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Zu den Grenzen des Planeten Goderijan

Science Fiction Roman von Peter Althammer

Kapitel:
1: Kontakt 2: Die Entführungen 3: Das Raumschiff 4: Reise in ferner Zeit 5: Das Attentat 6: Besuch bei Famlie Hübner
7: Der Todesschlaf 8: Das Radioteleskop-Signal 9: Die Erfolgsfeier 10: Die Kreatur Elopp 11: In einer anderen Realität
12: Entführung von Gregor und Susanne 13: Die Entführung von Peter Lenz, Marie Ridley, Stephan und Sarah Hübner
14: Besuch vom Heimatplaneten Erde 15: Urlaub auf Sinas 16: Die Rettung 17: Ankunft auf Goderijan
18: Flucht vom Planeten Goderijan 19: Angriff auf den Planeten Sinas 20: Die Verräter 21: Hoffnung
22: Kampf um die Völker der Vereinten Planeten 23: Die Entscheidungsschlacht 24: Der Auftrag
25: Das große Siegesfest der Vereinten Planeten 26: Die Vereinigung der Macht 27: Die Heimreise 28: Der Abschied
Ich möchte Ihnen heute eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte?
Nun, ob Wahrheit oder Fantasie, das bleibt jedem selbst überlassen, der dieses Abenteuer liest.

In nicht allzu ferner Zeit werden einige Menschen einem Abenteuer gegenüberstehen, wie sie es sich hätten niemals erträumen lassen.

Lauscht, meine Lieben, und lasst euch entführen, entführen in Galaxien und deren Welten, auf denen nichts unmöglich scheint:

Kapitel 1

Kontakt

Bleiern und träge setzt sich ein Fuß dem anderen voraus.

Den Gedanken, dass er noch etliche Kilometer Schienenstrang abzulaufen und zu kontrollieren hatte, verbesserte nicht gerade seine heutige Laune. Norman Wiesener arbeitete bei der größten Eisenbahngesellschaft Deutschlands als Streckenposten und er hatte die Gabe, Vorahnungen zu verspüren. Immer, wenn etwas auf ihn zukam, was nicht in seinem gleichmäßigen Leben Platz fand, wurde er nervös und zappelig, begleitet von schlechter Laune. Vorahnungen und Visionen, haben die Menschen von Anbeginn ihrer Existenz schon immer und sollten deshalb nichts Ungewöhnliches darstellen. Doch was sich in diesem Abenteuer ereignet, stellt bisher alles dagewesene in den Schatten.


*

München Ruferstr. 16, Abteilung für außergewöhnliche Fälle bzw. Phänomene und nicht erklärbare Erscheinungen:
 

Mein Name ist Peter Lenz. Ich bin Chef und Organisator dieser, na ja, sagen wir einmal "Agentur". Wir sind keine große aber auch keine kleine Organisation, die nicht erklärbare Erscheinungen erforschen. Wir tragen beweisbare Ereignisse aus allen erdenklichen Regionen dieser Welt zusammen, archivieren und verkaufen sie anschließend. Besonders gerne schwatzen wir diese Kuriosen Geschichten speziell dafür geeigneten Verlagen und reichen Personen auf, die sich dies leisten können. Dann bekommen wir gelegentlich Gelder von Clubs und Vereinen, die Anhänger verschiedener spiritueller Richtungen sind. Das reicht von Übersinnlichem, Rätselhaftem, Telekinese, Mystiker, ja sogar Sekten bis hin zum Glauben an außerirdische Intelligenz, die aber nicht der Bemühungen wert sind, was wir im Gegenzug für Sie tun. Schon um einiges interessanter sind da doch die jungen neureichen Schnösel, die anscheinend nicht wissen, wohin mit ihrem vererbten Reichtum. Durch sie hatten wir uns schon einige Male aus einer finanziellen Notlage retten können. Sozusagen verhelfen wir solchen Persönlichkeiten, ihren etwas zu schwer gewordenen Geldbeutel ein bisschen zu erleichtern, in dem wir sie überreden, in eine gute Sache zu investieren. Für Mystiker, Gläubige und Fantasten durchaus eine gute Investition. Zudem unterstützen sie uns bei unseren Unterfangen mit Geldern für Tickets und eventuelle Hotelkosten. Als Gegenleistung geben wir ihnen von unserem gesammelten Material, einige Kopien von Tonaufnahmen und zu guter Letzt, Fotos. Natürlich nur mit Genehmigung der dafür zuständigen Behörden. Es sind Materialien die wir nicht so einfach der Öffentlichkeit Preis geben dürfen. Doch mehr dazu etwas später. Die Ruferstr. 16 ist sozusagen das Hauptquartier, wo alle Informationen aus den verschiedensten Regionen dieser Welt zusammenlaufen und ausgewertet werden. Von hier aus läuft alles zusammen und werden alle Fäden gezogen.

