Zu den Grenzen des Planeten Goderijan

Science Fiction Roman von Peter Althammer

Kapitel 2

Die Entführungen

Es war für Norman offensichtlich, dass irgendetwas Außergewöhnliches mit ihm geschah. Ein Ereignis, das er zu diesem Zeitpunkt weder begreifen noch verarbeiten konnte. Er fühlte sich noch immer hundeelend. Grenzenlose Hilflosigkeit machte sich in Norman breit. Er fühlte sich so einsam in seinen Gedanken und seiner Gefühlswelt, dass sich in ihm Traurigkeit einstimmte. Er hatte seit dem Kontakt mit diesen Wesen das unbändige Verlangen, diese seine Welt zu verlassen. Er hatte Heimweh zu einer Welt, die er überhaupt nicht kannte. Nur die Bilder in seinen Visionen jener Ereignisse von dieser fernen und wunderschönen Welt, eingehüllt von einem grauen Schatten der Verzweiflung, sind ihm geblieben. Vor seinen Augen spielte sich immer wieder das gleiche Szenario ab, so dass es ihm schwer fiel, sich auf seine eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Wie eine pulsierende Ader, die im gleichen Takt das Zeichen des Lebens setzte, so setzten, ja so pflanzten fremde Lebensformen ihr Leid in Normans Seele und dessen Geist. Für kurze aber immer wiederkehrende Abstände befand er sich in einer neuen Ära des Seins und der damit verbundener Zeit. Endlich, an dem kleinen Bahnhäuschen angekommen, ein letzter Versuch, sein Erlebtes mit seiner und der Uhr des Bahnhäuschens gleichzustellen. Wie ein kleines Kind, das es nicht abwarten kann, dass Geburtstagsgeschenk auszupacken, ja so sehr sehnte sich Norman nach einem Beweis des Erlebten. Aber auch diese Uhr ging ihren normalen Lauf. Dem Lauf seiner Zeit in dieser, seiner Welt. Und wieder kamen Zweifel in Norman auf. War es doch ein Phänomen? Durch die Irreführung, die sich in seinem Kopf abspielte?

Es ist zum Weinen, ich fühle noch immer die Verzweiflung und Traurigkeit, die von diesen Wesen ausging. Das ständige Verlangen, sie aus ihrer ernsthaften Not befreien zu müssen. Es ist zum Haare ausraufen! Wie soll ich ihnen nur helfen? Und dann dieses bedrückende Gefühl der Einsamkeit. Die Leere, die ich in meinem Herzen verspüre. All das kann ich mir doch nicht einbilden, dachte er sich.

» Oh Gott, was soll ich nur tun? Hilf mir, den richtigen Weg zu finden.«, sprach Norman, ohne dabei Angst zu haben, in seinem Gebet von Leuten aus dieser Umgebung ertappt zu werden, laut vor sich her.

Er ging wie ein Alter Greis in gebückter Haltung auf die vor dem Bahnhäuschen stehende kleine Sitzbank zu. Dort, an den kleinen Sitzbänkchen angekommen, ließ sich Norman verkrampft und völlig erschöpft nieder.

Ausruhen, nur etwas ausruhen. Muss noch meinen Kontrollanruf machen, dachte er sich und schlief auf der kleinen Sitzbank ein.

Doch während er schlief, schlich sich ein seltsames und pulsierendes Licht an ihn heran. Langsam und zögernd öffnete er seine schweren Augenlieder. Die ersten Gedanken, die er nun freisetzte, als er von diesem ungewöhnlichen Summen erwachte.

Muss wohl eingeschlafen sein. Anstelle hier zu pennen sollte ich viel lieber meinen Kontrollanruf tätigen, dachte er. Es kam ein erschütternder Seufzer aus seinem Gemüt.

Wie nur kann ich diesen armen Wesen helfen? Dachte er sich insgeheim.

Auf einmal bemerkte er das pulsierende Licht, das sich ganz verstohlen an ihn heranschlich, begleitet von einem grellen Ton, der aber trotz alledem zum Hinhören verleitete. Im Nu war er in der Sonderbaren Nebelartigen Wolke eingehüllt, die sich warmfeucht und dennoch wohltuend anfühlte.

Mm, wo habe ich das schon einmal erlebt? Schemenhaft sah er seine ihm vertraute Umgebung durch dieses seltsame pulsierende Licht schimmern.

»Geht das denn jetzt schon wieder los? Was bist du? Was seid ihr?«, schrie Norman aus tiefster Kehle, einer Mischung von Verzweiflung und Wut und ohne zu bemerken, dass er sich langsam aber stetig in die Lüfte erhob.

