Kapitel 18
Flucht vom Planeten Goderijan (Teil 3)
Währenddessen, bei den Stellungen der Chasquiana:
Die Chasquiana hatten sich auf drei Frontlinien
hintereinander und von je einer Gesamtbreite von zirka vier
Kilometern im südlichen Randbereich der Hauptstadt mit ihren
kampfbereiten Raumschiffen positioniert. Die erste Welle von dreißig
Kampfjägern sollte den herannahenden Feind beschießen,
irritieren und somit von seinem eigentlichen Ziel ablenken. Da die
Nohkui mit Sicherheit ein Schutzschild um ihr Schiff hatten, würden
sie zudem sehr schnell merken, dass die Jäger, die sie
angriffen, bei ihrem Scheinbeschuss ihrem Schutzschild nichts
anhaben oder es gar durchbrechen konnten. Zudem würden sie
auch sofort feststellen, dass diese windigschnellen Jägermaschinen
technisch gesehen überhaupt keine dafür geeigneten Waffen
mit sich führen konnten. Sie waren einfach zu klein, um größere
Waffen zu transportieren, als dass sie dem gigantischen Kampschiff
einen größeren Schaden hätten zufügen können.
Aus dieser Schlussfolgerung würden sie sich siegessicher
glauben, dass dies ein letztes Aufbäumen seitens Xarmax sei.
Währenddessen sollte die zweite Welle in Formation gehen und
ebenso angreifen, doch dieses Mal würde es sich nicht mehr um
kleine, vier Mann starke Jäger handeln, sondern um zwanzig
Kampfgleiter mit enormer Feuerkraft und besetzt von je fünfzehn Mann
Besatzung. Diese Kampfgleiter befanden sich in der Lage, das
Schutzschild des Kampfschiffes der Nohkui so sehr zu schwächen,
dass dann die darauf folgende dritte Welle von 50 Kampfgleitern mit je fünfzehn
Mann Besatzung das feindliche Schiff mitsamt seiner gefährlichen
Ladung noch in einer dafür angemessen Höhe zerstören
würde. So hoffte man, dass es dem Feind nicht möglich
war, durchzubrechen. Doch damit noch nicht genug. Weitere kleinere
Wellen standen noch im westlichen, östlichen und nördlichen
Teil der Hauptstadt mit zehn Kampfgleitern zu je fünfzehn Mann bereit.
Diese Kampfgleiter hatten die Aufgabe, wenn es dem Feind doch noch
gelänge, durch sämtliche Wellen hindurchzubrechen, sich
in Kürze zu vereinen und einen weiteren Angriff in gezielter
Formation auf das feindliche Kampfschiff zu starten, um es doch
noch gezielt und endgültig zu vernichten.
Kommandant Olep saß auf seinem
Kommandosessel in einem seiner Führungsgleiter. Sehr ernst und
nachdenklich starrte er auf seine vor ihm installierten Leit- und
Messinstrumente. Ein klein wenig zappelig wühlte er mit seinem
Daumen und Zeigefinger in seinem Kinnbart herum. Ungeduldig, ja
brennend auf den bevorstehenden Kampf. Zu lange hatte er auf diesen
Augenblick warten müssen. Er wusste, dass es jeden Augenblick
losgehen kann. Endlich, bald werde ich euch in die Hölle
schicken, dann werde ich euch heimzahlen, was ihr mir angetan habt,
dachte sich Olep. Er hatte wahrlich genug Grund, die Nohkui zu
hassen. Während seines Nachdenkens verwandelteten sich seine
Augen in ein undurchdringliches und starrendes gefühlsloses
Etwas. In diesen Momenten empfand Olep rein gar nichts. Er wirkte
wie eine regungslose Porzellanpuppe, die man so einfach ins Regal
legte und nicht mehr beachtete. Schuld daran waren die Nohkui: Als
Olep mit seiner Familie während einer Expedition von ihnen
angegriffen, anschließend geentert und dann seine ganze
Familie, zudem die Crew, entführt wurden. Olep wusste nur zu
gut, was die Nohkui mit ihren lebenden Opfern, die sie beschlossen
mitzunehmen, tun werden. Sie entwickelten sich nämlich seit
ihrer Existenz, vor wie vielen Jahren weiß man nicht, zu einer der
niedrigsten Lebensarten aller Spezies. Man wusste nur, dass sie ihre
Opfer nicht sofort töteten. Sie hielten sie eine zeitlang
frisch, um sich dann in einem gewissen Zeitraum von ihnen zu
ernähren. Ja, diese Ausgeburten der Hölle ernährten
sich von Fleisch, welcher Art oder Herkunft auch immer. Olep selbst
überlebte nur, weil er sich zur Wehr setzte und sie ihn
beschossen, worauf die Nohkui dachten, er wäre tot. Und sie
ließen ihn in der Kommandokapsel des Gleiters einfach liegen,
weil er ihnen auf längere Sicht tot nicht viel nützte.
Olep bereute die Entscheidung, seine Familie auf diese eine
Expedition mitgenommen zu haben, zutiefst. Dennoch war es für
die Chasquiana so üblich, während einer längeren
Reise ihre gesamte Familie mitzunehmen. Plötzlich nahm Olep
laut und wie in einem Echo hallend Worte wahr. Dann kam er wieder zu
sich und er begriff schnell durch die plötzlich hektischen
Abläufe in der Kommandokapsel, dass es sich nur um den Angriff
der Nohkui handeln konnte.
»Kommandant Olep, bitte melden zu dürfen,
dass wir nun das feindliche Kampfschiff auf dem Sensorenmelder
gesichtet haben.«, meldete gehorsamst einer seiner
Bordsicherheitskräfte.
»Ruhig bleiben, Männer. Wir lassen
sie ein bisschen näher herankommen. Achtung! An alle: Auf mein
Kommando greift die erste Welle an.«, gab Olep die Order.
Olep befand sich in der dritten und
entscheidenten Welle. Er wollte sich diesen Nohkui, ja diesem
Kampfschiff, mit seiner Welle von Kampfgleitern stellen.
»Achtung, an die erste Welle haltet euch
bereit. Angriff in 5, 4, 3, 2, 1, Angriff und Dauerfeuer nach
eigenem Ermessen.«
Olep atmete tief durch. Es begannen Minuten des
Wartens. Doch dann war es so weit: Schon sah er hoch über
dem Horizont, die ersten Feuerpilze mit einem unwahrscheinlich lauten
Getöse erleuchten. Wie ein Bienenschwarm griffen seine
tapferen Männer in ihren kleinen Kampfmaschinen den
übermächtigen Gegner an. Immer und immer wieder griffen sie
an und verschwanden für einen Moment, um dann auf ein Neues
das verhasste Ziel anzugreifen. Einer der Flieger hielt direkt auf
die Kommandokapsel zu und wurde von dem Nohkui immer wieder
beschossen. Tapfere Kämpfer dachte sich noch Olep, der diesem
Geschehen zusah und ungeduldig auf seine Chance wartete.
»Mann, weich doch aus! Warum weichst du
nicht aus, du Dummkopf?«, schrie Olep, als er auf seinem
Monitor sah, dass diese vier tapferen Kämpfer vermutlich
absichtlich ihre Maschine in eine waghalsige Flugstellung
positionierten. Sie hielten wahrhaftig und heldenmutig ihre Maschine
genau auf die Steuerkanzel des Kampfschiffes der Nohkui zu. Diese
Männer waren sich ganz genau bewusst, dass dies der einzige
schwache Punkt an diesem Kampfschiff war, dass auch eine solch
kleines Kampfmaschine ein so gigantische Schiff eventuell schwer beschädigen,
wenn nicht sogar kampfunfähig machen konnte.
»Kehrt um, Männer! Ihr sollt euch
nicht sinnlos Opfern, das sind diese Bestien doch nicht wert!«,
gab Olep den Befehl an diese seine Männer durch. Doch
vergebens, stur und ohne Worte steuerten sie auf die Kanzel zu, bis
sie schließlich kurz vor ihrem Ziel mit einem
Impulsfasergeschoss schwer getroffen wurden und nach wenigen
Augeblicken regelrecht in tausende von Stücken zerfetzt
wurden. Die Teile des zerstörten Jägers verstreuten sich
überallhin und trafen sogar einen weiteren Jäger, der zwar
nicht ganz und gar zerstört wurde, aber am Kampfgeschehen
nicht mehr teilnehmen konnte. Er wich ab und flog mit einer
riskanten Notlandung aus dem Geschehen. Wie Olep voraussah,
verhielten sich die Nohkui immer siegessicherer. Sie flogen Manöver,
die eines Amateurs Handlungen gleichzustellen waren. Immer mehr
wurden die goderijanischen Jäger von den Nohkui beschossen und
einige mussten nun ihr Leben dabei lassen. Es schien so, als würden
die Bestien Nohkui eine Schießübung auf die Jäger
veranstalten und das, obwohl sie es gar nicht einmal nötig
hatten. Das war für Olep das richtige Zeichen, nun die zweite
Welle zum Angriff starten zu lassen.
»Zweite Welle, Achtung, auf mein Zeichen,
Angriff in 5, 4,3, 2, 1, Angriff und Dauerfeuer nach eigenem
Ermessen. Viel Glück, Jungs, zeigt es diesen Insekten-Gehirnen.«,
wünschte Olep seinen Kameraden.
