Zu den Grenzen des Planeten Goderijan

Science Fiction Roman von Peter Althammer

Kapitel 23

Die Entscheidungsschlacht (Teil 3)


Hinter einem der so zahlreichen als Schutzwall abgestellten Truppentransporter:
 

Dort verschanzte sich eine Gruppe von in etwa zweihundert Mann, die zum Bodenkampf wie geschaffen waren. Sie waren mit allen Wassern gewaschen, wie man es sich nur vorstellen konnte. Diese zweihundert Männer waren die Ergebenen von Kommandeur Miwar. Der Anführer dieser Einheit war kein anderer als Kommandant Zortekan, er wurde kurz vor dem Angriff von Kommandeur Miwar zum Befehlshaber dieser zweihundert Mann befördert. Auch seine 59 Männer, die von 1560 Kriegern übrig geblieben waren, nachdem sie so schwer von den Nohkui geschlagen wurden, befanden sich darunter.

Überall schlugen die Faser- und Impulskanonengeschosse über ihre Köpfe hinweg in ihre Stellungen ein und detonierten mit einem ungeheuren Knall, so dass der Erdboden nach jedem Einschlag förmlich bebte. Auf einer geraden Länge von zirka einem Kilometer standen Impulskanonen bereit, und feuerten als Reaktion bzw. als Vergeltung im Minutentakt, jeweils, und immer in einer Kettenreaktion, einen Impulsschuss ab, in Richtung der Feindlichen Stellungen, die sich in etwa zwei Kilometer Entfernung verschanzt hatten.

Kommandant Zortekan saß gerade auf dem Boden, angelehnt hinter einer der Landestützen eines der Truppentransporter und grübelte nach. Beide Seiten gönnten sich nun eine Feuerpause.

Ach, herumsitzen bringt auch nichts, dachte er sich.

»Manulah«, rief er Lauthals.

Manulah war ein kräftig aussehender und hochgewachsener Bursche von fast zwei Metern Größe, den nichts nervös machen konnte. Er redete zwar nicht viel und meist nur wenn er gefragt wurde, dennoch besaß er einige besondere Fähigkeiten. Und genau diese Fähigkeiten wollte Zortekan nun auch nutzen. Manulah war nämlich ein Meister des Anschleichens, der Tarnung und ein Meister des Nahkampfes. Wenn er einen Auftrag bekam, war dieser so gut wie erledigt. Jeden Auftrag, und das waren nicht gerade wenige, führte er zu hundert Prozent mit Bravur aus. Natürlich hatte er diese Aufträge für Kommandant Olep erledigt. Wie wir wissen, ist dieser ja einen ehrenvollen Tod gestorben. Nun war Zortekan der neue Kommandant und Manulah sein Ergebener. Ob Manulah seinem neuen Kommandanten genauso treu ergeben ist, würde sich ja nach diesem Auftrag herausstellen.

»Sie haben mich gerufen, Kommandant?«, meldete sich Manulah gehorsam.

»Ja, das habe ich. Hör genau zu, ich möchte, dass du dich zu den feindlichen Stellungen schleichst und ihre Gespräche abhörst. Nimm einen Dekitanor (eine Art Aufnahme- und Übersetzungsgerät) mit. Und ich muss dich warnen, keine Extratouren. Du tust nur das, was ich von dir verlange, nicht mehr und auch nicht weniger. Ich hoffe, ich habe mich hierbei klar und deutlich ausgedrückt?«, wies Zortekan grimmig darauf hin.

»Jawohl, mein Kommandant.«, antwortete Manulah eisig, zugleich gehorsam.

»Nun denn, dann wünsche ich dir gutes Gelingen. Geh nun in Transporter 5 und lasse dir die dafür notwendige Ausrüstung geben. Und schmiere dich mit dem Gel ein, dass du so riechst wie sie. Dafür haben wir es ja entwickelt. Du weißt ja, dass sie uns schon meilenweit riechen können, wenn der Wind ungünstig steht.«, befahl Zortekan.

Als Manulah das hörte, dass er sich mit ihrem Duft versehen musste, zog er nicht gerade eine gutgelaunte Miene. Zortekan war von seinem Missmut nicht ungehalten. Er konnte ihn durchaus verstehen, denn wer wollte schon so riechen wie diese Bestien von Nohkui.

»Zu Befehl, Herr Kommandant.«, erwiderte Manulah und ging seines Weges.

Zortekan musste unbedingt herausbekommen, was diese Nohkui mal wieder im Schilde führten. Ihm schmeckte diese ganze Situation nicht. Denn für die Nohkui wäre es ein Leichtes gewesen, die von den Verbündeten eroberten sechs Quadratkilometer Fläche mit ihren Kampfjägern anzugreifen und zu bombardieren. Stattdessen feuerten sie zwar in ständiger Folge, aber zu ungenau auf die Stellungen der Verbündeten. Genau das machte Zortekan zusehends nervöser. Und genau so verhielt er sich auch. Ständig nörgelte er an seinen Untergebenen herum. Dann kam sein Adjutant aufgeregt und flink wie ein Wiesel angerannt.

»Herr Kommandant Zortekan, kommen sie schnell in Transporter 3, Kommandeur Miwar möchte Sie umgehend sprechen.«, berichtete er nervös.

»Ja, ja, beruhigen Sie sich doch. Ich komme ja schon.«, erwiderte er seinem Adjutanten und folgte ihm. Am Transporter angekommen, ging er sogleich zu dem Bildschirm und sämtlichen Kommunikationsgeräten, die man benötigte und die notdürftig in diesem Transporter untergebracht waren.

»Sie haben mich gerufen, Herr Kommandeur Miwar?«, vergewisserte er sich nochmals.