Plötzlich fühlte er sich leicht wie eine Feder und verlor jeden Gleichgewichtssinn. Norman zappelte wie ein Hampelmann in schwindelnder Höhe umher. Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während er höher und höher stieg. Was würde ihn erwarten. Wieder eine Begegnung ohne Ziel und Sinn? Seine innerliche Gegenwehr wehrte sich nicht lange. Minute für Minute wich seine Angst. Sein Ziel vor dem Unbekannten und vor dem Treiben, das jetzt von ihm Besitz ergriffen hatte. Wie schon gesagt je höher und höher er emporschwebte, desto ruhiger wurde er.

»Es ist fantastisch, ja, es ist wunderbar. Ich fühle mich frei, so unendlich frei.«, schrie Norman seiner Welt zu, als wolle er einen Gruß senden, einen Abschiedsgruß für immer. Nicht für immer, doch für sehr lange Zeit.

Seine Welt, ja sein ihm vertrauter Heimatplanet befand sich nun unter ihm. Norman blickte mit einem leicht beklemmenden Gefühl auf das ihm vertraute, immer kleiner werdende Bahnhäuschen und das dazu gehörende kleine Sitzbänkchen. Er sah auch die schier unendliche Strecke mit ihren Schienensträngen, die sich stur in die Ferne zogen. Und die Norman Tag ein, Tag aus zur Kontrolle ablaufen musste. Alles wurde kleiner und kleiner, bis Norman nichts mehr erkennen konnte, was ihm vertraut war. Die Erde, seine Heimat, formte sich langsam aber stetig vor seinen Augen zu einer Kugel, die an Größe und stetig an Bedeutung verlor. Schließlich bemerkte er, dass es immer dunkler um ihn wurde. Dann wurde es so dunkel, dass er Schwierigkeiten hatte, seine Hand vor Augen zu erkennen. Norman wurde leicht nervös. Doch als er seinen Kopf beiseite drehte, bekam er ein Bild zu sehen, dass die ganze Allmacht Gottes darlegte. Ihm wurde klar, dass es mit nichts verglichen werden konnte, was er bis heute vom Leben angeboten bekam. Es war von solcher Schönheit geprägt, dass er sich wünschte, dass dieser Augenblick niemals vergehen sollte. Ja es war ein Anblick von göttlicher Natur. Unbeschreiblich und dennoch zugleich unbegreiflich, dass er dies überhaupt sehen durfte. Niemals mehr mochte er diesen Anblick mit irgendetwas Irdischem eintauschen. Auch nicht für alles Geld seiner Welt. Als hätte er neue Augen von Gott bekommen, um diese Allmacht sehen und gefühlsmäßig spüren zu können. Er sah Millionen, ja Milliarden von Sternen, die wie kleine Diamanten, wenn Sie sich im Licht brachen, funkelten. Wieder richtete er seine Blicke auf seinen Planeten, der sich stolz in seinem Azurblau präsentierte. Norman blieb die Spucke weg, so dass nur noch Staunen von ihm übrig blieb. Wie schön er doch ist, dachte sich Norman. Sein Planet, der sich ihm in einem wunderschönen und leuchtenden Azurblau vorstellte, um ihm protzend und stolz seine Aufwartung zu machen. Ihm warnend zu sagen, dass er der einzige und lebende Planet ist, der für den Menschen geschaffen sei. Norman bemerkte, dass sich die Erde nicht mehr verkleinerte, worauf er schließen konnte, dass er sich nicht mehr von ihr entfernte. Trotz all dieser Schönheit, die dass Universum zu bieten hatte, kam er sich doch ein wenig einsam und hilflos vor in seinem Zustand und der Regungslosigkeit.

»Was soll ich denn hier? Auf diese Weise kann ich euch doch nicht helfen. Kannst du Wesen denn nicht Antworten oder willst du nicht?« Norman schrie es förmlich in die Weiten des Universums hinaus.

Er hoffte, dabei Gehör zu finden. Irgendetwas gab ihm das Gefühl, dass er sich nicht alleine hier draußen in den Weiten der Unendlichkeit befand. Er begriff das eigenartige Handeln dieser Wesen nicht. So viele Emotionen rüttelten diese Wesen in ihm wach, entführten ihn und zu guter Letzt lassen Sie ihn auch noch alleine. Alleine an diesem einsamen geführten Ort, ja am Rand der Trostlosigkeit. Er dachte an Zuhause und an den Fluss, wo er so oft Angeln ging. Auch um eins mit der Natur zu werden und sei es nur für wenige Stunden. Ja, Norman vermisste den Gesang des Flusses und das Rauschen der Bäume des Waldes. Und der Wind, der durch das Geäst und die Baumwipfeln strich und stets sein Lied sang. Er rang mit seiner nervlichen Belastung. Plötzlich fiel ihm etwas auf, das ihn jäh aus seinen tiefgründigen Gedanken wachrüttelte. Er konnte atmen! In seiner Nervosität fiel ihm zwar auf, dass er sich frei schwebend im Welltraum befand, jedoch machte ihm diese Tatsache Kopfzerbrechen.