Und die zweite Welle stieg empor. Sie raste mit
einem mächtigen Getöse dem gigantischem
Schlachtschiff des Feindes entgegen. Dann flog die Formation der Gleiter
auseinander, um einen keilförmigen Verbund zu bilden, um dieses
Schlachtschiff einzukreisen um es fortan von allen Seiten angreifen
zu können. Zumindest so lange, bis ihre
Schutzschildmodulisatoren so geschwächt sind, dass die dritte
und entscheidente Welle das Schiff vernichten konnte. Der Kampf zog
sich länger hin als Olep gedacht hatte. Oleps Plan geriet
allmählich ins Wanken. Mehrere seiner Kampfgleiter waren schon
von den Nohkui abgeschossen oder flugunfähig gemacht worden. Das
gefiel Kommandant Olep ganz und gar nicht, so dass er kurzerhand
einen Entschluss gegen seinen eigenen Plan fasste.
»Okay, jetzt oder nie, wir werden nicht
mehr so lange warten bis das Schutzschild der Nohkui sich wieder
regeneriert hat. Wir haben einfach zu wenig Feuerkraft in die zweite
Welle gelegt. Und für einen neuen Plan und neue Formierung des
gesamten Geschwaders bleibt keine Zeit. Wir greifen sofort an.«,
entschloss sich Olep.
»Aber, mein Kommandant! Dass könnte
unser Untergang sein.«, protestierte einer seiner
Bordsicherheitskräfte.
»Schweig, elender Wicht. Glaubst du, dass
ich noch länger hier sitzen und zusehen werde, wie einer nach
dem anderen meiner Kameraden wie die Fliegen abgeschossen werden?
Nein und nochmals nein!«, erklärte Olep hartnäckig.
Dann folgte ein kurzes Nachdenken und Olep war sich seiner Sache
sicher.
»Dritte Welle, alles mal herhören.
Wir werden nun auf mein Zeichen schon jetzt angreifen, also hört
genau zu. Olep konnte beruhigt laut und deutlich mit seiner
Signalcodestation sprechen. Den Nohkui waren die Signalsignaturen
der Codestation nicht bekannt, auf der sich die Goderijaner
untereinander unterhielten und so diese Sende-Signatur für die
Nohkui nicht hörbar und somit abhörsicher war.
»Ich werde nun die Dritte Welle vor das
Schlachtschiff führen. Und zwar außerhalb der Reichweite
ihrer Impulsfaserkanonen des Schlachtschiffes. Der gesamte Rest,
also die Gleiter des östlichen, westlichen und nördlichen
Teils, stoßen zueinander. Ihr werdet euch unverzüglich zu
einer einzigen Welle nebeneinander, und zwar hinter dem
Schlachtschiff, formieren. Wenn ich das Zeichen zum Feuern gebe,
feuert ihr alles was ihr habt auf das verdammte Schlachtschiff, und
zwar, wenn möglich, gleichzeitig. Das ist ein Befehl. Also,
Jungs, kämpft, was das Zeug hält. Und vergesst nicht, dass
wir nur noch diesen einen Versuch haben, wenn das nicht klappt, sind
wir im Eimer und die ganze Stadt der Goderijaner, unserer Verbündeten,
ebenfalls. Das heißt, wir müssen diesen Vogel vom Himmel
holen und das unter allen Umständen. Und vergisst nicht, wie
viele Welten und deren Spezies diese verdammten Biester auf dem
Gewissen haben, wenn sie überhaupt eines besitzen. Sie sollen
nicht umsonst gestorben sein. Also, macht das Beste draus, es geht
um viel mehr als um Ehre oder Orden.«, versuchte Olep seine
Kameraden anzuspornen, was ihm auch glänzend gelang, denn im
Hintergrund hörte er Kampfgeschrei. Olep wartete noch einen
Augenblick. Ein kurzes Zögern, das er sich noch vor dem
eigentlichen Hauptangriff gönnte. Dann war es soweit. Oleps
Grinsen sagte alles aus.
»An das gesamte Geschwader: Jungs,
sofort in die befohlene Formationen fliegen.«, befahl Olep.
Sofort füllte sich der Himmel mit
Kampfgleitern jeglicher Art. Einige Minuten später befand sich
ein jeder in seiner vorgeschriebenen Position und Formation. Es
folgte nun ein quälendes Warten. Es wirkte fast so, als
fungierte das Geschwader der Chasquiana nur als Begleiter des so
mächtigen Raumschiffes der Nohkui, nur mit dem einen
Unterschied, dass der Feind nichts davon wusste. Dann endlich kam
der Befehl.
»Achtung! Hier spricht euer Kommandant.«
Alles hört auf mein Zeichen. Angriff bei 5, 4, 3, 2, 1, Angriff
und Feuer frei, nach eigenem Ermessen.«
Dann erhellte sich der gesamte Himmel. Ein
Wirrwarr seinesgleichen bot sich am Himmel. Beide Seiten kämpften
erbittert. Eine Explosion folgte der nächsten. Manche Piloten
konnten überhaupt nichts mehr sehen und flogen ihren Angriff nur
noch nach dem Gefühl oder ihren Instrumenten. Einige, nach dem
ihre Instrumente ausgefallen waren, flogen blind wie Hühner
und knallten direkt in das Schiff hinein. Es krachte und donnerte,
es zischte und pfiff heulend von den Faserkanonen beider
Seiten. Der Himmel schien sich spalten zu wollen, als sei der Gott
Zeus und der Donnergott Odin gleichermaßen wieder auferstanden,
um alles Leben mit ihrer ganzen Allmacht zu bestrafen. Ja, wahrlich,
es war, als würde sich die Hölle auftun um alles zu
verschlingen. Langsam aber sicher wurde Oleps Geschwader so sehr
geschwächt, dass man den Eindruck gewann, dieses mächtige
Kampfschiff der Nohkui sei unverwundbar, ja unbesiegbar. Auch
Kommandant Olep spürte und sah förmlich das Nachlassen
seiner Kampfpiloten. Das, so war ihm klar, konnte und wollte er
nicht so einfach hinnehmen. Es stand viel zu viel auf dem Spiel.
Diese Kreaturen der Hölle durften nicht als Sieger hervorgehen.
Kommandant Olep traf eine folgenschwere Entscheidung. Olep drehte
sich kurz zu seinen vierzehn Mitstreitern, die sich hinter ihm im
Gleiter befanden, um und sah sie merkwürdig an.
»So Jungs, das war's. Hier ist für
euch Endstation. Alles in die Rettungskapsel. Das ist ein Befehl!«,
schrie Olep nach hinten.
Seine Kameraden starrten ihn schockiert an.
Irgendwie schienen sie begriffen zu haben, was Olep vor hatte.
Einer seiner Untergebenen schnallte sich von einem der fünf fest
an Bord installierten Geschützstellungen ab. Dann begab er
sich torkelnd, was von den ständigen Explosionen in der Nähe
des Kampfgleiters verursacht wurde, ganz nach vorne und setzte sich
ganz frech neben seinen Kommandanten Olep auf den noch nicht
besetzten Geschützstuhl. Zudem sah er Olep mit einem leicht
aufgezwungenem grinsendem, aber dennoch ergebenen Blick an und grüßte
ihn mit seiner geballten rechten Faust auf seiner Brust. Im Nu
übernahm er das vor sich befindliche Geschütz. Olep sah
noch einmal tief und intensiv in die Augen des so tapferen jungen
Kriegers. Sein Herz füllte sich mit Stolz und Olep wusste, dass
es diesbezüglich keinerlei Worte mehr bedurfte. Olep begriff
nämlich, dass er diesen jungen Kameraden auch mit einem
eindeutigen Befehl nicht dazu veranlassen konnte, sich wie der Rest
der Mannschaft in die Rettungskapsel zu begeben. Oleps und die
Entscheidung des jungen Kriegers, ja des so tapferen und jungen
Kameraden war gefallen. Ohne noch ein einziges Wort an die
restlichen Kameraden zu richten, die sich bereits wie befohlen in der
Rettungskapsel befanden, drückte Olep den
Auslöseknopf für die Abkopplung der Rettungskapsel. Es
öffnete sich der Bauch des Gleiters und die Rettungskapsel viel
nach unten hin weg, ein Energieausstoß aus der Kapsel folgte
und beförderte dann in sehr hoher Geschwindigkeit die Kapsel in
die richtige Richtung, also aus der Gefahrenzone hinaus. So war es
dann soweit, beide befanden sich nun ganz alleine in dem Gleiter,
begleitet nur noch vom Rütteln und den enormen mächtigen
Explosionsgeräuschen des so gigantischen Schlachtraumschiffes,
der so grausamen Nohkui. Ohne jegliches Zögern stellte Olep
sämtliche Waffengattungen auf Höchste Leistung, so dass
sich nach weniger Zeit durch ein Überhitzen der gebündelten
Energiewaffen sich schließlich eine Selbstzerstörung
an Bord des Kampfgleiters erfolgen würde und sich folglich nicht mehr
verhindern ließ.
»So, mein Junge, das wäre getan. Wir
haben nicht mehr viel Zeit, wir beide. Ich muss nur noch eine
Nachricht an mein Geschwader richten.«, äußerte sich
Olep.
»Aber sicher doch, mein Kommandant. Tun
Sie es.«, sagte der Krieger.
»An mein Geschwader, hier spricht euer
Kommandant Olep. Ihr habt tapfer gekämpft. Ich bin stolz auf
euch. Jedoch befehle ich, unmittelbar nach meinen Worten den
sofortigen Rückzug aus der Gefahrenzone.«, gab Olep die
Order.
»Wie heißt du, mein junger
Krieger?«, fragte und wandte sich Olep zu seinem Nebenmann.
Worauf der junge Krieger sich wunderte, warum sein Name jetzt kurz
vor dem Angriff für seinen Kommandanten von Bedeutung oder
Nutzen sein sollte. Und warum nur schickte er sein Geschwader wieder
zurück?
»Was? Warum wollen sie denn ausgerechnet
jetzt meinen Namen wissen. Das interessiert doch nun wirklich
niemanden mehr, oder? Und warum soll sich denn der Rest unserer
Mannschaften zurückziehen?«, erwiderte Zortekan nun etwas
unruhig geworden.
