Zu den Grenzen des Planeten Goderijan

Science Fiction Roman von Peter Althammer

Kapitel 20

Die Verräter

Währenddessen in der größten Katastrophenschutzeinrichtung des gesamten Planeten Goderijan. Tief, tief zirka 1800 Meter unterhalb der Residenz in der Hauptstadt Bonchach. Bei Kommandant Zortekan und seinen Männern, oder was von ihnen noch übrig war:
 

Wie wir bestimmt noch Wissen, besiegte Olep, Kommandant der Chasquiana, im Alleingang die Nohkui, indem er sich mit seinem Gleiter, an Bord eine Bombe, die sie Impulsdetonator nannten, in das Kampfschiff der Nohkui hineinstürzte, also mit ihm kollidierte. Durch die Wucht der Explosion entstand eine kurzfristige Raumverzerrung, wodurch eine Ausdehnung der Explosion gefördert wurde und um ein vielfaches die Explosion verstärkt wurde, ja sogar vertausendfacht. Diese dadurch entstandene Druckwelle, begleitet von Feuer und Trümmern der beiden Raumschiffe, schob sich ja fast auf Quadrantengröße in Ausdehnung durch den Raum, in Richtung der südlichen Hälfte des Planeten Goderijan, wo sich auch die Hauptstadt Bonchach der Goderijaner befand und verwüstete mit einer ungeheuren Kraft die ganze Stadt. Aus diesem Grund residierte seine Heiligkeit, der Heilige Xarmax, und ein großer Teil der Bewohner, unterhalb der Stadt, in ihren größten Katastrophenschutzräumen des Planeten. Auch ein kleiner Teil der Verbündeten, die tapferen Apaloss vom Planeten Rigkhonia, des Kampfgeschwaders des ehemaligen Kommandanten Olep der Apaloss oder was von den tapferen Kriegern noch übrig war, gelang es, vor der Druckwelle in die Katastrophenschutzräume zu fliehen und somit dem Tod gerade noch zu entgehen. Von 1560 Kriegern blieben nur noch 59 übrig, die nun im Schutz des Bunkers auf die Heimreise nach Rigkhonia warten.

»Mann, ich will endlich raus aus diesem Käfig hier, das hält ja niemand aus. Wir dürfen uns hier unten nicht einmal umsehen!«

»Genau, wir könnten doch alle zumindest in einen dieser Vergnügungsräume gehen, die wir herwärts gesehen haben. Aber nein, stattdessen müssen wir hier in dieser stickigen Bude versauern.«, jammerten zwei seiner Krieger.

»Männer, übt euch in Geduld. Sobald der vom Heiligen Xarmax versprochene Expeditionsgleiter mit dem Nötigsten beladen wurde, machen wir uns auf den Nachhauseweg. Solange heißt es eben warten. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt?«, was seine Männer mit einem müden Gesichtsausdruck bejahten.

Schweigen verhüllte nun den Raum und man konnte nur noch das Atmen der Krieger hören. Zortekan beobachtete seine Männer aufs Genaueste und kam schließlich zu dem Entschluss, dass sich seine Krieger eigentlich ein bisschen Vergnügung verdient hatten. So beschloss er dann schließlich doch, ihnen zwei Stunden den Gang zu einer dieser Vergnügungsräume zu gestatten. Bis dahin hoffte er zumindest, dass der versprochene Expeditionsgleiter fertig beladen war.

»Na schön, hört mal alle her! Dieser Schuppen, von wo die Musik herkam...«, deutete Zortekan seinen Männern.

»Was ist damit?«, fragte einer aus dem Haufen begriffsstutzig.

»Ich gebe euch zwei Stunden und nicht mehr, habt ihr das verstanden?«, fragte Kommandant Zortekan seine Männer, doch ehe er eine Antwort bekam, überrumpelten sie auch schon ihren Kommandanten mit einem hallenden Jubelgeschrei und stürmten nach draußen und in Richtung der dortigen vorhandenen Amüsier- und Vergnügungsräume.

Da saß nun Zortekan ganz alleine und verlassen. Und als er so saß und über seine derzeitige Lage nachdachte, spürte er einen leichten Druck an seiner rechten Schulter. Zortekan griff geistesgegenwärtig, verbunden mit dem nötigen Reflex, mit seiner rechten Hand nach diesem Etwas und zog es mit der Androhung seiner linken Faust zu sich heran.

»Halt, nicht, ich komme in friedlicher Absicht.«, verteidigte sich diese Gestalt, eingehüllt in eine Art kuttenähnliches Gewand, so dass man nur sein Gesicht erkennen konnte.

»Was ist, was wollen Sie von mir?«, fragte Zortekan diesen.

»Ich wollte Sie nur etwas fragen.«, erwiderte der junge Mann.

»Dann fragen Sie, und ich rate Ihnen, keine Dummheiten zu machen, sonst werden sie mich von einer ganz bösen Seite kennenlernen?«, gab ihm Zortekan unmissverständlich zu verstehen.

»Sicher, das werde ich auch, aber könnten Sie mich denn nicht dabei loslassen?«, bat ihn diese fast vermummte Gestalt, von der man nur sein Gesicht erkennen konnte, höflich.

»Na schön.«, dann ließ ihn Zortekan los und wartete.

Ich wollte Sie und ihre Männer zu einem Umtrunk einladen. Aber wie ich sehe, sind ihre Männer bereits in der Mandschu.«, erklärte dieser.