»Ich dachte, seit wir zusammen einen Becher Soch (ein nationales alkoholisches Getränk der Apaloss) getrunken haben, sind wir Freunde und duzen uns?«, erinnerte Miwar.

»Natürlich, verzeih mir, Miwar. Aber nun sag schon, was hast du für Neuigkeiten. Ich hoffe, keine schlechten, die kann ich nämlich im Augenblick wirklich nicht gebrauchen.«, wies er darauf hin.

»Nun, mein Freund, es gibt eine schlechte und eine gute Nachricht, welche möchtest du zuerst hören?«, fragte er sarkastisch.

»Gib mir erst die schlechte.«, wählte Zortekan.

»Mein Schiff wurde schwer beschädigt, so dass es mir nicht mehr möglich ist, bei euch auf Sinas zu landen.«, berichtete er ernst.

»Verdammt nochmal, Miwar, gerade deine Feuerkraft hätten wir hier dringend gebraucht.«, sagte Zortekan.

»Das ist mir auch schon klar. Ist aber nun mal nicht zu ändern. Und die gute Nachricht: General Eltier wird mit seinem Führungsschiff höchstpersönlich und in Kürze über euren Köpfen auftauchen und den Stellungen dieser Bastarde kräftig einheizen. Sein Führungsschiff ist immerhin achtzehn mal so groß, wie das meine und hat, wie du dir vorstellen kannst, eine weitaus größere Feuerkraft als mein Schiff.«, berichtete er des Weiteren.

»Was, General Eltier höchstpersönlich? Das ehrt uns natürlich ungemein, doch ist er denn von Sinnen, frage ich dich? Weiß er denn nicht, dass es ein enormes Wagnis ist, mit einem Raumschiff dieser Klasse und Größenordnung auf Sinas zu landen, oder gar in der Schwerkraft dieses riesige Schiff über dem Boden zu halten?«, sagte er sich wundernd.

»Natürlich ist ihm dies bekannt. Aber uns bleibt ja keine Wahl. Ihr wisst ganz genau, dass ihr euch nicht lange halten könnt, ich meine, ohne die Unterstützung dieses Schlachtschiffes vom General sehe ich schwarz für euch. Seine Feuerkraft ist unerlässlich, das weißt du genausogut wie ich. Außerdem habt ihr ja schon sämtliche etwas größeren Führungsschiffe zur eurer Unterstützung bei euch. Und was hat es gebracht, frage ich dich nun? Nichts hat es gebracht, stimmts?«, drängte er auf eine Antwort.

»Ja, da muss ich dir Recht geben, Miwar. Wir brauchen natürlich, am besten noch gestern, eine gezielte und größere Feuerkraft. Naja, ich hoffe, dass General Eltier dieses Vorhaben zu unseren Gunsten auch meistern wird. Das wird er doch, Miwar, oder?«, fragte er Miwar argwöhnisch.

»Keine Sorge, mein Freund, das wird er, das wird er. Er ist ein glänzender Taktiker und zudem hat er schon des Öfteren in der Vergangenheit solche Schiffe aller Größenordnungen über feindliche Gebiete mit Erfolg gesteuert und die Feinde verheerend vernichtet.«, sagte Miwar.

»Das will ich ja glauben, Miwar. Doch hier hat er es mit den Nohkui zu tun. Und vergiss nicht, dass auch er schon gegen die Nohkui gekämpft und diesen Kampf verloren hat und gerade noch rechtzeitig mit dem Rest seiner Flotte fliehen konnte.«, erinnerte Zortekan.

»Gewiss, Freund Zortekan, doch glaube ich, dass er daraus gelernt hat. Ich weiß, und bin mir absolut sicher, dass General Eltier diesen Einsatz nicht auf die leichte Schulter nehmen wird. Dass ihm bewusst ist, stets auf der Hut vor diesen Bestien zu sein. Eigentlich wäre dies ja mein Einsatz. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Eltier bei diesem Einsatz auch nicht so ganz wohl ist. Doch er weiß, dass er absolut nötig ist, um den Kampf gegen die verdammten Nohkui nicht zu verlieren. Also, mach dir nun nicht so viele Sorgen. Vergiss bitte nicht, dass wir alles Mögliche tun, ja, riskieren müssen, selbst wenn es unser Leben kostet. Wir müssen diese Spezies aufhalten. Hier, heute und das endgültig, egal wie lange es dauern wird.«, erklärte Miwar im festen Ton.

»Ja, da hast du Recht, das müssen wir. Du, Miwar, noch etwas: Ich glaube, die Nohkui führen irgendetwas im Schilde.«, erzählte er beunruhigt.

»Wie kommst du darauf?«, eine durchaus berechtigte Frage, die da Miwar stellte.

»Wie ich darauf komme? Das kann ich dir sagen: Diese verdammten Mistviecher greifen nicht an! Sie beschießen uns nur und das auch noch zu ungenau. Als wollten sie nur einen Kampf vortäuschen. Sie haben sich genau wie wir hinter ihren Stellungen verschanzt. Was sagst du dazu?«, fragte Zortekan mit gerunzelter Stirn.

»Was, sie greifen nicht einmal an? Du hast Recht, da stimmt doch etwas nicht.«, schlussfolgerte Miwar mit Gänsehaut.

»Siehst du, auch du kommst zu dem Ergebnis. Übrigens, ich habe Manulah, einen meiner besten Spione, zu den Stellungen der Nohkui geschickt. Es soll dort mit dem Dekitanor ein paar Aufnahmen ihrer Stellungen, ihrer Kampfkraft und ihrer Gespräche machen. Wir müssen unbedingt wissen, was sie vorhaben.«, erzählte Zortekan des weiteren.

