wir denn nun, wir müssen
von hier weg. Wir haben nur wenig Lebensmittel dabei, die werden,
selbst wenn wir sparsam sind, in ein bis höchstens zwei Tagen
aufgebraucht sein.«, gab Offizier Magbur verzweifelt wirkend
zurück.
»Das weiß ich selber, Magbur. Gehen Sie
nun und holen die anderen hierher. Ich werde mir inzwischen etwas
einfallen lassen.«, gab Miwar seinem Offizier ein klein wenig
Hoffnung.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«,
antwortete Offizier Magbur und rannte wie von der Tarantel gestochen
los.
»Mann, ich sollte diesen Jungs keine
Hoffnung machen. Ich kann ihnen aber doch nicht sagen, dass es schlecht
aussieht und wir hier wer weiß wie lange festsitzen. Muss nachdenken,
darf nicht resignieren, muss mir was einfallen lassen.«, lief
Miwar laut sprechend hin und her.
Und ob Kommandeur Miwar nachdachte. Er quälte sich förmlich
selbst. Doch es schien ihm rein gar nichts einzufallen. Es war zum
Haare ausraufen. Dann wurde er jäh aus seinen
Gedanken gerissen.
»Sind zur Stelle, Herr Kommandeur!«,
meldeten sich seine Offiziere zurück.
»Nun hört mal alle zu. Ihr wisst, in
welcher Lage wir uns befinden und ich mache keinen Hehl daraus.«,
erklärte Miwar seinen Offizieren, die kreidebleich wurden.
»Das heißt im Klartext?«,
wollte Offizier Bhonds wissen.
»Das heißt, dass wir verdammt tief
in der Scheiße sitzen. Nicht wahr, Herr Kommandeur?«,
fragte Offizier Pilch des Weiteren.
»Ja, so ist es wohl.«, entgegnete
Miwar seinen Offizieren offen.
»Das kann doch gar nicht sein? Mann, das
gibt es doch nicht, da haben wir die besten Abtastsonden dabei, die es
gibt, um jeden Feind ausfindig zu machen, aber ein Signal zu unserer
eigenen Flotte zu senden...«, dann wurde Offizier Frapeeh
knallhart von seinem Kommandeur unterbrochen.
»Was hast du da gesagt?«, fragte
ihn plötzlich Miwar ernst geworden.«, als der plötzlich
glaubt, etwas falsches gesagt zu haben und gleich in die
Spalierstellung überging.
»Nicht doch, Offizier Frapeeh, Sie haben
ja Recht! Ich würde es gerne noch einmal von Ihnen hören.«,
erwiderte Miwar seine Bitte an Frapeeh.
»Ich sagte, dass wir genug Sonden hätten
um jedweden Feind aufzuspüren, aber nicht in der Lage seien,
unsere eigene Flotte zu benachrichtigen, Kommandeur?«,
wiederholte sich Offizier Frapeeh leicht erregt.
»Die Sonden, die Sonden. Mann, das ist es!
Frapeeh du bist ein Genie, ist dir das klar?«, sprach nun
Miwar leicht wirr und in Rätseln.
Die Offiziere guckten ihren Kommandeur an, als
dachten sie, er habe nun den Verstand verloren.
»Ihr denkt sicher, dass ich verrückt
geworden sei, nicht wahr? Das würde ich an eurer Stelle auch.
Da irrt ihr euch aber. Wir könnten versuchen, die noch übrig
gebliebene Sonde umzufunktionieren.«, machte er seinen
Offizieren klar.
»Ja, geht denn das?«, fragte Offizier Pilch.
»Natürlich geht das! Ich hatte in
Sachen Elektronik mal einen Kurs mitgemacht. Ich bin zwar kein Profi,
aber immerhin habe ich einiges davon behalten.«, erklärte
Miwar seinen Jungs.
»Das wäre phänomenal, Herr
Kommandeur.«, lobten sie ihn.
»Wir können damit zwar nicht die
Flotte erreichen, aber immerhin den Autopiloten der Rettungskapsel
gewissermaßen anvisieren, aktivieren und in das Signal des
Startcomputers des Automatikfluges eindringen. Haben wir es erst mal
aktiviert, brauchen wir nur noch den Code für das Signal
starten und die Koordinaten, wo wir uns gerade befinden, eingeben und
es wird von ganz alleine hierher zurück finden. Das heißt,
dass ich nur das Abtastsignal als den Autopilotencode
umfunktioniere. Dann gebe ich, wie schon gesagt, unsere Koordinaten,
wo wir uns befinden, ein, was wir ja aus unseren Plan ersehen können,
und schwups, müsste sie in Kürze hier wieder landen.«,
erklärte Miwar des Weiteren seinen Offizieren, die nun inständig
hofften, dass ihr Kommandeur nun nicht fragen würde, ob sie auch
alles verstanden hätten. Denn wirklich verstanden hatte
offensichtlich kein einziger etwas. Was natürlich sehr peinlich
ihrem Kommandeur gegenüber wäre. Doch als sie sahen, dass
sich ihr Kommandeur sogleich ans Werk machte, erübrigte sich
diese Sorge natürlich.
Da standen sie nun allesamt um ihren
Kommandeur herum und guckten ihm im festen Stand von oben herab bei
der Zerlegung der Abtastsonde zu. Daran zu glauben, was ihr
Kommandeur da mit der Sonde veranstaltete, konnte man ihnen an ihren
Gesichtern ansehen. Was sich natürlich als irrsinnig
wiederspiegelte. Was natürlich Kommandeur Miwar bemerkte und
auch folglich reagierte.
»Mann, setzt euch doch mal hin. Das macht
einen ja richtig nervös, euer ständiges Herumzappeln.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«,
bestätigten sie und setzten sich vor ihm auf die feuchte Erde.
Sie beobachteten ihren Kommandeur aufs
Genaueste. Ein Kabel hier, was er abtrennte und ein Kabel dort, was
er wieder einsteckte. Einen Knopfdruck hier und einen da, so ging es
fortwährend die nächsten dreißig Minuten weiter.
Schweißtropfen rannen von seiner Stirn, als bei einigen Kabeln
der Schmorbrand einsetzte. Doch er gab nicht auf und verstärkte
die Isolierungen mit den einfachsten Mitteln, bis es schließlich
getan war und sie sahen, dass ihr Kommandeur erleichtert ausatmete.
Nicht daran zu glauben war eine Sache, doch
das Ergebnis zu akzeptieren, eine ganz andere. So kam, was kommen
musste.
»So, meine Herren, ich glaube, es ist
soweit. Im Übrigen, wir haben nur einen einzigen Versuch.«,
bemerkte er so mir nichts dir nichts ganz nebenbei.
Diese Nerven würde ich gerne haben. Kein
Wunder, dass sie ausgerechnet ihn von den vielen Kommandeuren der
Flotte auserwählt haben. Der hat ja Nerven wie Drahtseile,
dachte sich noch Offizier Magbur, der nun auch zusehends nervöser
wurde. Genau wie seine Kollegen, die genau wussten, wenn dieser eine
Versuch, die gestohlene Rettungskapsel zu aktivieren, fehlschlagen
würde, es ziemlich düster für die gesamte kleine Fünf-Mann-Truppe
in der nächsten Zeit aussehen würde. So kam es,
dass die vier Offiziere nun mit ihrem Kommandeur mitfieberten.
Ein kurzer Blick auf seine Offiziere und
Kommandeur Miwar drückte den Auslöser für das
umfunktionierte Signal, gab anschließend in schneller Reaktion
den codierten Code für das Starten der Automatik der
Rettungskapsel ein, fütterte den Bordcomputer der
Rettungskapsel laut Plan mit den Orientierungskoordinaten und
drückte im Anschluss den Aktivierungsknopf tief ein.
»Meine Herren, es ist getan. Jetzt heißt es, geduldig abzuwarten.
Zur gleichen Zeit, in der Unterirdischen Stadt, im Tunnelsystem, dort
wo Miwar die Nohkui entdeckt hatte, schon in eine verständliche Sprache übersetzt:
Da saßen sie nun, die gefürchteten
Nohkui. Etwa achthundert an der Zahl mussten es mindestens sein, die
da starr, fast bewegungslos, Reihe an Reihe auf irgendetwas zu warten
schienen. Einer dieser Nohkui fiel besonders auf. Es musste der
Anführer sein. Er war größer, viel größer
als seine Genossen. Außerdem glänzte er in seinem
Auftreten mit einer panzerartigen Kleidung, in dermaßen
übertriebener und gekonnter Manier, indem er als einziger stand
und mit einer Haltung posierte, die an Protzerei geradezu sein
Imponiergehabe als Mächtigsten dieses Universums bei weiten
übersteigen ließ. Plötzlich gab ihr Anführer
ein unwillkürliches Zeichen, indem er seine tentakelähnlichen
Arme, es waren sechs an der Zahl, wobei am Ende dieser Arme jeweils
vier greifähnliche Glieder herausragten, hochhielt und wirr
damit herumwedelte.
Außer das schwere Atmen, das durch ihre
Masken hervorgerufen wurde, war nun nichts mehr zu hören. Dann
folgte ein ächzender Laut des Anführers, der einem
abgestochenen Schwein ähnelte. Sofort begannen allesamt ihre
Masken abzulegen. Ja, die Nohkui wussten ganz genau, dass das Gift
Zepin der Rigkhonia nur etwa eine Stunde wirksam ist und sich dann
messbar verflüchtigte. Jetzt stellt sich die eine und
entscheidende Frage, woher wussten die Nohkui dies, und vor allem, wer
hat sie auf den Anschlag vorgewarnt. Wie Kommandeur Miwar schon
längst vermutete, sie mussten von einem Verräter innerhalb
der Flotte vorgewarnt worden sein.
»Bald werden wir wieder genug an der Zahl
sein, um ein neues und noch viel mächtigeres Geschwader zu
bilden. Dabei werden wir auch die Flotte der Rigkhonia, die sich auf
der Schattenseite des Planeten, lauernd auf uns, versteckt halten,
vernichtend schlagen. Dabei wird unsere Flotte die der Rigkhonia in
ihre Schranken weisen und ein für allemal ein Zeichen setzen.
Ein Zeichen, das unmissverständlich und klar machen wird, dass
wir die wahren Herrscher des gesamten Universum sind.«, schrie
der Anführer die Neuigkeit in die vor ihm jubelnde Menge hinein.