»Was ist das, eine Mandschu?«, fragte ihn nun Zortekan unwissend.

»Na, ihr würdet es als eine Art Stätte für Gäste und gute Laune bezeichnen.«, erwiderte dieser junge Mann.

»Ach so, das heißt bei euch Mandschu? Trotzdem, wollen Sie mir nicht erst mal ihren Namen nennen?«, forderte nun Zortekan höflich.

»Mein Name? Mir scheint es so, dass man Sie nur sehr wenig über uns Goderijaner informiert hat?«, erwähnte dieser so ganz nebenbei.

»Soll das etwa bedeuten, dass ihr keinen Namen habt?«, fragte Zortekan im Gegenzug.

»Genau, wir Goderijaner haben im allgemeinem keinen Namen.«, erwiderte der Goderijaner.

»Ja, aber wie unterscheidet ihr euch, ich meine, wie redet ihr euch an?«, fragte wiederum Zortekan.

»Wir leben als eine ganze Einheit. Wenn es zu kommunizieren nötig wird, verständigen wir uns auf geistiger Ebene. Doch wenn Sie es wünschen, können Sie sich für mich einen Namen ausdenken.«, bot er Zortekan an.

»Nicht nötig, ich weiß, dass Sie ein Goderijaner sind, also werde ich Sie auch so nennen, schlicht und einfach Goderijaner. Ich hoffe, dass Sie damit einverstanden sind?«, fragte er den Goderijaner.

»Gewiss doch, das bin ich. Ich fühle mich geehrt.«, entgegnete der Goderijaner.

Als alles klar war, gaben sich beide freundschaftlich die Hand und begaben sich in die Vergnügungsräume, wo sich auch seine Männer befanden. Dort angekommen wurde Zortekan mit Freude von seinen Männern empfangen.

»Lassen Sie uns an den Tresen setzen, Freund Zortekan?«, bot ihm der Goderijaner an.

»Das ist eine ausgezeichnete Idee, Freund Goderijaner.«, antwortete Zortekan.

So saßen beide am Tresen bei einem Umtrunk und beobachteten das Treiben in diesem Etablissement.

Eine Frage, woher haben Sie denn eigentlich unsere Sprache so gut gelernt?«, fragte Zortekan den Goderijaner.

»Es gehört zu unseren Pflichten, jede Sprache unserer Verbündeten zu lernen.«, erwiderte der Goderijaner.

»Was, jede eurer Verbündeten?«, entgegnete Zortekan verblüfft.

»Gewiss doch, dennoch sind es gar nicht so viele, wie Sie vielleicht annehmen würden.«, sagte der Goderijaner bescheiden.

»Mann, ihr müsst ja vielleicht Zeit haben. Da kann man ja so richtig neidisch werden. Also, schon alleine unsere Sprache erfordert von klein an jahrelange Übung. Ich will damit sagen, besser wäre es natürlich, damit aufzuwachsen, geben sie mir da nicht Recht?«, fragte er den Goderijaner.

»Gewiss, dennoch, wir Goderijaner brauchen nicht all zu lange dazu. So ungefähr ein bis zwei Monate in etwa.«, sagte er, nun ein klein wenig eitel wirkend.

»Moment mal, sie wollen mir doch nicht weismachen, dass Sie, wofür selbst Einheimische von uns Jahre brauchen, ihr Goderijaner eine Sprache in zwei Monaten komplett erlernen könnt?«, wies Zortekan darauf hin.

»Doch, es ist so. Wir können sehr viel schneller als andere uns bis jetzt bekannte Spezies lernen. Das heißt aber nicht, dass wir etwas besonderes deswegen sind. Im Gegenteil, wir haben genau wie alle anderen Probleme, die es zu lösen gilt. Ich hoffe nicht, dass ich Sie auf irgendeine Weise gekränkt habe!«, entschuldigte sich der Goderijaner.

»Ach, das macht doch nichts. Aber mal was anderes: Warum sind sie hier?«, fragte ihn Zortekan.

»Was, wieso fragen sie das?«, wollte nun, etwas durcheinander, der Goderijaner wissen.

»Na, Sie können mir doch nicht weismachen, dass Sie mich nur so aus Neugier in unserem Quartier aufgesucht haben.«, bedrängte ihn nun Zortekan.

»Na schön, Sie haben mich durchschaut, es hat einen Grund.«, gab der Goderijaner offen zu.

»Raus mit der Sprache. Es wäre nicht gut, eine Freundschaft mit Heimlichkeiten zu beginnen.«, warf Zortekan ein.

»Sie haben Recht, ich brauche Ihre Hilfe. Wenn ich Ihnen jetzt etwas verrate, versprechen Sie, mir zu helfen und kein Wort darüber zu verlieren, von wem Sie es erfahren haben?«, forderte der Goderijaner.

»Wovor haben Sie denn Angst, Freund Goderijaner?«, kam Zortekan mit einer Gegenfrage.

»Versprechen Sie es mir, geben Sie mir ihr Ehrenwort?«, forderte er nun noch eindringlicher.

»Ich weiß zwar nicht, um was es sich hierbei handelt, aber wenn es denn sein muss. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.«, ein Ehrenwort eines Chasquiana war schwer und sehr selten zu bekommen. Das wusste anscheinend dieser Goderijaner, warum sonst hätte er sich einen Chasquiana ausgesucht. Er wusste, dass dieses Wort für ihn bindend war und jener lieber sterben würde, als es jemals zu brechen. Zortekan begriff sehr schnell, dass er sich damit einiges einhandelte und dem Goderijaner auf diese Weise sehr viele Probleme abnahm. Doch Zortekan blieb ruhig und besonnen.