»Gute Idee, mein Bester. Aber heikle Sache. Ich hoffe, du weißt, dass diese Insektenfresser uns schon von Weitem riechen können? Sie haben ein Riechorgan, so stark wie unsere Spür- und Such-Quibalis (ein in etwa zwanzig Zentimeter großes und sehr flinkes Tier der Apaloss, das für das Aufspüren vermisster Personen gezüchtet wurde, so in etwa wie bei uns Menschen die Spürhunde). Ich hoffe für Manulah, dass er dies berücksichtigt hat?«, stellte Miwar fest.

»Natürlich haben wir auch dies bedacht. Er hat sich extra mit diesem Gel, das ihr schon im letzten Krieg gegen diese Teufel entwickelt habt, einschmieren müssen. Nun riecht er wie Ihresgleichen. Mann, das hat ihm gar nicht gefallen!«, erwähnte Zortekan leicht lächelnd so ganz nebenbei.

»Das kann ich mir vorstellen, der muss ja so was von stinken?«, sagte Miwar lachend und sichtlich angeekelt.

»Das kannst du laut sagen. Dennoch, lieber stinken als von diesen Bastarden erwischt und gefressen zu werden.«, sagte Zortekan.

»Ja, du sagst es, mein Freund. Also verbleiben wir so. Und wenn alles gut geht und Manulah wieder zurück ist, wirst du General Eltier und mir sofort Bericht erstatten.«, forderte Miwar.

»Klar, ist doch Ehrensache.«, versprach Zortekan und verabschiedete sich noch von Miwar.


Einige Zeit war vergangen, als plötzlich und wie aus dem Nichts wieder Manulah vor ihm stand.
 

»Manulah, du bist schon wieder hier?«, fragte er ihn.

»Jawohl, Herr Kommandant. Zwei Kilometer sind nicht gerade sehr weit.«, meldete er sich ergebenst und gehorsamst zurück.

»Und, was hast du herausbekommen?«, drängte Zortekan.

Herr Kommandant, wir sollten, nein, wir dürfen nicht weiterhin mit unseren Impulskanonen auf die Stellungen der Nohkui feuern.«, sagte Manulah zum Erstaunen seines Kommandanten.

»Was, bist du jetzt ganz und gar übergeschnappt? Willst du jetzt wohl überlaufen? Bist wohl nun ein Sympathisant dieser Nohkui geworden, was?«

Zortekan war außer sich.

»Herr Kommandant, nichts dergleichen, das schwöre ich bei meiner Ehre. Sehen sie sich nun meine Aufzeichnung des Dekitanors an und Sie werden es verstehen.«, bat ihn Manulah.

»Nun gut, doch wenn dabei nichts herauskommt, was ihre Bitte rechtfertigt, nicht mehr auf die Nohkui zu feuern, bringe ich Sie vors Kriegsgericht der Vereinten Planeten. Haben Sie das verstanden, Obergefreiter Manulah?«, schrie ihn Zortekan an.

»Jawohl, mein Kommandant.«, erwiderte dieser.

Dann gingen beide in den Kommunikationstransporter und schlossen den Dekitanor an einem Hauptcomputer an. Und was da Kommandant Zortekan sah, verschlug ihm doch glatt den Atem.

»Manulah, sehen Sie, was ich sehe?«, fragte er ihn.

»Natürlich habe ich es gesehen, ich habe es doch selbst aufgezeichnet, Herr Kommandant.«, sagte Manulah.

Verzeih mir mein Misstrauen, Manulah. Ich bin dir zu tiefstem Dank verpflichtet.«, entschuldigte sich Zortekan. Mit einem sonderbaren Blick in seinen Augen.

»Du, ich bekomme gerade eben das Zeichen, dass General Eltiers Schiff soeben in die Atmosphäre eintritt und in den nächsten Minuten über den Stellungen der Nohkui sein wird. Du kannst jetzt wieder in deine Stellung zurückgehen. Alles weitere werde ich mit General Eltier regeln, wenn es nicht schon zu spät ist.«, sagte er völlig aufgebracht.

»Jawohl, Herr Kommandant.«, und Manulah ging wieder in seine Stellung zurück.

Zortekan ging aus dem Transporter und streckte seine Nase in den Wind. Ein geprüfter Blick nach oben und ein kalter Schauer lief ihm über seinen gesamten Rücken. Da schwebte General Eltiers Raumschiff, mächtig, ja, gigantisch in seiner Größe, ohrenbetäubend auf die Stellungen der Nohkui zu. Bereit, den Nohkui kräftig in den Arsch zu treten. Was er aber unbedingt verhindern musste. Dann stürzte er die paar Meter wieder in den Kommunikationstransporter hinein und begann Eltier zu rufen. Zortekan betete förmlich, dass er ihn noch rechtzeitig erreichen konnte, ja, noch bevor er auf die Stellungen der Nohkui feuern konnte. Denn wenn dies Zortekan nicht gelänge, würden allesamt sterben müssen.

»Zortekan an Eltier, bitte melden. Zortekan an General Eltier, bitte melden, Notfall!«, doch Eltier gab keine Antwort.

Zortekan wusste nur allzu gut, dass, wenn Eltier sich sowohl in Kampfposition, aber auch im Kampf selbst befindet, er auf keinen Fall antworten sollte. Das haben sie von vornherein vereinbart, so dass die Nohkui keinerlei Möglichkeiten, also Nutzen aus diesen Informationen ziehen konnten, falls sie abgehört wurden. Doch Zortekan gab nicht auf. Immer und immer wieder versuchte er General Eltier zum Antworten zu bringen, doch bislang ohne Erfolg. Und immer näher kam Eltier den Stellungen der Nohkui.