»Unsere neuen Schiffe sind schon
unterwegs zu uns und werden in ein paar Tagen hier auf dem Planeten,
den diese für uns so verhassten Goderijaner Sinas nennen,
eintreffen und in der südlichen Flachebene des Planeten landen.
Wo wir dann in aller Ruhe unsere weiteren Angriffe auf Goderijan und
die außenstehenden besiedelnden Planeten fortsetzen werden.
Wir werden nicht eher ruhen, bis wir diesen Quadranten den
unseren nennen können.«, berichtete der Anführer der
Nohkui.
Wie wir hier hören konnten, hatten, genau
wie es Kommandeur Miwar schon andeutete, die Nohkui eine groß
angelegte Invasion auf sämtliche Planeten in diesem Quadranten
vor. Nicht auszudenken, wenn es den Nohkui wirklich gelänge,
dieses Vorhaben zu realisieren. Eines jedoch schien den
Nohkui-Anführer doch etwas nervös zu machen. Nämlich die
Tatsache, dass die Goderijaner Hilfe von den Rigkhonia hatten und
sich daher eine ganze Rigkhonia-Flotte auf der Schattenseite des
Planeten Sinas bereithielt. Zufällig aber auf dem genauen
Koordinatenpunkt sich in Wartestellung aufhielt, den die Flotte
der Nohkui in wenigen Tagen passieren wird. Als nächstes
beabsichtigten die Nohkui, in den Orbit des Sinas einzutauchen, um auf
ihm zu landen. Eines war aber auch gewiss, die Nohkui mussten einen
versteckten Sammelpunkt haben. Sonst wären sie nicht in der
Lage, immer wieder Nachschübe ganzer Flotten an den
Kriegsplätzen in kürzester Zeit herbeizuordern. Es
stellte sich auch die Frage, wo genau sie überhaupt ihre
Raumschiffe herstellten, also bauten. Denn solch große
Schlachtschiffe, ja ganze Geschwader davon, konnte man, ja, konnte
niemand von heute auf Morgen bauen, und zwar egal, wie gut und fortgeschritten ein Volk auch war.
Und, wo konnte man ungestört, wo
sich sowieso niemand umsah solche Bauplätze errichten? Natürlich
auf irgendeinem Mond oder einem toten Planeten. Folglich musste ihr
Nest irgendwo in einem nahen und angrenzenden Quadranten sein, den
man locker mit einer sogenannten Hypersuptinar-Geschwindigkeit in
weniger als zwei bis drei Tagen überwinden konnte. Das zeigte
und bewies auch, wie schnell sie immer wieder ihre Nachschübe
organisieren konnten. Das Verzwickte an der ganzen Aktion war, dass
die Flotte der Rigkhonia überhaupt nicht wusste, dass die neue
Flotte der Nohkui genau auf sie zukam, denn die Nohkui hatten
geplant, ihren großflächigen Angriff auf der Schattenseite
des Planeten Sinas zu starten.
Und die Rigkhonia hingegen beabsichtigten
lediglich, die unterirdische Stadt von den Nohkui zu befreien, so
hätten sie gegenüber den Goderijanern ihre Schuldigkeit
und Versprechen, dieser Spezies den Garaus zu machen, gewährleistet.
Doch das Gefährlichste aller in diesem
Quadranten lebenden Völker war, die Nohkui zu unterschätzen.
Sie glaubten, die Nohkui endgültig besiegt zu haben. Was sich, wie
sich bald herausstellen wird, als ein fataler Fehler erwies.
Wieder bei Kommandeur Miwar und seinen Offizieren, die noch immer auf
die Rettungskapsel warteten:
»Herr Kommandeur, vielleicht haben sie
ja die Rettungskapsel in der unterirdischen Stadt versteckt?«,
stellte Offizier Magbur fest. Eine Feststellung, auf die auch Miwar schon
längst gekommen ist, der aber dennoch nicht so recht daran glauben
wollte.
»Wenn dies zuträfe, Offizier Magbur,
wäre die automatische Aktivierung der Rettungskapsel sinnlos
gewesen. Diese und auch andere, also stärkere Signalstrahlen
könnten niemals nicht in die unterirdische Stadt eindringen.«,
erklärte Miwar ganz offen und frei heraus.
»Eigentlich müsste sie ja schon
längst da sein, oder etwa nicht, Herr Kommandeur?«, fragte
ihn Offizier Pilch.
»Natürlich müsste sie schon
längst da sein. Ich verstehe es selbst nicht. Und jetzt hört
endlich auf, mich mit euren sinnlosen Fragen zu bombardieren.«,
sagte Miwar.«
Miwar befürchtete das Schlimmste. Es ging
ihm dabei nicht um sich selbst. Auch an seinen Auftrag, den er
eigentlich korrekt ausgeführt hatte, und der sich dann doch als nutzlos
erwies, dachte er fast nicht mehr. Er selbst stand schon bis in
die Eingeweide seiner Feinde im Blut und hatte folglich schon mehr
als nur einmal brenzliche Situationen erlebt und überlebt.
Nein, wie schon gesagt, um all dieses ging es ihm nicht mehr. Es ging
ihm vielmehr um seine Jungs, die ihren ersten Auftrag hatten. Sie
waren zwar jung und verwegen, doch wusste er genau, dass, wenn sie
nicht bald von hier wegkämen, es nicht mehr lange dauern
würde, ja, dass es unausweichlich wurde, von den Nohkui
aufgespürt zu werden. Ein erbitterter Kampf auf Leben und Tod
wäre dann die Folge. Und ob seine jungen Offiziere bereit wären,
für eine aussichtlose Sache ihr Leben zu geben, ließ in Miwar
Zweifel aufkommen. Und er wusste, dass die Spezies Nohkui keine
Gefangenen zu machen pflegte. Und wenn sie es taten, dann aus Gründen,
die eines jeden normal denkenden Verstandes nicht verarbeitet werden
konnten. Sie aßen teilweise ihre Opfer und Gefangenen. Ja, sie
machten nur aus einem einzigen Grund Gefangene: Um sie nämlich
für längere Zeit frisch, also somit am Leben zu erhalten, um
sie nach und nach wie wilde Tiere aufzufressen. Das, genau das
wollte Kommandeur Miwar seinen Jungs ersparen.
Kommandeur Miwar und seine Offiziere standen hoffnungsvoll und völlig
regungslos da, wo einst noch ihre Rettungskapsel stand und guckten in
die Luft.
»Meine Herren Offiziere, ich glaube, dass
genügt jetzt. Wir müssen anfangen, aus unserer beschissenen
Lage etwas zu machen. Wir können es uns nicht leisten, hier noch
weiter Trübsal zu blasen und auf ein Wunder zu hoffen. Habt ihr
das verstanden?«, fragte er seine Offiziere.
»Jawohl, Herr Kommandeur Miwar.«,
gaben sie lauthals zurück.
»Herr Kommandeur, wenn ich mir eine
Bemerkung erlauben darf?«, forderte nun Offizier Pilch.
»Natürlich, nur zu! Zeit haben wir ja
jetzt genug.«, erwiderte Miwar seinem Offizier.
»Könnte es vielleicht sein,
dass...«, und plötzlich wurde Offizier Pilch von seinem
Kommandeur jäh unterbrochen.
»Psst, seit mal still!«, forderte
Miwar seine Offiziere auf. Die nun kreidebleich wurden und sich
schützend zu Boden warfen. Nur Miwar blieb stehen. Schon öfter
hatte er seinem ausgezeichneten Gehör sein Leben zu verdanken.
Und er war sich sicher, das zu hören, was sich seine
Offiziere und er am sehnlichsten wünschten.
Da stand er nun, lässig seinen Kopf
hochragend. Seine Offiziere standen auf und beobachteten ihren
Kommandeur aufs Genaueste. Es schien für die Offiziere so, als
würde Miwar seine gesamten Sinne vereinen und sie in die Richtung
zu orientieren, aus der er glaubte, etwas zu hören. Was für
die Offiziere unverständlich wirkte, da sie selbst auch ein
gutes Gehör hatten aber nicht im Entferntesten etwas wahrnehmen
konnten. Einige der Offiziere glaubten, dass ihr Kommandeur den
Verstand verloren haben muss. Doch Miwar ließ sich nicht beirren.
»Hört ihr wirklich nichts?«, fragte er.
»Nein, ich jedenfalls kann nichts
hören?«, gab Offizier Bhonds zu verstehen. Doch mit
zunehmendem Interesse und einem noch genaueren Hinhören
glaubten nun einige der vier Offiziere auch etwas wahrzunehmen.
»Ja, Herr Kommandant, ich kann ein Summen
oder ein ... nun, ich kann es nicht deuten. Es ist aber was zu hören.
Ich schwöre es ihnen.«, sagte Offizier Magbur.
»Beruhigen Sie sich, Magbur, ich glaube es
ja. Ich kann es ja auch hören. Es ist die Rettungskapsel. Es
muss sie sein.«, bestätigte Miwar nochmals seinen
Offizieren.
»Aber warum kommt sie denn nicht
hierher?«, eine berechtigte Frage die da Offizier Frapeeh
stellte.
»Ich glaube zu wissen, was da los ist:
Sie ist schon hierher geflogen, doch muss ich einen Fehler in den
Koordinaten gemacht haben. Sie schwebt jetzt irgendwo und ganz in der
Nähe herum. Vermutlich bleibt sie auch noch in der Luft
hängen.«, entgegnete Miwar seinen Offizieren.
»Sie meinen, sie schwebt immer am gleichen
Fleck?«, fragte nun Offizier Pilch.
»Genau das tut sie.«, bestätigte
Miwar.
»Ja, aber, verbraucht sie denn nicht
dadurch viel zu viel Energie?«, vergewisserte sich Offizier
Magbur bei seinem Kommandeur.
»Und genau das ist ja das Problem
daran. Wir müssen sie schleunigst finden und zur Landung
bringen. Sonst ist es mit der Rückkehr zur Flotte endgültig
aus. Wir brauchen einen verdammt hohen Energieschub, um in den Orbit
zu gelangen.«, klärte er seine Offiziere auf.
»Ja, aber die Rettungskapsel wurde doch
eigens dafür konstruiert, oder etwa nicht?«, fragte Magbur
nach.