»Ich fragte, wie dein Name ist?«,
schrie nun Kommandant Olep ihn an.
»Zortekan vom Stamme der Eilana, mein
Kommandant.«, antwortete Zortekan etwas eingeschüchtert
und nervös.
»Kameraden, ich möchte euch meinen
unmittelbaren Nachfolger, Zortekan vom Stamme der Eilana, bekannt
geben. Er hat in höchster Not seine Pflicht getan und
beschlossen, an der Seite seines Kommandanten zu sterben. So viel
Pflichtbewusstsein verdient, belohnt zu werden. Versammelt euch
umgehend im nördlich vorherigen Angriffsbereich. Dort wird
auch alsbald euer neuer Kommandant und Befehlshaber zu euch stoßen.
Dient ihm genauso treu, wie ihr mir gedient habt. So lebt des
Weiteren in Frieden und kehrt wohlbehalten auf Nartahu zurück.«
Sofort und nach dieser Nachricht, zog Olep
geschwind wie ein Wiesel seine Energiewaffe und schoss damit auf
Zortekan, der anschließend sofort und ohne noch einen Laut von
sich geben zu können, auf seinem Geschützsitz in sich
zusammenfiel. Natürlich hatte Olep seinen Faser (Energiegebündelte Waffe) vorher auf Betäubung eingestellt.
Sogleich schaltete Olep seinen Kampfgleiter auf Automatikflug und
schnallte sich von seinem Pilotensitz ab. An Bord des Gleiters gab es
nämlich außer der Rettungskapsel auch noch und eigentlich
nur für den Kommandanten des Geschwaders verfügbar, eine
noch kleinere, einmanngroße Rettungskapsel. Dann schnallte Olep
den Krieger Zortekan ebenfalls ab, hob und wuchtete Zortekan aus
seinem Geschützsitz und verfrachtete ihn in die Kapsel. Ein
letzter Blick, ein kurzes Lächeln von Olep zu Zortekan vom
Stamme der Eilana und Olep schob den über der Rettungskapsel
befindlichen Schalthebel ganz nach unten, wobei sich diesmal
automatisch die Seitenwand auftat und die Rettungskapsel regelrecht
hinausgeschossen wurde und Zortekan mit einem automatisch
gesteuerten System davonflog. Anschließend setzte sich Olep
wieder in seinen Pilotensitz und gab in den Bordcomputer den Code
zur vollständigen Erkennung des Feindlichen
Kampfschlachtschiffes der Nohkui zur Kollision mit seinem
Kampfgleiter ein. Als nächstes lehnte er sich ganz gemütlich,
ruhig und besonnen in seinem Sitz zurück und dachte dabei an
seine Familie, die, wie wir ja bereits wissen, von den Nohkui
entführt und vermutlich getötet wurde. Olep weinte
innerlich.
»Meine Lieben, bald werde ich bei euch
sein.«, gab er noch im Selbstgespräch von sich, ehe er
seine Energiewaffe auf Töten umstellte und auf seine rechte
Kopfhälfte richtete. Olep lächelte noch, bevor er den
Auslöser drückte, wonach der Energiestrahl seinen Kopf
förmlich bis zum Oberkörper völlig in sich auflöste.
Weiterhin und fortwährend behielt der zielgerichtete
Kampfgleiter seinen automatikgespeicherten Kurs. Olep berechnete
schon vorher die Überhitzung der Energiewaffen mit der
Kollision des feindlichen Raumschiffes der Nohkui. Zudem machte er
seinen heimlich auf den Kampfgleiter geschmuggelten
Impulsdetonator scharf. So dass eine vollständige Vernichtung
des Kampfschlachtschiffes des Feindes zu neunzigprozentiger
Sicherheit erfolgen würde, wenn nichts dazwischen käme.
Währenddessen sich die beiden Raumschiffe immer näher zur
Kollision näherten, setzten bereits die ersten Raumgleiter zur
Landung in der vorgeschriebenen Sicherheitszone an. Als auch der letzte
des Geschwaders gelandet war, stiegen alle aus, um sich zu versammeln.
Sämtliche Kampfpiloten besprachen nun dieses und jenes, wieso,
weshalb und warum sie den Kampf abbrechen mussten. Erst bekamen sie
Mut zugesprochen und dann, von einem Augenblick auf den nächsten,
befahl ihnen ihr Kommandant den vollständigen Rückzug.
Zudem verstanden sie nicht, warum ihr Kommandant sein Kommando an
einen einfachen Kampfpiloten abtrat. Nun denn, Befehl war eben für
die Chasquiana Befehl. So warteten sie auf die Rückkehr des
Gleiters von Olep. Sie wussten noch nicht, was inzwischen auf dem
Gleiter geschehen war und wird. Weiterhin vertieften sich die
Chasquiana des Geschwaders in ihren Gesprächen, als sie
plötzlich ein lautes Heulen vernahmen. Alle kannten dieses
Geräusch. Dass es das Geräusch einer Rettungskapsel war.
Gespannt starrten sie in sämtliche Richtungen, da durch
dieses Tal, von dem sie alle umgeben waren, durch die Schall- und
Echogeräusche verfälscht wurden und somit nicht genau
festzustellen war, aus welcher Richtung eben genau die Rettungskapsel
letztendlich herkam. Doch nach nur wenigen Sekunden stand die
Position der Rettungskapsel fest. Sie kam wie erhofft aus dem
südlichen Kampfbereich. Sofort fingen alle zu jubeln an, da sie
erkannten, dass es sich um die größere Kapsel handelt,
bedeutete dies doch für die Mannschaften, dass es sich um Olep und den
Rest der Mannschaft handeln musste. Sanft landete die Rettungskapsel
ungefähr dreihundert Meter vor ihnen auf dem Platz. Langsam aber
dennoch stetig öffnete sich die Seitentüre der Kapsel. Ein
Besatzungsmitglied nach dem anderen verließ nun die Kapsel. Alle
fanden sich heil und gesund auf der goderijanischen Erde wieder, bis
auf zwei. Schnell mussten sie feststellen, dass es sich um
Kommandant Olep und den Krieger Zortekan, den neu ernannten
Kommandanten vom Stamme der Eilana, handelt. Und als sie von der
Mannschaft Näheres erfuhren verwandelte sich der Landeplatz in
einen Ort der absoluten Stille. Selbst der Wind schien sich zu
weigern, weiterhin seine Lieder durch die Felder und Wälder zu
singen. Da standen nun allesamt wie bestellt und im Endeffekt nicht
abgeholt. Ohne Kommandanten und ohne das Wissen, was nun zu tun ist
oder wie es zumindest weitergehen soll. Ratlosigkeit beherrschte nun
das gesamte Geschwader. Einige Minuten des Ausharrens waren
verstrichen, als sie nun abermals ein heulendes Geräusch hören
konnten. Da sahen sie es, die Einmannkapsel des Kommandanten Olep.
Wiederum begann die Mannschaft zu jubeln. Sie reckten ihre Arme hoch
und krakeelten immer wieder den Namen ihres Kommandanten Olep. Sanft
und ganz langsam landete die kleine Kapsel zirka hundert Meter vor
ihnen auf der festen und teilweise trockenen Erde. Dann wurde es
abermals mucksmäuschenstill im Tal der Goderijaner. Die
Spannung stieg und alle erwarteten, nun ihren so über alles
geschätzten Kommandanten Olep. Ganz gemächlich öffnete
sich die Luke der Rettungskapsel. Ja, alle warteten auf Olep, doch
stattdessen krabbelte Zortekan, der neu ernannte Kommandant, mühselig
wirkend aus der Einmannkapsel heraus. Zortekan taumelte hin und
her, als hätte er ein berauschendes Mittel zu sich genommen.
Doch weit gefehlt, es waren noch die Nachwirkungen von der
Energiepistole, mit der Kommandant Olep auf ihn geschossen hatte. So
stand er da, Zortekan. Und hatte keinen blassen Schimmer, wie er in
die Rettungskapsel von Olep geriet. Plötzlich standen alle
Spalier und grüßten ihn als ihren neuen Kommandanten des
Geschwaders. Wie schon gesagt, Befehl war eben Befehl.
Zortekan erwiderte den Gruß, indem er in
militärischer und strammer Haltung mit seiner linken und
geballten Faust auf seine rechte Brusthälfte schlug. Dann
wurde es wieder still im Tal und auf dem Platze. Zortekan spürte
förmlich, dass sein neues Geschwader auf etwas wartete, ja auf
eine Erklärung. Auf einige Erklärungen, wo zum Beispiel
ihr Ex-Kommandant Olep geblieben ist. Und warum er und nicht Olep in
der Rettungskapsel saß. Viele Fragen, worauf das Geschwader
natürlich ein Recht hatte, es zu erfahren. Doch was nur sollte
Zortekan vom Stamme der Eilana berichten. Und Zortekan dachte
verzweifelt nach.
»Alles mal herhören.«, gab er
als ersten Befehl ab.
»Ich kann mir gut vorstellen, was nun in
euch vorgehen mag. Doch seid euch im Klaren, dass es nicht mein
eigener Wunsch war, euer Kommandant zu werden. Gewiss gibt es viele
Ungereimtheiten, die ich, wie ich euch hiermit verspreche, allesamt
aufklären werde. Jedoch eines kann ich euch mit Sicherheit
sagen, dass euer Kommandant Olep sich bestimmt noch auf dem
Kampfgleiter aufhalten muss und er direkt auf das Schlachtschiff der
Nohkui zuhält. Ich jedoch habe nur das Gespräch an euch
mitbekommen, wobei euer Kommandant Olep mich zu eurem neuen
Kommandanten beförderte. Dann weiß ich nichts mehr und bin erst
in der Kapsel während des Rückfluges hierher wieder zu mir
gekommen. Doch nach den Anzeichen zu urteilen, muss Kommandant Olep
mich mit seiner Energiepistole, die er vermutlich kurz vorher auf
Betäubung einstellte, außer Gefecht gesetzt und mich in
seine Rettungskapsel gelegt haben. Eine andere Erklärung habe
ich leider im Moment auch nicht.«, erklärte Zortekan
seinen Kriegern.