Zur gleichen Zeit, auf dem Schiff von General Eltier:
 

»Bald werde ich euch in die ewige Hölle schicken, ihr verdammten Biester.«, sprach Eltier laut und voller Hass vor sich hin.

»General Eltier, ich empfange ständig einen Notruf.«, berichtete sein Adjutant.

»Mann, jetzt nicht, Beldia. Sehen Sie denn nicht, dass ich gleich das Feuer eröffnen werde. Zu lange habe ich darauf warten müssen. So eine Gelegenheit bekomme ich nie wieder.«, tadelte er ihn.

»Aber, Herr General, es ist Kommandant Zortekan und er benutzt unseren Geheimkanal. Es kann also kein Trick der Nohkui sein. Dieser Kanal ist abhörsicher. Und nur wenige kennen den Code. Es scheint wirklich äußerst wichtig zu sein.«, forderte sein Adjutant eifrig.

»Mann, er weiß doch, dass wir unmittelbar vor und während des Kampfes niemals kommunizieren. So war es doch abgemacht, oder täusche ich mich hierbei, Adjutant Beldia?«, erinnerte Eltier nun genervt.

Gewiss, mein General, doch ich rate Ihnen, diesmal eine Ausnahme zu machen.«, legte sein Adjutant ihm ernsthaft ans Herz.

»Gerade wo ich zum Vernichtungsschlag ausholen will. Na schön, steigen Sie auf Sicherheitshöhe und dann geben sie mir Zortekan auf den Hauptschirm. Wehe ihm, er hat keinen guten Grund dafür.«, murrte er durch den Kommandoraum.

Dann stieg das mächtige Raumschiff auf eine bestimmte Höhe, von wo die Impulskanonengeschosse der Nohkui keine allzugroße Wirkung hatten, falls sie auf das Schiff feuern würden.

Auch Zortekan sah das Schiff von Eltier steigen. Was ihm so freudig werden ließ, dass er einen regelrechten Freudentanz aufführte. Wobei seine Kameraden ihn beobachteten und höchstwahrscheinlich dachten, dass ihr Kommandant den Verstand verloren haben musste.

So rannte er im ständigen Wechsel wieder zum Hauptbildschirm und rief Eltier erneut. Und diesmal klappte es.

»Kommandant Zortekan, haben Sie Ihr letztes bisschen Kleingehirn irgendwo liegenlassen?«, schrie General Eltier vom Bildschirm dem Kommandanten entgegen.

»Verzeiht, ehrenwerter Eltier. Eine bestimmte Situation zwang mich, Sie unter allen Umständen zu kontaktieren. Ich werde Ihnen sofort eine Aufnahme zusenden, die alles erklärt. Diese Aufzeichnungen wurden vor nicht ganz einer halben Stunde gemacht, während Sie auf dem Weg hierher waren, von meinem besten Agenten, Manulah, in des Feindes eigener Stellung aufgenommen.«, gab Zortekan völlig mit den Nerven herunter und mit zittriger Stimme General Eltier zu verstehen.

»Na schön, Zortekan. Wehe Ihnen, diese Aufzeichnung wiegt nicht diese ungeheure Verhinderung auf, die Nohkui zu vernichten.«, gab general Eltier zornig zu verstehen.

Doch Zortekan hatte diesbezüglich keine Angst. Er war sich sicher, wenn General Eltier diese Aufzeichnungen von Manulah zu sehen bekommt, würde er ihm auf ewig dankbar sein, wenn nicht gar ihn befördern.

Dann herrschte eine Weile Stille auf dem Schirm. Zortekan begann nervös in seinen Haaren zu stöbern. Dann endlich:

»Mein lieber Kommandant Zortekan. Ich bin zutiefst beschämt, an Ihnen Zweifel gehegt zu haben. Nicht auszudenken, wenn ich zum Schuss gekommen wäre.«, entschuldigte er sich.

»Aber nicht doch, General. Es ist ja noch mal gutgegangen. Vielmehr frage ich mich, was wir in dieser Situation überhaupt tun könnten?«, fragte er den General.

»Mann, da bin auch ich überfragt. Diese verdammten Bestien. Die würden sich doch glatt selbst vernichten. Jedenfalls wird es das Beste sein, dass ich mich in diesem Sicherheitsabstand halte. Nehmen Sie sofort Kontakt mit Kommandeur Miwar auf und erklären Sie ihm diese Situation. Sobald Sie näheres wissen, erstatten Sie mir umgehend Bericht. General Eltier, Ende.«, und er verschwand vom Schirm.

»Mann, diese Generäle sind doch alle gleich. Sobald es brenzlich wird, schieben Sie die Verantwortung gleich weiter. Na schön. Melder, stellen Sie mir sofort eine direkte Verbindung über den Geheimkanal zu Kommandeur Miwar her, aber hurtig!«, befahl er ihm.

»Jawohl, Herr Kommandant.«, erwiderte dieser.

Während er in Windeseile die Verbindung herstellte, überlegte Zortekan angespannt, wie sie dieses Problem lösen konnten. Doch auch ihm wollte nichts einfallen. Immer und immer wieder starrte Zortekan auf den noch schwarzen Bildschirm. Dann endlich war es soweit:

»Was ist bei euch da unten eigentlich los? General Eltier müsste doch längst mit der Beschießung begonnen haben. Meine Sensoren berichten mir, dass er plötzlich in einen Sicherheitsabstand übergegangen ist. Weshalb also diese Verzögerung?«, fragte Miwar aufgeregt.