»Dann erzählen Sie mir mal, um was es sich bei Ihrem Problem handelt. Doch bevor Sie mir ihr Problem schildern, eines vorweg, ich meine, falls es sich um einen speziellen Auftrag handeln sollte. Wir werden bald unsere Heimreise antreten. Also werde ich höchstwahrscheinlich keine sehr große Hilfe für Sie sein.«, entgegnete er seinem neuen Freund, dem Goderijaner.

»Ich weiß, doch ich muss es jemandem anvertrauen können. Es macht mich traurig, nichts dagegen unternehmen zu können. So hören Sie zu: Es gibt einige Verräter unter einigen Verbündeten, die diese Nohkui unterstützen. Sie beliefern diese Bestien mit allen Informationen, die sie haben wollen.«, erklärte er Zortekan, der aus dem Staunen nicht mehr herauszukommen schien.

»Ja, wissen Sie überhaupt, was Sie da sagen, Freund Goderijaner?«, bemerkte Zortekan sich nun umsehend.

»Ich weiß genau, wovon ich da rede. Es ist so, bei meiner Seele. Nichts und niemand kann mir dieses Wissen ausreden.«, eschoffierte (ärgerte) sich Freund Goderijaner.

»Das mag ja sein, dennoch würde mich brennend interessieren, wie Sie an diese heiklen Informationen gekommen sind.«, wollte, furchtbar neugierig geworden, Zortekan wissen.

Das kann ich Ihnen ganz genau sagen, ich weiß es, weil ich zufällig Zeuge eines Gespräches zwischen zweien dieser Verschwörer wurde, deshalb.«, erklärte der Goderijaner aufgeregt, ja fast aufgebracht.

»Was genau haben Sie da gehört? Halt, warten Sie! Wir beide haben anscheinend eine Wichtigkeit vergessen. Haben Sie nicht gesagt, dass ihr Volk als ein, wie haben Sie sich noch mal ausgedrückt, als eine gesamte Einheit, funktioniert? Ich jedoch bevorzuge eher das Wort Kollektiv, was für mich nichts anderes bedeutet, als dass jeder Goderijaner genau weiß, was der andere im allgemeinen tut, ja, womöglich auch denkt und fühlt? Dann wissen Ihre Kameraden auch, dass Sie hier sind und was Sie mir eben erzählt haben, oder?«, wurde Zortekan langsam unruhig.

»Nicht ganz. In gewisser Hinsicht haben Sie schon Recht, dass wir uns spüren oder unsere Gedanken lesen können, doch sind wir auch fähig, dieses zu unterdrücken, wenn es denn sein muss. Es kostet aber viel geistige Kraft. Deswegen habe ich ja nicht mehr so viel Zeit und muss in ein paar Minuten zurück sein. Bitte, es liegt nun ganz in ihrer Macht, diese Spione zu entlarven und dingfest zu machen.«, erklärte, Freund Goderijaner.

»Verzeihen Sie mir diese Bemerkung, warum gehen Sie nicht einfach zu ihren ersten Vorgesetzten und melden Ihren Lauschangriff auf diese Spione?«, eine berechtigte und wichtige Frage, die da Zortekan dem Goderijaner stellte.

»Es hat mit einer verbotenen Liebe zu tun, ich hoffe, dass Sie nun verstehen. Ich müsste daher erklären können, was ich in dieser für viele von uns verbotenen Zone gemacht habe.«, erklärte der Goderijaner leicht errötend.

»Aha, verstehe, das genügt mir als Antwort.«, zeigte Zortekan mit einem leichten Lächeln auf den Lippen verständnisvoll.

»Ich bitte Sie daher, sich dieser Sache anzunehmen. Werden Sie es tun? Ich hätte sonst keine ruhige Minute mehr, sollte durch mein Schweigen unser Volk in Schwierigkeiten geraten. Ich bitte Sie nochmals darum.«

»Dass mag ja alles recht und gut sein, doch wie sollte ich diese beiden Spione entlarven, ich weiß doch überhaupt nicht mal, wer es ist. Es kann aber keiner von euch Goderijanern sein, dessen bin ich mir sicher. Also, heraus mit der Sprache, wer ist es?«, fragte Zortekan scharf.

Eine Weile schwieg der Goderijaner, doch dann beugte er sich ganz dicht zu ihm herüber und begann, zwar zögernd, aber dennoch, mit zittriger Stimme in Zortekans Ohr zu flüstern. Was Zortekan da hörte, verschlug ihm den Atem. Zortekan drehte sich nur einen Augenblick um und plötzlich, als er diesen Goderijaner noch etwas fragen wollte, war er auch schon verschwunden, weg, wie von Zauberhand, vom Erdboden verschluckt.

»Verdammt noch mal, wo ist er denn hin?«, sprach Zortekan laut im Selbstgespräch.

