Zu den Grenzen des Planeten Goderijan

Science Fiction Roman von Peter Althammer

Kapitel 28

Der Abschied


So kam nun der unweigerliche Abschied von den Bewohnern des Raumschiffes und vom Raumschiff selbst, das ihnen viele Jahre ein Zuhause war. Nachdem die gesamte Gruppe auch ihre Adressen untereinander ausgetauscht hatten, um sich wenigstens zweimal im Jahr zu treffen, stand der Abschied von Lyr, dem Androiden, noch bevor.

Erschwerend kam hinzu, dass die Gruppe sämtliche persönlichen Dinge, die sie in den Jahren auf dem Raumschiff gesammelt hatten, darunter auch Andenken usw., zurücklassen mussten. Katja durfte sogar ihr einzigartiges Tagebuch nicht mitnehmen. Sie durften nur das, was sie im Augenblick ihrer Entführungen bei sich trugen, mitnehmen. Das war nicht gerade viel, wie man sich denken kann. Doch es musste eben sein. Es kam dann der Augenblick, an dem sie sich von ihren Quartieren, zumindest gedanklich, verabschieden mussten.

Denn das letzte Frühstück stand unmittelbar bevor. Ein letzter Gang, den sie geschlossen, ja den sie in Gemeinsamkeit, zum über alles geliebten Speisesaal gingen.

Ein jeder verhielt sich da ganz anders. Der eine ging einfach aus seinem Quartier, der andere guckte sich nochmal um. Der andere sah, bevor er die Tür ins Schloss fallen ließ, noch einmal traurig hinein. Jeder halt auf seine eigene Art und Weise. So machte sich die Gruppe geschlossen wie immer in Richtung der Kantine auf. Schweigend, und nicht wie sonst, wo sich heiße Debatten, ja fast Streitgespräche, entfalteten. Wo man lachte oder gar weinte. Nichts mehr war von dieser Unbeschwertheit zu spüren. Der letzte Gang in die Kantine glich einem Trauerzug. Und als sie den riesigen Speisesaal betraten, wurden sie von einer jubelnden und Beifall klatschenden Menge empfangen. Alle Dogon, mit denen sie während ihrer so vielen Mahlzeiten in diesem Saal verbrachten, standen auf und zeigten der Gruppe ihre Freundschaft. Und vorneweg Lyr, der Androide. Dann kam er auf sie zu und nahm an ihrem Tisch Platz. Zunächst schwiegen alle wieder. Sonderbarerweise auch Lyr. Man sah ihm an, dass es ihm schwerfiel zu sprechen. Nur zögerlich begann Lyr zu reden:

»Mir stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung, mich in dieser Situation zu äußern. Doch wie ich in meinem Speicher feststellen musste, ist davon keine einzige passend genug. So kann ich euch nur eines sagen, dass ich von euch Menschen sehr viel gelernt habe und mich hier und jetzt dafür bedanken möchte. Bald werdet ihr wieder zu Hause sein und euch in eurer gewohnten Umgebung wiederfinden. So bleibt mir nur eines, euch zu sagen: Dass ich euch sehr lieb gewonnen habe. Sofern ich dies als Androide überhaupt deuten darf. Ihr werdet wieder bei euren Liebsten sein, die euch Halt und Freundschaft geben werden. Und deswegen wünsche ich euch ein langes und gesundes Leben.«, wünschte Lyr seiner Gruppe.

»Das hast du aber schön gesagt, Lyr, ich darf mich hier und jetzt und im Namen der gesamten Gruppe, für deine lieben Worte bedanken.«, sagte Sarah.

»Danke, meine lieben Menschen, ihr beschämt mich zutiefst. Doch endgültig verabschieden werde ich mich, bevor ihr in eure Shuttles steigen werdet.«, fügte Lyr hinzu.

»Wieso in unsere Shuttles, werden wir denn nicht auch zusammen heimgebracht, ich meine, in einer eurer komischen und unsichtbaren Luftblasen?«, fragte nun Norman nach.

»Genau das ist das Stichwort. Denn seine Heiligkeit hat uns einige Tarn-Shuttles, die neu entwickelt wurden, zur Verfügung gestellt. Diese Tarn-Shuttles werden, sobald sie in die Erdatmosphäre eindringen, für jeden Erdenbewohner unsichtbar sein. Auf diese Weise können wir euch bequem bis auf die Erde bringen und das, ohne entdeckt zu werden. Jeder von euch wird in eines dieser Tarnshuttles einsteigen und vollkommen automatisch in die Nähe jenes Ortes gebracht, an dem er entführt wurde. Da wir ja die exakte Zeit für jeden von euch berechnet haben, werden sich eure Start- und somit Landezeiten etwas unterscheiden. Ihr dürft jetzt auch nicht denken, dass ihr viele Jahre von zu Hause weg wart. Wenn ihr dort ankommt, wart ihr überhaupt nicht weg.

Norman, du wirst zur gleichen Zeit an diesem kleinen Sitzbänkchen vor dem Bahnhofshaus abgesetzt. Katja, das gleiche gilt auch für dich, nur an einem späteren Zeitpunkt. Du wurdest von deiner Mutter zum ansässigen Bäcker gebeten und hast dich auf dem Nachhauseweg auf diese kleine Bank gesetzt, von wo du entführt wurdest. Vergiss bitte nicht, gleich wieder nach Hause zu gehen, damit sich deine Mutter keine Sorgen machen muss.«

Das stimmt doch nicht, Lyr?«, sagte Katja nun etwas ärgerlich.