»Wir können froh darüber sein, Miwar. Also, lass mich dir erklären. Ich schickte vor nicht ganz einer halben Stunde einen meiner besten Agenten, Obergefreiten Manulah, zu den feindlichen Stellungen. Er sollte ihre genaue Stärke, ihre Stellungen und zu guter Letzt einige ihrer Gespräche untereinander mit dem Dekitanor, der ja ihre Sprache in die unsere zu übersetzen fähig ist, aufzuzeichnen. Als er dann wieder zurückkam, gab er mir das Material, was ich mir sofort am Computer ansah. Miwar, was ich da zu sehen bekam, ging mir durch Mark und Bein. Die Fummelten, ja die bastelten doch tatsächlich an einem Ionenplasmareaktionsdetonator herum. Das wäre eine Katastrophe, wenn sie diesen auch wirklich einsetzen würden. Oder wenn General Eltier das Feuer auf ihre Stellungen eröffnet hätte.«, berichtete Zortekan.

»Um der Heiligen Mirdas Willen (Eine Gottheit der Apaloss), wie kommen die zu dieser Bombe? Diese Art Bomben wurden doch, soviel mir bekannt ist, vor zirka 900 Jahren vollständig vernichtet, oder täusche ich mich da?«, stellte Miwar fest.

»Nein, Miwar, da hast du schon Recht. Diese Art Bomben dürfte es gar nicht mehr geben.«, bestätigte Zortekan.

»Stimmt, Zortekan, weil sie ganze Planeten vernichten können und damit nicht genug. Diese Bomben verseuchen ganze Quadranten auf Jahrzehnte und sämtliche Planeten mitsamt der Spezies, die auf ihnen leben, einschließlich der gesamten Vegetation. Diese Planeten sind dann auf Jahrzehnte, ach was sage ich da, auf Jahrhunderte nicht mehr bewohnbar. Ja, aber was versprechen die Nohkui sich davon? Sie würden sich, und damit nicht genug, auch ihre Ressourcen vernichten. Seid ihr euch da wie ich, ausnahmslos und absolut sicher, dass es sich hierbei um einen solchen Ionenplasmareaktionsdetonator handelt?«, fragte Miwar nochmals nach, um am Ende nicht alleine dazustehen.

»Irrtum ist ausgeschlossen. Selbst der Computer bestätigte uns dies. Und wie du weißt, irrt sich der Computer niemals.«, versicherte er ihm.

»Das ist eine Katastrophe. Wenn die Nohkui, diesen Detonator zur Explosion bringen, können wir alle einpacken. Das war's dann auch schon. Verdammt noch mal, ich möchte zu gerne wissen, woher sie ihn haben. Dennoch, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Nohkui sich selbst vernichten würden. Uns ja, aber sich selbst und mögliche Ressourcen, die sie ja unbedingt brauchen, um zu überleben, und um weiter von Quadrant zu Quadrant zu reisen, zu plündern. Sicher, sie opfern in ihren Kriegen viele aus ihren Reihen, doch ihre eigene Rasse zu vernichten, niemals!«, grübelte Miwar laut vor sich hin.

»Sag mal, Miwar, kann es sein, dass sich irgendwo außerhalb, ich meine dort, wo die Verseuchung keine Wirkung mehr hat, noch mehr von diesen Bastarden aufhalten könnten. Denk doch mal nach, du sagtest ja selbst, dass sie in den vergangenen Kriegen stets dazu bereit waren, viele ihrer Rasse zu opfern. Und einen Beweis, dass sich die gesamte Brut in Form dieser Invasion auf Sinas aufhält, ist nicht gegeben.«, ein durchaus glaubhafter Vergleich, den Zortekan hier zog.

»Sicherlich, den Verdacht hatte ich eben auch. Doch trotzdem, dieser Verdacht ergibt keinen Sinn. Denn, überleg doch mal: Die Nohkui hatten es von Anfang an auf den Planeten Goderijan abgesehen. Wir wissen auch, dass es in unserem Quadranten viele Planeten gibt, auch sie sind reich an Vegetation, reich an verschiedensten Spezies und reich an Erzen und Rohstoffen, die diese Nohkui dringend für die Energiegewinnung ihrer Raumschiffe brauchen. Sie sind abhängig davon. Also, warum sollten sie diesen Detonator einsetzen und somit ihre lebenswichtigen Ressourcen vernichten. Diese Planeten könnten sie doch jahrhundertelang nicht wieder betreten. Nein, und nochmals nein.«, erklärte Miwar.

»Das glaube ich dir gerne, doch wie wir beweisen können, bereiten sie diesen Ionenplasmareaktionsdetonator zum Detonieren vor. Diese Tatsache ist nicht vom Tisch zu wischen.«, wies Zortekan darauf hin.

»Ja, ich weiß. Dessen bin ich mir auch bewusst. Doch das passt alles nicht zusammen. Ganz schön schlau, diese Mistviecher, nicht wahr, Zortekan?«, fragte Miwar.

»Ja, du sagst es. Was machen wir denn nun? Was sagen wir General Eltier, er befindet sich noch immer im Sicherheitsabstand. Er wird bestimmt schon sehr nervös sein. Er war es, der darauf bestand, dich um Rat zu bitten.«, erklärte Zortekan des weiteren.

»So, und wie kommt er darauf, dass ich die Lösung für dieses Problem hätte?«, wollte er wissen.

»Das weiß ich auch nicht, Miwar.«, sagte Zortekan.

Miwar schwieg sich eine kurze Zeit aus. Aber dann:

»Also, ich sehe da, wenn überhaupt, nur eine Möglichkeit, wie wir diesen Detonator außer Gefecht setzen könnten, aber eine Garantie kann ich natürlich nicht dafür geben.«, sagte Miwar.

»Und die wäre?«, fragte Zortekan.