Meine Arbeit ist nicht immer aufregend. Oft sitze ich den lieben langen Tag an meinem Schreibtisch und beantworte Fan-Post. Diese Mitteilungen kommen von Leuten, die eine sehr rege Fantasie besitzen und uns mit ihren außergewöhnlichen Geschichten regelrecht den letzten Nerv rauben. Ich hefte ihre Briefe ein, speichere alle Daten in den Computer und nehme gelegentlich Telefonanrufe entgegen, wenn Susanne, unser Mädchen für alles mal wieder überlastet ist. Immer wenn irgendwo auf dieser Welt ein Heißluftballon oder gar eine Geheime Militäraktion entdeckt wurde, dann laufen bei uns die Telefontdrähte heiß. Und unsere Briefkästen scheinen aus allen Nähten zu Platzen. Aber jetzt möchte ich erst einmal meine Crew vorstellen. Von Susanne, dem Mädchen für alles, wurde bereits ein wenig berichtet. Wir könnten ohne sie nicht mehr auskommen. Und dann war da noch Gregor unser athletischer Gesundheitsapostel. Wir nennen ihn gelegentlich so, weil er mächtige 2 Meter und 2 groß ist und ein Gewicht von 195 Pfund auf die Waage bringt. Gregor ernährt sich ausschließlich von pflanzlichen Produkten. Eben ein gesund lebender Mensch. Er ist für die Satelliten-Kommunikation zuständig. Auch in Sachen Computer ist er ein pfiffiges Kerlchen. Er kann einfach alles an diesen hochempfindlichen Geräten reparieren. Auch er ist schwerlich zu entbehren. Und dann ist da noch zu guter letzt Mary Ritley. Ja, Sie hören richtig. Mary ist Amerikanerin und seit etwa zehn Jahren bei uns. Sie ist eigens von der NASA zu uns nach Deutschland versetzt worden, um sich bei unserer Agentur als so genannte Firmenschnüfflerin einschleusen zu lassen. Mary sollte so viel wie möglich Informationen bei uns sammeln und sie dann an die NASA weiterreichen. Doch mit den Jahren hatte sich Mary auf unsere Seite geschlagen. Dennoch musste sie ab und an einige Berichte ihrer Zweitfirma schicken. Aber die waren nicht von Belang. Mary hatte nämlich ein feines und zu gleich außergewöhnliches Näschen, wenn es ums Geld ging. Sie unterstützt uns, Organisationen und Sponsoren zu ermitteln, die noch nicht auf unseren Spendenlisten stehen. Was sie mit Feinheit, Ihrem außergewöhnlichen Scharm und dem guten Aussehen bewältigt. Einmal eine Geldquelle geschnuppert, war sie nicht mehr zu halten. Aber nicht nur in finanziellen Dingen ist sie perfekt. Auch von ihren geschäftlichen Reisen bringt sie öfter eine heiße Geschichte mit. Mary ging nämlich niemals ohne ihre Minikamera-Ausrüstung aus dem Haus. Sie ist eine sehr Konservative Frau und weiß was sie will. Wenn sie sich erst Mal ein Ziel gesetzt hatte, gab sie nicht eher Ruhe bis das Ziel erreicht war. Ein wahrer Kampfgeist. Unentbehrlich, diese Frau. Doch ihren größten Clou vollendete sie, als sie es fertig brachte eine der Mächtigsten Raumfahrtfirmen auf unsere Sponsorenliste zu stellen. Nämlich jene welche, die sie einst bei uns einschleusten, um uns auszuspionieren. Ja, es war Mary Ritley. Sie hat es uns nie Verraten. Wie sie das vor Jahren fertig brachte, ist uns heute noch ein Rätsel. Doch wir müssen vorsichtig sein, nicht vor Mary, eher vor einer gerichtlichen Maßnahme. Ja, so ist das nunmal. Etwaige Missstände, die nicht für die Bevölkerung oder für die Presse geeignet sind, müssen wir nötigenfalls geheimhalten, wenn dadurch die Gefahr bestünde, dass es die Öffentlichkeit in Unruhe versetzen könnte.