»Und warum das Ganze?«, fragte ein
Krieger aus der Reihe.
»Nun, ich nehme an, dass er wusste, dass
ich seinen Befehl, in die noch einzige Rettungskapsel zu steigen,
verweigert hätte.«, sagte Zortekan.
»Hätten Sie den Befehl wirklich
verweigert?«, fragte ein anderer Krieger.
»Ja, das hätte ich gewiss. Ich
hätte niemals meinen Kommandanten in dieser Situation alleine
gelassen.«, erwiderte Zortekan.
»Und warum dieser Alleingang von ihm?«,
kam wiederum eine Frage aus den hintersten Reihen.
»Ihr solltet wissen, dass ein Mann wie
Kommandant Olep vieles in seiner militärischen Laufbahn erlebt
und mitgemacht hat. Zudem kommt noch erschwerend hinzu, wie die
meisten von euch längst wissen, dass er seine gesamte Familie
während einer Expedition verloren hat. Das Zeichnet eben
einen Chasquiana.
Dennoch bin ich mir sicher, dass er sich jetzt
und dort oben ganz alleine den Nohkui stellen will und mit
Sicherheit wird. Mag er einige Gründe dafür haben, doch
frage ich euch, wollen wir tatenlos zusehen und abwarten, wie er sich in
seinen sicheren Tod stürzt? Ich jedenfalls werde nun in einen
dieser Kampfgleiter steigen und versuchen ihm beizustehen, vielleicht
schaffe ich es, ihn noch rechtzeitig zu erreichen.«, erklärte
Zortekan fest entschlossen. Und ging auf einen der Kampfgleiter zu,
die sich hinter den Reihen befanden. Plötzlich und ohne ein
einziges Wort zu verlieren liefen alle Krieger zu ihren
Kampfgleitern von jeglicher Art und stiegen hinein. Zortekan traute
seinen Augen nicht. Alle ohne Ausnahme wollten mit in den Kampf
ziehen.« Alle wollten ihrem Ex-Kommandanten zu Hilfe eilen.
Was für Tapfere Krieger und so treu. Dachte sich noch Zortekan,
während er in einen der Gleiter stieg.
»Alles mal herhören. Versucht alles
aus den Maschinen herauszuholen. Es muss uns unbedingt gelingen,
Kommandant Olep zu erreichen, noch bevor er mit dem feindlichen Kampfschiff
kollidiert. Wir werden diesen Nohkui eine gehörige
Abreibung verpassen, die sich gewaschen hat.
Im Nu startete das gesamte Geschwader die
Antriebe ihrer Kampfgleiter. Als nächstes flogen sie steil nach
oben und brausten mit einem Laut davon, der einem Bienenschwarm
ähnlich klang, nur halt um einiges lauter. Zortekan führte
das Geschwader an. Er konnte sich nicht als neuer Kommandant akzeptieren,
solange er nicht ganz genau wusste, wie es um Olep stand,
auch wenn er es vor seinen Kameraden spielte. Zortekan
konnte bis dahin ja nicht wissen, dass sein Kommandant sich selbst
erschoss und mit ihm sein Kampfgleiter genau auf das feindliche
Schlachtschiff der Nohkui zuhielt und in wenigen Augenblicken
daraufprallen würde.
*
Zur gleichen Zeit, auf dem Kampfschiff der Nohkui:
»Surgo do, koschtduh ho mie tu woh
Goderijan, mehot zoh wakdeho?«
Der Kommandant der Nohkui fragt seinen Steuer-Offizier, wie lange es noch dauern wird, bis sie in den Orbit des
Planeten Goderijan einfliegen können, um endlich die Hauptstadt
angreifen zu können.
»Umbetoh do fohes.”
In weniger als 4 Minuten.«, antwortete
sein Untergebener.
Die vier Minuten vergingen schnell und
als die Nohkui mit ihrem riesigen Kampfschiff in den Orbit des
Planeten einschwenkten, entdeckte der Steueroffizier den Gleiter von
Kommandant Olep, der sich schon so nahe und schnell auf sie zubewegte,
dass es für die Nohkui unmöglich gewesen wäre,
noch rechtzeitig auszuweichen. Kommandant Olep
wusste, dass die Nohkui dem Gleiter niemals ausweichen, also einen
anderen Kurs einschlagen würden. Denn im Allgemeinen konnte
ein Kampfgleiter einem solch gigantischem Schiff mit Schutzschild,
wie es die Nohkui führten, nichts aber auch rein garnichts bei
einer eventuellen Kollision anhaben. Doch genau an das hatte Olep
natürlich auch gedacht. Er hatte nämlich vor seinem Start
heimlich einen Impulsdetonator an Bord des Gleiters geschmuggelt.
Seelenruhig warteten die Nohkui den Aufprall
des auf sie zurasenden Gleiters ab. Sie waren sich ihrer Sache
sicher, dass dieser kleine Kampfgleiter ihren Schutzschild nicht
durchbrechen konnte, doch ihre Rechnung sollte nicht aufgehen. Immer
näher und näher kam der kleine Kampfgleiter an das
Schlachtraumschiff der Nohkui heran, bis letztendlich Kommandant
Oleps Plan aufging. Als die Kollision perfekt war und der Gleiter
mit einem dumpfen Knall gegen das Schutzschild des Kampfschiffes
raste, explodierte erst Oleps Gleiter, zerstörte durch die
gewaltige Explosionswelle das Schutzschild des Kampfschiffes der
Feinde der Nohkui und krönte dieses Geschehen mit einem
anschließenden Explosionsfeuerball, der sich fast wie eine
Atomwaffe und mit einer enormen Geschwindigkeit nach allen Seiten
ausdehnte. Beide der Gleiter und das so mächtige
Kampfschlachtschiff der Nohkui wurden völlig zerstört.
Mittendrin tausende von winzig kleinen und bis zu zwei Meter große
Metallstücke, die nun wie Geschosse ins Weltall
aber auch in Richtung des Planeten Goderijan rasten.
Hinterdrein Feuer und Asche, begleitet von einer enormen Druckwelle.
*
Unterdessen, wie wir schon wissen, war das gesamte
Geschwader gestartet, um Kommandant Olep zu Hilfe zu eilen, obwohl
Olep längst tot war, was sie ja nicht wissen konnten. Und
sie flogen genau auf diese gigantische Feuersbrunst zu.
»An alle: Wir müssten in Kürze
den Kampfgleiter von Olep und das Kampfschiff der Nohkui auf
unseren Sensoren haben.«, meldete Zortekan den Mannschaften,
die mittlerweile in Kampfeslust schwelgten.
Plötzlich, als dann Zortekan einen
flüchtigen Blick auf die Sensorenbildschirme warf, verschlug es
ihm den Atem. Die anderen Navigatoren der Kampfgleiter meldeten
sofort dieses für sie seltsame Phänomen:
»Kommandant Zortekan, hier Kampfgleiter
sechzehn, melde, dass unsere Sensoren defekt sind.«, gab der
Pilot weiter.
»Kampfgleiter sechzehn, ihre Sensoren
sind nicht defekt. Wir haben das gleiche auf den Schirmen. Jungs,
das bedeutet nichts Gutes. Sofort die Suche abbrechen und Rückzug.
Gebt alles was ihr habt. Treffpunkt wieder am Startplatz im Tal.«,
ordnete Zortekan an, während er sich schon auf dem Rückweg
befand.
»Mann, was kann denn das nur sein?«,
gab er laut von sich.
»Es ist sehr schnell, Herr Kommandant.«,
sagte sein Navigator mit zitternder Stimme.
»Ja, du hast Recht und ich glaube, dass
wir es bis ins Tal nicht mehr schaffen werden. Navigator, sende
umgehend diese Situation dem Heiligen Xarmax. Er möge sich so
schnell er nur kann, in einen seiner Schutzräume begeben. An
alle, dieses Etwas hat uns gleich eingeholt, haltet trotzdem euren
Kurs so gut es geht. Ich hoffe, wir sehen uns unten im Tal wieder.
Viel Glück.«, meldete Zortekan seinen Kameraden.
»Zortekan und seine Besatzung schnallten sich fest. Dann ein
kurzes Warten, Schweißperlen rannen über manchen seiner
tapferen Krieger. Dann begann es zu rütteln. Erst ein wenig,
dann immer heftiger. Der Pilot konnte nun kaum mehr den Gleiter auf
seinem Kurs halten.
»Goret, du musst unbedingt den Kurs
halten.«, schrie Zortekan seinen Piloten an.
» Kommandant, ich kann nicht, die
Steuerung reagiert nicht. Oh Pharano, (ein Gott für die
Chasquiana) hilf uns. Wir werden alle sterben!«, fing Pilot
Goret an durchzudrehen.
»Mensch Goret, reiß dich zusammen,
wir tauchen ja gleich in die Atmosphäre des Planeten ein. Dann
haben wir es geschafft.«, schrie Zortekan, während er in
seinem Kampfsitz wie eine Puppe durchgeschüttelt wurde.
Plötzlich war ein lauter metallener Knall
zu hören und einer der Navigatoren fing fürchterlich zu
schreien an. Er war von irgendetwas getroffen worden, jedenfalls
blutete er stark aus seiner linken Schulter. Dann folgte wieder ein
Metallener Knall und wieder und wieder.