»Dieser Detonator ist mit einer vergleichbar sehr primitiven und somit sehr empfindlichen Elektronik ausgestattet. Er wurde damals von den Madanas, einem kleinen Volk des Planeten Kaljar, erfunden. Wir könnten also, Antimagnetismus einsetzen. Das habe ich vor gar nicht allzu langer Zeit mal in ihrem Geschichtsbericht, der sich in unserem kleinen Schiffsmuseum befindet, gelesen. Ein von der Natur selbst erfundenes und eisenhaltiges Erz, das sich selbst anzieht oder abstößt. Dieses Strahlenmagnet würde die primitive Elektronik und ihre Schaltkreise unweigerlich zu einhundert Prozent außer Gefecht setzen, ja zerstören. So beschreibt es zumindest dieses Völkchen.«, erklärte Miwar.

»Und wie genau würde das aussehen, und vor allem, wo bekommen wir diesen Strahlenmagneten her?«, fragte nun Zortekan neugierig geworden.

»Das ist kein Problem, wir haben, wie ich gerade schon erwähnte, so etwas hier auf dem Schiff, in unserem eigenem kleinen Museum. Es dürfte für unsere Zwecke ausreichen.«, empfahl Miwar.

»Gut, und wie setzen wir es ein?«, fragte Zortekan.

»Tja, wie es eingesetzt wird, weiß ich. Dennoch, wie wir es direkt auf dem Detonator anbringen können, damit seine Strahlen wirken können, das mein Bester weiß ich im Moment auch noch nicht. Tatsache ist, dass es mit dieser Elektronik in Berührung kommen müsste oder zumindest auf die Oberfläche des Detonators, so dass diese Strahlen wirken können.«, erklärte er.

»Ich könnte ja nochmals Manulah in die Stellungen der Nohkui schicken. Er könnte es wieder schaffen und das Strahlenmagnet an dem Detonator anbringen.«, schlug Zortekan vor.

»Na bestens, ich habe noch ein paar Shuttles in Hangar 16 und werde dir eines mit dem Strahlenmagnet an Bord schicken. Es ist zwar nicht kampftauglich, aber für diese Zwecke reicht es allemal aus. So bald ihr das Strahlenmagnet habt, liegt es nur noch in den Händen eures Agenten Manulah. Wenn er versagt, also nicht rechtzeitig das Strahlenmagnet an dem Detonator anbringen kann, darüber seid ihr euch doch im Klaren, dass wir allesamt sterben werden, wenn sie diesen Detonator zur Explosion bringen?«, wies er darauf hin.

»Er wird es schaffen, vertraue mir, Miwar. Also, ich warte dann auf das Shuttle, okay?«, sagte Zortekan.

»Gut, ich werde sofort den Auftrag weitergeben. Halte mich, sofern es dir möglich ist, stets auf dem Laufenden, ja?«, forderte Miwar.

»Natürlich, Miwar. Das ist doch selbstverständlich. Hoffentlich bis bald.«, dann verschwand Miwar vom Bildschirm.

Nun hieß es Warten und zu hoffen, dass der Shuttle sehr bald mit dem Strahlenmagnet kommt und Manulah rechtzeitig, noch bevor die Nohkui den Detonator einsetzen können, das Strahlenmagnet an dem Detonator anbringen kann. Doch bis jetzt wusste Manulah noch nichts davon, dass er ein zweites Mal in die Höhle des Löwen musste. Zortekan nahm sich vor, Manulah zu bitten, und nicht, wie das erste Mal, den Befehl dazu zu geben. Es war ihm klar, dass es ein enormer Unterschied war, sich nur anzuschleichen, um diese Nohkui zu belauschen, oder direkt in ihren Stellungen agieren zu müssen. Sich bis hin zu diesem schwer bewachten Detonator zu wagen, um direkt unter den Augen der Nohkui diesen speziellen Strahlenmagneten an dem so hochgradig gefährlichen Ionenplasmareaktionsdetonator anzubringen und dann anschließend unentdeckt wieder aus dem Lager aus den feindlichen Stellungen zu verschwinden.

»Obergefreiter Manulah, sofort bei mir melden.«, sprach Zortekan in sein Sprach- und Meldegerät, das ein jeder an seiner linken Schulter trug. Es dauerte nicht sehr lange, da kam Manulah auch schon wie befohlen angerannt und ging sofort, wie es sich gehörte, vor seinem Kommandanten in Spalier.

»Sie wollen mich sprechen, mein Kommandant?«, meldete er sich.

»Äh... Gewiss, das möchte ich. Manulah. ich gebe offen zu. dass ich nicht weiß, wie ich es Ihnen sagen soll. Eines sollen Sie trotzdem vorweg wissen: Ich werde Ihnen diesmal auch keinen direkten Befehl erteilen.«, sagte Zortekan leicht beschämt.

»Das heißt?«, fragte Manulah.

»Das heißt für Sie, dass Sie sich frei entscheiden können. Nun denn, ich möchte, dass Sie sich noch einmal in die feindlichen Stellungen einschleichen. Das Gefährliche daran ist die Tatsache, dass es sich hierbei nicht nur um das Aushorchen oder die Feststellung der Stärke der feindlichen Truppen der Nohkui handelt. Heute müssen Sie inmitten des Feindesgebiets auch agieren, wenn Sie den Auftrag annehmen.«, berichtet er ihm.

»Was ist, wenn ich diesen Auftrag ablehne?«, fragte Manulah seinen Kommandanten prüfend.

»Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als den Auftrag selbst zu erledigen.«, ein kluger, gewagter Schachzug von Zortekan. Natürlich hoffte Zortekan, dass Manulah diesen Auftrag ausführen würde, weil er eben in diesem Bereich einfach der Beste war. Aber Zortekan beschloss schon vorher, bei Ablehnung seitens Manulahs diesen Auftrag wirklich selbst zu erledigen. Zortekan und Manulah sahen sich nun tief in die Augen. Und Zortekan spürte, dass Manulah ihn intensiv auf seine Ehrlichkeit hin prüfte. Ja, Manulah hatte zusätzlich die Gabe, an den Augen die Ehrlichkeit eines jeden zu prüfen. Was er ja soeben mit Zortekan tat.

»Ja, ich spüre, dass Sie wirklich selbst versuchen würden, diesen Auftrag auszuführen. Aber nichts für Ungut, Herr Kommandant, Sie könnten nicht mal ansatzweise diesen Auftrag erledigen. Ich kann Ihnen gleich sagen, dass Sie versagen würden. Man braucht jahrelange Erfahrung in der Praxis und in der Theorie. Selbst wenn Sie eine Ausbildung dazu hätten, würde auch dies nicht ausreichend sein, sich mit jeder Umgebung zu einem Ganzen zu verschmelzen. Für den Feind unsichtbar zu werden. Sich mit der Umgebung zu bewegen. Sich Gegebenheiten in Sekundenschnelle anzupassen. Das bekommt man von Geburt an mit und ist nicht zu erlernen.«, erklärte Manulah in Weiser Form.

»Also, wie lautet ihre Entscheidung?«, fragte ihn Zortekan hoffend.

»Gut, mein Kommandant, ich werde diesen Auftrag für Sie erledigen. Ich könnte nicht damit leben, wenn Ihnen etwas zustoßen würde. Also, wann soll ich losgehen?«, fragte er seinen Kommandanten, der nun ganz stolz vor ihm stand, ja, fast mit Tränen in den Augen, die er durch Wegsehen zu verbergen versuchtte.

»Ist schon okay, Kommandant, es ist nun mal das was ich kann, nicht mehr und nicht weniger. Wenn nicht ich, dann müsste es ein anderer tun.«, beruhigte Manulah ihn.

»Ein bisschen Zeit haben Sie noch, um uns ein wenig zu unterhalten. Bald wird ein Shuttle von der Aloriha hier landen. Mit einem Strahlenmagneten an Bord. Genau diesen müssen Sie entweder in dem Detonator verstecken oder aber unterhalb an der Außenhaut des Schaltkreises anbringen. Bevor Sie mich fragen, was es mit diesem Detonator auf sich hat, werde ich es Ihnen selbst sagen. Dieser Strahlenmagnet schaltet zu hundert Prozent die Elektronik des Detonators aus. Nein, nicht nur das, der Strahlenmagnet zerstört die gesamte elektronische Zündeinheit dieser so furchtbaren Bombe, und das in Sekundenschnelle, so dass die Nohkui diesen Ionenplasmareaktionsdetonator nur noch als Attrappe benutzen können. Doch am Besten wäre es, diese Nohkui würden den wertlosen Blechhaufen, gleich auf den Müll schmeißen.«, erklärte Zortekan seinem Schützling.

Und während Kommandant Zortekan sich in Einzelheiten vertiefte, kam auch schon wie geplant das von Miwar gesandte Shuttle mit dem so wichtigen Strahlenmagneten in Sichtweite und setzte innerhalb,der von den Vereinten Planeten eroberten Sicherheitszone sanft auf. Sofort kam auch schon der Pilot mit einem metallenen Behälter in seinen Händen angerannt, der nur etwa dreißig Zentimeter Durchmesser hatte.

»Ah, das ging aber schnell.«, unterbrach nun Zortekan das Gespräch mit Manulah, als er den Piloten auf sich zukommen sah.

»Herr Kommandant, hier ist die benötigte Lieferung. Sie möchten doch bitte, und so bald es Ihre Zeit erlaubt, umgehend Kommandeur Miwar kontaktieren.«, berichtet der Pilot, ging in Spalier über, rannte wieder zu seinem Shuttle zurück und flog alsgleich wieder los.

»Wenn es meine Zeit erlaubt und dann umgehend. Das soll wohl heißen, sofort?«, lachte er und sogar Manulah. Doch im nächsten Augenblick verfinsterte sich ihre Miene wieder.

»Hier, Manulah, ist der Behälter, in dem sich dieses Strahlenmagnet befindet, gib acht darauf.

Also, vergiss nicht, du kannst viele Leben retten, wenn du diesen Auftrag erledigst, wenn nicht, sogar den Ausgang dieses Krieges beeinflussen.«, erklärte Zortekan sehr ernst.

»Herr Kommandant, ich bin mir der Tragweite meines Auftrages natürlich bewusst. Seid euch gewiss, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, um diesen Auftrag zum Wohle der Vereinten Planeten zu erledigen.«, fügte Manulah treu ergeben hinzu.

»Das mag ich dir glauben, doch vergiss dabei eines nicht: Sie dürfen dich unter keinen Umständen entdecken, weder vor oder innerhalb ihrer Stellungen. Kurz gesagt, du müsstest für den Feind unsichtbar sein, für sie überhaupt nicht existieren.«, belehrte Zortekan seinen Schützling.

»Sozusagen unsichtbar hinein und wieder hinaus.«, witzelte Manulah.

»Das sollte eigentlich kein Scherz sein.«, ermahnte Zortekan ihn.

»Klar, Herr Kommandant, verzeiht meinen Übermut.«, entschuldigte er sich.