Alles was nicht als normal bewilligt worden ist gehört zu den Geheimakten. In einigen, ja in vieler Hinsicht sind uns auf diese Weise einmal mehr die Hände gebunden. Alles ist Top Secret. Für alles braucht man eine Genehmigung, Zulassungen und zu guter Letzt, Ausweise und Befugnispapiere. Nun, auch ich kann diese heilige Ordnung nicht ändern. Gerade als ich in Susannes Büro wollte um sie zu fragen, ob sie die Berichte für die NASA fertig hatte, schrillte eines meiner vier Telefone. Es war Apparat zwei, der nur ganz selten klingelte. Sehr oft meldete sich dieses Telefon nicht. Doch wenn es klingelte, lag in den meisten Fällen ein Problem in der Luft. Dieses Telefon hatte eine Geheimnummer, die nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war. Nur ganz bestimmten Kunden war sie zugänglich. Man konnte in Peters Gesicht erkennen dass er sorgenvoll seine Stirnfalten auf und abzog, ja dass er nicht gerade Begeisterung an diesem schrillen Ton des Apparates zwei zeigte. Peter dachte sich, hoffentlich ist es nicht schon wieder ein unzufriedener Kunde der sich beschweren möchte.


*
 

Norman Wiesener hatte gerade Kilometerstandort 42 / 4 erreicht, als er auf seine Armbanduhr sah. Norman machte nach einer sich selbst vorgegebenen Kilometerzahl die er zu gehen hatte, einen Zeitvergleich. Damit errechnete er, wie viel Zeit ihm für den Rückweg noch blieb, um ja nicht den heißersehnten Feierabend zu versäumen. Er war fleißig und pflichtbewusst, dennoch, gerne ging er nicht zur Arbeit. Es war wie bei den meisten, die Verantwortung und die Macht der Gewohnheit, die ihn Tag für Tag in seinem Job trieb.

»Jeden Tag dass gleiche, ja jeden Tag immer das gleiche Programm. Einmal ist es zu heiß und einmal zu kalt.«, murmelte Norman in sich hinein.

Er war müde und er hatte schlechte Laune. Zirka 15 Kilometer Schienenstrecke waren es, die er fast jeden Tag ablaufen und dabei kontrollieren musste, schlauchten ihn doch sehr. Zirka 7,5 km hin und natürlich zu seinem Ausgangspunkt wieder zurück. Norman tat dies schon einige Jahre und sollte sich daran gewöhnt haben. Doch wie allgemein bekannt ist, wird man ja nicht jünger. Und in den Jahren verliert ein jeder an Substanz und Lebenskraft. Der Lauf der Dinge. Norman war seit sieben Jahren verheiratet, hatte ein Kind aus erster Ehe und eines aus der jetzigen. Da kommt schon einiges an finanzträchtigen Abgaben seines schwer verdienten Gehaltes zusammen, die er aber brav, wie es sich für einen ehrlichen Bürger gehört, bezahlte. Wie wir erkennen können, ein ganz normaler junger Mann. Wenn wir natürlich von seinen Fähigkeiten, Vorahnungen verspüren zu können, absehen. Doch dann nahm das Schicksal seinen Lauf. Ohne dass er es zunächst bemerkte wurde er schon während seines Streckenganges beobachtet. Bis zu jener Uhrzeit, wo er es sich zur Gewohnheit machte, ein kleines Zigarettenpäuschen einzulegen.

»Mh, was ist heute nur los mit mir, nicht einmal die Zigarette schmeckt mir. Muss wohl von dem unguten Gefühl her sein, dass ich seit heute früh habe. Immer das gleiche, wenn ich doch schon vorher wüsste, was wieder einmal auf mich zukommt!«, gab er etwas erregt im Selbstgespräch von sich.

Instinktiv verspürte Norman, dass dieses drückende Gefühl der Vorahnungen, die er bisher hatte, dieses Mal von ganz anderer Art geprägt wurde, wie er sie bis dahin noch nicht kannte. Die ihn aber in so panische Angst versetzten, das er mit Selbstablenkung, in dem er immer öfter an seiner Zigarette zog, zu verdrängen versuchte.