»Oh mein Gott, oh mein Gott!«, gab er im ständigen Wiederholen von sich.

»Ich kann ja atmen. Wie ist das möglich? Im Weltall gibt es doch keinen Sauerstoff und wo ist die Kälte?«, er verlangte jetzt Antworten, antworten die ihm einen Sinn für das Unglaubliche vermitteln sollten.

»Wo bist du?« Norman wiederholte die Versuche, von dem Wesen, das ihn vermutlich entführte, eine Antwort zu bekommen, doch sie verhallten im leeren Raum.


*

Zur gleichen Zeit:
 

Ein sehr schmaler Wanderpfad entlang eines von so vielen Bahndämmen in Bayern, in der Nähe ein kleines Bahnhäuschen. Neben diesem Pfad leben einige bäuerliche Familien, die von ihrer Gartenseite aus öfter diesen allseits beliebten und schmalen Pfad als Abkürzung benutzen, um den in der Nähe liegenden Haltepunkt Rednizkleineck der Bahn zu erreichen. Auch benutzten einige der Anwohner den Pfad, um zum ortsansässigen Bäcker (der nicht weit vom Bahnhäuschen seinen Platz fand) zu gelangen. Und andere wiederum, um mit dem Hund Gassi zu gehen. Nun, wie man erkennen kann, ein allseits beliebter Weg für jedermann, der diese Abkürzung kannte. So auch für Katja, die gerade mit ihrem Hund Wuschel Gassi ging.

»Katja, Katja?« schrie die Mutter der gebürtigen Rednizkleineckerin zu.

Katja Moser war ein 16 Jahre altes bildhübsches Mädchen, das sehr in sich gekehrt war. Sie hatte strohblondes und bis zu den Hüften langes Haar. Zudem war sie auch ein sehr schüchternes Wesen, so dass sie mit den Jungs in der Schule und der Nachbarschaft nicht viel am Hut hatte. Katja hätte keine Schwierigkeiten, einen festen Freund zu finden, nein im Gegenteil. Dieses Mädchen wurde regelrecht von den Jungs umschwärmt. Dennoch teilte sie regelmäßig sehr harte Körbe aus. Schon vor geraumer Zeit hatte sie sich fest vorgenommen, sich für den richtigen aufzubewahren. Ja, sie glaubte felsenfest daran, dass sie eines Tages ihrer wahren Liebe gegenüberstehen würde. Katja träumte wie jedes junge Mädchen in diesen Alter von Prinzen und Popstars. Jener welcher sie dann in die Welt des Rums und Reichtums entführen sollte. Doch bei so vielen jungen Mädchen sollte dieser Traum nie erfüllt werden.

»Katja? Warte doch Mal!«, kam ihr die Mutter eilig entgegen gelaufen.

»Was ist denn, Mami?«

»Schatz, kannst du nicht schnell beim Bäcker vorbei gehen und ein bisschen Gebäck mitbringen?«

»Klar Mami, mach ich.«, nach dieser freundlichen Order ihrer Mutter ging Katja mit Wuschel weiter.

Während sie den schmalen Pfad entlang schlenderte, träumte sie von Ihrem Traummann, der ihr natürlich ganz zufällig auf dem Pfad entgegen lief, um sich sofort unsterblich in sie zu verlieben. Kurzerhand und ohne sie um Erlaubnis zu bitten, sie dann ganz kess in den Arm zu nehmen. Er sollte sie so küssen, dass sie das Gefühl bekäme in den Wogen des Glückes und der Liebe zu versinken. Wie so viele jungen Mädchen in diesem Alter und ihrer kindlichen Naivität, war es nicht verwunderlich, dass die Träume und Fantasien mit der Wirklichkeit, also der Realität eingetauscht wurden. Bei fast allen Mädchen blieb dieser Wunsch nach der absoluten großen Liebe auf ewig nur ein Traum oder wurde durch die sehr harte Wirklichkeit jäh zerstört. Einige Mädchen die in ihrem Wesen und ihrer Seele sehr zart besaitet waren, erholten sich nicht mehr davon. Sie begingen Selbstmord oder gerieten auf die schiefe Bahn. Aber da gab es auch Ausnahmen, wo das Schicksal ein wenig nachzuhelfen schien. Dennoch, aus diesem scheinbar unsagbaren Glück entpuppte sich in der späteren Lebensphase des Erwachsenwerdens die schier grenzenlose Verzweiflung. Eine Verzweiflung, aus der es nur selten einen Ausweg gab. Dennoch, dieses Schicksal sollte Katja nicht ereilen. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wissen konnte, dass sie an diesem Tag, während sie mit ihrem Hund spazieren ging, einem unglaublichen Abenteuer entgegen ging. Es sollte ein Abenteuer werden, wie es sich ein Mensch nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können.



 Kapitel 2, Die Entführungen, Teil 2

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© 2012 by Peter Althammer

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