»Sei's drum. Also, präge dir genau ein, was ich dir sage, sie würden sonst dein Vorhaben wittern. Glaube mir, die sind mit allen Wassern gewaschen. Das Wichtigste für uns ist, und da haben wir einen Vorteil, natürlich nur, wenn du deinen Auftrag mit Bravour erledigst, dass sie glauben, ja sich sicher sind und fühlen, sie könnten jederzeit ihren Ionenplasmareaktionsdetonator zum Explodieren bringen. Ich glaube nämlich, nein Manulah, ich bin mir dessen sogar sicher, dass sie dir den ersten Gang in ihre feindlichen Stellungen absichtlich gewährt haben. Wir sollten in Kenntnis gesetzt werden, dass sie uns jederzeit vernichten können. Auf diese Weise sollen wir unter Druck gesetzt werden, sollen unter diesem Druck Fehlentscheidungen treffen, unüberlegt handeln, ihnen dadurch gewisse Vorteile verschaffen, und, und, und... Das, mein lieber Manulah, gäbe ihnen genügend Zeit, um sich einen neuen Schlachtplan auszudenken. Halte dir meine Worte stets vor Augen. Du bist der Beste und du weißt das auch. Also, mach das Ding und wir haben eine reale Chance. Natürlich kalkulierten diese verdammten Biester ihre eigene Vernichtung mit ein, dessen bin ich mir sogar sicher. Was sind das nur für barbarische Kreaturen, die sich aus ihrem eigenen Leben nichts machen, es einfach wegwerfen, um an ihr Ziel zu gelangen, nämlich zu töten, zu vernichten. Manulah, ich befürchte, dass es nicht die letzten Nohkui sind. Nein, ich glaube vielmehr, dass, nicht in unserem Quadranten, aber in einem uns noch unbekannten Quadranten, ein ganzes Nest von diesen Bastarten existiert. Und deshalb müssen wir unter allen nur erdenklichen Umständen aus diesem Krieg siegreich hervorgehen. Manulah, noch eines vorweg: Ich weiß, dass Sie auf diesen Auftrag brennen und dass es auch Zeit wird. Doch muss ich Ihnen klarmachen, was diese Nohkui im eigentlichen Sinne so gefährlich macht. So höre ein letztes Mal zu, bevor du deine Pflicht erfüllst: Die Nohkui wachsen vier bis fünf mal schneller als jede uns bekannte Rasse, bzw. Spezies in unserem Quadranten. Wenn sie dann geschlechtsreif werden, verwandeln sie sich zur Hälfte männlichen und zur anderen hälfte weiblichen Geschlechts. Und ein jeder von ihnen wirft an diesem Tage 30 bis 35 Junge, und das in einem immer wiederkehrenden fünfmonatigen Zyklus. Sie befruchten sich selbst. Sie brauchen keinen Partner, so wie wir dazu. Während dieser fünf Monaten Pause wachsen diese geworfenen Jungen zu voll ausgewachsenen Nohkui, also Ihresgleichen, heran. Jetzt kannst du dir mal vorstellen, was mit unseren dichtbesiedelten Planeten passiert, wenn wir diese Nohkui zumindest hier auf Sinas nicht besiegen können. Diese Bestien haben kein Problem, ganze Welten zu zerstören. Und wenn sie das Leben in unserem gesamten Quadranten ausgelöscht und sämtliche Ressourcen bis zur Neige ausgeschöpft haben, werden sie mit einer noch größeren, ja, noch gigantischeren Streitmacht weiterziehen zum nächsten Quadranten, ja sogar in ein anderes Universum reisen und dort weitermachen, wo sie hier aufgehört haben. Raumschiffe und andere flugfähigen Gerätschaften gibt es ja auf unseren Planeten im Quadranten zur Genüge, mit denen sie natürlich weiterziehen. Weiter und immer weiter, bis sie eines Tages viele, viele Universen einmal mehr zu einem leblosen Nichts zerstört, ja verwandelt haben. So, mein gelehrsamer Freund. Gehe, und mache mich stolz. Rette unser aller Leben!«, eine Lange Rede, die da Kommandant Zortekan an Manulah hielt. Doch alles entsprach der Wahrheit. Dabei steckte hinter diesem Vortrag auch physiologischer und psychologischer Sinn. Er sollte jeglichen Zweifel in Manulahs Gedanken von vorne herein im Keim ersticken. Ihn wütend und dennoch wachsam halten, ihm ein wenig Angst einflößen, um seine Sinne zu schärfen, um stetig hochkonzentriert seinen Auftrag anzugehen. Und zu guter Letzt, ihm das Gefühl geben, dass er gebraucht wird, was ja im wahrsten Sinne des Wortes der Wahrheit entsprach. Dass er sich verpflichtet fühlte, diesen für alle so immens wichtigen Auftrag mit Erfolg zu erfüllen.

Im darauf folgenden Moment reichten sich die beiden die Hände und sahen sich noch einmal in die Augen. Dann packte Manulah den Behälter, der dieses Strahlenmagnet enthielt, in seinen Rucksack und ging seinem wohl größten Auftrag entgegen. Zortekan sah seinem Schützling noch so lange nach, bis er schließlich in der Ferne verschwand und gänzlich von ihr verschluckt wurde. Ja, er fühlte sich nicht wohl bei der ganzen Sache. Einen solch jungen Mann alleine solch einer Gefahr aussetzen zu müssen. Doch was blieb ihm schon übrig. Es ging ja dabei nicht nur um Manulah, nein, vielmehr ging es um den Frieden für die Zivilisationen in Quadranten und deren bewohnten bzw. besiedelten Planeten. Auch um die Vereinten Planeten und deren Rat der Vierundsechzig, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, jede feindlich gesinnte Spezies, zu bekämpfen und wenn nötig sogar auszurotten, so wie nun die hochgefährliche Spezies, die Nohkui. Zortekan ging, wie er Miwar versprochen hatte, sofort wieder in den Kommunikationstransporter, um ihn zu kontaktieren.



 Kapitel 24, Der Auftrag

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