»Oh Gott, oh mein Gott.«, wiederholte er sich im Selbstgespräch, während sich seine Zigarette dem Ende neigte. Norman schnippte den Rest der Zigarette in den Abgrund neben dem Gleis auf dem er stand. Gerade wollte er den Rückweg antreten, da stockte ihm der Atem. Irgendetwas befand sich hinter ihm. Er drehte sich um. Er wollte sehen, wer oder was es war. Doch nichts war zu sehen. Mit einem Kopfschütteln ging er wieder weiter. Jedoch dieses unbehagliche Gefühl wollte und wollte einfach nicht von ihm weichen. Dann vernahm er einen eiseskalten Windhauch in seiner Rückengegend, der ihn erschaudern ließ. Jeder normale Mensch würde jetzt aufschreien oder sich auf dem schnellsten Weg aus dem Staube machen. Doch Normans Instinkt riet ihm ab, davonzulaufen. Er wagte nicht, sich zu bewegen und nur so viel Luft zu atmen, wie es unbedingt erforderlich war. Das Blut in seinen Adern gefror.

Normans Augen drifteten immer in die gleiche Richtung, lauernd und auf das Schlimmste vorbereitet.

Was ist da nur hinter mir. Oh Gott, hilf mir, lass mich da wieder heil rauskommen und ich verspreche dir, dass ich öfter in die Kirche gehe, als nur ein oder zwei mal im Jahr, dachte er sich. Norman rang mit seinem Mut, oder war es gar Verzweiflung?

Egal was es auch war, er hatte keine Wahl, er musste sich dem Schicksal fügen oder entgegenstellen. Er rätselte, welcher der beiden Möglichkeiten ihm mehr Chancen einräumte.

Soll ich mich erneut umdrehen, soll ich mich auf Verteidigung einstellen? Dachte er sich noch. Ihm wuchs diese ernste Entscheidung so langsam über den Kopf. Der Mut war vorhanden. Wenn da nicht der Verstand und seine Vorahnungen wären. Norman fiel das Atmen schwer. Jeden Moment dachte er den Verstand verlieren zu müssen. Obwohl ihm die Schweißperlen von der Stirn rannen, fühlte er Eiseskälte. Als er sich schließlich doch entschied, sich gegen alle Regeln seiner Vorahnung umzudrehen und dem Spuk ein Ende zu bereiten, quasi der Wahrheit ins Auge zu sehen, war es schon zu spät dafür. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Außer seinen Gedanken ließ sich nichts mehr an seinem Körper kontrollieren. Von einer Minute auf die andere wurde es um Normans Nähe dunkel, begleitet von einer unheimlichen und bedrückenden Stille.

Eigenartig, so dachte sich Norman. Ich werde jetzt wohl sterben. Er hatte kein Zeitgefühl mehr, viel zu sehr beherrschte ihn dieser Zustand.

Norman versuchte krampfhaft, seine Haltung zu bewahren. Einige Zeit war vergangen. Seine Gedanken und seine Gefühle kehrten, so spürte er, wieder in seinen Körper zurück. Sein Blick war nicht mehr so starr und unbeweglich wie noch vor Augenblicken, so dass er in seinem Blickfeld wieder seine gewünschte Freiheit bekam.

Und dennoch bemerkte Norman, dass er in seiner Bewegungsfreiheit noch immer Einschränkungen zu verbuchen hatte.

Doch plötzlich sah er eine Art dunkle Nebelwolke (anders vermochte er diese schemenhafte Erscheinung nicht zu beschreiben) auf ihn zukommen, die sich wie ein Vorhang um seinen geschwächten Körper schlang. Instinktiv hatte er das Gefühl, dass er noch immer beobachtet wurde.

Verdammt, was soll denn das, ist denn das ein Scherz und was ist hier los. Warum tut man mir das an, dachte er sich. Normans Nerven zeigten nicht die Stabilität die er sich in dieser Situation erhoffte.