»Sicher ist sie das. Doch nicht, um noch
einige Rundflüge zu veranstalten, die die Energie förmlich
auffrisst. Was glaubt ihr, warum wir zur unterirdischen Stadt zu Fuß
marschiert sind? Bestimmt nicht, um nur einen Ausflug zu machen oder
gar, nicht entdeckt zu werden.«, bekräftigte Miwar.
»Herr Kommandeur, was können wir in
diesem Fall denn tun?«, fragte Offizier Pilch seinen
Kommandeur.
»Am besten wird es sein, wir gehen dem
Geräuschpegel nach, den die Rettungskapsel gelegentlich von sich
gibt. Wir müssen sie so schnell wie nur irgend möglich
finden. Doch genug gefaselt, legt euere gesamte Ausrüstung
herunter und versteckt sie. Außer den Faserwaffen und die
Bauchtasche mit der Sonde, die im Übrigen ich selbst an mich
nehme, kommt nichts mit. Wir nehmen sie dann später wieder
auf.«, befahl Miwar seinen Offizieren.
In höchster Eile legten allesamt ihre
Ausrüstung weg und versteckten sie ganz in ihrer Nähe in
den Büschen, von denen hier in Massen wucherten, deckten sie
noch zusätzlich mit dem herumliegenden Reisig ab und stellten
sich in Spalier vor ihren Kommandeur.
»So, Männer. Jetzt heißt es
wachsam sein. Am besten wird es sein, wir teilen uns auf. Wir müssen
in jeder Lage fähig sein, uns wieder zusammenzuhorten, um uns
im Notfall gemeinsam verteidigen zu können. Das heißt im
Klartext, nicht mehr als zehn Onen (Meter) Abstand voneinander und
zwar in einer geraden Linie. Und wenn die Rettungskapsel entdeckt
wird, möchte ich kein Geschrei hören. Der eine gibt
alsdann seinem nächsten per Handzeichen die aufgespürte
Rettungskapsel bekannt. Ist das klar?«, fragte Miwar seine
Offiziere, die mit einem bejahenden Kopfnicken antworteten.
»Dann lasst uns losmarschieren.«
Mit großer Hoffnung machten sich nun
alle auf den Weg, die Rettungskapsel zu finden. Jeder einzelne von
ihnen war sich bewusst, dass für sie diese Aktion
überlebenswichtig ist. Sie mussten die Rettungskapsel finden und
das sehr bald. Sie marschierten wie sie noch nie
marschierten, immer dem leicht hörbaren Summen der
Rettungskapsel entgegen. Immer dichter wurde das Gestrüpp um
sie herum und es wurde immer schwerer hindurchzukommen.
Schweißtropfen fielen Miwar von der Stirn
und seine Kleidung war trief getränkt vom Tau der Büsche,
die beim Durchstreifen mit der Kleidung in Berührung kamen und
sich vollsogen. Und seinen Offizieren erging es hierbei auch nicht
anders.
»Es ist zum Verrücktwerden, kann
kaum etwas sehen, so dicht wird es hier.«, murrte Offizier
Frapeeh beim Beiseitedrücken des zu dichten Gestrüpps,
das sich ihm schier nicht enden wollend in den Weg stellte.
»Wo ist nur dieses verflixt blöde
Ding von Rettungskapsel? Wenn die Suche noch länger andauert,
können wir sie einstellen. Da bleibt dann von der Energie nicht
viel übrig.«, sprach Offizier Magbur im Selbstgespräch.
Weiter und weiter ging es, tiefer und tiefer in
den Wald hinein, bis dann schließlich Offizier Magbur abrupt
stehen blieb und sogleich seinem Nächsten das Handzeichen dafür
gab. Totenstille beherrschte nun das Szenario.
Moment mal, da hab ich doch was gehört?
Dachte sich Offizier Magbur und horchte noch intensiver in den Wald
hinein. Tatsächlich konnte Magbur die Rettungskapsel hören.
Plötzlich, er ging um einen mächtig dicken Baum herum, sah
er nach oben. Seine Augen begannen zu leuchten.
»Hätte nie gedacht, dass mich einmal
der Anblick einer Rettungskapsel so erfreuen würde.«, gab
Offizier Magbur im Selbstgespräch von sich.
Sofort nach der Entdeckung der Rettungskapsel,
gab er das vereinbarte Handzeichen. Als nun allesamt das Zeichen
erhielten, rannten sie und wie vom Leibhaftigen gehetzt aufeinander
zu und standen staunend unterhalb der Rettungskapsel, die etwa 20
Meter hoch, also genau über ihren Köpfen, ein bis zwei
Meter nach links und nach rechts ausscherend schwebte. Sofort und
ohne Verzögerung grub Miwar die umfunktionierte Abtastsonde aus
seiner Bauchtasche und begann, genau wie vorher, verschiedene
Schalter zu betätigen und einige Drähte umzustecken. Dann
legte er anhand seines Planes und des Orientierungsgerätes,
das sich an seinem rechten Handgelenk befand, seinen genauen und
jetzigen Standort fest. Vorsichtig und mit gekonnter Präzision
stellte er nun die neue Verbindung zur Rettungskapsel her. Daraufhin
fütterte er sie mit den notwendigen Daten, die für die
sofortige Landung nötig waren und drückte den Startknopf.
Gespannt warteten sie, dass sich die Rettungskapsel herunterzusenken
begann. Doch weit gefehlt, sie schwebte weiterhin in ihrer Pose,
genau wie sie sie vorfanden.
»Verdammt, warum kommt dieses Mistding
nicht herunter.«, murrte nun Offizier Pilch herum, während
er nervös wirkend hin und her lief.
»Beruhigt euch. Indem ihr ständig
herummeckert, fließt euch die rettende Idee auch nicht in den
Kopf.«, recht hatte Miwar, dass es für alles eine Lösung
gab.
Miwar guckte genau wie der Rest seiner kleinen
Mannschaft zur Rettungskapsel hoch. Doch mit einem Unterschied,
dass er gleich auf die Lösung kam. Er ging zu dem neben ihm
stehenden Baum der fast so hoch schien, wie die Höhe in der die
Rettungskapsel schwebte, guckte ihn interessiert an, ging
einige Male umihn herum, während er des Weiteren hochguckte,
und setzte zum krönenden Abschluss noch ein herzhaftes Lachen
auf. Keiner seiner Offiziere konnte sich aus dem Verhalten ihres
Kommandeurs irgendeinen Reim machen, oder gar eine logische
Erklärung abgeben. So schauten sie ihren Kommandeur mal wieder
fragend an, was er auch sofort bemerkte. Miwar genoss diese
Situationen, wenn seine Offiziere einiges an seinem Handeln und Tun
manches Mal nicht einordnen konnten. Wenn sich Ratlosigkeit in ihren
Gesichtern widerspiegelte. Zu komisch schauten sie dann drein. Was
er aber nicht aus Böswilligkeit tat. Nein, es diente dazu, die Gemüter
zum Denken anzuspornen.
»Okay, Männer. Ich brauche sofort
einen Freiwilligen!«, forderte Miwar seine Offiziere auf. Die
sich wundernd gegenseitig anstarrten, als hätten sie sich das
erste Mal gesehen.
»Na, was ist nun, muss ich erst einen
aussuchen oder könnt ihr euch jetzt einigen?«, drängte
Miwar sie weiter.
Wie sollte es auch sein: Offizier Magbur war der einzige, der sich
meldete, indem er seinen linken Arm hochhob.
»Ah, wie ich sehe, meldet sich mein
fähigster Mann, Offizier Magbur.«, betonte Miwar freudig.
Nach diesem Satz konnte man schon einige neidische Blicke auf den
restlichen Gesichtern der Offiziere erkennen. Doch das war von Miwar
beabsichtigt. Er tolerierte keine Drückeberger und tadelte sie
auf diese Weise.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«,
bestätigte Offizier Magbur erneut.
»Gut, ausgezeichnet, Offizier Magbur.
Sehen sie diesen Baum da?«, fragte ihn Miwar trocken.
»Natürlich sehe ich diesen Baum da,
Herr Kommandeur?«, erwiderte der.
»Sie werden bis ganz nach oben auf ihn
hinaufklettern und vom obersten Punkt aus versuchen, die Kapsel zu
erreichen. Wenn ihnen das gelungen ist, die Außenluke öffnen
und hineinklettern. Sind sie erst einmal in der Rettungskapsel, werden
Sie bis nach vorne in die Pilotenkanzel vordringen. Sind sie dort,
sehen sie unterhalb des Steuerknüppels einen schwarzen runden
Hebel, der ungefähr so groß wie ihre Handfläche sein
dürfte und drücken ihn ganz nach unten. Das war's
dann auch schon. Die Rettungskapsel wird dann von alleine in den
Automatischen Sinkflug übergehen, also landen. Haben sie das
alles verstanden, Offizier Magbur?«, fragte ihn nun Miwar, der
jetzt und in diesem Augenblick einen Ansturm von Fragen seitens
Magbur erwartete. Doch es kam nicht so.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«,
antwortete Magbur zur Überraschung Miwars.
»Ja, haben sie denn überhaupt keine
Frage an mich?«, erkundigte sich nochmals Miwar.
»Nein mein Kommandeur, sie haben sich
klar und deutlich ausgedrückt.«, wo Offizier Magbur
eigentlich Recht hatte. Sogleich ging er zu dem von Kommandeur
Miwar gezeigtem Baum zu und begann, sich flink wie ein kleines Äffchen
von Ast zu Ast nach oben zu hangeln. Es dauerte nicht lange, da
war er auch schon die fast zwanzig Meter hoch, bis in
der Krone des so mächtig anzusehenden und Jahrhunderte alten
Baumes angekommen. Und, wie sollte es auch anders sein, bekräftigte
Offizier Magbur sein Gelingen mit einem geradezu frechen Winken,
während er auf dem Baumwipfel hin und her schwang. Doch diese
Freude währte nicht sehr lange, als er sah, wie sein Kommandeur
ärgerlich zu ihm hochschaute und von dem Späßchen
abwinkte. Sogleich und durch nun leichtes Schwingen, indem er
seinem Körper nach vorne und hinten wuchtete, dabei seinen
rechten Arm weit von sich streckte und versuchte, bei jedem Schwung
in Richtung der Rettungskapsel den kleinen Antennenstab, der von der
Kapsel in seiner Richtung ragte zu fassen. Um sich
schließlich daran zu hängen und somit auf das Dach der
Rettungskapsel hochzuklettern. Doch dieses Vorhaben war von vorne
herein zum Scheitern verurteilt, da sich die Kapsel um selbst ihren
eigenen falsch von Kommandeur Miwar eingegebenen Kurs halten zu
können, ständig und in der Luft stehend, immer wieder ein
oder zwei Meter nach links und nach rechts hin und her ausscherte.