»Druckabfall.«, schrie einer der
Navigatoren lauthals.«
Und es drangen immer mehr Fremdkörper in
den Gleiter durch den Rumpf ein. Was Zortekan und seine Mannschaft
nicht wissen konnten ist, dass diese Fremdkörper, die ständig
in ihren Gleiter einschlugen, nämlich die Überreste des
Kampfschiffes der Nohkui und des Kampfgleiters ihres Kommandanten
Olep waren. Zortekans Platz befand sich links neben dem Piloten. Als
sie sich kurz vor dem Eintauchen in die Atmosphäre befanden und
sich die gesamte Mannschaft schon in Sicherheit wiegte, knallte
abermals, ein Fremdkörper durch die linke Seitenwand an Zortekan
vorbei, direkt durch den Kopf des Piloten Goret hindurch und
durchschlug zudem auch noch die rechte Außenwand. Goret war auf
der Stelle tot.
Zortekan packte seinen tapferen Piloten an der
linken Schulter um ihn aufzurichten. Was er da zu sehen bekam, brachte
ihn zum Erbrechen, ja Zortekan übergab sich und spuckte sein
Frühstück auf die gesamte Frontscheibe. Dem Piloten hingen
Hautfetzen in der Vorderen Front des Gesichtes herunter, Zortekan
sah, dass sein Pilot und Freund überhaupt kein Gesicht mehr
hatte. Dieser Fremdkörper riss ihm förmlich das gesamte
Gesicht weg. Zudem quoll sein Gehirn langsam aus der verletzten
Öffnung, wo sich einst sein Gesicht befand. Zortekan schrie,
nicht aus Angst es könnte auch ihn treffen, nein, sondern weil er
einen Freund verlor, einen Freund, mit dem er seine gesamte Kindheit
verbracht hatte. Zortekan weinte bitterlich. Doch es half nichts, er
musste kühlen Kopf
bewahren, um sein eigentliches Ziel zu erreichen. Dann war es so weit. Sie durchstießen die
Wolkendecke. Durch die plötzliche Schwerkraft des Planeten und
den zu niedrigen Kabinendruck bekamen alle so wenig Luft, dass sie
glaubten, jeden Moment ersticken zu müssen. Zudem kam noch
erschwerend hinzu, dass der Kampfgleiter jeden Augenblick durch die
ständigen Attacken der Fremdkörper, die irgendwo im Gleiter
einschlugen, auseinanderzufallen drohte. Zortekan übernahm
natürlich die Steuerung, nachdem er seinem toten Freund den
Anschnallgurt per Knopfdruck löste. Als nächstes musste er
Goret, so Leid es ihm auch tat, mit seinem rechten Fuß und
unter größten Schwierigkeiten von seinem Pilotensitz
herunterstoßen, wodurch er im nachhinein, während der
Gleiter schon abschmierte, sich noch in dessen Sitz retten und den
Gleiter gerade noch abfangen konnte. Endlich, zwar noch in weiter
Ferne, sah und erkannte Zortekan die weiß schimmernde und
schlangenartige Lichtung, die sich wie ein Flussarm entlangzog und
das Tal, wo sich der Start- und Landeplatz befand und das auch zur
Hauptstadt Bonchach führte, die gleich dahinter lag. Es war
soweit. Länger konnte Zortekan seinen Kampfgleiter sowieso
nicht mehr halten. Das spielte aber in diesem Augenblick keine Rolle,
da sie ja beinahe den Start- und Landeplatz erreichten und Zortekan in
den Gleitflug überging. Zortekan schaute sich durch seinen
Sensorenmonitor nach allen Seiten um. Es wurde ihm in diesem Moment
bewusst, dass das Geschwader sehr große Verluste bei diesem
Einsatz hinnehmen musste. Er konnte nämlich nur einen kleinen
Teil des Geschwaders erspähen und diejenigen, welche es gerade
noch so schafften, flogen buchstäblich auf dem Zahnfleisch. Ihre
Kampfgleiter sahen verheerend aus, so dass es ein wahrer Geniestreich
war, diese Maschinen überhaupt noch in der Luft zu halten. Es
war also geschafft. Sofort nach der Landung stiegen, sprangen oder
fielen, ja stürzten sich die gesamten Mannschaften aus ihren
Kampfgleitern und rannten was das Zeug hielt in Richtung der
Hauptstadt, um vielleicht noch einen Platz in einem dieser
Katastrophenbunker zu erlangen. So rannten und rannten sie, und wer
verletzt war, wurde eben getragen. Einige drehten sich um und
liefen dann merklich noch schneller als vorher. Ihr Instinkt
sagte ihnen, dass der Meteoritenhagel eventuell einem riesigen
Kometen vorausging. Und dem Kometeneinschlag auch meist eine
Druckwelle folgte, was sie natürlich fest glaubten. Sie alle, und
Zortekan eingeschlossen, konnten natürlich nicht wissen,
dass es kein Meteoritenhagel, sondern Metallstücke in jeder
erdenklichen Größe und Form waren, die von der Kollision
und der anschließenden Explosion des Gleiters des
Kommandanten und des Kampfschiffs der Nohkui stammten. So war es
natürlich nicht verwunderlich, dass sie rannten, als wäre
der leibhaftige Teufel hinter ihrem Leben her. Doch mit einem hatten
sie völlig Recht: Dass sich in wenigen Minuten tatsächlich
eine enorme Druckwelle über der südlichen Seite von
Goderijan, also wo auch sie sich jetzt befanden, mit enormer Gewalt
einfallen wird.
»Kommandant, Herr Kommandant?«,
schrie einer der etwas zurückfiel und nicht mehr mithalten
konnte. Kein Wunder, denn er schleppte einen Kameraden über
seiner Schulter, was ihm letztendlich alle Kräfte raubte.
»Alles halt, helft eurem Kameraden, seht
ihr nicht, dass er die Last mit dem Schwerverletzten nicht mehr
alleine tragen kann. Wir müssen unbedingt Schutz finden, sonst
sind wir verloren.«, machte Zortekan seinen Mannschaften, oder
was von ihnen noch übrig blieb, Druck. Sofort liefen zwei aus
einer Gruppe zu den zwei Zurückgebliebenen um zu helfen. Und es
ging weiter im Sauseschritt, als Zortekan plötzlich innehielt,
also abrupt stehen blieb. Die nachgekommenen wunderten sich und
fragten ihn was los sei.
»Herr Kommandant, aber warum bleiben Sie
denn stehen?«, fragte verständlicherweise einer der
Krieger.
»Na, seht doch selbst, was da steht. Ich
glaube, das Rennen hat sich vorerst erledigt. Die Goderijaner denken
wirklich an alles.«, konnte Zortekan freudig berichten. Xarmax
hatte schon im Vorfeld an verschiedenen Abschnittspunkten für
einige automatisch gesteuerte und flugtüchtige
Personentransporter für den Fall aller Fälle gesorgt,
sozusagen bereitgestellt.
»So, Männer lasst uns schnell von
hier abhauen.«, befahl Zortekan seinen Kriegern.
»Ja, aber wer kann denn so etwas fliegen,
Herr Kommandant?«, fragte einer seiner Krieger.
»Mann, du Dussel, von uns niemand
natürlich, sobald man die Senktüren von innen schließt,
fliegen die von ganz alleine an ihren eingespeicherten Zielort.«,
erklärte Zortekan seinen Kameraden.
»Und woher wissen sie das, Herr
Kommandant?«, löcherte sein Kamerad weiter.
»Von Kommandant Olep und jetzt rein da,
wir müssen los.«, drängte nun Zortekan seine tapferen
Männer. Alle befanden sich jetzt im Personentransporter mit
Ausnahme von Kommandant Zortekan. Zortekan guckte noch einmal zum
Horizont und was er da sah, gefiel ihm garnicht. Er sah, dass sich der
Himmel von azurblau langsam aber stetig ins Rosarot zu verfärben
begann. Es konnte also nicht mehr lange dauern, bis die Druckwelle
mit all ihren Feuersbrünsten diesen Planeten erreicht hatte.
Wie schon erläutert, befanden sich nun
alle an Bord. Zortekan hatte bereits beim Einsteigen seine Kameraden
des noch übriggebliebenen Geschwaders am Eingang des
Personentransporters eilig abgezählt. Er schüttelte
traurig den Kopf. Von insgesamt 1620 Kriegern, die 130 Maschinen
besetzten und flogen, blieben nur noch ganze 60 Mann, mit Zortekan
inbegriffen. Ja, es verschlug Zortekan fast den Atem. Das Schlucken
fiel ihm so schwer, als würde ihm jemand die Luft abschnüren,
und seine Hände zitterten, wie die eines alten Greises. Die
Utopie an der ganzen Rettungsaktion der Chasquiana war, dass der
größte Teil des Geschwaders nicht einmal im Kampf, sondern
von einem, wie Zortekan glaubte, Meteoridenhagel vernichtet wurde.
Was natürlich nicht der Wahrheit entsprach, sondern, wie wir
bereits wissen, der Kollision und der daraus entstandenen mächtigen
Explosion beider Raumschiffe. Zortekan machte sich zudem enorme
Selbstvorwürfe. Sollte es eine Wiederkehr nach Nartahu geben,
wie sollte er es den Familien der Gefallenen beibringen. Was
konnte er ihnen nur sagen, und wie? Viele Antworten, die Zortekan
suchte und momentan nicht fand. Zortekan begann zu zweifeln, ob der
Tod von so vielen jungen und tapferen Kriegern wirklich sinnvoll war,
ob es nicht doch eine Möglichkeit gegeben hätte, dies zu
verhindern. Er fühlte sich schuldig. Weil er es doch war, der
zur Rettung des treuen und taperen Kommandanten Olep aufrief.
Zortekan versuchte, diese Schuldgedanken im Augenblick zu verdrängen.