»Was soll denn da nicht stimmen, Katja?«, fragte Lyr nun ganz irritiert.

»Na, ich war nicht beim Bäcker, ich war davor. Die hatten nämlich geschlossen, wegen Umbau.«, sagte Katja.

»So, wie komisch, in meinem Speicher habe ich keine Informationen darüber. Sonderbar. Das hat dennoch keine schwerwiegenden Folgen auf sich. Wichtig ist nur, dass du nach Hause gehst, ja?«, verlangte Lyr von ihr.

»Natürlich, mein bester Lyr, ich bringe deswegen nicht noch deine Schaltkreise durcheinander.«, entgegnete Katja lustigerweise.

Sarah, Stephan und Mary: Sarah, du und Stephan, also dein Papa, werdet vor euer Haus gebracht. Das gleiche trifft für Mary zu, die sich ja zu Besuch bei euch befand, als ihr von mir entführt wurdet. Gregor und Susanne, euch setzen wir vor eurer Agentur ab. Wichtig für euch ist, dass ihr sofort in die Agentur geht und euch mindestens eine Stunde lang darin aufhaltet. Und Peter, du wirst vor deinem Auto abgesetzt, in diesem Feldweg, in den du eingefahren bist. Ob du die Fahrt nach Rednizkleineck fortsetzt oder nicht, das bleibt dir überlassen. Es wird sich nicht viel dabei ändern. Wenigstens nichts tragisches. Ich weiß, es geschieht alles etwas anders. Aber durch eine kleine nicht eingeplante Raumverzerrung innerhalb der Zeitschleife müssen wir so handeln. Doch darüber müsst ihr euch keine Sorgen machen. So, das wäre nun die Aufteilung gewesen. Über all das müsstet ihr euch normalerweise keine Gedanken machen, wenn ihr nicht die Erinnerungen gewählt hättet. Aber, wie ich schon mal sagte, war und ist dies eure eigene Entscheidung gewesen. Soweit zu eurer Rückkehr. Ihr habt ungefähr noch dreißig Minuten Zeit, euch voneinander zu verabschieden. Sicherlich werdet ihr Kontakt halten. Ihr lebt ja nicht sehr weit voneinander entfernt.«, riet Lyr.

»Natürlich werden wir das, wir haben ja auch schon die Adressen ausgetauscht.«, sagte Katja. Dann begannen sie sich zu umarmen und auch ein paar Tränchen begannen zu fließen. Für Lyr den Androiden kein Wunder. Sie haben sehr viel erlebt, was sie nun verbindet, dachte er.

Auch diese halbe Stunde verging wie im Fluge und Lyr kam von der Kommandobrücke zurück.

»So lasst uns nun zu Hangar vier hinunterfahren, dort stehen die Tarnshuttles bereit, die euch einzeln nach Hause bringen werden.«, sagte Lyr und fuhr mit ihnen zu Hangar vier. Dort angekommen wies Lyr jedem aus der Gruppe, sein Tarnshuttle zu, das jeden vollautomatisch an sein Ziel fliegen wird. Nun war es auch für Lyr den Androiden Zeit, sich zu verabschieden. Ein Abschied für immer? Wer weiß das schon!

»So, meine Lieblingsmenschen. Ich wünsche euch ein langes und gesundes Leben. Ich werde euch niemals vergessen.«, wünschte sich Lyr mit einem Blick, der alles aussagte. Ja, Lyr war traurig. Doch er wollte es ihnen nicht so zeigen, um es seinen Schützlingen, mit denen er so viele Abenteuer erlebt hatte, nicht schwerer zu machen als nötig.

Einer nach dem anderen kam zu ihm und umarmte ihn. Wortlos stieg nun ein jeder in sein zugewiesenes Tarn-Shuttle. Katja sah Lyr an, der noch immer neben den Shuttles stand. Sie freute sich natürlich, endlich nach Hause zu kommen, ihre Mutter wiederzusehen und nicht zu vergessen, ihren Hund Wuschel. Doch es war nunmal eine lange Zeit, die sie mit Lyr dem Androiden auf diesem Raumschiff verbracht hatte. Ihr war klar, dass sie ihn sehr vermissen wird. Ja, alles hier würde sie vermissen. Auch Norman dachte fast wie Katja. Ja, er würde von nun an das Leben mit ganz anderen Augen sehen. So kam nun, was kommen musste. Das Hangar vier öffnete sich und die Shuttles flogen los. Noch während des Fluges wurde dann die Tarnung der Shuttles aktiv und diese somit für menschliche Augen oder Radargeräte völlig unsichtbar. Da stand nun Lyr völlig alleine in Hangar vier, und fühlte sich, menschlich gesprochen, hundsmiserabel. Lyr drehte sich um und man konnte nur noch die einsamen und hallenden Schritte des Androiden vernehmen, der sich auch gleich wieder auf den Weg zu seiner Kommandobrücke machte, um seinen ihm anvertrauten Pflichten nachzukommen, ja um wieder mit seinem Raumschiff, der Surenech, neuen Abenteuern mit Hypersuptinar-Geschwindigkeit entgegenzufliegen.



Ende

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© 2012 by Peter Althammer

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