Somit erwies sich dieser Versuch als undurchführbar.
»Verdammt nochmal, das kann so nicht
funktionieren. Müssen uns was anderes einfallen lassen.«,
ärgerte sich Kommandeur Miwar und gab Offizier Magbur das
Handzeichen zum Abbruch der Aktion.
»Doch aus irgend einem Grunde begann nun
Offizier Magbur, statt wie befohlen herunter zu klettern, immer mehr
Schwung zu nehmen, so dass er sichtlich mit dem Baumwipfel immer näher in
Richtung der Rettungskapsel kam. Als Kommandeur Miwar das sah,
wusste er auf Anhieb, was da sein Offizier vorhatte. Und seine
Kollegen, die Herren Offiziere begriffen sein Vorhaben und wurden
kreidebleich.
»Herr Kommandeur, sehen Sie, was Offizier
Magbur da vorhat?«, wurde aufgeregt berichtet.
»Ich sehe es. Verdammt, der wird doch
nicht mit Schwung auf die Rettungskapsel aufspringen wollen?«
Miwar wusste, dass er in diesem Fall keinerlei
Einfluss auf seinen Offizier mehr hatte. Er wusste auch,
dass es Magburs fester und unablässiger Entschluss war, diesen
einen Versuch zu starten. Selbst wenn er dabei draufgehen sollte.
Miwar war auf seinem Offizier, der nun sein Leben aufs Spiel setzte,
sauer, doch er war auch stolz auf ihn. Schon lange diente kein so
tapferer Offizier mehr unter ihm. Und die, die er bis heute kannte,
waren schon längst nicht mehr am Leben. Sie bezahlten bei
solchem Eifer und Heldenmut meist mit ihrem Leben. War er doch einst
auch nicht anders. So blieben ihm und dem Rest der Offiziere nichts
anderes übrig, als tatenlos zuzusehen und zu hoffen, dass alles
gut gehen wird.
Immer heftiger und kräftiger schwang sich
Offizier Magbur in Richtung der Rettungskapsel. Er musste den
genauen Zeitpunkt, dessen war er sich absolut sicher, abwarten, wo
sich die Kapsel genau auf ihn zubewegte und er mit einem kräftigen
Schwung auf sie springen, noch bevor die Kapsel wieder zurückschwingen würde,
wenn sich beide exakt
ganz nahe aneinander befanden. Dessen war sich Offizier Magbur
bewusst, wenn ihm dieser Sprung nicht gelänge, er in den
sicheren Tod stürzen würde.
Mit bangen Blicken nach oben sahen sie
machtlos dem Treiben ihres Kameraden zu, der immer heftiger hin und
her schwang. Plötzlich folgte ein lautes Knacksen, während er
auf die Rettungskapsel zuschwang. Fast gleichzeitig, also die
Rettungskapsel und der Baumwipfel kamen aufeinander zu. Plötzlich
folgte, noch während des Schwunges von Offizier Magbur, ein
weiteres und viel lauteres Knacksen, das sich durch sein
Hallen durch den gesamten Wald erstreckte. Dieses Knacksen ging
jedem einzelnen durch Mark und Bein. Alle wussten, was das
bedeutete. Mit diesem mächtigen Schwung und gleichzeitigem
Sprung brach auch, wie schon vorweg angekündigt, der Baumwipfel
mitsamt seinem Geäste. Noch während des Sprunges von
Offizier Magbur fiel die Baumkrone, die er losließ, unter ihm
weg. Er sauste mit weit ausgestreckten Armen in Richtung der Kapsel. Vor
völliger Panik und Angst um ihren Kameraden verschlossen
Offizier Bhonds und Offizier Frapeeh ihre Augen und wandten sich vom
Geschehen ab. Offizier Pilch hingegen feuerte Offizier Magbur noch an
und schrie, was das Zeug hielt.
»Du schaffst es, du schaffst es.«,
schrie Offizier Pilch unaufhörlich weiter. Was er eigentlich
nicht tun sollte um die Nohkui nicht auf ihren Standort aufmerksam
zu machen. Doch in diesem Fall interessierte es niemanden mehr. Die
einzige Sorge die sie nun alle hatten, war die Sorge um ihren
Kameraden, der sich in höchster Gefahr befand.
Dann folgte ein lautes Rumpeln, das vom
Aufschlag ihres Kameraden herrührte, der genau auf das Dach der Rettungskapsel
fiel. Plötzlich war er nicht mehr zu sehen. Er
hatte es vermutlich geschafft. Ganz klar, von unten konnten
Kommandeur Miwar und die Offiziere das Dach natürlich nicht
sehen, auf dem Offizier Magbur gesprungen war. Plötzlich konnten
alle Offizier Magburs Kopf sehen, der nun ganz frech, ja fast dreist
wirkend nach unten guckend grinste.
»Alles in Ordnung, Kommandeur Miwar. Ich
habe es geschafft und öffne sogleich die Außenluke.«,
berichtete Magbur seinem Kommandeur, der nun begeistert, indem er
mit seiner rechten Faust auf seine linke Brusthälfte schlug,
sein Okay gab.
Dann hieß es warten. Weiterhin starrten
sie auf die Rettungskapsel und warteten gespannt auf den Moment, an
dem sie sich endlich herabsenken würde.
Bei Magbur: Magbur lag auf dem Dach auf dem
Bauch und versuchte verzweifelt mit allen Vieren von sich
gestreckt rutschend, sich in die Richtung der Außenluke zu
ziehen. Was sich als gar nicht mal so einfach herausstellte. Das
Dach war sehr glatt und zudem kam noch erschwerend hinzu, dass sich
die gesamte Kapsel ja immer noch ein bis zwei Meter nach links und
rechts schwenkte. So rutschte er nach jedem Schwenken und
Richtungsänderung der Rettungskapsel immer wieder mal nach
vorne und dann wieder zurück. So ging es einige Minuten lang
weiter.
Verdammt noch mal, komme einfach nicht voran.
Wenn doch dieses verdammte Ding endlich mal still stehen würde. Muss
etwas anderes versuchen, dachte sich Magbur fest entschlossen.
Plötzlich stand er, mit wackeligen Beinen
und der Gefahr gegenüberstehend, auszurutschen, auf, und sprang
mit einem Satz auf die Außenluke zu. Wieder folgte ein lauter
Rums, ein hohl klingender Schlag. Und es war geschafft. Geschwind
griff er nach dem Halter und hielt sich daran fest. Die Kapsel
driftete wieder nach links weg. Fest den Halter mit der linken Hand
umschlossen konnte er diesmal dem Druck des Wegrutschens
widerstehen. Kaum befand sich die Rettungskapsel in ruhigerer
Bewegung, drückte Magbur den Außenlukenhalter, ganz und
unter enormer Kraftaufwendung nach oben und Schwups, flog die Luke
nach innen auf und Offizier Magbur hinterher. Mit einem Schlag
landete er auf dem kleinen Gang, wo sich die Passagiersitze schön
brav auf der linken und rechten Seite in Reih und Glied anordneten.
Durch die Wucht des Aufpralles auf dem Rücken blieb Magbur
zunächst die Luft weg und er rang ächzend nach dem
Lebenselixier, das man Sauerstoff nannte. Nach einer Weile ging es
dann wieder und Magbur fühlte sich soweit wieder gut, dass er
aufstehen konnte. Als nächstes ging er, zwar noch mit Wackligen
Beinen, aber immerhin aufrecht, nach vorne zu der Pilotenkanzel.
Schnell und ohne weitere Verzögerung erreichte er sie auch
gleich. Es war keine sehr große Rettungskapsel, sie hatte eine
Gesamtlänge von zirka acht Metern und eine Breite von etwa 4
Metern. So fiel dementsprechend auch der Einstieg in die
Pilotenkapsel sehr klein aus. Magbur musste deswegen förmlich
in den kleinen Eingang hineinklettern. Doch auch dies war gleich
geschafft.
»So, mal sehen. Also, das müsste
der Sitz des Piloten sein!«, gab er suchend nach dem schwarzen
Hebel im Selbstgespräch von sich.
Endlich, da sah er ihn. Genau wie Kommandeur Miwar ihm erklärt
hatte, lag er unterhalb des Steuerknüppels. Langsam und
vorsichtig drückte er ihn bis zum Anschlag nach unten. Nun
folgte ein gespanntes Warten.
»Was macht Offizier Magbur eigentlich so
lange? Ist er nun in der Kapsel oder nicht?«, fragte Offizier
Frapeeh seinen Kommandeur nervös und angespannt.
»Geduld, Frapeeh, Geduld!«,
entgegnete Kommandeur Miwar, während er weiterhin die Kapsel
aufs Genaueste beobachtete.
Plötzlich begann die Kapsel sich zu drehen,
und während sie sich drehte, endlich zu sinken. Ein raunendes
Kreischen folgte daraufhin. Kommandeur Miwar konnte die Freude seines
Offiziers natürlich verstehen. Dennoch musste er Einhalt
gebieten, denn noch immer befanden sie sich in Feindesgebiet, das
sich die Nohkui Unrechtsmäßig unter den Nagel gerissen
hatten. Außerdem könnten sie jederzeit angegriffen
werden. Nicht auszudenken wäre es, was in diesem Falle mit
ihnen geschehen würde. Zahlenmäßig wären sie
allemal unterlegen.
Immer weiter sank die Rettungskapsel dem
Erdboden entgegen. Schließlich landete sie sanft wie eine
Feder auf dem Erdboden. Sofort öffnete sich die Seitenluke und
Offizier Magbur kam frohen Mutes mit einem Lächeln auf den
Lippen und stolz erhobenen Hauptes, wie es sich gehörte, auf
seinen Kommandeur zu, ging in Spalier über und gab seine Meldung
ab.
»Wie befohlen, Herr Kommandeur, Auftrag
wurde ausgeführt.«, berichtete er stolz.