Vorerst hielt er es als sein dringlichstes Ziel, sollte er noch dazu
kommen, wenigstens diese 59 tapferen Krieger wieder heil nach Hause
zu ihrem Planeten Nartahu zurückzubringen, denn ihre Aufgabe
hier war erledigt, nämlich die Goderijaner vor dem Angriff der
Nohkui zu retten. Doch zu welchem Preis. Zortekan war sich sicher,
dass der Tod von 1560 Kameraden trotzdem nicht den Tod von vielen
Hunderten von Milliarden Goderijanern aufwog, doch trotz alledem
spürte er, dass es sinnlos sei, wenn auch nur ein Leben geopfert wird, aus
welchen Gründen auch immer, und niemals, mit nichts
zu rechtfertigen war. Soeben hob der Personentransporter mit einem
leichten Surren ab und flog in Richtung der Hauptstadt Bonchach, die
nur ein paar Flugmeilen entfernt lag. Zortekan war heilfroh, sich nun
endlich mit seinen Männern im Transporter auf dem Weg zur
Hauptstadt zu befinden. Zu Fuß, das war allen klar, hätten
sie es niemals noch rechtzeitig schaffen können.
»Alles mal herhören. Lasst uns nun
einen Augenblick unserer 1560 tapferen Krieger gedenken, die
heldenhaft in Ausübung ihrer Pflichten gestorben sind. Niemals
sollen sie vergessen werden.«, alle standen nun von ihren
Plätzen auf und gedachten einen Moment lang ihren Kameraden.
Totenstille füllte den Transporterraum. Einige weinten still in
sich hinein, die den Gefallenen etwas näher standen. Andere
wiederum seufzten und schüttelten ratlos den Kopf. Der Rest, ja
der Rest, guckte nur teilnahmslos, absolut gleichgültig wirkend
zu. Ein eiskalter Blick spiegelte sich wieder, wenn man ihnen in die
starren und nichtssagenden Augen sah. Kein Wunder, denn viele
befanden sich schon sehr lange Zeit im militärischen Dienst, was
natürlich abhärtete. Weiterhin, und mit großer Sorge,
beobachtete Zortekan den Himmel, um weitere etwaige Veränderungen
festzustellen. Jetzt wird es wohl bald losgehen, dachte er sich noch.
Endlich, irgendwie schien die Zeit für ihn zu arbeiten, denn
schon nach kurzer Zeit flog der Transporter in die Hauptstadt ein
und blieb nach einer Weile, vor einem mächtigen Bauwerk stehen
und öffnete automatisch die Türen. Natürlich konnten
sie nicht wissen, dass dies der Tempel des Heiligen Xarmax
war. Und dass sich tief, tief unter seiner Residenz der Haupteingang
zu einer der größten Katastrophenschutzeinrichtungen
des gesamten Planeten befand. Sie beherbergte einen Tunnel und ein
Wohnsystem, das sich unter der ganzen Stadt bis weit ins Land
hinzog. Doch alle Bewohner konnten in diesem gigantischen
unterirdischen System trotzdem nicht Platz finden. Zum Leidwesen
des Heiligen Xarmax. Da standen sie nun und hielten maulaffenfeil,
anstatt so schnell wie nur irgend möglich auf den riesigen,
bereits offenstehenden Eingang zuzurennen, um wenigstens bei Beginn
der Katastrophe Schutz zu finden und nicht im Freien stehen zu
müssen. Was sogleich Zortekan befahl: »Worauf wartet ihr? Vielleicht auf den
Weihnachtsmann oder was? Raus hier und rein in die gute Stube, ihr
Idioten. Die Katastrophe kann jeder Zeit über uns hereinfallen.«,
schrie er und stieß einige seiner Krieger vom Inneren des
Transporters ins Freie.
Und wie allseits bekannt: Lief einer voraus,
rannte der Rest hinterher. Alls sich endlich der gesamte Haufen von
sechzig Kriegern in dem so mächtig großen Bauwerk
wiederfand, staunten sie nicht schlecht. Sie befanden sich nun in
einer Art Vorhalle, die ungefähr 100 bis 120 Meter lang und
zirka 100 Meter breit war. Die kuppelartige Decke wölbte
sich und war mit wunderbar anzuschauenden künstlerischen
Malereien versehen, die sie jedoch nicht identifizieren konnten. Des
Weiteren standen fest auf dem Fußboden der Halle schön verzierte Säulen, die sich bis zur Decke
hochzogen und vermutlich das schwere und massive Kuppeldach trugen.
»Mann, seht euch das an, habt ihr so etwas
schon mal gesehen? Ich jedenfalls nicht!«, sagte einer der
Krieger, der aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Zortekan hingegen
ließ das kalt. Er hatte andere Sorgen, als sich die Kunstvolle
Bauweise der Goderijaner anzusehen und zu bewundern. Er
suchte mit scharfen Augen verbissen nach besseren
Schutzmöglichkeiten. Sie glaubten, ja sie alle hielten immer
noch daran fest, dass es ein Meteoritenhagel war und nicht wie in
der wahren Realität die Ursache, dass der Kampfgleiter ihres
ehemaligen Kommandanten Olep mit einer sehr gefährlichen
Bombe an Bord mit dem Kampfschiff der Nohkui absichtlich
kollidierte, um die Nohkui mit ihrer gefährlichen Fracht
endgültig zu vernichten. Somit löste Kommandant Olep eine Feuersbrunst gefolgt
von einer ungeheuren Druckwelle aus, was
natürlich keine Absicht von ihm war. Diese Katastrophe würde nun
jeden Augenblick, wie schon gesagt über die südliche Hälfte des Planeten,
wo sich ja auch die Hauptstadt der Goderijaner befand, wie ein
Hurrikan über sie hinwegfegen. Zortekan konnte jetzt jedoch
keinen besseren Schutz entdecken, als die Halle in deren Gebäude sie sich bereits
befanden.
»In diesem zwar schönen und
prunkvollen Gebäude werden wir nicht lange überleben
können. Es wird der drohenden Katastrophe nicht lange
standhalten, also Parole bieten können.«
Aufgeregt lief Zortekan hin und her und als er
neben einer dieser in etwa einen Meter breiten Säulen, die sich
bis zur Kuppeldecke hinaufzogen, stehen blieb, konnte er aus seinem
rechten Augenwinkel eine Gestalt wahrnehmen. Im nächsten
Augenblick, fast in einem Satz, sprang er noch während dieser
Rolle nach vorne auf den Boden und griff in seine rechte Gurttasche,
wo sich seine Handfaserwaffe befand, zog diese flink und zielte auf
den Knien mit Anschlaghaltung auf diese Gestalt.
»Gebt euch zu erkennen?«, rief
Zortekan, während sich schon seine Kameraden eilig zu ihm
gesellten und das gleiche taten und sogleich ihre Waffen in Richtung
der Gestalt hielten.
»Beruhigen sie sich, wir haben euch schon
erwartet.«, sprach und kam aus dem Schatten der Säule die
vermeintliche Gestalt hervor.
»Wer sind Sie?«, fragte Zortekan
diese Gestalt.
»Das ist nicht von Bedeutung. Ich komme
auf Geheiß seiner Heiligkeit, unseres Heiligen Xarmax. Es eilt
sehr, daher bitte ich Sie alle, mir zu folgen.«, erwiderte der
Abgesandte seiner Heiligkeit.
Ohne zu widersprechen folgte die gesamte
Mannschaft von Kommandant Zortekan dem Abgesandten des Heiligen
Xarmax. Während sie einen schmalen und sehr dunklen Gang entlang
liefen, konnte man schon die Erde erzittern spüren von der
Druckwelle, die nun die Hauptstadt erreicht hatte und sich im gesamten
Südteil des Landes ausbreiten und darüber hinwegfegen wird.
Plötzlich blieb der Abgesandte des Heiligen Xarmax vor einer
Tür stehen, öffnete sie und ging die wendelartigen Treppen
hinunter. Worauf Zortekan und seine Mannschaft folgten. Man staunte
nicht schlecht, als sie ungefähr 20 Meter tiefer an einem
Fahrstuhl ankamen. Im Nu ging es für einige nicht mehr weiter,
die Wendeltreppe füllte sich mit der sechzig Mann starken Truppe
bis zur Hälfte hin nach oben. Worauf einige schon Protest
einlegten und wissen wollten, warum es denn nicht weiter ging.
Zortekan klärte sofort die Situation, indem er nach oben
schreiend seinen Kriegern Bericht erstattete.
»So, meine teuren Freunde, gleich wird
der Aufzug hier sein.«, erklärte der Abgesandte seiner
Heiligkeit.
»Wird denn für alle genug Platz in
dem Fahrstuhl sein oder müssen wir uns aufteilen?«, fragte
Zortekan dem Abgesandten.
»Ihr braucht euch nicht zu sorgen, dieser
Aufzug ist für ungefähr hundert Personen konzipiert.«,
erwiderte der Abgesandte nun sehr stolz.
»Aha, aber an der Größe des
Treppenganges habt ihr ganz schön an Platz gespart, oder?«,
lästerte einer der Krieger, der mit ganz vorne stand.
»Was meint ihr damit?«, fragte nun
der Abgesandte seiner Heiligkeit etwas beleidigt.
»Ach, vergessen sie's. Lasst uns lieber
schnell nach unten fahren. Das Beben und Zittern nimmt ja ständig
zu.«, forderte dieser Krieger mit tiefer und lauter Stimme.
»Sagt mir, wie tief fahren wir denn mit
dem Aufzug hinunter?«, wollte Zortekan wissen.
»Bei 18 000 Metern und einer Geschwindigkeit
von hundert Metern pro Sekunde, entspricht das exakt drei Minuten,
bis wir an unserem Ziel ankommen werden.«, erklärte der
Abgesandte des Heiligen Xarmax exzentrisch.