In seinem Gesicht spiegelte sich das blanke Entsetzen wieder, als er sah, dass sich ihm irgendetwas näherte. In dieser nebelhaften Wolke, die sich wie ein Dieb in dunkler Nacht heranschlich und ihn wie eine feine Hülle aus glänzendem Badeschaum umschleierte, konnte Norman hindurchsehen. Seine Augen schmerzten so sehr, dass er das Gefühl bekam, jemand hätte ihn blanke Säure hineingeschüttet. Nur unter großen Anstrengungen gelang es ihm ein bisschen, und das nur begrenzt, einen Blick ins Freie zu erhaschen. Zunächst konnte er die zwei Schienenstränge sehen, die sich unendlich immer in die gleiche Richtung zogen, um sich schließlich in der Flucht zu verlieren. Plötzlich konnte er schemenhaft eine Gestalt erkennen. So sehr er es auch versuchte, er konnte beim besten Willen nicht erkennen, ob dieses Etwas mit irgendeiner Spezies auf seinem Planeten zu vergleichen wäre. War es ein Wesen? Ja gewiss war es ein Wesen, denn es schien ihn zu beobachten. Tatsächlich besaß es eine Gestalt als Form. Er versuchte, Ruhe zu bewahren, indem er krampfhaft ein Lächeln zu seinem Besten gab, wobei er sich vor Angst auf die Unterlippe biss. Erneut machte sich Verzweiflung in seinem Inneren breit. Immer näher kam dieses schwerlich zu identifizierende Wesen auf ihn zu. Es drang in die nebelartige und leicht durchsichtige Wolke ein, wo sich Normans Körper gefangen hielt. Ja immer näher und näher kam es auf Norman zu, dass er das Gefühl bekam, es wolle in ihn eindringen, um von seinem starren Körper Besitz zu ergreifen. Doch es schien ihn nur zu beobachten. Norman konnte auch zwei Punkte erkennen, die einige Merkmale von menschlichen Augen aufwiesen. Doch sicher war er seiner Feststellung nicht. Vielleicht, so dachte er, habe er ja doch den Verstand verloren. Doch umso länger er sich in dieser Situation befand, desto mehr wurde ihm bewusst, dass es sich nicht um ein Trugbild seiner Sinne handeln konnte. Ja, dass dies von einer sehr harten Realität beherrscht wurde.


*

Zur gleichen Zeit im Büro von Peter Lenz:
 

Peter ließ einige Zeit Apparat 2 klingeln. Es soll den Anschein prägen, dass hier in der Agentur ein reger Betrieb herrschte. Für diesen besonderen Fall hatte er eine Kassette mit Bürogeräuschen, die er Abspielen ließ, während er auf Apparat zwei mit seinen Kunden in Verhandlung stand. Das schindete nach seiner Ansicht enorm Eindruck. Und er konnte schneller einen Kunden, der ihm zuwider war, abservieren, mit der Begründung, dass er keine Zeit besaß. Mit einem gemischten Gefühl hob Peter den Hörer von Apparat 2 ab.

»Abteilung rätselhafte Phänomene, Peter Lenz am Apparat, was kann ich für Sie tun?«, gab er mit leicht zitternder Stimme zu seinem Besten.

»Äh, guten Tag Herr Lenz, mein Name ist Heinz Gruber vom Zeitschriften-Verlag der Fakt.« Oh Gott, der Fakt, so dachte sich Peter.

Auch diesen Verlag hatten wir es teilweise zu verdanken, dass wir uns geschäftlich über Wasser halten konnten. Dieser Verlag benötigte ab und zu ungewöhnliche Ereignisse die er dann als Kurzgeschichten in seinen Illustrierten getarnt als Wahrheitsberichte veröffendlichte. Und genau da kommen wir ins Spiel. Wir mussten uns verpflichten, diesen Verlag regelmäßig mit genau solchen Phänomenen zu beliefern. Natürlich bekommen sie nur das Beste, was wir an seltsamen Ereignissen zu bieten haben. Nun, was wir uns dennoch eingestehen müssen, bei einigen Geschichten, die uns aufgebrachte Bürger schreiben oder erzählen, erfinden wir das eine oder andere ein bisschen dazu. Aber nur ein bisschen, denn allzu viel dürfen wir diese Phänomene nicht verändern. Dies hätte sonst Rechtliche Maßnahmen gegen uns zur Folge und könnte unser geschäftliches Aus bedeuten. Wir nennen das in unseren Fachkreisen "Verwirklichung".