Zortekan ärgerte sich ein wenig, eine solche Verantwortung übernommen zu haben, zumal er ja sein Ehrenwort gab. Dann setzte er sich wieder an seinen Platz am Tresen und dachte nach. Es gab für ihn nur eine Möglichkeit, diesen Fall schleunigst weiterzuleiten. Er musste es dem Heiligen Xarmax berichten. Doch was sollte er ihm sagen, von wem er diese Nachricht hatte. Konnte er es ja selbst kaum glauben. Außerdem durfte er die Quelle seines Wissens nicht verraten, so lange er diese Verräter nicht entlarvt hatte. Sein Wort als Chasquiana stand auf dem Spiel. Niemals mehr könnte er in Frieden mit dieser Schmach weiterleben. Noch mehr erschwerend käme hinzu, dass der Expeditionsgleiter noch während dieses Tages startklar gemacht wird, um endlich mit seinen Männern, die es sich redlich verdient hatten, nach Hause zu fliegen. Zortekan stand nun enorm unter Druck. Doch es half alles nichts, er musste zum Heiligen Xarmax. Die Wichtigkeit dieser Botschaft durfte nicht durch nicht beachtendes Abtun und Verharmlosung geschmälert werden und musste gezwungenermaßen umgehend weitergeleitet werden, koste es was es wolle. Zortekan war klar, dass es nicht mehr nur um seine Männer ging, nein, es ging vielmehr um viele Völker. Wenn es gelänge, die Verräter zu stellen, die doch tatsächlich geheime Informationen an den größten Feind verrieten, den es je in der ganzen Galaxie gab. Eine Spezies, die sich nicht fähig sah, Gefühle wie Mitleid oder Liebe zu fühlen, sogar das Gefühl des Hasses kannten diese Kreaturen, diese Ausgeburten der Hölle, nicht. Sie waren und wurden nur von einem einzigen Gefühl geleitet, getrieben, also geführt. Nämlich dem Fressgefühl. Wie ein Tier das hungrig durch die Steppen zog und geduldig auf seine Beute lauerte, um sie dann gnadenlos zu töten und anschließend zu fressen. So sind diese Nohkui. Eine wandernde, zum Teil hochintelligente, insektenartige Spezies. Zortekan beschloss, seine Leute sich noch etwas länger als vereinbart amüsieren zu lassen.

»Hört mal her, Jungs. Ich gebe euch noch Zeit, bis ich wiederkomme, muss noch was erledigen. Und macht mir ja keine Dummheiten, ist das klar?«, forderte Zortekan seine Männer auf. Die natürlich mit Freude strammstanden und akzeptierten.

»Also, ich kann mich nur wiederholen. Keiner macht mir irgendeine Extratour. Ihr bleibt in diesem Schuppen. Also, macht mir ja keine Dummheiten hier. Verstanden?«, fragte Zortekan nochmals seine Jungs.

»Jawohl, Herr Kommandant.«, antworteten sie.

Also beschloss Zortekan noch einmal zum Heiligen Xarmax zu gehen, um ihn um eine Audienz zu bitten. Er beschloss daher, seiner Heiligkeit von der schrecklichen Wahrheit zu erzählen, die der Goderijaner ohne Namen ihm berichtete hatte. Doch dass er diese Nachricht von einem Goderijaner hatte, würde er auf keinen Fall erzählen. Inständig hoffte Zortekan, dass sein Bericht bei seiner Heiligkeit Gehör finden wird und er danach auch handeln würde. Wer anders, als seine Heiligkeit, hätte so viel Macht, um diese brenzliche Nachricht umgehend seinen Verbündeten zu verkünden. Also machte er sich voller Hoffnung auf den Weg zu seiner Heiligkeit, dem Heiligen Xarmax. Zu groß war die Verpflichtung, die er eingegangen war, als dass er sie beiseiteschieben konnte.


Und wieder in den Vergnügungsräumen, wo Zortekans Männer sich ausschweifend dem Alkohol und harter Gespräche hingaben:
 

»He Noud, pass auf, dass du nicht ins Glas fällst?«, scherzte der eine mit dem anderen. So ging es nun stetig weiter, ja Zortekans Krieger verstanden zu feiern.

Währenddessen gelang es Zortekan endlich, sich wieder durch den unmöglichen Wirrwarr an Aufzügen und Gängen durchzufragen. So kam er schließlich an der großen metallenen Tür an, wo sich seine Heiligkeit aufhielt. Zögernd und dennoch hart schlug Zortekan gegen die metallene Tür. Doch es folgte keine Reaktion. Erneut pochte Zortekan gegen die Tür.

»Mist nochmal, scheint nicht da zu sein, ausgerechnet jetzt! Was mach ich denn jetzt?«, sprach Zortekan im Selbstgespräch. Während er aufgeregt den engen und schmalen Gang auf- und ablief.

Na schön, versuche ich es eben später nochmal, dachte er sich und machte sich auf den Rückweg. Plötzlich konnte Zortekan ein leichtes Knirschen hören, aus der Richtung aus der er gerade kam. Zortekan ging zurück und, siehe da, die metallene Tür stand weit offen, an der Außenflurwand angelehnt.

»Hallo, ist da jemand?«, rief Zortekan hinein. Doch er bekam keinerlei Antwort auf seinen Ruf.

Auf leisen Sohlen und mit kleinen Schritten ging Zortekan hinein.

»Hallo, ist da jemand?«, wiederholte er seine Frage und guckte sich im dort befindlichen Vorzimmer um.

»Hier, Kommandant Zortekan.«, lallte ihm eine Stimme entgegen.