»Rühren, Offizier Magbur. Was fällt
Ihnen eigentlich ein, ihr Leben aufs Spiel zu setzen?«,
meckerte ihn Kommandeur Miwar an, anstatt ihn für seine
Heldentat zu loben.
Magbur verstand nun die Welt nicht mehr. Hatte er doch seinen Auftrag
erfüllt. Ja, mit Bravur erfüllt, so dachte er sich. Und als
Dank bekam er auch noch eine Rüge seitens seines Kommandeurs.
»Ich habe doch meinen Auftrag erfüllt,
Herr Kommandeur Miwar?«, gab er entschieden zurück.
»Sicherlich, das haben Sie, Herr Offizier,
das haben Sie. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, gesagt zu
haben, dass sie mit einem lebensgefährlichen Hechtsprung, und
das auch noch in zwanzig Metern Höhe, ihr Leben aufs Spiel
setzen und damit unsere gesamte Mission in Gefahr bringen sollen!«,
schrie Miwar seinen Offizier an, der nur noch dumm dreinschauen
konnte.
Natürlich war Miwar außergewöhnlich
stolz auf seinen Offizier. Doch ansatzweise gab es doch ein kleines
winziges Lob.
»Na, vergessen wir die ganze Sache,
Magbur.«, sagte Miwar.
»So, Jungs, es kann endlich losgehen. Holt
eure Ausrüstung und dann alle einsteigen.«, befahl
Kommandeur Miwar seinen Offizieren, die man in diesem Falle nicht
zweimal bitten musste.
Als nun alle ihren Platz fanden, nahm
Kommandeur Miwar, wo auch sonst, hinter dem Pilotensteuer Platz. Wie
gewohnt ging er in Startsequenz über. Ein Schalter hier, ein
Schalter da, den er gekonnt betätigte.
Plötzlich schnallte er sich wieder vom Pilotensitz ab und ging
zu seinen Offizieren nach hinten.
»Jungs, wir haben ein Problem.«,
sagte er zu seinen Offizieren. Die dazu schwiegen. Doch an ihren
Gesichtsausdrücken konnte man wie von einem Buch ablesen, dass
sie allesamt die Hosen gestrichen voll hatten und völlig fertig
mit den Nerven waren.
»Hört gut zu, folgendes Problem
stellt sich uns entgegen: Die Rettungskapsel hat in ihrem
Automatikflug zu viel Energie verbraucht. Folglich haben wir, wenn
überhaupt, nur einen Versuch, die Anziehungskraft dieses
Planeten zu überwinden und in den Orbit zu gelangen.«,
erklärte Miwar seinen Offizieren.
»Herr Kommandeur? Was ist, wenn es schief
geht, ich meine, wenn die Energie nicht ausreicht?«, eine
berechtigte Frage die da Offizier Frapeeh stellte.
Kommandeur Miwar beantwortete diese Frage nicht. Er guckte seine
Offiziere nur an. Dieser Blick ihres Kommandeurs sagte alles aus. Es
bedurfte keinerlei Worte mehr.
»Hört mal alle her. Wir müssen
hier schleunigst weg, da führt kein Weg dran vorbei. Doch ich
bin zu dem Entschluss gekommen, es jedem selbst zu überlassen.«,
erklärte er des Weiteren.
»Und das bedeutet?«, fragte nun
Offizier Magbur.
»Das bedeutet im Klartext, dass, wer
hier bleiben will, hier bleiben kann und darauf warten, bis Hilfe
eintrifft. Wir müssen die Flotte vor den Nohkui warnen. Dann
erzählte Miwar in kurzen Abschnitten, was er beim Alleingang in
dem Seitenarmtunnel der Unterirdischen Stadt gesehen hatte und was
er vermutete. Ich habe die genauen Koordinaten. Wenn es mir gelingt,
in den Orbit zu gelangen, werde ich sofort eine Rettungsmannschaft
hierher beordern.«, sagte Miwar zu seinen Offizieren.
»Und wenn sie es nicht schaffen?«,
kam die Frage.
Auch hier gab ihr Kommandeur keine Antwort und blieb stumm. Was alles
erklärte.
In einem scheinbar gleichgültigen
Augenblick starrten sich die Offiziere von ihren Sitzen aus
fragend an. Keiner von ihnen sprach auch nur ein Wort. Der
Blickkontakt genügte völlig und sie wussten, was sie zu tun
hatten. Sofort danach schnallte sich Offizier Magbur von seinem Sitz
los und stellte sich vor seinem Kommandeur in Spalier.
»Herr Kommandeur, entweder wir fliegen
alle oder gar keiner.«, sagte Magbur fest entschlossen zu
seinem Kommandeur. Miwar sah mit einem leichten Lächeln auf den
Lippen, stolz wirkend, seine Offiziere an.
»Gut, dann nehmen Sie wieder Platz und
schnallen sich an, Leutnant Magbur, der nun völlig geschockt
durch seine vorzeitige Beförderung war. Wie apathisch, ja,
völlig konfus, ließ sich der neu erwählte Leutnant auf
seinen Sitz nieder.
Während Leutnant Magbur in
seinem neu ernannten Titel schwelgte, gingen Kommandeur Miwar ganz
andere Dinge durch den Kopf. Er wusste, dass sie alle einem großen
Problem gegenüberstanden. Er trug keine großen Hoffnungen
in sich, dass die Energie würde, beim Start bis in den Orbit zu gelangen,
und sie womöglich schon vorher abstürzen würden.
Doch was sollte er denn tun? Hier auf Sinas bleiben und auf ein
Rettungsteam seitens der Flotte zu hoffen, schien ihm doch nicht
ausreichend, zumal die Flottenführung ja nichts von alledem wusste, was
hier neben dem eigentlichen Auftrag vor sich ging. Die
Gefahr, von den Nohkui entdeckt und gar getötet zu werden,
schien ihm größer, als das Wagnis, mit fast zu wenig
Energie in den Orbit zu starten. So oder so befanden sie sich in
Lebensgefahr. Außerdem ging es hierbei nicht mehr nur um seine
Männer, nein es ging nunmehr um ganze Welten, auf denen unzählige
Völker ihr Dasein zu fristeten. Die Flotte, und dessen war sich
Miwar bewusst, musste unter allen Umständen vor den Nohkui
gewarnt werden. Gewarnt, da es nach Meinung der Kommandantur
eigentlich nur noch die einen wenigen Nohkui, die sich in der
unterirdischen Stadt einschlichen, gäbe. Nein, daran bestand für
Miwar keinerlei Zweifel mehr, dass es sich bei diesen angeblich
wenigen nur um eine Vorhut handeln konnte. Um eine Vorhut, die
einzig und alleine die Aufgabe hatte, eine großflächig
angelegte Invasion vorzubereiten. Als nämlich Miwar die Nohkui
in der unterirdischen Stadt belauscht hatte, konnte er zwar ihre
Sprache nicht verstehen, dennoch war ihm klar, dass ihre
siegessicheren Gesten nur eine Schlussfolgerung zuließen: Wenn
da tatsächlich mehr im Gange war, dann, dass mehr von ihnen
kommen würden. Der Vorhut musste also folglich eine
Hauptstreitmacht nachfolgen. Und diese Streitmacht musste sich
unmittelbar im Kurs auf Sinas zubewegen und wird vermutlich schon
bald dort eintreffen. Doch was Miwar zunächst am meisten Sorgen
machte, war doch die Tatsache, dass sich General Goduru mitsamt
seiner Flotte im Orbit des Planeten Sinas in Wartestellung befand.
Zwar stand sie auf der anderen Seite, also im Schattenbereich des
Planeten, dennoch könnte es ja sein, dass sich der größte
Teil dieser Hauptstreitmacht genau auf Kollisionskurs zu ihnen
befindet. Eines war Miwar außerdem klar: Dass sich ein Verräter
unter der Flotte befinden musste, der die Nohkui stets mit den
neuesten Informationen über die Flottenbewegung versorgte. Da wäre es dann
gar nicht mal so abwegig, dass dieser Verräter der
Hauptstreitmacht der Nohkui auch den genauen Standort der Flotte
übermittelt hatte und zudem diese Bestien stetig mit dem
neuesten Tun und Handeln der Rigkhonia verriet, also mit
Informationen versorgte. Darüber hinaus machte Miwar noch eines
stutzig und wollte und wollte ihm einfach nicht aus dem Sinn: Warum
auch nur sollten die Nohkui sich in den Hauptbelüftungsschächten
der unterirdischen Stadt, wo es kalt und nass war, unnötig
aufhalten, wenn sie es innerhalb der Stadt warm und bequem haben
könnten. Sollte sich Miwar irren, was, wie wir ja bereits wissen,
nicht der Fall ist, ja dann kann man nur einen Schluss daraus ziehen:
Sie, diese Bestien, warteten auf einen bestimmten Zeitpunkt. Auf
einen Zeitpunkt, an dem sie gnadenlos und grausam zuschlagen würden.
»Also, Jungs, habt ihr euch alle
angeschnallt?«, erkundigte sich Miwar bei seinen Offizieren.
»Jawohl, Herr Kommandeur!«, antworteten diese.
»Na dann, drückt uns die Daumen!«
So langsam kam den Offizieren ihre Situation in
den Sinn und einige begannen, intensiver nachzudenken, was sie
eigentlich nicht tun sollten. Angst spiegelte sich in ihren
Gesichtern wieder. Und so mancher dachte an sein Zuhause. Doch zu
jammern, oder gar noch im letzten Augenblick einen Rückzieher zu
machen, verbot ihnen der Stolz und ihr Ehrgefühl. Darum hieß
es von dem Augenblick, an dem die Rettungskapsel vom Erdboden abhob,
Augen zu und durch. Kommandeur Miwar betätigte nun alle zum
Start benötigten Hebel und Druckschalter. Langsam, aber immer
lauter, dröhnten die Antriebsaggregate und ließen die
gesamte Rettungskapsel erzittern. Sie begann abzuheben, als
Kommandeur Miwar den dafür zuständigen Steuerungshebel
langsam nach unten drückte. Mit einem Geruckel, das
jeden von ihnen durchschüttelte, stieg die Kapsel immer höher
und höher. Miwar und seine Männer konnten sich kaum
bewegen, so sehr wurden sie durch die entstehende enorme
Beschleunigung in ihre Sitze gedrückt.