»Schönen guten Tag Herr Gruber, ich glaube wir hatten bisher noch nicht das Vergnügen?«

»Dass trifft zu, Herr Lenz. Ich wollte nur verlautbaren lassen, dass ich meinen Kollegen, den Herrn Clemens, für eine gewisse, also für eine kurze Zeitspanne, vertreten werde, hier in der Materialbeschaffungsabteilung, für ungefähr zwei Wochen. Leider hat er eine Erkältung. Ich soll Ihnen auch einen schönen Gruß ausrichten, Herr Lenz.«

»Oh, dass tut mir aber außerordendlich leid für den Herrn Clemens. Bitte seien Sie so nett, Herr Gruber, und richten Sie ihm gute Besserung von mir aus!«

»Ja, das werde ich gerne für Sie tun, Herr Lenz.«

Peter Lenz fühlte sich wie eine nervliche Zeitbombe, die jeden Augenblick explodieren könnte. Hatte er doch zurzeit kein Phänomen parat. Hoffentlich wird dieser Gruber nicht nach einer Story nachfragen.

»Ausgerechnet jetzt meldet sich der Fakt«, dachte er sich noch.

»Darf ich Ihnen mit irgendetwas dienlich sein Herr Gruber?« fragte Peter schon fast scheinheilig nach.

»Oh ja, hätte ich doch fast vergessen weshalb ich Sie überhaupt anwählte. Herr Clemens hatte mir geraten, bei bestimmten Gesprächen, die aber nicht an die Öffentlichkeit geraten sollten, diese Geheimnummer zu wählen.«

»Ja Herr Gruber, das war vollkommen richtig. Wissen Sie, ich fand das nur etwas Verwunderlich.«, entgegnete Peter hörbar nervös.

» Kann ich mir vorstellen Herr Lenz. So wie ich gehört hatte, klingelt dieses Telefon nicht sehr oft bei Ihnen. Aber machen Sie sich deswegen kein Kopfzerbrechen, ich wollte mich nur bei Ihnen vorstellen und zugleich wollte ich mich noch erkundigen, ob bei euch etwas Neues hereingekommen ist.«

Aha, dachte sich Peter, ich habe es doch geahnt, dass der Gruber nur anrief weil er festellen wollte, ob wir eine gute rätselhafte Geschichte auf Lager haben.

»Oh, tut mir leid Herr Gruber, im Augenblick nicht. Die heutigen Aufträge sind alle schon raus. Aber bestimmt ergibt sich in den nächsten Tagen etwas. Sie haben bestimmt schon in Erfahrung gezogen, dass sich bei uns sehr schnell etwas ändern kann. Ich meine hinsichtlich der Aufträge.«

» Sicherlich Herr Lenz, aber ich sitze so ziemlich auf dem Trockenen. Na ja, bis dann, in den nächsten Tagen. Und Sie werden sich ganz bestimmt bei uns melden, wenn etwas Neues hereingekommen ist?«, kam nervend seine Vergewisserung.

»Ganz bestimmt, Herr Gruber. Und noch etwas, ich versprechen Ihnen, dass Sie sich hundertprozentig auf mich verlassen dürfen.« Peter war es zuwider diesen Gruber schmeicheln zu müssen, doch er hatte keine Wahl, wenn er in Zukunft den Verlag Fakt zu seinen Kunden zählen wollte.

»Dann wünsche ich Ihnen und Ihrer Crew einen schönen und erfolgreichen Tag.«

»Danke Herr Gruber Ihnen auch, bis auf bald!« Als Peter den Hörer wieder auf seine Gabel legte, kam ein großer Seufzer, der nichts Gutes versprach. Seine innerlich Nervliche Bombe war gerade explodiert. »Susanne?«, schrie Peter wie ein Choleriker, um mal wieder mit lautem Getöse zu verkünden, dass er der Chef in diesem Hause ist. Diesen kläglichen und wutentbrannten Verzweiflungsschrei kannte jeder einzelne in seiner Crew, so dass die allgemeine Reaktion jeden wachrüttelte und hellhörig werden ließ. Peter konnte nichts mehr auf seinen Stuhl halten.

»Susanne!«, schrie Peter abermals auf dem Weg von seinem Büro durch den schmalen und engen Gang, wo sich auf der linken und rechten Seite Kartons in Reih und Glied bis zur Decke aufstapelten. Bis es ihm wie von den Schuppen von den Augen fiel, dass er ja Susanne einen Tag frei gegeben hatte.