Zortekan drehte sich in die Richtung, aus der er glaubte, die Stimme vernommen zu haben. Da sah er ihn, seine Heiligkeit. Zusammengekrümmt, von Dunkelheit umhüllt, die der Schatten in seiner Ecke auf ihn warf. Ein ungewohntes Bild, seine Heiligkeit, den Mächtigsten Mann des Planeten Goderijan, so kauernd und klein wirkend in dieser Ecke sitzen zu sehen. Xarmax stand auf und ging schleppend wirkend, auf seinen Schreibtisch zu, der in etwa drei Meter am anderen Ende des Vorzimmers stand.

»Ja, ich weiß, ein komisches Bild, das ich eben abgab. Das, mein lieber Kommandant, ist meine Art, mich zu regenerieren. Ein Mann in meiner Stellung, darf nicht träumen, nicht rasten noch ruhen. Nur ja keine Schwäche zeigen. Ja, ich bin aus Fleisch und Blut mit nur einem Fehler geboren, um nur einen Zweck zu erfüllen: Zu regieren, zu führen. Es ist anstrengend, als Führer eines Kollektivs sein Dasein zu fristen. Nun, so sei es denn. Was führt Sie zu mir? Wenn ich mich recht erinnere, waren sie schon mal bei mir?«, fragte seine Heiligkeit äußerst verwirrt.

»Äh, natürlich, eure Heiligkeit. Ich und meine Männer kämpften für Ihr Volk gegen die Nohkui.«, bekräftigte Zortekan seine Antwort.

»Ah ja, diese Nohkui, diese götterlosen und grausamen Kreaturen. Verzeiht meine Gedächtnisschwäche, Kommandant Zortekan. Aber selbst ich bin vor dem Altwerden nicht gefeit.«, erklärte seine Heiligkeit unter ständigem Hüsteln.

»Ich fühle eine tiefe Unruhe in ihrem Innersten.«, wies seine Heiligkeit hin.

»Das ist richtig, eure Heiligkeit. Ich habe eine Information für Sie, die äußerst wichtig ist und ein etwaiges Beiseiteschieben mit Sicherheit eine Katastrophe mit sich führen würde.«, sagte Zortekan dem Heiligen Xarmax.

»So, dann lassen Sie mal hören, meine Zeit ist sehr begrenzt, lieber Kommandant.«, drängte seine Heiligkeit.

»Gewiss, eure Heiligkeit.«

Und Kommandant Zortekan erzählte, was ihm von einem Freund zugetragen wurde. Doch, wie dem Freunde versprochen, ohne das Wort 'Goderijaner' mit seiner Aussage in Verbindung zu bringen.

»Äußerst schlimm, diese Nachricht ist, die Sie mir da berichten, Kommandant Zortekan. In ihren Augen kann ich sehen, dass Sie die Wahrheit sagen. Doch des weiteren in ihren Augen lesen, dass mit ihrer Wahrheit auch noch ein starker Wille wütet, etwas zu verbergen.«, gab seine Heiligkeit zu verstehen.

»Gewiss, eure Heiligkeit, doch wird dieses kleine Geheimnis eurem Volke nicht schaden, dafür gebe ich Ihnen mein Ehrenwort, eure Heiligkeit.«

»Ihr Ehrenwort? Ja, das zweite Mal heute Sie ihr Wort gaben. Ja, ein sehr stolzes Volk ihr Chasquiana doch seid. Lieber sterben ihr werdet, als euer Wort zu brechen. Nun, so sei es, es wird mir wohl oder übel ausreichen müssen.«

Seine Heiligkeit konnte in vielen verschiedenen wortgewandten Sätzen seinen Willen und seine Formulierungen zum Ausdruck bringen. Er besaß nämlich mehrere Seelen, die er einstweilen und hörbar zum Ausdruck brachte. Je nach Situation.

»Das bedeutet, dass nicht nur wir uns in Gefahr befinden, nein, auch viele andere besiedelte Welten sind in Gefahr. Immer und immer wieder diese mir und meinem Volke und anderen Völkern so verhassten Kreaturen. Die Nohkui, ich dachte, dass wir und unsere Verbündeten diese Ausgeburten der Hölle endgültig vernichtet hätten. Deshalb wollte ich ja zu Ehren aller tapferen Krieger ein großes Fest feiern. Dieses Fest muss wohl, wie schon so oft, bis auf Weiteres verschoben werden. Nun ja, junger Mann, ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet. Ich denke, dass es für Sie das beste wäre, mit Ihren noch wenigen Kriegern umgehend die Heimreise anzutreten. Was ihr euch redlich verdient habt. Grundgütiger, so viele tapfere Krieger ihr Leben lassen mussten. Doch nichts desto Trotz, Ihr Gleiter wird sicher schon zur Abreise klargemacht worden sein. Ich danke Ihnen und ihren tapferen Männern, für sie werde ich, wenn die Zeit dafür gekommen ist, ein Denkmal errichten lassen, das stets daran erinnern wird, wie weit ihre Krieger bereit waren, für unsere Sache, für unseren Frieden, ihr Leben zu lassen. Dass Brüderlichkeit kein Leeres Wort mehr sei. Ich kann mich nur wiederholen, mein ganzes Volk und ich stehen in Ihrer Schuld.«, sagte seine Heiligkeit mit Tränen in den Augen.

»In Schuld? Gewiss nicht, eure Heiligkeit. Euer Volk hätte das gleiche Opfer gebracht, dessen bin ich mir sicher. Und unter diesen Umständen wäre es angebrachter, Sie gäben mir keinen Expeditionsgleiter wie vorgesehen, sondern einen Kampfgleiter.«, forderte Zortekan voller Patroismus.