Noch wenige Augenblicke, und sie würden die
Atmosphäre des Planeten Sinas verlassen und schließlich
in den Orbit eintauchen. Natürlich nur, wenn die Antriebsenergie
ausreichen würde. Die Sekunden der Entscheidung vergingen wie in
Zeitlupe und sie schienen eine Ewigkeit anzudauern. Doch dann war es
schließlich so weit. Doch halt, was war da plötzlich los?
Miwar bemerkte, wovor er sich die ganze Zeit gefürchtet hatte.
Denn als er kurz zuvor auf die Geschwindigkeitsanzeige blickte, fiel
ihm auf, dass der Regler nach unten fiel, was bedeutete, dass die
Rettungskapsel langsamer wurde.
»Verdammter Mist noch einmal. Wir werden
langsamer!«, schrie er förmlich vor sich her. Was
natürlich auch seine Männer mitbekamen und dementsprechend
ein jeder für sich in diesem Augenblick über den Tod nachdachte.
Leutnant Magbur: »Jetzt wo ich zum
Leutnant befördert wurde, wo man eigentlich Jahre dazu bräuchte,
ja jetzt sollte schon alles vorbei sein. Dass darf doch nicht wahr
sein. Ich glaub das alles nicht. Eine Ungerechtigkeit ist das!«,
fluchte er mit Tränen in den Augen im Selbstgespräch.
Offizier Pilch: »Oh heilige Genseta (eine weitere
Gottheit der Rigkhonia), ich schwöre dir, wenn ich das überlebe,
dann werde ich ab heute bei keiner Schomete (ein Glaubensfest der
Heiligen Genseta) mehr fehlen, das gelobe ich.«
Offizier Frapeeh: »Hätte nie geglaubt dass ich so jung
sterben muss. Ich wünschte, ich könnte meiner Familie noch
einiges sagen, bevor es vorbei ist. Tja, diese Erkenntnis kommt etwas
zu spät. Am besten wird es sein, einfach die Augen zu schließen
und an nichts mehr zu denken.«, dachte er sich.
Offizier Bhonds: »Ich glaube, ich mach mir gleich vor Angst in die
Hose. Okay, muss an etwas anderes denken! Nur an was? Ach ja. Wie
schön sie doch ist, mit ihren wunderschönen grünen
Augen. Und wenn sie sich bewegt, wie wunderschön ist sie dabei
anzuschauen. Ihre Lieblichkeit und Grazie, ihre Bewegungen, die in
einem Spiel der Harmonie und Eleganz zusammenfließen. Ach Bieedwana,
wie sehr ich dich doch liebe. Ich wünschte, ich könnte dir
nur noch einmal in die Augen schauen und du wüsstest, was ich für
dich empfinde. Geliebte und Schöne, mein schlagendes Herz bist
du. Ich brauche dich wie die Luft zum Atmen.« Dachte sich Offizier
Bhonds noch und begann, innerlich versteckt zu weinen, ja zu weinen
wie ein kleines Kind.
Magbur versuchte weiterhin verzweifelt, die
Rettungskapsel auf Kurs in den Orbit zu halten. Doch schien dies ein
aussichtsloser Versuch zu sein. Verzweifelt dachte Miwar nach. Dann
folgte ein kleiner Blitzgedanke, der vielleicht sogar die Rettung
bedeuten konnte. Wenn er, so dachte er, die Gesamtenergie zusammenfließen
ließe, könnte dies einen zusätzlichen
Schub gewährleisten. Doch dazu musste er aus seinen Pilotensitz
heraus und ein anderer das Steuer übernehmen.
»Leutnant Magbur? Zu mir und zwar
sofort.«, schrie Miwar was das Zeug hielt seinen Offizier an,
der zu Tode erschrak und jäh aus seinen Gedanken gerissen
wurde. Sofort schnallte sich Leutnant Magbur ab und taumelte wie von
Sinnen immer nach etwas Halt suchend in
Richtung der Pilotenkanzel. Dort und schon nach wenigen Metern
angekommen, meldete er trotz großer Gefahr sein Ankommen.
»Zur Stelle, Herr Kommandeur!«, gab
er zur Meldung.
»Mann, Magbur, lassen sie doch jetzt diesen
Meldescheiß! Wir müssen sofort die Plätze tauschen.«,
schrie Miwar seinen Leutnant an.
»Was müssen wir, Herr Kommandeur? Ich
kann doch gar nicht fliegen!«, geriet Leutnant Magbur fast
außer Kontrolle.
»Das müssen sie auch nicht. Doch
haben wir für lange Erklärungen keine Zeit mehr. Sie
müssen nur das Steuer festhalten, ich löse sie gleich
wieder ab, okay?«, brüllte er Leutnant Magbur an.
Sofort schnallte sich Miwar von seinem
Pilotensitz ab, stand in Duckhaltung auf, ließ aber das Steuer
nicht los, so dass Leutnant Magbur die Möglichkeit bekam, es zu
erfassen. So wechselten beide unter sehr großer Anstrengung
den Pilotensitz.
»Also, Magbur, nur das Steuer halten.
Machen sie mir ja keinen Unsinn damit, denn wenn wir abschmieren, ist
es endgültig aus. Wir haben nämlich nicht genug Energie um
uns mit diesem Blecheimer abzufangen. Ist das klar?«,
forderte Miwar.
»Jawohl, Herr Kommandeur!«, gab
Magbur am ganzen Leib zitternd und fest die Steuerung
umklammert, seinem Kommandeur zurück.
Mit einem Satz nach hinten flitzte Miwar zur
Energieeinheit, die sich unter einer der Bodenplatten befand, die man durch
einen Knopfdruck öffnen konnte. Miwar drückte den Knopf,
doch es bewegte sich nichts. Nach mehrmaligem Scheitern, also
Versuchen, diese Klappe zum Öffnen zu bringen, zog er plötzlich,
kurzerhand seine Faserwaffe und schoss auf sie. Und, zack, war sie
offen.
»Mann, wo ist denn diese verdammte
Sensoren-Energieeinheit? Da haben wir dich ja! Jetzt müssen wir
dich nur noch mit der Hauptenergiezufuhr verbinden und schon haben
wir ein bisschen mehr Energie im Antriebssystem.«, sprach
Miwar im Selbstgespräch, während seine Männer ihn
dabei mit Schrecken beobachteten.
»Hoffentlich kommt Miwar bald wieder
zurück und übernimmt das Steuer.«, dachte sich
Magbur bibbernd vor Angst.
»So, mein Junge, die gleiche Prozedur wie
vorher, lass die Steuerung erst wieder los, wenn ich es dir sage!«
Als sie ihren Platz wieder tauschten und Miwar
das Steuer wieder sicher übernahm, ging, oder man konnte auch
Torkeln dazu sagen, Leutnant Magbur wieder auf seinen Platz zurück.
Das hätten wir. Ich hoffe nur, dass diese
zusätzliche Energie ausreicht, um uns in den Orbit zu
Katapultieren, dachte sich Miwar.
Nachdem er alles nötige veranlasst hatte
und nichts, nach seiner Meinung, außer Acht ließ, brauchte
er nur noch den Startknopf zu betätigen, um die Zusatzenergie für
den Außenantrieb einfließen zu lassen. Miwar wusste nur
zu gut, dass, wenn diese letzte Resource an Energie nicht ausreichen
würde, sie unweigerlich abstürzen würden.
Nur zögerlich und mit absoluter
Überwindungskraft hielt er mit der Linken Hand das Steuer. Den
Knopf mit seinen Augen angepeilt, drückte er mit der rechten
Hand ausgestreckt, zitternd, mit dem Zeigefinger den gelbschwarzen
Knopf tief ein. Es folgte ein donnerndes Getöse vom Schub des
Außentriebwerkes. Nur noch ein quälendes Warten und die
Angst in den Knochen sind Miwar in diesem Augenblick geblieben.
Miwar hat in vielen Momenten seines Lebens die Angst kennengelernt.
Er lernte sie als Freund der Vorsicht kennen.
Als ein immer und ständig begleitender Schmerz in seinem
Körper, den er tagtäglich bekämpfen und kontrollieren
musste, um ja nicht den Verstand verlieren zu müssen, so viel
Elend und Leid musste er sich in seinen bisherigen Dienstjahren
ansehen.
Miwar war so tief in seine Gedanken
versunken, dass er den ersten Ruck des enormen Schubes des
Außenantriebes gar nicht mal bemerkte. Doch bei dem zweiten, da
wurden er und seine Männer ganz schön durchgerüttelt.
Erschrocken kam er zu sich.
»Der Antrieb!«, murmelte er von sich.
Danach war es wieder still geworden und Miwar
konnte nur noch das Summen der Rettungskapsel vernehmen. Miwar
guckte gleich auf den Anzeigeregler, der
in der Rettungskapsel für die Höhe zuständig war. Er bewegte
sich nur zögerlich, doch Miwar blieb fast die Spucke weg, als er
erkennen konnte, dass die Rettungskapsel eindeutig immer höher
und schneller stieg. Miwar schnaufte beruhigt auf. Als nächstes
schaltete er wieder die Automatik ein, schnallte sich ab und ging
ganz lässig zu seinen Männern nach hinten.
»Na, was sehe ich denn da, meine Herren?
Ihr habt keinen Grund mehr, Angst zu haben. Wir haben es geschafft!
Die Rettungskapsel steigt wieder und in kürze werden wir in den
Orbit des Planeten gelangen. Von da aus können wir endlich
wieder die Flotte kontaktieren. Jungs, es geht wieder nach Hause.«,
stellte er fest.
Schreie der Freude hallten Kommandeur Miwar
entgegen. Seine Jungs hatte er bis zu diesem Augenblick noch niemals
so glücklich gesehen. Sie hatten, außer sich vor Freude,
Tränen in den Augen und applaudierten ihm mit Freundes-Blicken
zu. Miwar freute sich mit seinen Männern. Als sich die Gemüter
wieder etwas beruhigt hatten, saß Miwar längst wieder in
seinem Pilotensitz, um sich ein bisschen zu entspannen. Aufs Fliegen
brauchte er sich ja nun nicht mehr zu konzentrieren, das übernahm
ja der Autopilot.
Etwas später war es dann so weit. Sie
gelangten in den Orbit des Planeten Sinas. Gerade hatte er die
Sauerstofftank-Ventile geöffnet, da bekam er auch schon ein
codiertes Signal von der Flotte. Miwar las es und reagierte kurz
darauf.