»Mist, ausgerechnet jetzt war wohl ein Fehler, ihr den heutigen Tag frei zu geben. Susanne nicht da, Mary nicht da und das jetzt, wo ich die beiden so dringend bräuchte. Was soll ich denn nur tun?«, räumte er im ständigen Selbstgespräch ein.

Peter konnte sich kaum mehr im Zaum halten. Zappelnd und sichtlich nervös lief er den Gang auf und ab. Seine Gehirnzellen arbeiteten auf Hochtouren.

»Was ist denn Geschehen?«, meldete sich nun Gregor zu Wort und kam wie von einer Hummel gestochen auf den Flur gerannt.

Aufgeregt und mit starren Blicken wartete Gregor auf eine Antwort von Peter.

»Ach du Gregor, dich hatte ich ganz vergessen. Ärgerlich, dass ich Susanne heute frei gab.«

»Kann ich irgendetwas für dich tun?«, sah jetzt Gregor seine Chance, sich bei Peter etwas beliebter zu machen. Denn wann fand sich schon mal eine solche Gelegenheit, dass er mit seinem Chef alleine war.

Gregor war eine gute Fachkraft, keine Frage, aber er war ein Streber und das mit Leib und Seele. Von Anfang an hatte er nur ein Ziel vor Augen, nämlich irgendwann einmal ganz oben zu stehen, an erster Stelle zu sein, koste es was es wolle. Und sei es auf Kosten seiner Kollegen. Gregor sah seinen Vorteil darin bestehen, dass keiner von seinen Kollegen einen Verdacht hegte, dass er Sie ausspielte. Ja, Gregor war ein Stilist, man konnte sagen ein in jeder Hinsicht zu seinem Vorteil sich verändernder Karrieremensch. Er achtete fortwährend auf sein äußerliches Erscheinungsbild, war stets zuvorkommend, hilfsbereit und immer freundlich zu allen. Eben eine vertrauenserweckende Kombination.

Und eines konnte er besonders gut, nämlich Situationen auszunutzen, wenn sich einer seiner Kollegen in geschäftlichen Schwierigkeiten befand. So wie gerade eben sein Chef Peter Lenz, der sich in genau so einer Situation befand. Gregor wusste, dass Peter gerade jetzt sehr empfänglich war, und nach jedem Strohhalm greifen würde, wenn er ihm welche reichen würde, also reichte Gregor den Strohhalm.

»Der Fakt hat soeben angerufen und ich habe das Gefühl, dass da irgendetwas im Busch liegt. Ruf doch bitte unsere Außenstellen an und frage nach, ob sie in der letzten Zeit was Neues hereinbekommen haben. Wir brauchen unbedingt für den Verlag ein heißes Ereignis und das sehr bald.«

»Klar doch, geht in Ordnung. Kein Problem, Peter.«

Gregor sauste wie von der Tarantel gestochen los, den Flur entlang, um Peters Auftrag so schnell wie nur irgend möglich zu erledigen, um natürlich mächtig bei seinem Chef Eindruck zu schinden. Peter wusste nur all zu gut, wie schnell man bei den meisten Verlagen abserviert wird, wenn man sich nicht an die vertraglich festgelegten Regeln hielt. Viele Agenturen sind von großen Verlagen abhängig, da machte Peter Lenz mit seiner Crew keine Ausnahme. Und der Andrang war enorm groß. Ja, es war leicht abzusehen, dass er enorm unter Druck stand.

»Peter ging, obwohl er nur seine Sprechanlage zu bedienen hatte, um Gregor zu erreichen in dessen Büro, um sich zu vergewissern ob der wenigstens an den Außenstellen etwas erreicht hat. Dort angekommen sah Peter Gregor hoffnungsvoll an. Doch Gregor musste zu seinem Bedauern verneinen. Und Peter grübelte weiter.

»Gregor, kannst du mir sagen, wann denn nun Mary von ihrer Auslandsreise zurückkommt?«

»Auf den Tag genau kann ich es dir auch nicht sagen. Du kennst ja Mary.« Aber vielleicht hat Susanne etwas in Ihrem Terminkalender auf ihrem Computer gespeichert. Soll ich sie dir ausdrucken?«

»Äh ja, sehr nett von dir, Gregor.«

Gregors Ego entflammte wie Feuer, als er diese netten Worte von seinem Chef hörte.