»Trotz des großen Verlustes Ihrer so tapferen Krieger, wollen sie noch immer an unserer Seite kämpfen? Ihr macht mich verlegen. Doch ich entspreche eurem Wunsch gerne. Nur zu gut weiß ich, dass wir jetzt jeden Kampfpiloten in dieser so schrecklichen Zeit brauchen werden. Deshalb nehme ich dankend an.«, sagte seine Heiligkeit.

»Heiliger Xarmax, es steht doch noch ein Kampfgleiter zu Verfügung, oder?«, fragte Zortekan seine Heiligkeit

»Ihnen, mein lieber Kommandant, müsste doch mittlerweile geläufig sein, dass wir kein Volk der Gewalt sind?«, wies seine Heiligkeit hin.

»Sicherlich ist mir das bekannt. Ich hoffte nur, eure Heiligkeit?«, warf Zortekan ein.

»Hoffnung? Bei jedem Anliegen dieses Wort, ich höre es in ständiger Folge. Was haben Sie denn vor, mein lieber Zortekan?«, fragte ihn nun Xarmax neugierig geworden.

»Ich möchte für die Freiheit aller Völker in unserem Quadranten kämpfen, was sonst. Außerdem habe ich gehört, dass sich General Goduru von den Apaloss mit seiner gesamten und tapferen Flotte im Orbit Ihres Außenplaneten Sinas befindet. Ich würde mich ihm gerne anschließen. Wenn sie also nun unsere Ankunft ankündigen würden?«, fragte Zortekan.

Gewiss, wenn es denn euer ausdrücklicher Wunsch ist, werde ich mich dem nicht in den Weg stellen und ihr dortiges Ankommen an General Goduru gerne weiterleiten.

»Was ist nun mit diesem Kampfgleiter, eure Heiligkeit?«, fragte Zortekan erneut.

»Sehr zielstrebig gehen sie vor, mein lieber Kommandant. Doch war ich einst, wie ich mich an meine Jugend erinnern kann, auch nicht anders. Viele Ziele ich vor meinen Augen hatte und einige gingen in Erfüllung und andere eben nicht. Der Lauf der Dinge es ist und ein Wirrwarr in Form eines unvollständigen Mosaiks eben das Leben ist. Doch will ich eure Kampfessinne nicht trüben. Vielleicht kann ich Ihnen in dieser Sache doch noch behilflich sein, sofern Sie diese Unterredung und den Hinweis vergessen, ich meine zuverlässig aus ihrem Gedächtnis verbannen?«, riet ihm seine Heiligkeit.

»Diese Unterhaltung hat niemals stattgefunden, eure Heiligkeit.«, bekräftigte Zortekan voller Kampfeslust.

»Gut, gut, so denn. Wir haben nördlich von hier eine Art Museum, dort befinden sich tief unterirdisch sehr große Hallen. In diesen Hallen befinden sich sämtliche Kampfgleiter, die wir auf unseren unzähligen Expeditionen beschlagnahmt haben oder vom Feinde zurückgelassen wurden. Sie befinden sich in absoluter Einsatzform. Das heißt, dass sie funktionsfähig sind. Ich kann Ihnen nur eines sagen, dass einer unserer vorherigen Xarmaxe, selig soll er auf ewig sein, dass er diese Sammelleidenschaft entwickelte und sehr lange Zeit fortsetzte. Ich jedenfalls bin von dieser Art Laster, den Ahnen sei Dank, nicht befallen. Wenn Sie wünschen, könnte ich ein paar Objekte ihrer Begierde hierher fliegen lassen?«, bot Xarmax an.

»Das wäre großartig, eure Heiligkeit! Und wie lange würde dies dauern, ich meine, wann können die Schiffe denn hier sein?«, fragte Zortekan voller Ungeduld.

»Einst befand sich mein Geist auch voller Ungeduld. Schrecklich, dieses Gefühl, nicht wahr? Es hat so manchen schon in den Wahnsinn getrieben. Trotzdem will ich euch nicht länger quälen. Sie werden bis morgen hier sein. Wie viel Männer, sagen Sie, haben Sie noch zur Verfügung?«, wollte nun der Heilige Xarmax wissen.

»Neunundfünfzig, um genau zu sein, eure Heiligkeit?«

»Ich darf doch annehmen, dass jeder einzelne dieser Krieger ein Schiff jeglicher Art fähig ist zu fliegen?«, vergewisserte sich seine Heiligkeit.

»Gewiss, eure Heiligkeit.«, bestätigte Zortekan.

»Gut, eine Frage noch, wie viel Männer benötigen Sie um eines dieser Schiffe zu fliegen, aber auch die Bordwaffen zu benutzen?«, fragte seine Heiligkeit nach.

Nach dieser Frage wusste Zortekan, dass seine Heiligkeit schon während sie sich unterhielten einen kleinen Plan ausdachte. Beachtlich, dachte er sich noch.

»Höchstens drei Krieger pro Schiff, euer Heiligkeit.«, gab Zortekan zu verstehen.

»Gut, gut, das wären dann bei 59 Männern, geteilt durch drei, wie viel Schiffe?«, fragte ihn seine Heiligkeit.

Etwa 19 Schiffe, eure Heiligkeit.«, erwiderte Zortekan.