»Haha, ich soll auf Kanal 448723 gehen.
Die Herren Kommandeure haben es plötzlich ganz schön eilig.
Gut dann tue ich ihnen eben diesen Gefallen.«, sprach Miwar im
lauten Ton und drückte ein paar Knöpfe.
»Achtung, an Flottenkommando, hier ist
Kommandeur Miwar vom Einsatz Sinas, Code 667663441. Bitte um
Bestätigung!«, forderte er mit hart wirkender Stimme.
»Verstanden, Miwar, Einsatz Sinas, Code
667663441.«, erwiderte die Einsatzzentrale.
»Hört mal her, Jungs, könnt ihr
mir einen Abschleppgleiter schicken, wir haben keine Energiereserven
mehr. Schweben nur noch sinnlos im Orbit.«
»Verstanden, Miwar, Code 667663441. Schicken
Ihnen einen Gleiter, er wird sie mit dem Leitstrahl abschleppen.
Willkommen zurück! Ende.«
»Bedanke mich, Ende.«, gab er
zurück.
»Hurra! Mann, jetzt erst einmal ne gute
Mahlzeit!«, sagte Offizier Pilch.
»Genau, ich habe einen riesigen Hunger,
ich könnte doch glatt ein ganzes Quillis (eine Art Waldtier der
Rigkhonia) auf einmal Verschlingen.«, sagte Offizier Frapeeh
scherzhaft zu den anderen, die vor lauter Freude und Lachen kaum noch
ein Wort herausbrachten. Für Miwars Geschmack übertrieben
natürlich seine Offiziere, doch er gönnte ihnen die kleine
Freiheit und lies ihren Emotionen erstmal freien Lauf. Was sie sich
nach seiner Meinung redlich verdient hatten.
»Seht mal, Jungs, da kommt schon der
Abschleppgleiter.«, wies Kommandeur Miwar hin.
» Das wurde aber auch Zeit!«,
protzte nun Offizier Pilch.
»Na, Offizier Pilch, nicht gleich
Übermütig werden!«, rügte ihn Miwar ein wenig.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«,
erwiderte Offizier Pilch.
Langsam, fast zeitlupenartig näherte sich
der angekündigte Abschleppgleiter der Rettungskapsel, die
mittlerweile völlig antriebslos in der Schwerelosigkeit trieb.
»Gleiter Gulei an Miwar, Code 667663441,
erfassen sie nun mit dem Leitstrahl. Bitte um Bestätigung!«,
forderte der Kapitän des Abschleppgleiters.
»Gleiter Gulei, hier Miwar, Code
667663441, bestätige ihre Forderung.«
»Abschleppstrahl in 4, 3, 2, 1, Erfassung
des Objektes, (Rettungskapsel) jetzt. Wiederhole, jetzt.«
Abschleppgleitstrahl erfolgreich verbunden.«, verkündete die
Abschleppcrew.
»Gleiter Gulei, bestätige hiermit.
Danke Jungs, tut gut, euch zu sehen.«, grüßte zudem
Miwar.
»Wir sind auch heilfroh, euch wieder bei
uns zu haben. Gulei, Ende.«, erwiderten diese.
Wenige Momente später setzte sich die
Rettungskapsel in Bewegung. Es war geschafft. Miwar atmete tief
durch. Er war sichtlich erleichtert, seine Jungs heil und im ganzen
Stück zurück zur Flotte gebracht zu haben. Doch für
ihn hieß dies nicht etwa Erholung pur, nein, im Gegenteil, er
musste unbedingt zu General Goduru, um ihm umgehend von den
Aktivitäten der Nohkui Bericht zu erstatten. Zu wichtig waren
seine Beobachtungen, als dass er sie aufschieben konnte.«,
Also beschloss er, nachdem er seine Jungs auf die Aloriha zurück
gebracht hatte, unverzüglich um eine Audienz bei General Goduru
zu ersuchen.
*
Zur gleichen Zeit weit, weit und fern, in einem anderen Quadranten:
Wie wir bereits wissen, wurde die gesamte
Besatzung mitsamt dem Raumschiff Surenech durch einen Kometen in
einer Art Raumgitter-Verzerrungs-Sog in Mitleidenschaft gezogen
und dadurch in einem für sie noch völlig unbekannten
Quadranten katapultiert. Die Auswirkungen, die dabei entstanden,
waren verheerend und hatten im Vorfeld, als durch den Kometen viele
unbekannte Arten von Raumwellen, Raumverzerrungen und
Gravitationskräfte freigesetzt wurden, ihre Sonden und das
Vorwarnsystem außer Gefecht gesetzt, so dass die Besatzung der
Surenech nicht mehr rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten
konnte. Das hatte zur Folge, dass die Surenech eine Zeitlang ohne
Antrieb in einem noch unbekannten Quadrantenabschnitt dahintrieb.
Jedoch konnte im Verlauf der darauf folgenden Zeit der Antrieb der
Surenech wieder instandgesetzt werden, um somit endlich auf dem
schnellsten Weg mit Hypersuptinarantrieb diesen für sie noch
unbekannten Quadranten verlassen zu können, aber auch ihre
eigentliche Reise fortzusetzen.
Gemütlich saß die gesamte Gruppe mal
wieder beim Abendmahl.
»Mann, das Essen hier ist wirklich
vorzüglich.«, äußerte sich Susanne, die mit
Heißhunger ihr italienisches Lieblings-Nudelgericht, Nudeln
alla Vongole, herunterschlang.
»Du hast Recht, auch mein Bauchfleisch
hier ist genauso gut wie Zuhause bei Muttern. Ihr müsst wissen,
immer wenn ich sie besuchte, das war meistens Donnerstag, bekam ich
dieses Bauchfleisch. Ich kann einfach nicht genug davon bekommen.«,
erzählte Gregor der Tischrunde, während der Rest der Gruppe ihn ganz böse
ansah. Wahrscheinlich hatte er mal wieder vergessen, dass sie sich
alle versprochen hatten, nicht mehr von Zuhause zu erzählen. Viel zu
Schmerzhaft war es für einige, daran zu denken. Was ihm natürlich
gleich auffiel.
»Oh, entschuldigt, ich vergaß.«,
sagte Gregor etwas betroffen.
»Sagt mal, weiß von euch jemand, wo sich
Lyr mal wieder herumtreibt?«, wollte Norman wissen.
»Stimmt, fällt mir jetzt erst auf.
Komisch, sonst sitzt er doch auch immer in der Runde, oder steht ein
paar Meter abseits, um uns zu beobachten?«, bestätigte
auch Katja.
»Ich weiß, dass Lyr nicht gerade unser
Essen bevorzugt, aber wenn er die damit verbundenen Gespräche
ausfallen lässt, ist doch was im Busch, denke ich.«,
äußerte sich Norman etwas besorgt.
»Das stimmt, Norman hat Recht. Wir
sollten gleich nach dem Essen in die Zentrale gehen, denn da, habe ich
mir sagen lassen, treibt er sich die meiste Zeit herum.«, sagte
Katja zu allen.
Wonach alle mit einem bejahenden Kopfnicken
zustimmten. Das Mahl ging schnell vonstatten. Alle brannten
förmlich auf die Neuigkeit, die vermutlich Lyr mal wieder
versuchte, vor ihnen zu verheimlichen. Lyr tat das nicht aus
Böswilligkeit, nein durchaus nicht, er beabsichtigte damit nur,
alles Schlechte von der Gruppe fernzuhalten. Eine noble Geste, die Lyr
derzeit immer wieder zutage brachte. Doch die Neugier seiner
Schützlinge, und das wusste auch Lyr, war stets schwer
unter Kontrolle zu halten.
Wohl diniert und gut gelaunt machte sich nun
die Gruppe auf den Weg zur Zentrale, wo sie Lyr vermuteten. Sie
gingen in die Vorhalle und nahmen den Lift, fuhren auf Deck vier und
gingen in die Zentrale.
»Da ist Lyr, seht ihr ihn?«,
stellte Stephan beobachtend fest.
»Ja, es ist Lyr. Aber was macht er denn
da? Da führt ja ein Schlauch oder so etwas in ihn rein?«,
wies Sarah erschrocken darauf hin.
»Du hast Recht. Aber das ist doch kein
Schlauch. Es ist eher ein Kabel, würde ich sagen.«,
stellte Gregor fest.
»Könnt ihr euch wirklich nicht
vorstellen, was das ist?«, fragte Norman lächelnd.
»Mann, Norman, spann uns doch nicht auf die
Folter!«, forderten alle.
»Lyr nimmt gerade seine Art von
Mahlzeit ein.«, sagte Norman scherzhaft.
»Was, du meinst er muss sich ständig
aufladen?«, erkundigte sich Gregor.
»Aber nein, so kann man es wirklich nicht
definieren.«, gab Norman zurück.
»Wie oft denn eigentlich, Norman?«,
fragte Mary ihn.
»So viel ich mich erinnern kann, erwähnte
Lyr, dass er sich nur ab und zu eine Art Energie zuführen muss.
Wie oft sagte er nicht und wir sehen ihn ganz selten, also so gut wie
nie, dass er das tut. Er spricht dabei von einer ganz bestimmten
Energieform.«, berichtete Norman seinen Freunden, die, nun ganz
Ohr, plötzlich mehr über Lyr wissen wollten, obwohl sie ihn
schon einige Zeit kannten.
»Halt, hört endlich mit der Fragerei
auf, die ganze Zeit hat es euch einen Dreck gekümmert was Lyr
eigentlich isst, was er braucht, um existieren zu können oder was
für Probleme ihn belasten. Eines will ich euch mal sagen: Lyr
ist zwar nicht wie wir aus Fleisch und Blut und ob ihr es glaubt
oder nicht, er hat durch seinen Emotionschip, genauso Gefühle wie
wir, wie du und ich. Ich hoffe, wir haben uns verstanden. Ich möchte
nicht, dass ihn auch nur einer von euch auf irgendeine Weise das
Gefühl gibt, er sei eine Maschine. Er wünscht sich nichts
Sehnlicheres, als so wie wir zu sein. Ihr würdet ihn sehr
verletzen. Besonders dich, Gregor, möchte ich eindringlich
warnen, der du ihn immer als einen Blechhaufen bezeichnest. So, und
nun lasst uns zu ihm gehen und ihn Begrüßen.«
Geschlossen und sich neugierig in der Zentrale
umsehend, gingen sie zu Lyr den Androiden hinüber, der sich
gerade, wie wir ja bereits wissen, mit Energie versorgte.