»Was? achzehntausend Meter tief, Mann, das
ist ja ein Ding. Da werden sich die meisten die Seele aus dem Leibe
kotzen, nicht wahr?«, warf nun ein weiterer Krieger dem
Abgesandten entgegen.
»Aber gewiss nicht! Es ist überhaupt
nicht gefährlich.«, tröstete nun der Abgesandte.
Nach und nach füllte sich der Aufzug und
alle waren schon gespannt, was sie ganz unten erwartete. Keiner, außer
natürlich Zortekan, dachte nun mehr an die nun auf der
Oberflächen wütende Feuersbrunst. Sie wussten ganz genau,
je tiefer sie ins Erdreich hinunterfuhren, desto sicherer konnten
sie sich fühlen. Die drei Minuten vergingen wie im Fluge und als
sie letztendlich unten ankamen und sich die Schiebetüre öffnete,
blieb ihnen vor Stauen die Spucke weg. Vor ihnen tat sich eine völlig
neue Welt auf. Ja, sie hatten das Gefühl, als wären sie
überhaupt nicht in 18000 Meter tiefes Erdreich hinunter
gefahren. Hier unten sah es wie auf der Erdoberfläche aus. Nur
dass es halt keinen Himmel gab, und stattdessen die gesamte
Deckenformation als Ganzes beleuchtet war. Wie sie erkennen konnten,
glich dies, was sie hier zu sehen bekamen, dem regen Treiben einer
Stadt. Ja, es war ein reges Treiben hier unten. Kleine
Zwei-Mann-Gefährte fuhren an ihnen vorbei. Es gab unzählige
Pflanzen, ja und gar Bäume, die bis zu schätzungsweise 15
bis 20 Meter fast bis an die Decke hoch nach oben ragten. Sie
sahen sogar einen Spielplatz, auf dem viele kleine Kinder der
Goderijaner ausgelassen und freudig miteinander spielten. Weiterhin
folgten sie wieder einmal dem Abgesandten des Heiligen Xarmax. Er
ging durch unzählige Gänge und Hallen, kreuz und quer, des
so riesigen Höhlenkomplexes, bis sie schließlich an einem
weiteren Fahrstuhl ankamen, an dem der Abgesandte endlich stehen
blieb.
»So, meine Freunde, noch fünf Decks
nach unten und wir sind da.«, sagte der Abgesandte.
»Und was erwartet uns da?«, fragte
Zortekan berechtigterweise.
»Ein Treffen mit unserem Heiligen Xarmax.
Wie es danach mit euch weitergehen wird, ist mir nicht bekannt. Ich
bin einzig und allein dafür verantwortlich, euch zu ihm zu
bringen.«, sagte der Abgesandte zu Zortekan.
So fuhren dann allesamt mit dem Abgesandten die fünf Decks
hinunter. Geführt von ihm ging es zunächst einen langen
Gang entlang, der direkt im Anschluss an einer Tür endete.
»Warten Sie hier bitte.«, forderte
der Abgesandte Kommandant Zortekan höflich und dennoch bestimmt
auf.
»Natürlich.«, erwiderte Zortekan.
Im Nu und ohne anzuklopfen verschwand der Abgesandte hinter der
massiven Türe, die aus einer Art Metall bestand.
»Mann, was soll denn das Ganze, Herr
Kommandant? Wieso stehen wir eigentlich hier herum?«,
beschwerte sich nicht nur ein Krieger.
»Bleibt ruhig, Männer, es kann ja
nicht mehr lange dauern.«, versuchte Zortekan zu schlichten.
Mit einem Mal öffnete sich die schwere
metallene Tür und seine Heiligkeit, der Heilige Xarmax, trat
persönlich vor die Tür.
»Seid willkommen, meine Freunde vom
Planeten Nartahu. Ich habe euch schon voller Ungeduld erwartet. Ich
und mein Volk sind euch zu tiefstem Dank verpflichtet. Wie euch
bereits bekannt sein dürfte, wird in jedem Augenblick eine
Katastrophe über unsere Stadt hinwegfegen. Daher mussten wir
uns eben hier in bescheidenen Verhältnissen treffen und
beraten. Jedoch für alle wird der Platz in meinem bescheidenen
Arbeitsraum nicht ausreichen.«, entschuldigte sich seine
Heiligkeit höflich.
»Aber das macht doch nichts, Heiliger
Xarmax.«, erwiderte Zortekan und befahl dem Rest seines noch
vorhandenen Geschwaders, derweil draußen zu bleiben und vor der
Tür zu warten.
So setzte sich Zortekan auf dem von Xarmax
zugewiesenen Stuhl und lauschte gespannt den Worten seiner
Heiligkeit, dem Heiligen Xarmax.
»Großer und tapferer Krieger vom
Stamme der Eilana.«, fing Xarmax mit dem Gespräch an.
»Verzeiht, aber woher wisst ihr meinen
Namen, Heiliger Xarmax?«, unterbrach Zortekan seine
Heiligkeit.
»Nun, Kommandant, das ist ganz einfach,
wir haben während eures Angriffs, eueren Sprachcode entziffert
und abgehört.«, sagte Xarmax stolz.
»Aha, daher also.«, entgegnete
Zortekan etwas verblüfft.
»Kommandant Olep lebt nicht mehr. Er hat sich
tapfer und voller Heldenmut für uns alle geopfert. Da sie sich bis
hin zu seinem Alleingang bei ihm aufhielten, werden sie nun
sicherlich wissen wollen, wie es weiterging?«
»Gewiss, euer Heiligkeit.«
»So hören Sie, was ich ihnen zu berichten
habe. Als Sie und Kommandant Olep mit dem gesamten Geschwader zum
Gegenangriff starteten, hatte ihr Kommandant schon im Vorfeld einen
Plan geschmiedet, den er, wie wir nun wissen, tatsächlich in die Tat
umsetzte. In welcher Reihenfolge genau er seinen Plan ausführte,
können wir nur anhand unserer gesammelten Informationen und
Daten schildern. Doch vieles spricht dafür, dass es sich genau
so zugetragen haben könnte. Andere beweisliche
Schlussfolgerungen lassen eine etwaige Fehleinschätzung im
eigentlichen Sinne nicht zu. Wir wissen zum Beispiel, dass Kommandant
Olep Sie, zumindest zeitweise, außer Gefecht gesetzt und sie im
Anschluss zu seinem unmittelbaren Nachfolger auserkoren hat. Was ja
das Sprachsignal, das sich in unserem Besitz befindet, eindeutig
belegt. Als nächstes legte er Sie in die eigentlich eigens für
ihn bestimmte Rettungskapsel. Dies können wir bestätigen,
weil sie ja sonst nicht hier wären. Aber drehen wir doch ein
bisschen die Zeit zurück. Zuvor gelang es Kommandant Olep auf
irgendeine Weise, sei es durch einen überzeugenden Befehl oder
gar durch besondere Raffinesse, den Rest seiner Crew in die große
Rettungskapsel, wo alle Platz fanden, zu beordern. Dann, wie schon
erwähnt, kamen sie an die Reihe.
»Er hatte mich mit seiner Faserpistole,
die er auf Betäubung stellte, außer Gefecht gesetzt.«,
unterbrach Zortekan mal wieder Xarmax.
»Ja, so mag es gewesen sein. Also,
nachdem er Sie außer Gefecht gesetzt hatte, gab er ein
Sprachsignal zum Rest des Geschwaders, das ja noch auf Goderijan vor
der Hauptstadt in Bereitschaft stand, und ernannte Sie zum
Kommandanten. Anschließend ging er auf direkten Kollisionskurs
mit dem Kampfschiff dieser Bestien Nohkui. Nach der Explosionswelle
zu urteilen machte Kommandant Olep einen Impulsdetonator scharf, der
dann während der Kollision explodierte. Wir stellten sehr
schnell anhand unserer Aufzeichnungen fest, dass diese Explosion
eine viel zu gewaltige Ausdehnung hatte, als dass die Druckwelle nur
durch die Energiewaffen an Bord hätte ausgelöst werden
können. Wenig später bekamen wir von unseren sensorischen
Überwachungsbojen, die wir vorher durch einen unserer
Außenposten im Gesamtbereich der Bhandarr-Zone aussetzen
ließen, eindeutige Ergebnisse gesendet. Die Kollision zwischen
Kommandant Olep und dem Kampfschiff der Nohkui fand zu einhundert
Prozent statt.
Folglich stellen wir fest: Kommandant Olep
wusste, dass das Schutzschild des Kampfschiffes der Bestie Nohkui
von der zweiten Angriffswelle des Geschwaders geschwächt wurde. Es
stellte nunmehr für ihn keinerlei Problem mehr dar, mit Hilfe
seines in den Kampfgleiter geschmuggelten Impulsdetonators das
Kampfschiff der Nohkui bei der Kollision zu
zerstören oder zumindest so sehr zu beschädigen, dass ein
Angriff auf unsere Hauptstadt Bonchach für sie völlig
unmöglich wurde. So schlug er, wie die Menschen doch immer zu
sagen pflegen, zwei Fliegen mit einer Klappe, oder sagen wir mal,
führte er jenen Auftrag aus, uns vor dem Angriff der Nohkui zu
retten. Zudem endlich seine Rache zu bekommen, nämlich diejenigen
zu töten, die seine gesamte Familie auf dem Gewissen hatten.
Jener Mut und Selbstaufopferung eures Kommandanten war edel und
ehrenhaft. Es gibt da jedoch etwas, was wir nicht verstehen können:
Wie ein Mann seiner Größe in seinem Tun und Handeln, nicht
die Kehrseite seiner Entscheidung bedacht hatte. Wobei es aber nicht
als Beschuldigung verstanden werden sollte.«, erzählte
seine Heiligkeit weiter.