Gut, ich gebe euch fünfzehn der besten Schiffe, die wir haben und nicht eines mehr, einverstanden, Herr Kommandant Zortekan?«, bot ihm seine Heiligkeit an.

»Ob ich einverstanden bin? Natürlich bin ich das, eure Heiligkeit. Zudem verstehe ich, was Sie damit bezwecken. Es soll so aussehen, als käme noch ein weiteres Geschwader der Flotte zu Hilfe. Das ist eine ausgezeichnete Idee, eure Heiligkeit. Wenn ich dies bemerken darf.«, lobte ihn Zortekan.

»Nicht zu beirren Sie sind. Was mich sehr freut.«

»Um nochmals auf ihre Frage zurückzukommen, ob meine Männer jedes nur erdenklich Kampfschiff oder Kampfjäger fliegen können, kann ich dem nur zustimmen. Ja, sie sind absolut fähig, alles was nur sozusagen Flügel hat, zu fliegen und darüber hinaus auch damit zu kämpfen.«

»Bis es so weit ist, müssen sie sich noch in Geduld üben, mein ungestümer und tapferer Freund. So lauschen Sie meinen Worten. Sobald die Kampfschiffe hierher überführt sind, werden sie von einem meiner Abgesandten Bescheid bekommen. Sie werden mit dem Notwendigen beladen sein, so dass sie mit ihren Kriegern gleich starten können. Entspricht das ihren Wünschen?«, fragte Xarmax den tapferen Kommandanten mit einem Erwartungsvollen und dennoch prüfenden Blick.

»Exakt, eure Heiligkeit.«, erwiderte Zortekan.

»So wünsche ich euch denn Glück und Erfolg in eurem Vorhaben, mein Freund Zortekan. Doch müsst ihr mich nun entschuldigen, ich habe nun viel zu tun. Nicht nur meine Wenigkeit sollte von den Verrätern wissen.«

Es folgte eine herzliche Umarmung beider und jeder ging seines Weges. Während Zortekan die endlos wirkenden Gänge zurücklief, dachte er noch, wie er es seinen Männern am besten beibringen konnte. Sie freuten sich schon auf ihre Heimreise nach ihrem Heimatplaneten Rigkhonia. Ein schlechtes Gewissen folgte Zortekan voraus. Doch was sollte er tun? Heimkehren ohne jegliches geleistet zu haben? Mit gutem Gefühl heimkehren, wo sich doch herausstellte, dass die Nohkui noch nicht und gänzlich vernichtet werden konnten und sich neu formierten, um wieder mordend und plündernd von Planet zu Planet zu wandern? Nein, das konnte er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren. Ob seine Männer genau so denken würden, ließ er ihnen frei. Von den 59 Männern, die noch übrig waren, hatten über die Hälfte Flugerfahrung. So war es ihm möglich, seine Männer auf die fünfzehn Schiffe zu verteilen, um ein kleines, doch immerhin intaktes Geschwader zu bilden, sozusagen zu formieren. Zortekan beschloss, seine Männer nicht in ihrer Entscheidung unter Druck zu setzen. Wer nach Hause wollte, konnte sich in den Expeditionsgleiter setzen und nach Hause fliegen. Eine Weile dauerte es schon, bis er wieder an den Vergnügungshallen ankam. Er ging hinein und setzte sich wieder an den Tresen. Dann guckte er auf seine Männer. Sie spürten förmlich an seinem Blick, dass etwas nicht stimmte. Plötzliche Stille überflutete den noch vor wenigen Augenblicken so lauten Raum. Sie taten das, was in diesem Falle das Beste war, nämlich zu schweigen und abzuwarten.

»Hört mal alle her, ich habe euch etwas zu berichten.«, schrie Zortekan durch den Raum.

»Sicherlich warten schon die meisten von euch auf das Zeichen des Aufbruches zur Heimreise. Zu meinem größten Bedauern ist, zumindest was meine Wenigekeit betrifft, etwas unaufschiebbares dazwischengekommen. Was ich aber hier wegen der Geheimhaltung noch nicht preisgeben kann. Doch eines lasst euch gesagt sein. Dieser Grund überwiegt lässt bei Weitem meinem Wunsch überwiegen, weiterzukämpfen, als den Wunsch, nach Hause zu Fliegen und die Goderijaner aber auch unsere Verbündete ihrem Schicksal zu überlassen. Doch möchte ich noch hinzufügen, dass ich keinem Einzigen von euch den Befehl zum Weiterkämpfen erteilen werde. Jener welcher ungeachtet seines Ranges oder seiner Herkunft kann, wenn es sein ausdrücklicher Wunsch ist, mit dem schon start- und flugbereiten Expeditionsgleiter schon heute nach Hause fliegen. Es wird im Falle meiner Rückkehr auf Rigkhonia keinem einzigen von euch irgendetwas nachgetragen oder gar negativ zur Last gelegt werden. Alle, also jeder einzelne von euch, hat bisher seinen eigentlichen Auftrag längst mit großer Tapferkeit mehr als erfüllt. Ich selbst werde nun diesen vor mir auf dem Tresen stehenden Umtrunk langsam leeren. Wenn dieses Glas leer ist, erwarte ich von jedem Einzelnen seine Entscheidung. Die, die mit mir weiterkämpfen wollen, begeben sich auf die linke Seite des Raumes. Die, die nach Hause fliegen wollen, werden diesen Raum sofort verlassen. Wenn nun alles entschieden ist, wird kein Wort mehr darüber gesprochen werden.«