»Hallo, Lyr?«, grüßte
ihn Katja sehr freundlich.
»Ah, wen sehen da meine müden Augen?
Was ist dein Begehr, Katja?«, fragte er mal wieder in seiner
sehr eigenwilligen Wortwahl.
»Na ja, weißt du, wir hatten uns ein
bisschen Sorgen um dich gemacht.«, fiel Norman nichts Besseres
ein zu sagen.
»Mit den Worten 'Sorgen zu machen' meint
ihr doch wohl, dass ich vor euch etwaige Neuigkeiten zu verbergen
versuche?«, stellte Lyr klar fest.
»Äh, gewiss. Gibt es wohl welche?«,
fragte Katja.
»Gewiss, es gibt auf einem so großen
Schiff immer Neuigkeiten, meine liebe Katja. Aber um eure
grenzenlose Neugier zu stillen, fehlt mir wie ihr selbst sehen könnt
im Moment die dafür nötige Zeit. Aber ein Vorschlag zur
Güte: Sobald ich hier mit meiner Speisung der nötigen
Energie fertig bin, Berichte ich euch über alle angefallenen
Neuigkeiten. Es dauert nicht mehr lange. Wenn ihr also solange auf
dem Flur warten möchtet?«, schlug Lyr seinen Schützlingen
vor.
»Gerne, Lyr, also dann, bis gleich.«,
erwiderte Katja.
So versammelte sich die Gruppe auf dem Flur, um
auf Lyr zu warten.
»Du, Norman, ich bekam irgendwie bei Lyr
das Gefühl, dass es ihm peinlich war.«, sagte Katja.
»Peinlich, was ist peinlich?«, kam
Norman mit dieser Gegenfrage.
»Na, dass es ihm halt peinlich war, dass
wir ihn bei seiner Energieaufnahme, zusahen, denk ich.«,
erwiderte Katja.
»Aber Katja, wieso sollte er sich dabei
genieren?«, fragte Norman seine Schwester.
»Das weiß ich nicht, Norman?«,
entgegnete sie.
So ging es stetig weiter, auf eine Frage folgte wieder eine
Gegenfrage. Bis schließlich Lyr auf den Vorgang trat und dem
sinnlosen Gerede ein Ende bereitete.
»Ah, wie ich sehen kann, beehrt mich
heute die gesamte Gruppe mit ihrer Anwesenheit. Wie komme ich
eigentlich zu dieser Ehre? Halt, sagt nichts, lasst mich mal raten:
Ihr dachtet, dass ich mal wieder irgendeine Neuigkeit vor euch
verberge, stimmts?«, warf Lyr abermals ein.
»Schön, du hast uns durchschaut.«,
gab Mary zu.
»Aber nicht doch. Ihr solltet euch nicht
über so viele Dinge den Kopf zerbrechen. Viel wichtiger scheint
es mir, dass es euch stets gut geht. Um alles andere kümmere ich
mich schon.«, erklärte Lyr seinen Schützlingen.
»Das ist lieb von dir, Lyr, und wir wissen
das auch zu schätzen, dennoch hast du uns etwas versprochen.«,
ließ Katja nicht locker.
»Und ich werde mein Versprechen auch
halten. Also, sagt mir, was ihr wissen wollt und ich werde euch ganz
ehrlich und offen antworten.«, sagte Lyr ruhig, tröstend.
»Wir wollen wissen, wann wir wieder nach
Goderijan zurück können?«, fragte nun Katja ohne
Umschweife.
»Nun, unsere Techniker haben ganze Arbeit
geleistet und sind längst mit dem Antrieb fertig geworden, doch
können wir erst starten, wenn wir wissen, wo genau wir uns
eigentlich befinden. Wie ich euch schon mal berichtet hatte, sind wir
wegen eines uns noch unbekannten Kometen durch eine Art
Raumgitter-Verzerrungs-Sog in einen anderen und uns noch unbekannten
Quadranten katapultiert worden.«, erklärte Lyr des
weiteren.
»Ja, stimmt, das hast du uns im großen
Saal schon erzählt, vielmehr wollen wir wissen, was das nun für
uns alle bedeutet?«, fragte Norman nach.
»Das bedeutet, zumindest eine Zeitlang
zu warten.«, sprach Lyr mal wieder in Rätseln.
»Lyr, wie lange ist für dich eine
Zeitlang?«, fragte ihn nun Gregor.
»Zumindest so lange, bis die Sonde, die
wir losschickten, zurückgekommen ist. Ihr müsst wissen, dass
wir eine Sonde ausgesandt haben, die automatisch unsere Spur, die wir
durch die Surenech bisher hinterlassen haben, zurückverfolgt.
Bei Rückkehr der Sonde können wir dann anhand der Daten,
die die Sonde gesammelt hat, zurück zu unserem Quadranten
finden. Noch Fragen?«, wollte Lyr wissen.
»Ja, und wie lange dauert es, bis diese
Sonde wieder hier ist?«, fragte Norman berechtigterweise.
»Das weiß ich im Moment auch nicht. Das
kommt ganz darauf an, wie weit wir vom eigentlichen Kurs abgekommen
sind.«, erklärte Lyr seiner Gruppe.
»Na, das sind ja schöne
Aussichten!«, beschwerte sich mal wieder Gregor.
»Wir hoffen aber, dass diese Sache in ein
paar Tagen erledigt ist und wir bald nach Goderijan zurückkehren
können. Ich bitte nur um etwas Geduld.«, gab Lyr betont
zurück.
»Wenn das so ist, haben wir ja nichts zu
befürchten, oder, Lyr.«, erkundigte sich Katja noch.
»Gewiss, meine liebe Katja. Ich betone es
nochmals, es besteht keine Gefahr für uns.«, sicherte Lyr
seiner Gruppe zu.
»Prima, dann können wir ja getrost
ein Spielchen wagen. Wer geht mit in den Computerraum?«, fragte
Katja nach. Wonach alle die Hand hoben. So gingen sie wieder einmal
beruhigt ihres Weges.
Diese Menschen, immer so misstrauisch
und dennoch faszinierend, in ihrer grenzenlosen Neugier. Wahrlich
eine Bereicherung für meinen Emotionschip. Und auch Lyr ging
seinen Pflichten als neuer Kommandeur der Surenech nach.
Wenig später: Der Nachmittag im
Computerraum verging schnell, und Lyrs Gruppe freute sich wie immer
auf das abendliche Mahl, das es schon bald geben wird. Noch immer
gingen sie geschlossen zu den drei Mahlzeiten, die es am Tag verteilt
gab.
»He, Leute, es ist bald Abendbrot, lasst uns zum
Essen gehen, okay?«, wies Katja darauf hin.
»Mann, wurde auch Zeit, habe einen
Mordshunger. Könnte glatt ein ganzes Pferd verschlingen.«,
gab Gregor seinen Senf dazu. Was der Rest der Gruppe schon von ihm
gewohnt war und sich über seine Übertreibungen schon gar
nicht mehr äußerte. Im großen Saal angekommen,
machten es sich alle auf ihren gewohnten Plätzen gemütlich.
Einigen fiel auf, dass Sarah bedrückt dreinschaute.
»Du, Sarah, was ist mit dir los?«,
wollte nun ihr Vater Stephan wissen.
»Ach, eigentlich nichts, Papa.«,
flüsterte sie zurück. Doch ihr Vater kannte sie besser und
gab deshalb nicht nach.
»Na komm schon, Liebes, was bedrückt
dich denn?«, drängte sie ihr Vater weiterhin.
»Weißt du, Papa, es ist alles so
schrecklich.«
»Was, mein Kleines, findest du für so
schrecklich?«, fragte sie ihr Vater.
»Ich meine, diese Kriege, die auch weit im
Universum stattfinden. Wenn ich des öfteren Zuhause an meinen
Rollstuhl gefesselt aus meinem kleinen Fenster in den Sternenhimmel
guckte, dachte ich mir, wie schön es doch wäre, weit, weit,
unendlich weit weg dort draußen in der Unendlichkeit zu sein
und vom Elend der ständigen Kriege, die auf der Erde stattfinden
entfernt zu sein. Nur um dann festzustellen, dass es hier auch nicht
anders ist als wie zu Hause. Dennoch, ich darf mich nicht versündigen,
schließlich kann ich ja jetzt wieder gehen und muss nicht immer
in diesem doofen ollen Rollstuhl sitzen.«, erzählte Sarah
sehr traurig in sich eingekehrt.
»Du hast vollkommen Recht, Sarah, es ist
ein ewig währendes Elend.«, gab ihr Vater zurück.
Absolute Stille nistete sich nun in der vorher
belebten Runde ein. Man konnte jedem einzelnen sein intensives
Nachdenken ansehen. Man konnte förmlich spüren, dass diese
Worte von Sarah nicht spurlos an ihnen vorbeizogen. Und während
alle still ihr Mahl zu sich nahmen, kam Lyr an ihren Tisch.
Vielleicht stand er ja schon länger da. Es waren Lyrs
Gepflogenheiten, sich des Öfteren anzuschleichen. Es machte ihm
nun mal Spaß, sich in den Mittelpunkt zu stellen, auch auf die
Gefahr hin, sich hin und wieder eine Rüge von seiner Runde
abzuholen. Wie eben jetzt auch.
Mann, Lyr, musst du uns unentwegt erschrecken?«,
schimpfte Susanne ihn.
»Ja, Susanne hat Recht. Wegen dir bekomme
ich noch mal einen Herzinfarkt.«, sagte Gregor.
»Das wäre auch nicht so schlimm,
die können hier wie mir scheint alles und jeden heilen, oder
Lyr?«, erkundigte sich Peter.
»Alles? Gewiss nicht, wir sind nicht so
allmächtig wie euch scheint, auch bei uns gibt es körperliche
Anomalien, also Krankheiten die wir nicht heilen können. Ja, die
Gruppe unterhielt sich noch eine ganze Weile über dies und jenes
und ließ den Abend in Harmonie ausklingen.
Kapitel 20, Die Verräter
Anfang und Kapitelübersicht
© 2012 by Peter Althammer
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