»Was für eine Kehrseite denn?«,
wollte nun Zortekan wissen.
»Mein lieber Kommandant Zortekan, die
Kehrseite die nun in diesem Augenblick 18000 Meter über uns
vorüberzieht und unsere Hauptstadt verwüstet, inbegriffen
den gesamten südlichen Teil unseres Planeten.«, erklärte
seiner Heiligkeit der Heilige Xarmax dem Kommandanten.
»Heiliger Xarmax, ich möchte nicht
unhöflich sein, doch frage ich mich, was Kommandant Olep mit dem
Meteoritenhagel zu tun hatte.«, fragte Zortekan etwas
brüskiert.
»Ihr irrt! Wie schon festgestellt war
die Ausdehnung der Explosion viel zu gewaltig. Sie kam nicht, wie ihr
annahmt, von einem Meteoritenhagel, sondern stammte von dem
Impulsdetonator.«, verteidigte Xarmax seine These.
»Ja, aber wir wurden von sehr kleinen aber
immerhin zerstörerischen Meteoritensteinen regelrecht
bombardiert.«, sagte Zortekan leicht erregt.
»Wir wissen auch, dass ein Teil eures
Geschwaders durch diese Attacken vernichtet und zum Teil schwer
beschädigt wurde, jedoch nicht von einem, wie ihr beliebt zu
behaupten, Meteoritenhagel, sondern von den Metallstücken, also
den Wrackteilen beider Raumschiffe, die durch die Explosion
geschossartig weit im Raum verteilt wurden. Ihr hattet lediglich
Pech, euch in diesem Bereich zu befinden.«, klärte nun
seine Heiligkeit Zortekan auf.
»Ach du meine Güte, es scheint ja
so, als ginge es ihm von Anfang an nur um seine Rache, nicht wahr?«,
versuchte Zortekan eine Antwort zu finden, während er beschämt
seine Heiligkeit ansah.
»Ich bin mir dessen bewusst, dass es für
Kommandant Olep ein gewichtiger Grund gewesen ist. Dennoch, nur an
sich gedacht hat er nicht. Sonst würden wir uns hier nicht
unterhalten können, nicht wahr, mein lieber Kommandant?«,
wies ihn seine Heiligkeit darauf hin.
»Ja, sie haben Recht, euer Heiligkeit.
Doch trifft auch mich eine gewisse Mitschuld.«, bekannte
sich Zortekan.
»Ach, mein Lieber. Wer hierfür die
Schuld oder die Nichtschuld in sich trägt, ist letztendlich
nicht von Belang. Wichtig ist doch einzig und allein, dass mein Volk
diese Bedrohung überlebt hat. Das Schicksal sucht sich
letztendlich seinen eigenen Weg. Was die Stadt Bonchach betrifft, die
können wir wieder aufbauen. Und was werdet ihr tun, wenn ihr zu
Hause auf Nartahu ankommt?«, fragte Xarmax Kommandant
Zortekan.
»Was wohl, Heiliger Xarmax? Einige meiner
Krieger werden wohl zu ihren Familien zurückkehren. Der Rest
wird mit mir das tun, was uns gelehrt wurde.«, erklärte
Zortekan.
»Ja, sicher werdet ihr das, Herr
Kommandant. Ich habe für euch und eure Kameraden einige
Quartiere herrichten lassen. Dort könnt ihr euch ausruhen so
lange ihr es wünscht.«, bot Xarmax zu bleiben an.
»Das ist sehr nett von euch, Heiliger
Xarmax. Dennoch, sobald wir wieder auf die Oberfläche können,
werden wir unversehens abreisen.«, erwiderte Kommandant
Zortekan.
»Wie ihr es wünscht, doch nehmt
einen unserer größeren Expeditionsgleiter als Geschenk an.
Mit euren beschädigten Kampfgleitern kämt ihr gewiss nicht
sehr weit. Er wird mit allem beladen werden, was ihr während der
langen Reise benötigt.«, bot seine Heiligkeit dem
Kommandanten an.
»Dieses Geschenk nehme ich mit Dank gerne
entgegen, Heiliger Xarmax.« Es folgte ein Schweigen beider
Parteien.
So, ich glaube, es wurde alles gesagt. Nochmals
vielen Dank für alles, mein Freund Zortekan, wir stehen tief in
eurer Schuld?«
Xarmax ging ganz langsam auf Zortekan zu und
nahm mit beiden Händen die seine und drückte sie fest und
freundschaftlich. Er sah Zortekan mit einem Blick an, der alles
sagte und deswegen keinerlei Worte mehr bedurfte. Auch Zortekan
spürte, wie unendlich dankbar Xarmax ihm und seinen Kriegern
war.
»Eines noch vorweg, Herr Kommandant: Die
Erdlinge sind zwischen vielen Völkern unterteilt und ein Volk
davon nennt sich selbst die Juden. Und in einer ihrer Schriften
steht geschrieben: 'Wer nur einem Menschen das Leben rettet, der
rettet die ganze Welt.'«
Eine ganze Weile standen sich beide ernsthaft
nachdenkend und Hände haltend gegenüber. Dann folgte noch
eine kurze Umarmung und beide trennten sich in ewiger Freundschaft.
*
Zur gleichen Zeit auf dem Mutterschiff, der Surenech:
Wie uns bereits bekannt ist, hat es einen
Antriebsschaden auf dem Mutterschiff der Surenech gegeben, so dass
es nun steuerlos durch den Raum trieb. Während
die Flugtechniker fieberhaft an der Wiederherstellung des Antriebes
arbeiteten, vertrieb sich die Gruppe mal wieder auf ihren Quartieren
die Zeit. Ein jeder nach seinem Ermessen.
Lyr hingegen befand sich wie immer im Stress.
Er hatte nicht die Zeit, sich in eventuellen fröhlichen
Vergnügungen zu fristen. Lyrs Speichermedium war mit Pflichten,
die er nunmehr als neuer Kommandant der Surenech hatte, randvoll. Und
diese Pflichten nahm er sehr ernst.
Eine gewisse Zeit verging und Lyr hatte
seine wichtigsten Aufgaben an Bord erledigt. Als letztes, so
wie meistens, machte er sich auf den Weg zu den Quartieren seiner
Schützlinge. Lyr bekam vor einigen Minuten eine Nachricht vom
Heiligen Xarmax gesendet, die er beschloss, umgehend seinen
Schützlingen zu berichten. Sofort fuhr er ein Deck tiefer und
dort angekommen ging er von Tür zu Tür und bat, dass sich alle
auf dem Flur versammeln. Fast alle, eben wieder nur fast, standen bereits
auf dem Flur und warteten.
»Menschenskind noch einmal, worauf wartet
denn Lyr?«, beschwerte sich Sarah, die so langsam die Geduld
verlor.
»Na, was denkst du denn, guck doch mal,
wer wie fast immer der letzte ist.«, sagte Stephan.
Es war natürlich Gregor, der mit fast heruntergelassenen Hosen
auf den Flur stürzte.
»Entschuldigt, ich bin wohl
eingeschlafen.«, kam Gregor mit einer dürftigen Ausrede,
die ihm sowieso niemand abzunehmen schien.
»Hallo miteinander. Ich habe vor gut
einer Viertelstunde vom Heiligen Xarmax eine Nachricht erhalten, die
uns alle betrifft. Der Kampf zwischen unseren Freunden, den Chasquiana
vom Planeten der Nartahu, und der feindlich gesinnten Spezies, den
Nohkui, ist entschieden.«, erzählte Lyr bis aufs
I-Tüpfelchen genau, was sich während ihrer Abwesenheit
inzwischen alles zugetragen hatte. Doch irgendwie konnte sich keiner
der Gruppe so Recht darauf freuen, bald wieder nach Goderijan zurückkehren
zu können. Es machte die gesamte Gruppe sehr traurig, was natürlich
Lyr sofort auffiel, dass es so viele Opfer bei der
Verteidigung der Hauptstadt Bonchach zu beklagen gab.
»Lasst uns alle einen Moment lang den
Gefallenen gedenken und ihnen den Respekt zollen, den sie sich
verdient haben.«, schlug Norman vor.
Alle stellten sich aufrecht in eine Reihe,
falteten die Hände, senkten ihre Häupter und gedachten an
ihren Heldenmut.
»Es ist schon komisch!«, murmelte
Katja vor sich hin.
»Was ist komisch, was meinst du, Katja?«,
fragte nun Norman.
»Na, erst mussten wir vom Planeten
Goderijan fliehen und jetzt, wo wir wieder zurückkehren dürfen,
da können wir nicht, alles wegen diesem Mistding von Antrieb,
warum musste er ausgerechnet jetzt kaputtgehen?«, murrte und
murrte Katja stetig weiter, worauf Norman schmunzelte.
»Da brauchst du gar nicht zu grinsen,
Norman?«, sagte Katja sich etwas genierend.
»Aber nicht doch, Katja, ich glaube, du
solltest lieber den Nohkui die ganze Schuld geben und nicht dem
Antrieb der Surenech?«, wies Norman darauf hin.
»Verzeih, Norman, du hast Recht.«,
gab Katja offenherzig zu.
»Ist schon gut, Katja?«, erwiderte,
Norman im Nachhinein.
»Sag mal, Lyr, wie weit sind denn nun
deine Techniker mit dem Antrieb?«, fragte Norman nach.
»Sie werden bestimmt bald die Arbeiten
beendet haben, so dass der Heimreise nichts mehr im Wege stehen
wird.«, antwortete Lyr frohen Mutes.
Wobei die Gruppe nicht so recht daran zu
glauben schien.
Kapitel 19, Angriff auf den Planeten Sinas
Anfang und Kapitelübersicht
© 2012 by Peter Althammer
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