Im Nu brach im gesamten Raum ein flüsterndes, aber dennoch gut hörbares Getuschel aus. Der eine mit diesem, der andere mit jenem, man konnte geradezu den Eindruck gewinnen, dass hier eine Horde von Frauen schnatternd sich ihren alltäglichen Problemchen widmete. Doch das ließ Zortekan unberührt. Er nippte weiterhin an seinem Mixgetränk, das stetig an Volumen abnahm. Was auch seinen Männern, die eigentlich nicht ihn, sondern vielmehr das Glas, das Zortekan in der Hand hielt, aufs Genaueste beobachteten, um zu sehen, wann es leer war. Irgendwie schien er es zu spüren, dass sich seine tapferen Männer in einem sehr großen und innerlichen Entscheidungsdruck befanden. Klar, alle wollten nach Hause, so erging es Zortekan ja auch. Doch für Zortekan kam dies natürlich aus verantwortungsvollen Gründen gar nicht erst in Frage. Doch seine Männer hatten ihre Pflicht und Schuldigkeit gegenüber dem Auftrag erfüllt und konnten so, ohne erst viel darüber nachzudenken, abreisen. Nichts desto Trotz, wunderte sich Zortekan über das so lange Nachgrübeln, anstatt einfach den Raum zu verlassen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Zortekan hatte seinen Drink fast bis zur Neige ausgetrunken. Nur noch ein klitzekleiner Rest von dem braunen Sud war noch zu sehen. Und als Zortekan sein Glas zum letzten Schluck hochhob, folglich zum Leeren an den Mund führte, wurde es mucksmäuschenstill in dem gesamten Raum. Zortekan fiel diese plötzliche Ruhe natürlich sofort auf und er hielt kurz in seiner Handlung inne, guckte etwas verlegen aus seinem rechten Augenwinkel und führte dann schließlich doch noch das Glas zum Mund und leerte es gänzlich aus. Dann stellte er das Glas wieder auf den Tresen zurück und drehte sich anschließend mit dem Hocker zu seiner Truppe hin, schwieg, und schien zu warten. Einen Moment lang schien es so, als wollten seine Männer nicht aufstehen. Doch dem war nicht so. Einer nach dem anderen stand auf und ging zum Erstaunen Zortekans auf die linke Seite des Raumes. Ja, einer nach dem anderen bis zum letzten Mann.

Zortekan war innerlich den Tränen nahe. Soviel Treue und Loyalität hätte er von seinen Männern wahrhaftig nicht erwarten können. Ihm war in diesem Augenblick bewusst, dass er die gleiche Autorität wie sein Vorgänger, Kommandant Olep, von seinen Männern bekam.

»Männer, ich danke euch. In Kürze, das bedeutet, ab morgen, ziehen wir wieder in den Kampf. Wohin, wo und wann, erfahrt ihr alles an Bord der fünfzehn Kampfschiffe, die wir von seiner Heiligkeit, dem Heiligen Xarmax bekommen werden.«, wies Zortekan darauf hin.

Dann hallte ein Schrei der Freude durch den Saal. Seine Männer wussten nur allzugut, was das bedeutete.

»Männer, seid doch mal still!«, mischte sich Zortekan lauthals in die Menge ein, doch es schien ihm niemand wirklich zuzuhören.

»Alles hört auf mein Kommando!«, schrie Zortekan erneut mit einer festen und unüberhörbaren Stimme zu seinen Kriegern, die nun wie in Trance wirkend in Befehlsstellung stramm standen.

»Mann, wie und vor allem wo haben Sie...?« Dann wurde der Krieger von Zortekan unterbrochen.

»Darüber darf ich noch nichts sagen. Außerdem sagte ich euch ja bereits, was ihr unbedingt wissen müsst, werdet ihr später erfahren. So, für den Rest des Tages gebe ich euch frei. Amüsiert euch gut und bechert nicht so viel, damit ihr morgen früh fit seid. Wenn ihr mich sucht, ich bin in Quartier 20, okay?«, wies er seine Krieger an.

»Jawohl, Herr Kommandant.«, freuten sich seine Krieger, noch einmal so richtig einen draufmachen zu können.

Anschließend ging Zortekan in sein Quartier, um eine Mütze voll Schlaf zu nehmen. Da lag er nun auf seiner Pritsche auf den Rücken und konnte einfach nicht einschlafen. Zu vieles ging ihm durch den Kopf. Was ihn und seine Männer erwartete, wenn sie zu General Godurus Flotte stoßen würden. Ob sie auch diesen Einsatz überleben würden? Und ob sie dieses Mal die Nohkui besiegen können? Und, und, und. Schließlich verlor Zortekan den Kampf gegen den Schlaf des Gerechten und schlief ein. Im Laufe des Abends kamen seine Männer mal in Zweiergruppen, mal einzeln und, wie sollte es auch anders sein, waren sie sternhagelvoll. Einer stützte den anderen, doch trotz ihres Radaus wurde Kommandant Zortekan nicht wach und schnurrte wie ein Baby.

»Seht euch doch mal unseren Kommandanten an, schläft sanft und friedlich wie ein Baby, als befände er sich zu Hause! Mann, so einen Schlaf möchte ich auch mal haben. Äußerte sich ein Krieger leicht angetrunken. Und legte sich auch Schlafen.



 Kapitel 20, Die Verräter, Teil 2

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