Während Gregor den Befehl zum Ausdrucken in Susannes Computer eingab, unterhielten sich die beiden weiter.

»Klar Peter. «, antwortete Gregor auf eine weitere Frage, die Peter bei der Besprechung der aktuellen Sachlage gab.

»Peter, wie dir ja sicherlich bekannt ist, ist Mary gerade auf den Malediven, um sich von einem weiteren und großzügigen Neureichen einen Barscheck abzuholen.«

»Hä, ja, sicherlich, ich dachte, vielleicht hätte sie zufällig ein Phänomen parat. Aber wie sollte sie auch. Hm, hat ja genug mit ihren Aufgaben zu tun. Na ja, hoffentlich kann sie wenigstens diesen neureichen Schnösel als Kunden für uns gewinnen, oder was meinst du Gregor?«

»Aber Peter, seit wann zweifelst du an Marys Fähigkeiten. Bis jetzt hat sie noch immer jeden Auftrag erfüllt.«, entgegnete Gregor ermutigend.

»Sicher hast du Recht, ich meinte ja nur.«

Gregor sah in Peters Gesichtsmiene, die sich zu einer einzigen Sorgenfalte zusammenzuziehen drohte.

»Soll ich sie vielleicht Mal anrufen, Peter?«

»Was, hä, nicht nötig Gregor, dieser Auftrag ist zu wichtig, als dass wir Mary stören könnten.«

Peter konnte es nicht riskieren, dass wegen dieses Engpasses an Material Marys Zusammenkunft mit dem neuen Kunden wie eine Luftblase platzte.

Auch dieses Geld, sofern Mary den neuen Kunden für die Agentur gewinnen konnte, war für Peters Geschäft sehr wichtig.

» Vielleicht ergibt sich in der nächsten Zeit etwas Neues, womit wir den Fakt beruhigen können.«, sagte Gregor tröstend.

»Sicherlich Gregor, bestimmt hast du wieder mal Recht, wie schon immer.«, antwortete Peter mit einer Hoffnungslosigkeit, die in Gregor Mitgefühl auslöste.


*

Zur gleichen Zeit bei Norman:
 

Diese Situation versetzte Norman Wiesener in eine unerklärliche Neugier. Er spürte instinktiv, dass er keine Angst zu haben brauchte, obwohl er völlig geschockt war. Mit zitterndem Körper lauschte er fortan dem Geschehen. Dieses Wesen befand sich nun so dicht bei Norman, dass er nur seine Hand auszustrecken bräuchte, um es berühren zu können. Aber so sehr er es auch versuchte, wiederum konnte er kein einziges Glied an seinem Körper bewegen. Plötzlich, wie unter Zwang, schloss er seine Augen. Er erlebte Visionen, die so hautnah und echt wirkten, dass er das Gefühl bekam, in einem Kinofilm mitzuspielen oder gar in der Wirklichkeit dabei zu sein. Dort befand sich Norman in einer Welt, die ihm völlig fremd war. Er sah zwar Wälder, Blumen und Täler aber in einer Form, die bislang nur im Garten Eden vorkommen konnten. Täler, die so saftig und grün sich darboten, dass er glaubte sich im Himmelreich zu befinden. Und doch wurde dieses Paradies von einem grauen Schatten umhüllt. Nun konnte er diese Wesen besser erkennen, die so ähnlich wie wir Menschen aussahen. Er sah diese menschenähnlichen Wesen auf jener wundervollen Welt weinen und klagen. Und er sah sie ihre Arme nach etwas ausstrecken. Ja, es kam ihm so vor, als würden sie ihre Arme nach ihm ausstrecken. So als wäre er ein Gott und Vater für sie. Als wäre er der Korn des Gedeihens. Norman spürte die grenzenlose Verzweiflung und Ängste, die von diesen Wesen ausgingen. Tiefste Traurigkeit machte sich in seinem Herzen breit. Ein ungutes Gefühl kam in ihm auf, irgendeinmal kam es ihm so vor, als hätten diese Kreaturen nach ihm verlangt. Als wäre er, und nur er, der, der Ihnen diese Traurigkeit nehmen konnte.



 Kapitel 1, Kontakt (Teil 2)
© 2012 by Peter Althammer

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